Schulen nutzten Angebot des Limburger Stadtarchivs

Totschlag, Brandlegungen, Plünderungen oder Schädigungen jeder Art – darum ging es in einer Urkunde, die Graf Gerhard von Diez am 11. Mai 1306 ausstellen ließ. Es hatte eine Kirmesschlägerei gegeben, die sich zu einem Kriegszug auswuchs, so dass nicht weniger als fünf Adlige gebraucht wurden, um die Angelegenheit zu bereinigen.

Diese Urkunde bekamen zwei Schulklassen zu Gesicht, die die Zeit unmittelbar vor den Sommerferien nutzten, um dem Stadtarchiv Limburg an der Lahn einen Besuch abzustatten. Die Klasse 7c der Taunusschule in Bad Camberg mit ihren Lehrkräften Desiree Novian, Daniela Darsbach und Björn Bergmann kam in die Domstadt, um vor Ort zu erfahren, was in einem Archiv aufbewahrt wird und was man damit machen kann. Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker und seine Mitarbeiterin Monika Jung infor-mierten die Schüler über unterschiedliche Archivalien, von der mittelalterlichen Urkunde bis zur Zeitung von heute, ihre Erschließung und sichere Aufbewahrung.

Abb.: Klasse 7c der Taunusschule in Bad Camberg (Foto: Stadtarchiv Limburg)

Abb.: Klasse 7c der Taunusschule in Bad Camberg (Foto: Stadtarchiv Limburg)

Auch die Klasse 7g5 der Tilemannschule Limburg mit Klassenlehrerin Meike Weinbach und Geschichtslehrerin Barbara Rothbrust machte sich auf ins Limburger Schloss. Sie hatten wie ihre Bad Camberger Kollegen in den vergangenen Wochen im Unterricht das Thema Mittelalter behandelt. Nun nutzten sie die Chance, sich zu informieren, welche Quellen in der Stadt vorhanden sind und wie man aus ihnen
Erkenntnisse filtert.

Alle Schüler zeigten sich fasziniert, eine mittelalterliche Urkunde und einen Zunftbrief im Original ansehen zu dürfen oder die Zeitungen, die auf den Tag genau vor 50 und 100 Jahren erschienen waren. Darin war etwa das Festprogramm zum 50-jährigen Bestehen des Männergesangvereins „Eintracht“ 1913 zu finden oder die Meldung, das drei Turner aus Mühlen am Gauturnfest in Flacht teilgenommen hatten. Eine Führung durch das Magazin rundete den Archivbesuch ab. Die Schüler waren gut vorbereitet und hatten viele Fragen an den Stadtarchivar. Dazu gehörte auch, welche Rolle ein Archiv in politischen Tagesfragen spielen kann. Da gab es mit den Stolpersteinen und der Ehrenbürgerschaft zwei aktuelle Themen, an deren Beispiel sich dies erläutern ließ.

Kontakt:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
-Stadtarchiv-
Mühlberg 2 (Schloss)
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel.: 06431-932 368
Fax: 06431-584 39 47
christoph.waldecker@stadt.limburg.de
www.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg a.d. Lahn, Pressemitteilung, 3.7.2013

Findmittel des Stadtarchivs München nun online recherchierbar

Mit der Billigung des Abschlussberichts durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) konnte das Stadtarchiv München ein zweijähriges Projekt erfolgreich beenden, das es sich zum Ziel gesetzt hatte, erste Aktenbestände des Archivs auch online recherchierbar zu machen. Im Rahmen des Förderprogramms „Wissenschaftliche Literaturversorgung und Informationssysteme“ der DFG wurden 17 bisher nur maschinenschriftlich vorliegende Findbücher und Karteien mit insgesamt 51.557 Einträgen zur Bereitstellung im Internet nachträglich digital erfasst (retrokonvertiert).

Es handelt sich dabei mit Beständen wie „Bürgermeister und Rat“, „Heiliggeistspital“, „Ratssitzungsprotokolle“ und „Steueramt“ um die zentralen älteren Aktenbestände des Münchner Stadtarchivs, die alle zu einem wesentlichen Teil Unterlagen aus der Zeit vor 1800 beinhalten und einen Zeitraum vom 9. Jahrhundert bis 1979 abdecken. Die DFG unterstützte dieses sehr aufwändige Projekt mit der Übernahme von zwei Dritteln der Kosten für die Digitalisierung in einer Höhe von 22.600 €. Das restliche Drittel dieser Kosten trug die Landeshauptstadt München.

