Wanderausstellung »Riga: Deportation – Tatorte – Erinnerungskultur« in Detmold

In der Zeit vom 26. Januar bis zum 24. März 2023 ist im Detmolder Rathaus am Markt die Ausstellung „Riga: Deportation – Tatorte – Erinnerungskultur“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu sehen. Das Stadtarchiv Detmold ergänzt die Ausstellung mit Informationen über das Schicksal der Detmolder Menschen, die nach Riga deportiert wurden und die Shoah nicht überlebten. Das Stadtarchiv bietet dazu auch Führungen und Angebote für Schulen an.

Bereits im Jahr 2020 hatte die Gesellschaft für Christliche-Jüdische Zusammenarbeit den Beitritt zum Deutschen Riga-Komitee beim Rat der Stadt Detmold angeregt. Die Deportation nach Riga war im Winter 1941 die erste, die Frauen, Männer und Kinder aus Detmold betraf. Am Dienstag, 31. Januar, um 17 Uhr findet nun im Rathaus der Stadt Detmold die feierliche Unterzeichnung der Beitrittsurkunde durch Bürgermeister Frank Hilker und Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling statt. Winfried Nachtwei, Mitinitiator des Riga-Komitees, und Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink berichten über die historischen Hintergründe.

Zwei Tage zuvor, am Sonntag, 29. Januar, 11.30 Uhr, zeigt das Stadtarchiv Detmold in Kooperation mit dem LWL-Medienzentrum im Kleinen Festsaal der Stadthalle den Dokumentarfilm „Wir haben es doch erlebt. Das Ghetto von Riga“. Mehr als tausend Menschen aus Westfalen und Lippe wurden über den Bahnhof Bielefeld in das sogenannte Reichsjudenghetto in der lettischen Hauptstadt gebracht. Der Filmemacher Jürgen Hobrecht hat mit Betroffenen die historischen Orte aufgesucht und beleuchtet die Hintergründe der Deportationen.

Feierliche Unterzeichnung der Beitrittsurkunde der Stadt Detmold zum Deutschen Riga-Komitee
Di, 31. Januar, 17 Uhr, Rathaus Detmold

Das vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründete Städtebündnis hält das Erinnern und Gedenken an die nach Riga verschleppten und Ermordeten Menschen wach. Als die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lippe e.V. 2020 dem Rat der Stadt Detmold den Beitritt zum Deutschen Riga-Komitee vorschlug, waren die Ratsmitglieder einstimmig der Ansicht, dass dies ein wichtiger Schritt ist, um die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Riga zu unterstützen. Durch ihren Beitritt möchte die Stadt Detmold dazu beitragen, für die NS-Opfer des Ghettos Riga einen würdigen Ort des Gedenkens zu schaffen und zu bewahren.

Es sprechen
Bürgermeister der Stadt Detmold Frank Hilker
Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling
Winfried Nachtwei MDB a.D., Mitinitiator des Riga-Komitees
und Dr. Bärbel Sunderbrink, Stadtarchivarin: Nachbarn von nebenan – verschollen in Riga.
Joanne Herzberg, Jüdische Vorsitzende,
und Kristina Panchyrz, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe e.V.

Kontakt:
Stadtarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
Tel. 05231 / 766-0
stadtarchiv@detmold.de

Quelle: Stadt Detmold, News, 25.1.2023

Steirischer Beitrag für »Memory of Austria«

Landesaufnahme des Johannes Clobucciarich im UNESCO-Programm zum Erhalt von Dokumenten.

Vor 30 Jahren gründete die UNESCO das Programm „Memory of the World“, das zum Ziel hat, die weltweiten Bemühungen um den Dokumentenerhalt und die Zugänglichmachung von Information zu fördern. Im Rahmen internationaler und nationaler Verzeichnisse werden bedeutende Dokumente und Dokumentenbestände gelistet, die stellvertretend für die Vielzahl unterschiedlicher Dokumentengattungen Bewusstsein für die Notwendigkeit der Bewahrung von Dokumenten schaffen sollen. Seit 2014 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das nationale österreichische Dokumentenerbe-Register, das Dokumente und Dokumentenbestände mit herausragender Bedeutung für die österreichische Geschichte listet.

Am 16.12.2022 überreichte die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Sabine Haag, im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Haus-, Hof-, und Staatsarchivs die Urkunden für die 11 Neueinschreibungen von 10 Institutionen. Demnach wird künftig auch ein besonders wertvoller Bestand aus dem Steiermärkischen Landesarchiv neu gelistet. Titel: „Landesaufnahme des Johannes Clobucciarich” aus den Jahren 1601 bis 1605. Bisher war aus dem Landesarchiv die „Georgenberger Handfeste” aus dem Jahre 1186 enthalten.


Abb.: Eine Zeichnung Clobucciarichs mit dem Murtal nördlich von Graz und Teilen des Grazer Berglandes (Foto: Land Steiermark).

Man bereite gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom kroatischen Staatsarchiv Rijeka einen reich illustrierten Faksimileband zu Leben und Werk Clobucciarichs vor, der Anfang 2023 im Landesarchiv Steiermark bei einer Ausstellungseröffnung zum Thema präsentiert werden wird, freut sich Landesarchivdirektor Gernot Peter Obersteiner.

Die Landesaufnahme des Johannes Clobucciarich
Das Steiermärkische Landesarchiv verwahrt 99 Blätter mit rund 500 Einzelskizzen, die als Vorarbeit für ein Kartenwerk Innerösterreichs und der angrenzenden kroatischen Gebiete dienten und aus den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts stammen. Schöpfer dieser Skizzen war Johannes Clobucciarich, geboren um 1545 in Rijeka, Augustinermönch und abwechselnd Prior der Ordensklöster in Rijeka, Fürstenfeld und Völkermarkt sowie Generalvikar der Augustinerprovinz Steiermark-Kärnten. Erzherzog Ferdinand beauftragte ihn 1601 mit der Anfertigung einer Karte der innerösterreichischen Länder. Zur Fertigstellung der Landkarte kam es aufgrund des Todes Clobucciarichs um die Jahreswende 1605/1606 nicht mehr.

