Fünf Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs gedenkt Köln der Opfer

Am 3. März 2014 jährte sich zum fünften Mal der Tag, an dem das Historische Archiv der Stadt Köln einstürzte und zwei Menschen in den Tod riss. Der Einsturz steht vermutlich im Zusammenhang mit Bauarbeiten an einem unterirdischen Gleiswechselbauwerk der Neubaustrecke der Nord-Süd-Stadtbahn. Noch in diesem Jahr werden belastbare Erkenntnisse zur Einsturzursache erwartet.

Oberbürgermeister Jürgen Roters hat für die Stadt Köln am Einsturzort am Waidmarkt am 3. März 2014 mit einer Kranzniederlegung der Opfer des Einsturzes gedacht und an die Folgen für Betroffene, Anwohnerinnen und Anwohner sowie das kulturelle Erbe der Stadt Köln und die Stadtgesellschaft erinnert. Verschiedene private Organisationen und Initiativen begleiten diesen Tag mit weiteren Kundgebungen und Aktionen.

Mit dem Gebäude des Historischen Archivs stürzten über 30 Regalkilometer Archivgut in die Tiefe. Zwei Menschen verloren ihr Leben, über 30 Anwohnerinnen und Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen. Schülerinnen und Schüler benachbarter Schulen mussten zeitweise provisorische Schulräume beziehen.

Fünf Jahre danach konnten viele unmittelbare Folgen des Einsturzes zumindest gemildert werden. Die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner sind in ihren neuen Wohnungen "angekommen". Das Quartier von der Severinstraße bis zum Waidmarkt erholt sich weiterhin von den Beeinträchtigungen, die Schulen sind nach der Grundrenovierung wieder in Betrieb. 95 Prozent der Archivalien sind geborgen und gesichert. Einiges ist bereits restauriert und steht der Wissenschaft wieder zur Verfügung. Eine Teilstrecke der Nord-Süd-Stadtbahn ist in Betrieb genommen worden.

Stadt erwartet Aussagen zur Schadensursache noch in 2014

Die Kranzniederlegung an der Einsturzstelle am Waidmarkt, vorgenommen von Oberbürgermeister Jürgen Roters, gehörte zu einer Reihe von Veranstaltungen, in denen Köln den Opfern des Einsturzes des Historischen Archivs in Köln gedenken wird. Neben der protokollarisch offiziellen Kranzniederlegung exakt fünf Jahre nach dem Einsturz erinnern eine Reihe von Veranstaltungen und Gottesdiensten an dieses Unglück. Nachdem die Bergung der letzten, durch den Einsturz verschütteten Archivalien im Herbst 2012 erfolgreich abgeschlossen werden konnte, haben Stadt Köln und Kölner Verkehrsbetriebe nach den Vorgaben des gerichtlich bestellten Sachverständigen und im Auftrag des Landgerichts Köln vor der östlichen Schlitzwand des Gleiswechselbauwerks ein sogenanntes Besichtigungsbauwerk errichtet, durch das in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Köln die Ursache des Einsturzes geklärt werden soll. Der Aushub innerhalb dieses Bauwerks hat begonnen. Mit konkreten Aussagen zur Ursache des Einsturzes durch die Gutachter der Staatsanwaltschaft und der Gerichte rechnet die Stadt Köln noch in diesem Jahr. Die Stadt Köln bereitet sich zur Durchsetzung ihrer Ersatzansprüche auf einen Schadenersatzprozess mit einer Schadenssumme von rund 1 Milliarde Euro vor. Neben eigenen Schäden verfolgt die Stadt Köln auch die Interessen zahlreicher, durch den Einsturz geschädigter Leihgeberinnen und Leihgeber des Historischen Archivs.

Am 3. März 2009 stürzte im Zusammenhang mit Bauarbeiten an einem unterirdischen Gleiswechselbauwerk der geplanten U-Bahnstrecke der Nord-Süd-Stadtbahn das Gebäude des Historischen Archivs der Stadt Köln ein. Mitgerissen wurden weitere benachbarte Gebäude. Zwei Menschen verloren ihr Leben. Anwohnerinnen und Anwohner mussten ihre Wohnungen, benachbarte Schulen ihre Räume verlassen.