Inzwischen konnten die retrokonvertierten Findmittel auf der Homepage des Stadtarchivs im offiziellen Stadtportal von München unter http://www.muenchen.de/stadtarchiv eingestellt werden und stehen nun im Internet für die Einsichtnahme und zur Recherche zur Verfügung. Erste Schritte sind bereits eingeleitet, um diese Daten so rasch wie möglich auch über das im Aufbau befindliche bundesweite „Archivportal-D“ zugänglich zu machen. Der Kosten- und Zeitrahmen dieses Projektes konnte damit eingehalten und zum Teil sogar deutlich unterschritten werden.

Die Verzeichnisse vieler der bedeutendsten Aktenbestände zur Erforschung der Münchner Stadtgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit, sowie zu einem Großteil auch des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind mit diesem Projekt für wissenschaftliche und heimatkundliche Benutzerinnen und Benutzer auf der ganzen Welt nun besser und bequemer zugänglich geworden. Das Stadtarchiv erhofft sich von dieser Maßnahme einen breiteren Zugriff auf seine älteren Bestände und damit auch eine verstärkte Nutzung dieser Unterlagen. Es wäre ganz im Sinne der DFG und des Stadtarchivs, wenn auf diese Weise die Anregung zu neuen Forschungsvorhaben zur Stadtgeschichte Münchens entstehen würde.

Kontakt:
Stadtarchiv München
Winzererstraße 68
80797 München
Tel.: 089 233-0308
Fax: 089 233-30830
stadtarchiv@muenchen.de
www.muenchen.de/stadtarchiv

Quelle: Stadtarchiv München, Pressemitteilung zum Abschluss des Retrokonversionsprojekts, 27.6.2013

Alarm in der Weimarer Republik im Kreis Pinneberg

„Alarm in der Weimarer Republik. Arbeiterbewegung und NSDAP im Kampf um den Staat“ lautet der Titel einer Broschüre mit Quellen zur Geschichte des Kreises Pinneberg für den Geschichtsunterricht. Erstellt wurde die Broschüre durch Anke Rannegger vom Stadtarchiv Wedel in Zusammenarbeit mit den Lehrern Sönke Zankel (Ludwig-Meyn-Gymnasium Uetersen), Sören Klein und Dirk Cholewa (Johann-Rist-Gymnasium Wedel).

Dr. Sönke Zankel (Ludwig-Meyn-Gymnasium Uetersen), Anke Rannegger (Stadtarchiv Wedel) und Sören Klein (Johann-Rist-Gymnasium Wedel)

Das knapp 25 Seiten starke Heft beleuchtet anhand von Quellen – vor allem Plakate und Flugblätter – aus Wedel und Uetersen den Kampf zwischen Arbeiterbewegung und NSDAP um den Staat. Die Materialsammlung ist für den Schulunterricht an weiterführenden Schulen ab Klasse 9 konzipiert.

„Einen probaten Weg hierfür bietet die Lokalgeschichte“, schreiben die Autoren im Vorwort der Broschüre. Mit dem Unterrichtsmaterial findet das Ende der Weimarer Republik nicht mehr nur in Berlin und München statt. „Die Epoche ist interessant für den Kreis Pinneberg, weil Wedel links war und es spannend zu sehen ist, wie die NSDAP versuchte, sich hier zu etablieren“, sagt Lehrer Sören Klein. Für die Schüler spielt sich der Klassenkampf dort ab, wo sie jetzt wohnen – vor Ort, in Wedel und Umgebung.

Die Quellen sind ein Zeugnis der Propaganda und des Klassenkampfes, bei dem sich beide Seiten nichts schenkten. So wirft die Kommunistische Partei Deutschlands KPD den Nazis in einem Schreiben vor, dem Wedeler Genossen Riemann mit Mord zu drohen und nimmt das zum Anlass, zu einem „rücksichtslosen, außerparlamentarischen Kampf“ aufzurufen. An anderer Stelle wirbt die Wedeler Ortsgruppe der NSDAP um Mitglieder: „Komm zu uns und hör uns an. Du wirst Dich wundern, wie viele gute Bekannte Du bei uns finden wirst.“

„Mit dieser Arbeit ist ein erster Schritt für eine stärkere Einbindung regionaler Quellen in den Schulunterricht getan“, sagen die vier Autoren. Eine Fortführung dieser Materialsammlung für den regionalen Geschichtsunterricht für andere Zeiträume ist angedacht. Interessierte Lehrer aus dem Kreis Pinneberg möchten sich bitte mit Anke Rannegger vom Stadtarchiv Wedel unter der Telefonnummer 04103 707 215 in Verbindung setzen.