Clobucciarich zeichnete zuerst Panoramen, in die er Berg- und Talsysteme einordnete und führte danach im Detail die Ortschaften, Schlösser und Kirchen aus. Er legte in seinen Zeichnungen den Fokus auf herausragende Gebäude. Diese Bauwerke wurden mit ihrer charakteristischen Architektur festgehalten, wenn auch nicht ganz detailgetreu. Bei diesen Darstellungen Clobucciarichs handelt es sich sehr oft um die ältesten erhaltenen Ansichten, auch von Bauwerken, die umgebaut wurden. Clobucciarich zählt zu den bedeutendsten Kartografen seiner Zeit.

Kontakt:
Steiermärkisches Landesarchiv
Karmeliterplatz 3
8010 Graz
Tel.: +43 (316) 877-3478
landesarchiv@stmk.gv.at
https://www.landesarchiv.steiermark.at/

Quelle: Land Steiermark, News, 28.12.2022; Österreichisches Staatsarchiv, Nachrichten, 19.12.2022

Digitales Gedenkbuch »Jüdisches Leben in Saarbrücken und im Saarland«

Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat am 20.1.2023 im Filmhaus das digitale Gedenkbuch „Jüdisches Leben in Saarbrücken und im Saarland“ offiziell vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein neues Angebot auf der städtischen Homepage, das unter gedenkbuch.saarbruecken.de abrufbar ist. Das digitale Gedenkbuch ist ein Informations- und Recherchesystem zur Geschichte des Holocaust an der Saar, aber auch zur jüdischen Geschichte und Religion im Allgemeinen und zu jüdischem Leben in Saarbrücken und im Saarland im Besonderen. Es besteht aus zwei großen Bereichen: „Fakten und Erklärungen“ und der unter der Rubrik „Gedenkbuch“ angelegten Opferdatenbank.

Das Gedenkbuch wurde vom Stadtarchiv Saarbrücken erstellt und zu rund 80 Prozent von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien finanziell gefördert. 2020 hatte der Bund das Förderprogramm Neustart Kultur ins Leben gerufen, das unter anderem speziell für Archive und Bibliotheken das Digitalisierungsprogramm WissensWandel enthielt. Ein entsprechender Förderantrag des Stadtarchivs wurde bewilligt. Die Verwirklichung des Projekts hat etwa drei Jahre in Anspruch genommen.

Oberbürgermeister Uwe Conradt: „Mit dem digitalen Gedenkbuch haben wir der Erinnerungskultur in Saarbrücken ein weiteres bedeutendes Element hinzugefügt. Die jüdische Geschichte in der Landeshauptstadt und im Saarland wird auf dieser Website greifbar und erlebbar, auch dank des anschaulichen Fotomaterials. Darüber hinaus erhalten Nutzerinnen und Nutzer dieser Seite Einblicke in konkrete Schicksale von ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Nach dem Denkmal ‚Band der Erinnerung‘ im öffentlichen Raum vor der Synagoge haben wir mit dem digitalen Gedenkbuch ein weiteres im virtuellen Raum gesetzt.“ Kulturdezernentin Dr. Sabine Dengel: „Das digitale Gedenkbuch ergänzt die historisch-politischen Bildungsangebote der Landeshauptstadt in herausragender Weise. Nicht nur bieten wir ein nahezu einzigartiges digitales Informationsmedium, sondern geben auch Einblicke in die historische pulsierende Stadtkultur, an der die jüdische Community damals wie heute einen sehr wichtigen Anteil hatte.“


Abb.: Eine illustre Partygesellschaft, quasi ein „who is who“ der Saarbrücker jüdischen Gesellschaft, am Abend nach der Bar-Mitzwa von Curt, des Sohnes von Oberregierungsrat Dr. Ludwig Meyer. (Foto: Privat.)

AUSFÜHRLICHE INFORMATIONEN ZU JÜDISCHEM LEBEN AN DER SAAR
In der Rubrik „Fakten und Erklärungen“ stehen umfangreiche Informationen zur Geschichte des Antisemitismus zur Verfügung, zur jüdischen Geschichte im Saarland und in Saarbrücken, zu jüdischen Persönlichkeiten an der Saar, zur Erinnerungskultur sowie zu Religion und Brauchtum. Auch eine nach Landkreisen differenzierte Literaturliste und die für das Denkmal „Band der Erinnerung“ maßgebliche Liste der ermordeten Jüdinnen und Juden im Saarland sind in diesem Bereich der Website zu finden.

Die Informationen sind in kleinere Themenbereiche gegliedert und teilweise umfassend illustriert. Unter der Rubrik „Juden in Saarbrücken“ geht es zum Beispiel um die Anfänge jüdischen Lebens in Saarbrücken, um Saarbrücken als Zentrum jüdischen Lebens an der Saar, um die jüdische Gemeinde in Saarbrücken, die Rolle von Juden in der Saarbrücker Wirtschaft, um Juden als Ärzte, Rechtsanwälte, Juden in der Politik, in Kunst, Kultur und im Sport.

Der ausführliche Überblick zeigt, wie präsent jüdisches Leben gerade in der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zu Beginn der 1930er Jahre war. Jüdische Männer und Frauen waren Teil der Gesellschaft, machten sich um Kunst und Kultur, die Entwicklung von Handel und Gewerbe verdient. Die 1890 eingeweihte Synagoge in Saarbrücken an der Ecke Futterstraße/Kaiserstraße symbolisierte diese Präsenz mitten in der Stadt.

VIELFÄLTIGE RECHERCHEMÖGLICHKEITEN IN DER OPFERDATENBANK
Herzstück des digitalen Gedenkbuchs auf der Homepage der Landeshauptstadt ist die Opferdatenbank unter dem Menüpunkt „Gedenkbuch“. Sie dient als Rechercheinstrument, um die Geschichte des Holocaust aus regionaler Perspektive zu erforschen. Die Datenbank enthält Informationen zu den ermordeten und vor allem auch den überlebenden Jüdinnen und Juden im Saarland. Sie bildet damit jüdisches Leben von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ab.

Nutzerinnen und Nutzer können nach Namen, Geburts-, Sterbe- und Wohnorten recherchieren, außerdem nach Straßennamen und Berufen. Für den Wohnort Saarbrücken erscheinen fast 5.000 Treffer. Vor allem die Bahnhofstraße war bekannt für ihre zahlreichen jüdischen Geschäfte, in den oberen Etagen der Geschäftshäuser wohnten viele jüdische Familien. Wer mit dem Suchbegriff Karcherstraße recherchiert, wird feststellen, dass sich in dieser kleinen Straße mit fast 200 Einträgen viele Spuren jüdischen Lebens finden.

Die angezeigten Namen werden näher erläutert, beim Anklicken werden ihre familiären Beziehungen zur Eltern- und Kindergeneration dargestellt. Somit ist erkennbar, dass teilweise ganze Familien ausgerottet wurden. Wenn zu den betreffenden Personen im Saarländischen Landesarchiv eine Akte im Bestand Landesentschädigungsamt überliefert ist, gibt es darauf einen Hinweis im digitalen Gedenkbuch in Form einer Nummer. Interessierte können mithilfe dieser Nummer beziehungsweise Signatur im Landesarchiv die entsprechende Akte zur Einsichtnahme bestellen. Oft enthalten diese Akten umfangreiches Material zum Leben der Opfer.

SAMMLUNG DER DATEN WAR HERAUSFORDERUNG
Das Gedenkbuch berücksichtigt gut 20.000 Personen. Etwa 5.000 Personen wurden abschließend geprüft, der Rest erfolgt im Laufe dieses Jahres. Der jeweilige Bearbeitungsstatus wird aktuell angezeigt. Die Erfassung der Opferdaten erwies sich als sehr aufwändig. Ortsnamen, insbesondere in Osteuropa, veränderten sich, die deutsche Verwaltung trug sie in amtliche Dokumente nicht immer korrekt ein. Aufgrund von Fehlern in der Bürokratie entstanden abweichende Schreibweisen zu ein- und derselben Person, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfasst wurde.

Auch die Verfolgung hatte Auswirkungen auf Namen. Viele jüdische Menschen flohen von der Saar nach Frankreich und passten ihre Vornamen der französischen Sprache an. Wer für die Résistance tätig war, nahm unter Umständen einen Decknamen an und behielt diesen bei. Schwierigkeiten können auch bei massenhaft vorkommenden Nachnamen wie etwa bei Levy auftreten, wenn bei derselben Person variable Schreibweisen genutzt wurden. Neben den Namen zeigten sich auch bei Geburtsdaten für ein- und dieselbe Person Abweichungen.

Das digitale Gedenkbuch beachtet den Schutz personenbezogener Daten. Deshalb werden Daten zu überlebenden Personen nur sichtbar, wenn ihr Todestag mindestens zehn Jahre zurückliegt. Ist der Todestag nicht bekannt, muss der Geburtstag länger als 90 Jahre her sein. Wenn diese Fristen abgelaufen sind, werden die Daten automatisch freigeschaltet.

AUSBLICK
Das digitale Gedenkbuch versteht sich als eine Informationsplattform und ein Kompetenzzentrum im Hinblick auf die Geschichte jüdischen Lebens in Saarbrücken und im Saarland. Das Stadtarchiv Saarbrücken sucht die Kooperation mit allen, die sich ehrenamtlich oder beruflich mit diesen Themen beschäftigen. Das Projekt möchte Wissenschaftler und Familienforscher unterstützen und deren Ergebnisse im Gedenkbuch einstellen.

Die digitale Form bietet die Möglichkeit der permanenten Verbesserung, Erweiterung und Aktualisierung. Außerdem soll das Gedenkbuch auch als Grundlage für die Arbeit in Schulklassen dienen, das eigenständige Fragestellungen von Schülerinnen und Schülern fördern sowie Impulse für Schülerprojekte geben soll.

Kontakt:
Stadtarchiv Saarbrücken
Deutschherrnstraße 1
66117 Saarbrücken
Telefon: +49 681 905-1258
Fax: +49 681 905-1215
stadtarchiv@saarbruecken.de
https://www.saarbruecken.de/kultur/stadtarchiv

Quelle: Stadt Saarbrücken, Pressemitteilung, 20.1.2023

Jahresprogramm 2023 des Stadtarchivs Bochum

Das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte startet mit einem neuen Programm in das Jahr 2023. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen der letzten Jahre können sich Besucherinnen und Besucher nun wieder auf ein vielseitiges, kostenloses Angebot von Ausstellungen, Vorträgen und dem beliebten Archivkino in gewohnter Atmosphäre freuen.


Abb.: Dr. Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs Bochum, präsentierte am 17.1.2023 das Jahresprogramm: „Wir freuen uns, mit diesem abwechslungsreichen Angebot einen spannenden Einstieg in unsere vielfältige Stadtgeschichte zu bieten – der Neugier wecken und vor allem Spaß machen soll.“ (Foto: Stadt Bochum)

So konnten Interessierte bereits am 17. Januar der Bochumer Politikerin und Frauenrechtlerin Lore Agnes mit ihrer Mitstreiterin Clara Zetkin bei dem Vortrag „Lore Agnes – Eine Bochumer Bergarbeitertochter im Reichstag“ ins politische Berlin des beginnenden 20. Jahrhunderts folgen. Ein weiteres Vortragshighlight gibt es am Mittwoch, 3. Mai 2023, unter dem Titel „1953 – 2023 – 70 Jahre Bochumer Jahresfilm“. Dabei schauen die Besucherinnen und Besucher auf 70 Jahre der beliebten Bochumer Jahresschau zurück, die jedes Jahr von der Pressestelle der Stadtverwaltung produziert wird – aktuell verantwortet von André Grabwoski und Lutz Leitmann. Eine Filmtradition, die Bochum als einzige Stadt Deutschlands so kontinuierlich pflegt. Die Filme der letzten Jahre gibt es zudem auf YouTube unter https://www.youtube.com/StadtBochumDE zu sehen.  Anlässlich dieses Jubiläums können Interessierte darüber hinaus von Mai bis Juli 2023 bei der Ausstellung „Bochum im Film: 70 Jahre – 70 Filme“ hinter die Kulissen der Bochumer Jahresschau gucken und die Entstehungsgeschichte seit 1953 anhand bildstarker Ausstellungsstücke miterleben.