Links:

Broschüre mit Quellenmaterial und Arbeitsanleitungen

Plakat „Nazis wollen Genossen Riemann ermorden!“

Plakat „Was wird am 24. Juli?“

Plakat „Zuckerprolet“

Plakat „Deutschland, nur Deutschland, nichts als Deutschland“

Plakat „Frontsoldaten! Deutsche!“

Kontakt:
Stadtarchiv Wedel
Anke Rannegger
Rathausplatz 3 – 5, Zimmer 22
22880 Wedel
Telefon: 04103 707 215
Fax: 04103 707 88 215
A.Rannegger@stadt.wedel.de

Quelle: S. Bauermeister, Pinneberger Tageblatt, 29.6.2013; Stadt Wedel, o.D.

Ausstellung OWL – Heimat für Fremde? demnächst im Bielefelder Stadtarchiv

Die Wanderausstellung "OWL – Heimat für Fremde?" des Arbeitskreises ostwestfälisch-lippischer Archive wird vom 10. Juli bis 6. September 2013 in Stadtarchiv und Landesgeschichtlicher Bibliothek Bielefeld zu sehen sein.

OWL - Heimat für Fremde? Ausstellung im Stadtarchiv Bielefeld

Die von Archiven in OWL realisierte Ausstellung behandelt das breite Themenfeld von Migration und Integration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei wird der gesamte zeitgeschichtliche Kontext der Migration in den Blick genommen: Nicht nur die Migranten, auch die Bedingungen der "Aufnahmegesellschaft" vor Ort in OWL werden vorgestellt. Die Integrationsforschung hat lange Zeit eine Erfolgsgeschichte gezeichnet; viele sozial-, alltags- und mentalitätsgeschichtliche Fragen von Einwanderung und Aufnahme blieben jedoch unberücksichtigt. Diese "Blindstelle" wird mit Blick auf die archivalische Überlieferung in OWL beleuchtet.

Die weltweit einzigartige Wanderungsbilanz, die OWL und Deutschland insgesamt im vergangenen Jahrhundert erlebt haben, ist der Grund für die gewählte zeitgeschichtliche Langzeitperspektive der Ausstellung. Es geht um die Beziehungsgeschichte zwischen der einheimischen und der eintreffenden Bevölkerung, die zeitweilig oder dauerhaft in OWL verblieb: Ostdeutsche Flüchtlinge und Vertriebene und ihre allmähliche Selbstorganisation, alliierte Militärangehörige und die Fraternisierung, staatenlose Displaced Persons, jüdische Zuwanderung und Gemeindebildung nach dem Holocaust, „Gastarbeiter” in Zeiten von Vollbeschäftigung und Anwerbestopp, Asylbewerber zwischen Anerkennung und Abschiebung, Übersiedler und Spätaussiedler als Deutsche in der fremden Heimat, die „multikulturelle” Gesellschaft vor dem Hintergrund von Integrationserfolgen und -misserfolgen. OWL – Heimat für Fremde?

Nach dem Auftakt der Wanderausstellung 2011 in Herford gastiert sie nach diversen Stationen erneut in Bielefeld. Zur Ausstellung ist ein 272 Seiten umfassender Katalog erschienen (Schriften des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bd. 16; Verlag für Regionalgeschichte).

Im Stadtarchiv Bielefeld wird die Ausstellung in Kooperation mit dem Amt für Integration und dem Integrationsrat gezeigt.