Ebenfalls präsentiert die Ausstellung „Zeitreise Gerthe – 1.200 Jahre Stadt(-teil)geschichte“ seit Anfang des Jahres eine spannende Zeitleiste des Stadtteils in Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein „Gerther Treff e.V.“.

Das Archivkino zeigt in diesem Jahr im gemütlichen Kinosaal des Stadtarchivs am Donnerstag, 27. April 2023, mit „100 Jahre Berufsfeuerwehr Bochum: Retten – Bergen – Löschen – Schützen“ historische Ausschnitte aus den verschiedenen Einsatzbereichen der Feuerwehr. Außerdem präsentiert der Film „Wie der Mond nach Bochum kam“ am Donnerstag, 30. November 2023, die eindrucksvolle Geschichte des Bochumer Hobbyastronomen Heinz Kaminski, der aus seinem Keller heraus im Jahre 1957 als einziger Europäer Funkkontakt zum Satelliten Sputnik hatte. Aufgrund der begrenzten Platzanzahl ist eine vorherige Reservierung per E-Mail unter stadtarchiv@bochum.de oder telefonisch, Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, unter 0234/910–95 10 erforderlich.

Zusätzlich bietet das Stadtarchiv Bochum in diesem Jahr an jedem ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr eine kostenlose Führung durch die Dauerausstellung „Bochum macht sich. Schlaglichter Bochumer Geschichte“ an. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Ebenfalls plant das Stadtarchiv im Laufe des Jahres das Angebot an fremdsprachigen Führungen, beispielsweise auf ukrainisch, russisch, arabisch sowie türkisch, auszuweiten. Informationen zum aktuellen Programm gibt es online unter https://www.bochum.de/Stadtarchiv.

Kontakt:
Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Straße 47
44777 Bochum
Tel.: 0234 910-9510
stadtarchiv@bochum.de
https://www.bochum.de/Stadtarchiv

Quelle: Stadt Bochum, Pressemitteilung, 18.1.2023

Aktiv gegen Bewertungsrückstände im Stadtarchiv Bernau

Die Neue räumt auf.

Schon so manchem Bürger konnte das Stadtarchiv Bernau bei Berlin mit Geburts- und Sterbeurkunden der Vorfahren, mit alten Bauanträgen und Baugenehmigungen weiterhelfen. „Das sind die Klassiker, die bei uns abgefragt werden“, berichtet Katrin Busch. Aber auch geschichtlich Interessierte, die beispielsweise Chroniken schreiben oder zu historischen Themen wie Mühlen forschen, stöbern gern in den überlieferten Dokumenten.


Abb.: Seit 15. August 2022 arbeitet die Diplom-Archivarin Katrin Busch im Stadtarchiv Bernau und hütet den erhaltenswerten historischen Altbestand und die Verwaltungsakten, deren Fristen noch nicht abgelaufen sind (Foto: Stadt Bernau/Cornelia Schach).

Derzeit sei im Bernauer Stadtarchiv „großes Entsorgen angesagt“, berichtet Katrin Busch. Das sei von ihren Vorgängern lange nicht gemacht worden, weshalb das Archiv momentan aus allen Nähten platze. „Bewertungsrückstände“ nennen die Fachleute die Akten, die lange nicht gesichtet wurden und deren Aufbewahrungsfristen inzwischen abgelaufen sind.

Bevor die Dokumente „kassiert“ werden, wird bewertet, ob sie für die Stadtgeschichte als historisch wertvoll gelten oder für die Rechtssicherheit von Belang sind. Gemeinsam mit den Ämtern wurde ein Bewertungskatalog erstellt, so dass nach verbindlichen Richtlinien „kassiert“ wird. Beim Klar-Schiff-Machen wird die Archivarin tatkräftig von ihrem Kollegen Felix Rosenberg und von Nico Löser, dem FSJler aus dem Kulturamt, unterstützt, denn das Entsorgen ist eine körperlich anstrengende Arbeit.

Das Stadtarchiv gehört zum Heimatmuseum
Das Stadtarchiv ist eine selbständige Abteilung des Bernauer Heimatmuseums. Museumsleiterin Franziska Radom freut sich sehr über „die Neue“. „Katrin Busch ist eine große Bereicherung für unser Team – einerseits durch ihr umfangreiches Fachwissen, ihre strukturierte Herangehensweise und andererseits durch ihre umgängliche, freundliche Art und die vielen Ideen, die sie einbringt“, schätzt die Museumsleiterin ein.

Pläne für die Zukunft des Archivs
Nach dem großen Aufräumen ist ein nächster „großer Brocken“ zu bewältigen, der langfristig mit viel weniger Papier auskommt. Er heißt Digitalisierung. „Dafür müssen wir jetzt die Strukturen schaffen, damit die digitalen Akten auch Speicherplatz finden“, sagt Katrin Busch. Derzeit laufe dazu der Fachdiskurs.

Außerdem schwebt der Archivarin vor, einen PC mit einer speziellen Software für den großen Leseraum anzuschaffen, damit die Bürgerinnen und Bürger selbst recherchieren können. Bisher erhält das Archiv E-Mail-Anfragen oder Anrufe und sucht dann die entsprechenden Unterlagen für die (Hobby-)Historiker heraus. „Wir verwenden dafür die Stichworte, die uns genannt werden. Vielleicht gibt es aber auch angrenzende Gebiete, die den Suchenden zum Erfolg führen könnten, uns aber nicht geläufig sind“, meint Katrin Busch. Derzeit nutzt das Archiv für die Suche eine Excel-Tabelle mit etwa 5.700 Datensätzen.

Der historische Altbestand
Die älteste Urkunde des Archivs stammt übrigens aus dem Jahr 1430. „Der Archivbestand aus alten Zeiten ist allerdings unvollständig, da unter anderem durch Stadtbrände viele Akten vernichtet wurden“, erklärt Archivmitarbeiter Felix Rosenberg. Urkunden würden erst seit 1874 von der Stadt ausgefertigt, davor seien die Kirchen dafür zuständig gewesen. Bisher fehlte Katrin Busch die Zeit, sich dem historischen Altbestand ausgiebig zuzuwenden. „Der scheint mir gut erschlossen zu sein“, freut sich die neue Archivarin.

Der Archivbestand des Stadtarchivs gliedert sich in vier Bereiche:

  1. Endarchiv: Alt-Aktenbestand der Stadt, alte Gesetze und Ministerialblätter, alte Bauunterlagen
  2. Urkundenstelle (Urkunden seit 1874): Geburtsurkunden, Heiratsurkunden, Sterbeurkunden
  3. Regionale Sammlung: Chroniken, Wegbeschreibungen und Ähnliches über die Stadt Bernau bei Berlin, die Mark Brandenburg sowie angrenzende Orte und die Umgebung
  4. Regionale Zeitungen: Teilbestände des Niederbarnimer Kreisblatts, des Neuen Tags und der Märkischen Oderzeitung

Eine Benutzung des Stadtarchivs ist nach schriftlicher Anfrage möglich.

Kontakt:
Stadtarchiv Bernau bei Berlin
Breitscheidstraße 43 c
16321 Bernau bei Berlin
stadtarchiv@bernau-bei-berlin.de

Quelle: Stadt Bernau, Pressemitteilung 13/2023, 18.1.2023

Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen archiviert Podcast

Alle Episoden von »Das GEhört sich so«.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Stadtgeschichte der Stadt Gelsenkirchen (ISG) kümmern sich um viele verschiedene Aufgabenfelder. Dazu gehört auch die Archivarbeit: also relevante Quellen, die die Stadt Gelsenkirchen betreffen, zu identifizieren und sie zu archivieren. Neu ins Stadtarchiv wird nun der Podcast der Stadt Gelsenkirchen „Das GEhört sich so“ aufgenommen.

Institutsleiter Dr. Daniel Schmidt erklärt: „Online-Quellen, zu denen auch Podcasts gehören, sind bedeutsame Zeugen ihrer Zeit. Diese werden für die historische Forschung immer wichtiger und ohne sie wird sich die heutige Zeit in der Zukunft nicht vollständig abbilden lassen. Daher ist es unsere Aufgabe als „historisches Gedächtnis“ der Stadt, auch solche modernen Formate, die man nicht unbedingt mit klassischem Archivgut verbindet, dauerhaft zu sichern und interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen.“


Abb.: Dr. Daniel Schmidt, Claire Duwenhögger, Anne Bolsmann und Katharina Fleissner im Stadtarchiv des ISG (v.l.). (Foto: Gerd Kaemper)

Seit sieben Folgen oder seit dem 10. März 2022 gehört der Podcast „Das GEhört sich so“ zur Kommunikationsstrategie der Stadt. Ab sofort bildet er das Stadtgeschehen nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger von heute ab, sondern auch für zukünftig Interessierte. Die beiden Podcasterinnen Anne Bolsmann und Katharina Fleissner thematisieren in den Episoden unterschiedlichste Themen aus Gelsenkirchen. Inhaltlich gibt es da keine Grenzen, nur formal ist ihnen eins besonders wichtig: „Mit dem Medium Podcast möchten wir nicht kurz und knapp eine Botschaft rüberbringen. Unser Ziel ist es Themen den Raum zu geben, den sie verdienen. Eine Stadtverwaltung hat mit wirklich komplexen Themenfeldern zu tun, die jeden Menschen, der dort lebt, beeinflussen. Daher ist die Wahl der Podcast-Form wirklich sinnvoll, um komplizierte Gegebenheiten zu erklären“, sagt Katharina Fleissner.

Und Anne Bolsmann fügt hinzu: „ Wir freuen uns sehr darüber, dass ‚Das GEhört sich so‘ ins Stadtarchiv kommt. Die Episoden eignen sich gut dafür, da wir nicht nur ein bisschen tratschen, sondern bei uns die Recherche und unsere Experteninterviews im Vordergrund stehen. Bisschen lustig darf das ja dann trotzdem sein. Wir wüssten natürlich auch gerne, wie die Menschen in 50 Jahren auf unseren Podcast reagieren, wenn sie ihn dann aus dem Archiv holen und anhören, aber so weit können wir natürlich nicht in die Zukunft schauen.“

Das elektronische Langzeitarchiv
Aber wie sieht die Archivierung aus? Claire Duwenhögger, Mitarbeiterin am ISG, erklärt, wie das praktisch aussieht: „Eine Papierakte liegt, geschützt in alterungsbeständiger Verpackung, bei optimaler Raumtemperatur im Archivmagazin, das für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. In der Akte stöbern kann man dann in unserem Lesesaal im Wissenschaftspark. Eine rein digitale Podcastfolge wird als Datei in unserem elektronischen Langzeitarchiv auf speziellen Servern abgespeichert, wo sie ebenfalls vor Zugriffen von außen geschützt und unveränderbar ist.  Anhören kann man sie sich über unseren digitalen Lesesaal bequem von zu Hause aus. Dort ist auch die Suche nach einzelnen Episoden und den dazugehörigen Transskripten möglich. Der Podcast ist also niederschwellig und barrierefrei zu konsumieren.“

Wer sich also in ferner Zukunft informieren möchte, wie die Menschen in Gelsenkirchen ab dem Jahr 2022 und danach gelebt und beispielsweise ihre Ferien verbracht haben, welche Kultureinrichtungen es gab, wie Mobilität damals aussah oder wie grün die Stadt Gelsenkirchen war (Achtung Spoiler: erstaunlich grün!), kann sich einfach den Podcast von heute anhören und somit auf Zeitreise in die Geschichte der Stadt gehen.

Kontakt:
ISG – Institut für Stadtgeschichte
Wissenschaftspark
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
isg@gelsenkirchen.de

Quelle: Stadt Gelsenkirchen, Aktuelles, 17.1.2023

Stadtarchiv Forst übernimmt Archivgut der VVN-BdA Ortsgruppe

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.) ist ein 1947 als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) gegründeter Verband. Die Vereinigung ging aus Zusammenschlüssen von Widerstandskämpfern und Nationalsozialismus-Verfolgten hervor, die nach der Befreiung vom Nationalsozialismus entstanden waren. Nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern gründeten sich Gruppen der Überlebenden in vielen Städten und Regionen Deutschlands. Die Vereinigung versteht sich bis heute sowohl als überparteiliche Sammelorganisation von überlebenden Verfolgten und Gegnern des NS-Regimes als auch von nachgeborenen engagierten Menschen gegen völkisch-nationalistische Bestrebungen.