Flyer zur Ausstellung: http://www.bielefeld.de/ftp/dokumente/Flyer_Heimat_f_Fremde0713.pdf

Begleitprogramm: Vorträge im Veranstaltungssaal SO2, 2. Obergeschoss, Kavalleriestr. 17

  • Montag, 22. Juli 2013, 19 Uhr: Dr. Hans-Jörg Kühne (Bielefeld): „Bielefelder wider Willen: Displaced Persons, Flüchtlinge und Vertriebene
  • Donnerstag, 5. September 2013, 19 Uhr: Dr. Kathrin Pilger (Düsseldorf): „Fremd in Nordrhein-Westfalen: Die Integration der ´Gastarbeiter´ als politische und gesellschaftliche Herausforderung. Vortrag mit Filmbeispielen”

Ausstellungsöffnungszeiten:
10. Juli bis 6. September 2013 (Eröffnung am 9. Juli 2013, 19 Uhr)
Montag 14 bis 18 Uhr, Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr und Samstag 11 bis 14 Uhr

Kontakt:
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek
Neumarkt 1
33602 Bielefeld
Tel. 0521 51-2471
Fax 0521 51-6844
stadtarchiv@bielefeld.de
www.stadtarchiv-bielefeld.de

Archiv und Wirtschaft 2/2013

Die neue Ausgabe 2/2013 der Zeitschrift "Archiv und Wirtschaft" erscheint in Kürze, u.a. mit einem Bericht über die diesjährige Arbeitstagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V. und einem Aufsatz über das Archiv des Deutschen Roten Kreuzes.

Inhaltsverzeichnis "Archiv und Wirtschaft" 2/2013

AUFSÄTZE

Petra Liebner: Das Archiv des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) (60-70)

Thomas Inglin: Don’t waste your money! Forget a jubilee book (71-73)

Barbara Hölschen: Drei Streifen für die Ewigkeit – Die weltweit größte Sportschuhsammlung adidas stellt sich vor (74-81)

BERICHTE

Kai Bosecker: Arbeitstagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V. vom 28. bis 30. April 2013 in Wien (82-89)

Karl-Peter Ellerbrock: Crises, Credibility and Corporate History. Symposium des International Council on Archives, Section Business and Labour Archives, in Basel (90-91)

Benjamin Obermüller: Aufbau des Historischen Archivs des Verbands öffentlicher Versicherer in Düsseldorf (92-94)

REZENSIONEN

Tim von Arnim: „Und dann werde ich das größte Zeitungshaus Europas bauen“. Der Unternehmer Axel Springer; Fritz Backhaus, Dmitrij Belkin und Raphael Gross (Hrsg.): Bild dir dein Volk! Axel Springer und die Juden. Begleitbuch zur Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt am Main vom 15. März bis 29. Juli 2012 (Kurt Schilde) (95-97)

Peter Josef Belli: Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werke AG (VAW) von 1917 bis 1948. Ein Rüstungsbetrieb in regionalen, nationalen, internationalen und politischen Kontexten (zugleich ein Beitrag zur Industriegeschichte der Niederlausitz) (Renate Schwärzel) (97-99)

Elisabeth Joris und Adrian Knoepfli: Feller – eine Firma prägt die Elektroindustrie. Vom Drehschalter bis zur Haussteuerung (Alexandra Bloch Pfister) (99-101)

Toni Pierenkemper (Hrsg.): Unternehmensgeschichte (Doris Heckel) (101-103)

Günter Riederer: Auto-Kino. Unternehmensfilme von Volkswagen in den Wirtschaftswunderjahren (Edgar Lersch) (13-104)

Axel Rosch: Die Entstehung und Entwicklung des Bankenplatzes Düsseldorf. Von Beginn der Industrialisierung bis zur Entindustrialisierung (1850–1961) (Sebastian Beck) (105-107)

Reiner Ruppmann: Schrittmacher des Autobahnzeitalters. Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet (Siegfried Buchhaupt) (107-109)

Rezensionsliste (110-111)

Impressum (112)

Kontakt:
Redaktion "Archiv und Wirtschaft"
Redaktionsleitung:
Dr. Helen Müller und Dr. Martin Münzel
Corporate History
Bertelsmann SE & Co. KGaA
Carl-Bertelsmann-Str. 270
33311 Gütersloh
Fon: +49 5241/8089992
Fax: +49 5241/80689992
helen.mueller@bertelsmann.de
martin_muenzel@yahoo.com

Hängebrücke Li – Die Tongji-Universität Shanghai und die TU Darmstadt erinnern an einen gemeinsamen Alumnus

Anlässlich des Tongji-Tages an der TU Darmstadt eröffneten die Präsidenten der beiden Universitäten, Prof. Dr. Pei Gang und Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel, am 20. Juni 2013 eine zweisprachige Ausstellung zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Li Guohao (1913-2005).