Zum Ende des Jahres 2022 übergaben Horst Beier und Günther Mattern von der ehemaligen VVN-BdA Ortsgruppe der Forster Bürgermeisterin Simone Taubenek ein besonderes Geschenk. Überreicht wurden die verbliebenen Unterlagen der seit dem Jahr 2009 aufgelösten VVN-BdA Ortsgruppe Forst (Lausitz). Hierzu zählen u.a. Lebensbilder von kommunistischen Widerstandskämpfern aus Forst, aber auch originale Reichskleiderkarten eines Mitglieds aus den 1940er Jahren. Ein besonderes Schmuckstück aber ist die Fahne des „RotFrontKämpferBund“ aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, welche die Zeiten überdauert hat.


Abb.: v.l.n.r. Forster Bürgermeisterin Simone Taubenek, Günther Mattern, Horst Beier (Foto: Stadt Forst (Lausitz))

Die Bürgermeisterin bedankte sich für das Vertrauen und versprach, dass die Unterlagen der VVN-BdA Ortsgruppe im Stadtarchiv Forst eine sichere Aufbewahrung erfahren werden. Da bereits im Jahr 2009 eine Abgabe von Archivgut des Ortsverbandes erfolgte, ist das Stadtarchiv erfreut mit dieser Übernahme den Bestand der Forster VVN-BdA Ortsgruppe nun vervollständigen zu können.

Die Unterlagen werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Stadtarchiv technisch bearbeitet und in die Datenbank eingepflegt. Insgesamt werden dann rund 100 unterschiedliche Archivalien zur Einsichtnahme für interessierte Benutzerinnen und Benutzer zur Verfügung stehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Forst (Lausitz)
Lindenstr. 10-12
03149 Forst (Lausitz)

Quelle: Stadt Forst (Lausitz), Pressemitteilung, 13.1.2023; Art. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, in: Wikipedia, 14.1.2023

Stadtgeschichtliche Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn I/2023

Das neue Halbjahresprogramm der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn liegt seit Jahresbeginn 2023 vor (und ist in dieser Woche bereits startet). Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reicht die zeitliche Spanne, die von den neuen Themen der stadtgeschichtlichen Vortragreihe abgedeckt werden. Auch die inhaltliche Bandbreite umfasst ein weites Feld: territoriale Entwicklungen, technische und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte sowie Biografien bekannter und eher unbekannter Personen.

Iserlohns Bürgermeister Michael Joithe ist sich sicher: „Gerade die Vielfalt der angebotenen Themen zeichnet die stadtgeschichtliche Vortragsreihe aus, sodass die Vorträge wieder auf ein großes Interesse stoßen werden.“ Iserlohns Stadtarchivar Rico Quaschny ergänzt zuversichtlich: „Der Neustart nach der pandemiebedingten Zwangspause ist uns 2022 gelungen, auch wenn wenige Vorträge krankheitsbedingt kurzfristig ausfielen bzw. verschoben werden mussten.“

Als bewährter Kooperationspartner der Vortragsreihe tritt die Volkshochschule Iserlohn auf, die alle Angebote in das neue VHS-Programm aufgenommen hat.

Die stadtgeschichtliche Vortragsreihe begann am 12. Januar 2023 mit einem Vortrag des Historikers Prof. Dr. Hiram Kümper über die Entwicklung der südwestfälischen Kettenindustrie. Der Vortrag bietet einen Überblick der jahrhundertelangen Geschichte der sauerländischen Kettenproduktion von ihren Ursprüngen im spätmittelalterlichen Handwerk bis zur heutigen globalen Industriewirtschaft. Die vorgestellten Forschungsergebnisse basieren auf dem 2021 von Hiram Kümper und Daniele Toro publizierten Buch „Bindekräfte: Fünf Jahrhunderte südwestfälische Kettenproduktion“. Hiram Kümper ist als Herausgeber auch mit der geplanten neuen Ortsgeschichte von Letmathe beschäftigt. Sein Vortrag war bereits für 2022 angekündigt worden, musste aber krankheitsbedingt verschoben werden. Bei diesem Vortrag waren Stadtarchiv Iserlohn und VHS „Juniorpartner“, Veranstalter war der Geschichtskreis Letmathe (Heimatverein Letmathe e.V. und Förderkreis Haus Letmathe e.V.).

Ebenfalls schon im vergangenen Jahr geplant war der Vortrag über Professor Ernst Danz (1822-1905). Der Geburtstag des bekannten Iserlohner Ehrenbürgers und Lehrers jährte sich im Oktober 2022 zum 200. Mal. Über seine schulischen Verdienste hinaus erwarb sich Ernst Danz als Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Verschönerungs-Vereins und als Initiator der Gründung der Iserlohner Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins hohes Ansehen. Stadtarchivar Rico Quaschny wird in dem Vortrag am 21. Februar 2023 Leben und Wirken des Iserlohner Ehrenbürgers nachzeichnen, der „unermüdlich um die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung bemüht“ war.

Dr. Volker Jakob, langjähriger Leiter des Bild-, Film- und Tonarchivs im LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster, wird am 21. März 2023 Friedrich Hundt (1807-1887) als Vater der westfälischen Fotografie vorstellen. Nach der Entdeckung des fotografischen Verfahrens in Frankreich in den 1830er Jahren begann Friedrich Hundt in Münster damit, sich die Technik dieses neuen Verfahrens anzueignen. Die ersten von ihm erhaltenen Aufnahmen stammen von 1843. Dass Iserlohn der Geburtsort von Hundt ist, macht ihn zu einem besonderen Sohn der Stadt.

Nur kurze Zeit hielt sich Albrecht Meydenbauer (1834-1921) in Iserlohn auf. Prof. Dipl.-Ing. Albrecht Grimm aus Hilchenbach erforscht seit vielen Jahren die Biografie dieses Baumeisters, der zum Begründer der Photogrammetrie in Deutschland wurde. Die Gründung des ersten photogrammetrischen Institut der Welt, der „Königlich Preussischen Messbild-Anstalt Berlin“, geht auf ihn zurück. Für Iserlohn, wo Meydenbauer ab April 1876 als Kreisbaumeister tätig war, ist besonders sein Gutachten zu den Bergschäden im Bereich der Lehmkuhle von Bedeutung, auf das der Referent in seinem Vortrag am 18. April 2023 u.a. eingehen wird.

Auch ein dritter Vortrag widmet sich einem fotohistorischen Thema. Stadtarchivar Rico Quaschny skizziert am 9. Mai 2023 die Biografie des bisher kaum gewürdigten Fotografen Leopold Cohen (1838-1911), der zu den ersten fassbaren Fotografen in Iserlohn gehört. Ab 1867 in Iserlohn ansässig wirkte er rund vier Jahrzehnte in der Stadt und hinterließ äußerst qualitätsvolle fotografische Stadtansichten. Als preußisch-deutscher Patriot leitete er einen Kriegerverein und als Jude war er Mitglied der Synagogengemeinde. Der Vortrag schließt mit einem Blick auf die Nachkommen Cohens, die während der NS-Zeit entrechtet und zum großen Teil ermordet wurden.

Zum Abschluss der Vortragsreihe nimmt die Historikerin Dr. Stephanie Marra die Zuhörenden am 13. Juni 2023 auf eine Zeitreise ins Mittelalter mit. In ihrem Vortrag „Oestrich, Letmathe und die Grafschaft Limburg – ein historischer Überblick“ erläutert sie die ins Mittelalter zurückreichenden Verbindungen zwischen Oestrich, Letmathe und Limburg. Das Territorium der Grafschaft Limburg umfasste im Spätmittelalter das Kirchspiel Letmathe mit dem Adelssitz Haus Letmathe und das Kirchspiel Oestrich. Der Vortrag beleuchtet die nicht immer konfliktfreie historische Entwicklung sowie sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte. Bei diesem Vortrag konnten der Heimatverein Ortsring Oestrich e.V. und der Geschichtskreis Letmathe als Kooperationspartner gewonnen werden. Deshalb findet der Vortrag eintrittsfrei im katholischen Pfarrheim Oestrich, Wiesenstraße, statt.

Die Vorträge von Februar bis Mai finden im Fanny-van-Hees-Saal der VHS Iserlohn statt, da dieser Raum mehr Platz als das Stadtarchiv Iserlohn bietet. Der Eintritt beträgt 6 Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen 3 Euro. Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Das Faltblatt mit der Terminübersicht und kurzen Informationstexten zu den einzelnen Vorträgen ist auch online abrufbar (www.archiv-iserlohn.de).

Die Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2023 im Überblick:

Donnerstag, 12. Januar 2023, 18.30 Uhr
„Ketten knüpfen“: Die Geschichte der westfälischen Kettenproduktion vom Handwerk zur Industrie
Vortrag von Prof. Dr. Hiram Küper, Mannheim
Haus Letmathe (Gewölbekeller), Hagener Str. 62, 58642 Iserlohn

Dienstag, 21. Februar 2023, 18.30 Uhr
„Unermüdlich um die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung bemüht …“ – Zum 200. Geburtstag von Professor Ernst Danz
Vortrag von Rico Quaschny, Iserlohn
VHS Iserlohn (Fanny-van-Hees-Saal), Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn

Dienstag, 21. März 2023, 18.30 Uhr
Der Vater der westfälischen Fotografie: Friedrich Hundt (1807-1887) – ein Sohn der Stadt Iserlohn
Vortrag von Dr. Volker Jakob, Drensteinfurt
VHS Iserlohn (Fanny-van-Hees-Saal), Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn

Dienstag, 18. April 2023, 18.30 Uhr
Albrecht Meydenbauer (1834-1921) – Königlich Preußischer Kreisbaumeister in Iserlohn, Begründer der Photogrammetrie in Deutschland
Vortrag von Prof. Dipl.-Ing. Albrecht Grimm, Hilchenbach
VHS Iserlohn (Fanny-van-Hees-Saal), Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn

Dienstag, 9. Mai 2023, 18.30 Uhr
Iserlohner Köpfe: Leopold Cohen (1838-1911) – Fotograf, Patriot und Jude in Iserlohn
Vortrag von Rico Quaschny, Iserlohn
VHS Iserlohn (Fanny-van-Hees-Saal), Bahnhofsplatz 2, 58644 Iserlohn

Dienstag, 13. Juni 2023, 18.30 Uhr
Oestrich, Letmathe und die Grafschaft Limburg – ein historischer Überblick
Vortrag von Dr. Stephanie Marra, Dortmund
Kath. Pfarrheim Oestrich, Wiesenstraße, 58642 Iserlohn

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn in der „Alten Post“
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Tel.: 02371 / 217-1921
Fax: 02371 / 217-2982
archiv@iserlohn.de

Volkshochschule der Stadt Iserlohn
VHS im Stadtbahnhof
Bahnhofsplatz 2
58644 Iserlohn
Fax 0 23 71 / 217-4414
vhs@iserlohn.de

Quelle: Stadt Iserlohn, Pressemitteilung, 5.1.2023

Symposium und Podiumsdiskussion zu 90 Jahre »Machtergreifung« in Rhein-Main

Mit einem regionalhistorischen Blick zurück auf das Jahr 1933 sowie aktuellen Fragen zur Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung befasst sich das von der KulturRegion FrankfurtRheinMain gemeinsam mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg und der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung veranstaltete Symposium mit Podiumsdiskussion „90 Jahre ‚Machtergreifung‘ in Rhein-Main“ am 2. Februar 2023 in Aschaffenburg. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Sie findet vor Ort im Schloss Johannisburg statt und kann als Livestream über den YouTube-Kanal der Stadt Aschaffenburg mitverfolgt werden.

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Der Tag der so genannten „Machtergreifung“ gilt als historische Zäsur und markiert auch symbolisch das Ende der Weimarer Republik. Innerhalb kürzester Zeit wurde die politische Opposition ausgeschaltet, bemächtigten sich die Nationalsozialisten der staatlichen Machtinstrumente und gewannen die Kontrolle über sämtliche gesellschaftliche Bereiche. Wie stellte sich die Phase der Machtübernahme auf lokaler Ebene und im öffentlichen Raum dar? Wie agierten städtische Verwaltung, Presse, Lehranstalten und Schulen? Wer waren die zentralen Akteurinnen und Akteure? Welche Spielräume gab es für Widerstand? Mit dem regionalhistorischen Blick auf die Entwicklungen 1933 soll untersucht werden, inwieweit letztlich die Auflösung demokratischer Strukturen vor Ort im Sinne einer „Machtübertragung“ toleriert und unterstützt wurde.