Die Ausstellung wurde von der Gallery of Tongji University History und den Archives of Tongji University konzipiert und als Gastgeschenk von der chinesischen Delegation der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Posterausstellung wird vor Ort um einige Originaldokumente aus dem Universitätsarchiv der TU Darmstadt ergänzt.

Abb.: Die Ausstellungsmacher, Prof. Dr. Yu Daxiang, Direktor der Gallery of Tongji University History und Prof. Dr. Zhu Dazhang, Direktor der Archives of Tongji University präsentieren die Ausstellung, Foto: Chris Hartung / TU Darmstadt

Abb.: Die Ausstellungsmacher, Prof. Dr. Yu Daxiang, Direktor der Gallery of Tongji University History und Prof. Dr. Zhu Dazhang, Direktor der Archives of Tongji University präsentieren die Ausstellung (Foto: Chris Hartung / TU Darmstadt)

Li Guohao verkörpert wie kein anderer die gelebte Partnerschaft zwischen den beiden Traditionshochschulen in China und Deutschland. Die Verbindungen reichen zurück bis in die 1930er Jahre, als der Darmstädter Eisenbahnprofessor Erich Reuleaux einige Jahre an der deutschsprachigen Tongji-Universität lehrte und als Dekan die Geschicke der Technischen Fakultät leitete. Nach seiner Rückkehr 1937 folgten ihm mehrere chinesische Ingenieure zur Fortsetzung ihrer wissenschaftlichen Ausbildung nach Darmstadt. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs versperrte den Weg zurück nach China und verlängerte ihren Aufenthalt auf unbestimmte Zeit. Unter den chinesischen Wissenschaftlern in Darmstadt gelang Li Guohao eine beispiellose akademische Karriere. 1940 wurde er mit einer Arbeit zur Brückentheorie zum Dr.-Ing. promoviert, 1942 folgte die Habilitation. Gemeinsam mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Kurt Klöppel veröffentlichte er während des Krieges mehrere Aufsätze zu Problemen des Stahlbaus und der Baustatik. Das Kriegsende ermöglichte die Rückreise nach China, wo er seit 1946, unterbrochen durch die Kulturrevolution, seinen Weg als Hochschullehrer an der Tongji-Universität fortsetzte.

Als Rektor seiner Heimatuniversität legte Li Guohao nach der Öffnung Chinas in den 1970er Jahren die Grundlagen für die Partnerschaft mit der TU Darmstadt, die 1979 in einer ersten Absichtserklärung angestrebt und 1980 in einem Rahmenvertrag verbindlich vereinbart wurde. 1985 erhielt Li Guohao für seine wissenschaftlichen Verdienste die Ehrendoktorwürde der TH Darmstadt und noch zwei Jahre vor seinem Tode gedachte der Darmstädter Universitätspräsident mit einer Ehrenurkunde an die mittlerweile 60 Jahre zurückliegende Habilitation.

Mit der Ausstellung „Hängebrücke Li. Brücke der Freundschaft zwischen China und Deutschland“ wird der persönliche, wissenschaftliche und akademische Weg des erfolgreichen Bauingenieurs aus chinesischer Perspektive nachgezeichnet. Ausgewählte Dokumente und Unterlagen aus Darmstädter Provenienz beleuchten deutschlandbezogene Aspekte seiner Biografie. So sind neben den frühen Vertragstexten u.a. ausgewählte Aufnahmen zum zeitgenössischen Verkehrswesen Chinas aus der Lehrmittelsammlung Reuleaux’ in digitaler Form zu sehen (s. a. http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/tua-ch).

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni 2013 von 9 bis 20 Uhr im Vortragssaal der ULB Darmstadt, Magdalenenstraße 8, zu sehen.

Andreas Göller (Darmstadt)

Unwetterschäden im Stadtarchiv Bonn

Das heftige Gewitter mit Starkregen am 20. Juni 2013 hat auch in der ganzen Stadt Bonn Spuren hinterlassen und viele Schäden verursacht. Besonders stark betroffen war Bad Godesberg; hier gab es 750 der insgesamt rund 950 Einsätze für die Bonner Feuerwehr. Zahlreiche städtische Gebäude sind durch Wasser beschädigt.