Mit aktuellen Fragen zur Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung befasst sich ein öffentliches Podiumsgespräch zum Abschluss des Symposiums. Denn auch 90 Jahre danach agieren rechtspopulistische Parteien in Europa. Welche Lehren ziehen wir aus der Abschaffung der Demokratie 1933 für die lokale Demokratie heute? Die Veranstaltung führt lokalhistorische Forschungen und Werkstattberichte aus Archiven und Geschichtsvereinen in der Rhein-Main-Region zusammen. Sie richtet sich an interessierte Laien und Fachpublikum, an Tätige in Geschichtsvermittlung und kommunaler Erinnerungskultur, an Vereine, Initiativen, Gedenkorte, Archive und Lehrkräfte.

PROGRAMM
ab 13.30 Uhr: Anmeldung

14.00 Uhr: Begrüßung

Grußwort von Jürgen Herzing, Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg

14.10 Uhr: Einführungsvortrag/Impuls

14.30 Uhr: „Machtergreifung“ im Raum
„Von der Diskriminierung zum Raub. Die NS-Machterlangung als Wegmarke der wirtschaftlichen Judenverfolgung in Rhein-Main“, Prof. Dr. Ingo Köhler (Hessisches Wirtschaftsarchiv Darmstadt)
„Die ‚Machtergreifung‘ in Aschaffenburg – Stadtverwaltung, Organisationen und Vereine“, Prof. Dr. Frank Jacob (Nord Universität Bordø, Norwegen)
„Kelsterbach: Macht-Transformation in einem kleinen, schwierigen Ort“, Hartmut Blaum (Stadtarchiv Kelsterbach)
„Die ‚Machtergreifung‘ in Wiesbaden – Forschungsstand und Desiderata, Dr. Peter Quadflieg (Stadtarchiv Wiesbaden)

16.15 Uhr: Filmvorführung und Gespräch
Dokumentarfilm von Ella Bergmann-Michel „Die letzte Wahl“ (1932) und Gespräch mit Sönke Michel (Hamburg)

16.45 Uhr: Aktionen und Reaktionen
„1933: Chaostage in Großostheim“, Bernd Hilla (Großostheim)
„Das rote Offenbach. Gewalt und Widerstand von Februar bis Juni 1933“, Barbara Leissing (Geschichtswerkstatt Offenbach a. M.)
„Der Büdinger Allgemeine Anzeiger 1933. Eine Regionalzeitung offenbart Büdingens willfährigen Marsch in die NS-Diktatur“, Carsten Parré (Stadtarchiv Büdingen)
„Gleichschaltung der Preußischen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau Geisenheim“, Oliver Mathias (Stadt- und Hochschularchiv Geisenheim)
18.15 Uhr: Imbiss und Get-together

19 Uhr: Öffentliche Podiumsdiskussion
„Wehret den Anfängen. 1933 in Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung“; Podiumsgespräch mit:
Thomas Altmeyer, Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 -1945 e. V.,
Prof. Dr. Michael Dreyer, Forschungsstelle Weimarer Republik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena,
Anne Gemeinhardt, Historisches Museum Frankfurt a. M.,
Dr. Verena Spinnler, Hermann-Staudinger-Gymnasium, Erlenbach a. M.;
Moderation: Felix Münch, Hessische Landeszentrale für politische Bildung
20.30 Uhr: Ende der Veranstaltung

Ort: Schloss Johannisburg, Aschaffenburg und als Livestream
Teilnahme kostenfrei

Die Veranstaltung ist als Fortbildung für hessische Lehrkräfte akkreditiert. Fortbildungsnachweise für bayerische Lehrkräfte können ausgestellt werden.

Anmeldung:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Dr. Vaios Kalogrias
vaios.kalogrias@aschaffenburg.de
Tel.: 0172 5393 364
sowie online über
https://form.jotform.com/223122923656050

Livestream: YouTube-Kanal der Stadt Aschaffenburg: https://www.youtube.com/user/StadtAB
Veranstaltet von: KulturRegion FrankfurtRheinMain und Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, in Kooperation mit Hessischer Landeszentrale für Politische Bildung, Studienkreis Widerstand 1933-45 e. V. und vhs Aschaffenburg

Linkhttps://www.krfrm.de/projekte/geist-der-freiheit/veranstaltungen/90-jahre-machtergreifung-in-rhein-main

Projekt und Blog zum Dortmunder Autor Josef Reding

Mit Hilfe einer Förderung der Kunststiftung NRW wird am Dortmunder Fritz-Hüser-Institut (FHI) von 2022 bis 2024 das Erschließungs-, Forschungs- und Vermittlungsprojekt „Josef Reding – Autor, Werk, Netzwerk“ durchgeführt. Im Rahmen des Projekts wird der Nachlass des Dortmunder Autors (1929-2020) verzeichnet, erforscht und der Forschung wie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Seit März 2022 arbeitet die Literaturwissenschaftlerin und Historikerin Kyra Palberg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am FHI, mit dem nahezu vollständigen Nachlass des Autors. Vorbereitet werden u. a. verschiedene Publikationen und Veranstaltungen.

Teil des Projekts ist ein frisch eingerichteter Blog. Neben Informationen zum Autor und Archivfunden enthält er Beiträge von Autor:innen, die sich mit verschiedenen Aspekten und Themen seines Werkes auseinandersetzen. Der Blog wird kontinuierlich um neue Beiträge ergänzt, es lohnt sich also, regelmäßig hineinzuschauen. Als Einstieg wird der Text von Christian Baron empfohlen, der der sozialen Klasse in Redings Werk nachspürt und einen aktuellen politischen Blick auf sein Schreiben wirft.

Link: Josef Reding Blog | Überblick (josef-reding.de)

Kontakt:
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Tel.: 0231 50-23135
fhi@stadtdo.de
fhi.dortmund.de