Auch das Stadtarchiv Bonn ist massiv vom Unwetter betroffen. In einem Bibliotheksmagazin drückte Wasser durch einen Kanalabschlussdeckel in den Raum. Die Stadthistorische Bibliothek musste evakuiert werden. Acht Paletten mit völlig durchnässten Büchern mussten der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Norbert Schlossmacher, und seine Kollegen aus den Regalen räumen. Darunter seien alte Bildbände und historische Reiseberichte aus der Region, sagt der Archivar gegenüber dem General-Anzeiger.

Die feucht gewordenen Bücher werden in einer Gefriertrocknungsanlage behandelt. Durch Schockfrosten und langsames Auftauen sollen Schäden und Verluste gering gehalten werden. Die nicht vom Wassereinfall betroffenen Werke wurden hingegen ins Außenmagazin des Bonner Stadtarchivs in Sicherheit gebracht.

Noch kann Archivleiter Schlossmacher keine Schadenshöhe benennen. So massiv wie dieses Mal hat es das Bonner Stadtarchiv noch nie erwischt. Kummer durch Wasserschäden sind Schlossmacher und seine Kollegen aber gewohnt. "Bisher tropfte es immer durch die Decke", sagt er. Das war auch dieses Mal in den oberen Räumen der Fall. Dort mussten ebenfalls Regale ausgeräumt und trockengewischt werden, ebenso wie im stark betroffenen Raum der Archivwerkstatt.

Kontakt:
Stadtarchiv und die Stadthistorische Bibliothek
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: (0228) 77 2410 (Auskünfte rund um das Stadtarchiv)
Fax: (0228) 77 4301
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Stadt Bonn, Pressemitteilung, 20.6.2013; Stadt Bonn, Pressemitteilung, 21.6.2013; General-Anzeiger, 21.6.2013

Oldenburger Singverein lagert vier Meter Notenblätter im Staatsarchiv

Der Notenschatz des Oldenburger Singvereins von 1821 lagert nunmehr im Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg. Unter der Signatur „Dep 118 Singverein Oldenburg“ finden sich aber nicht nur 4,2 Meter Noten, sondern auch Protokolle, Rechnungen und Korrespondenzen des Vereins mit zusammen 179 Verzeichnungseinheiten.

Schon 2008 hatten die Singvereinsmitglieder ihre Notenblätter im Umfang von 330 Kompositionen in 30 Umzugskartons verstaut und auf sechs Privatwohnungen verteilt. Das neue Depositum im Staatsarchiv bleibt rechtlich Eigentum des Singvereins.

Der Singverein Oldenburg war am 25. Juni 1821 im Saal eines Gastwirts gegründet worden. Er gehört zu den zehn ältesten Mitgliedschören des Verbandes Deutscher Konzertchöre (VDKC) und zu den ältesten Kulturinstitutionen der Stadt Oldenburg. Durch das Engagement des Singvereins wurde 1921 eine Oper in Oldenburg gegründet. Bis 1994 bildete der Singverein den Extrachor des Staatstheaters.

Erhalten geblieben sind dem Verein die Notenblätter, aus denen Staatsarchivar Dr. Wolfgang Henninger eine für das Archiv sinnvolle Auswahl getroffen hat – Noten mit besonderem Bezug zur Musikgeschichte des Landes Oldenburg sowie für Ausstellungszwecke (zum Beispiel zum Jubiläum des Singvereins im Jahr 2021) geeignete Drucke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Einige Noten gehörten zum Nachlass des Oldenburger Organisten Ludwig Meineke. Wiederaufgefunden wurde zudem ein nur noch in Oldenburg nachweisbares Chorwerk von Albert Dietrich („Die Braut von Liebenstein“, 1865 uraufgeführt). Ein Augenmerk des Staatsarchivars lag zudem auf den Werken des in Hooksiel geborenen und in Bielefeld verstorbenen Komponisten Ludwig Meinardus.

Links:

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Oldenburg
Damm 43
26135 Oldenburg
Telefon: (0441) 92 44 100
Fax: (0441) 92 44 292
Oldenburg@nla.niedersachsen.de

Quelle: Thomas Husmann, NWZ Online, 19.6.2013

UNESCO nimmt Goldene Bulle in das Register »Memory of the World« auf

Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Darmstadt ist um einen besonders kostbaren Titel reicher: Das in ihrem Sammlungsbestand befindliche Exemplar der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. aus dem Jahre 1356 zählt jetzt zum „Weltdokumentenerbe“. Die UNESCO hat die existierenden Exemplare der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. in ihr Register des Weltdokumentenerbes „Memory of the World“ aufgenommen.

Goldene Bulle (Archiv TU Darmstadt)

Die Aufnahme des alten Reichsgesetzes von 1356 in das UNESCO-Programm betrifft in Hessen neben dem Frankfurter Exemplar auch das in der Darmstädter ULB aufbewahrte ehemalige Kölner Exemplar, das nach der Säkularisation aufgrund seiner Auslagerung ins kurkölnische Westfalen nach Darmstadt kam und damit als einziges der sieben in Deutschland und Österreich erhaltenen Exemplare nicht in einem Archiv, sondern in einer Bibliothek aufbewahrt wird.

Innerhalb der Digitalen Sammlungen der ULB ist es vollständig digitalisiert und kann so von jedermann eingesehen werden:
http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/Hs-3065

„Nach dem Gero-Codex besitzt die ULB damit nun bereits eine zweite Handschrift im prestigeträchtigen Weltdokumentenerbe“, freut sich der ULB-Direktor Dr. Hans-Georg Nolte-Fischer.

Kontakt:
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Dr. Silvia Uhlemann
Leiterin Historische Sammlungen und Musik
Magdalenenstraße 8
64289 Darmstadt
Tel. 06151/16-5807
www.ulb.tu-darmstadt.de

Quelle: TU Darmstadt, Pressemitteilung, 19.6.2013

Vize-Verfassungsschutz-Chef Vahrenhold ins Sächsische Staatsarchiv versetzt

Nachdem in Sachsens Verfassungsschutz neuerlich unbekannte Akten zur Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) aufgetaucht sind, muss Vize-Verfassungsschutzpräsident Olaf Vahrenhold seinen Posten räumen: Zum 1. Juli 2013 wird er als Abteilungsleiter in das Sächsische Staatsarchiv versetzt. Innenminister Markus Ulbig (CDU) erklärte am 19. Juni dazu, dass die Versetzung nicht nur mit dem Fund neuer NSU-Akten zu tun habe, sondern mit der notwendigen Neuordnung des Verfassungsschutzes.

Im Sächsischen Staatsarchiv ist derzeit die Leitung der Abteilung 1 – "Zentrale Aufgaben, Grundsatz" – vakant. Welche archivfachlichen Qualifikationen Vahrenhold für eine leitende Position im Staatsarchiv mitbringt, ist nicht bekannt. Der Freistaat Sachsen macht sich mit dieser Personalentscheidung in archivfachlicher Hinsicht abermals zum Gespött zumindest der Fachöffentlichkeit, nachdem der Sächsische Landesrechnungshofbericht des Jahres 2003 zur Bestandsreduzierung die Ersatzverfilmung, Digitalisierung, Nachbewertung und Nachkassation vorhandener Archivbestände vorgeschlagen hatte und nachdem das Sächsische Staatsministerium für Kultus zu Schuljahresbeginn 2012 die Abordnung von Lehrerinnen und Lehrern an die Staatsarchive zum Zwecke der Archivpädagogik und Historischen Bildungsarbeit beendet hat – dies kurz nachdem im Rahmen dieses erfolgreichen Programms noch die 26. Archivpädagogenkonferenz 2012 in Dresden durchgeführt worden war!

Der Umgang mit den Archiven und das Verständnis vom Archivwesen dokumentiert in Sachsen offenkundig antiquierte, aber längst nicht überwundene stereotype Vorstellungen von den Archiven als Ablagestelle für missliebige, inkompetente oder in Ungnade gefallene Behördenmitarbeiter. Dass im aktuellen Fall der sächsische Vize-Verfassungsschutzpräsident, der bewiesen hat, nicht mit Akten umgehen zu können, gerade ins Staatsarchiv versetzt wird, erscheint skandalös und nicht akzeptabel.

Vor einem Jahr hatte Verfassungsschutzchef Reinhard Boos um seine Versetzung gebeten, nachdem erstmals unbekannte NSU-Akten aufgetaucht waren. Das Landesamt für Verfassungsschutz sei "offenbar steigerungsfähig", erklärte die Linke-Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz gegenüber der Leipziger Volkszeitung ironisch: Vor einem Jahr sei eine einzelne Akte zum NSU aufgetaucht, nunmehr handele es gleich um drei Akten "aus dem Bermuda-Dreieck namens Archiv des Landesamtes für Verfassungsschutz".

Quelle: LVZ-Online, 19.6.2013