Rund 30 Regalkilometer Zeugnisse Kölner und Rheinischer Geschichte durchmischten sich mit den eingestürzten Wänden und Decken des Archivs zu einem unterirdischen und oberirdischen Schuttberg. 95 Prozent der Archivalien konnten in einer beispiellosen Anstrengung von Einsatzkräften der Hilfsorganisationen, freiwilligen Helferinnen und Helfern und mit Hilfe eines technisch anspruchsvollen Bergungsbauwerks oberhalb und unterhalb des Grundwasserpegels geborgen werden und wurden zunächst in knapp 20 Asylarchiven in der gesamten Bundesrepublik zwischengelagert. Zwei Drittel der Archivalien sind inzwischen wissenschaftlich erfasst und archivgutgerecht eingelagert. Die Stadt Köln errichtete in Köln-Porz ein neues Restaurierungszentrum für das Historische Archiv, sukzessive können Archivalien wieder aus Asylarchiven nach Köln zurückgeholt und der Forschung wieder bereitgestellt werden. 6.500 Archivalien konnten dort bisher konservatorisch behandelt werden. Geplant ist, noch in diesem Jahr einen Großteil der auswärts gelagerten Archivalien in dem ehemaligen Gebäude des Landesarchives in Düsseldorf und damit in unmittelbarer Nähe Kölns zu konzentrieren. Mit den Vorarbeiten für den Neubau des Historischen Archives in Köln am Eifelwall soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2019 vorgesehen.

Ein Überblick über die vergangenen fünf Jahre:

Anwohner und Betroffene

Durch den mutigen Einsatz von Mitarbeitern beteiligter Unternehmen und des Historischen Archivs konnten Besucher des Historischen Archivs, Passanten, Schüler und Anwohner wenige Minuten vor dem Einsturz so frühzeitig gewarnt werden, dass sie den unmittelbaren Gefahrenbereich verlassen konnten. Zwei Bewohner eines angrenzenden Wohnhauses verloren im zusammenstürzenden Gebäude jedoch ihr Leben.

36 Anwohner der Nachbarhäuser verloren ihre Wohnungen. Über 40 Mitarbeiter des städtischen Wohnungsversorgungsbetriebs kümmerten sich sofort um die persönlichen Belange der Betroffenen, alle erhielten sofort einen eigenen "Assistenten". Die Betroffenen sind inzwischen mit neuem Wohnraum versorgt und weitgehend in ihrem neuen "Leben" angekommen. Das vom psychologischen Betreuungsteam der Feuerwehr, später vom Psychosozialen Dienst des Gesundheitsamtes betreute Betreuungsprogramm für ursprünglich 180 Personen wird heute nicht mehr in Anspruch genommen. Wenige Einzelfälle benötigen noch privat organisierte Betreuung. Der von der Stadt Köln zur Unterstützung für die Betroffenen in allen Rechts- und Entschädigungsfragen vorgeschlagene Ombudsmann konnte seine Arbeit inzwischen beenden.

Das Gelände eines ehemaligen Nachbargebäudes wurde von der Stadt Köln angekauft, ein zweites Grundstück wird gemeinsam mit dem Eigentümer in eine geplante künftige Bebauung einbezogen.

Die finanziellen Entschädigungen für die unmittelbar Betroffenen wurden über die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) geregelt.

Als Entschädigung für die Beeinträchtigungen durch die laufenden Arbeiten an der Einsturzstelle hat die Stadt Köln finanzielle Vereinbarungen für die unmittelbar betroffenen 40 Anwohner getroffen. Zwischen der Stadt Köln und den Anwohnern besteht ein regelmäßiger Informationsaustausch. Die Belange des Quartiers incl. der Geschäftswelt auf der Severinstraße vertritt der von der Stadt Köln eingesetzte Veedelsmanager. Er ist Ansprechpartner und Verbindungsmann zwischen dem Viertel, KVB und Stadt Köln.

Schulen

Von den Folgen des Einsturzes waren auch die benachbarten Schulen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und Kaiserin-Augusta-Schule sowie die Schule für Lernbehinderte betroffen.

Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG)

Die Generalinstandsetzung des Gebäudes des FWG ist abgeschlossen, die Schule konnte ihr Gebäude wieder in Betrieb nehmen und ihre Interimsquartiere aufgeben.

Kaiserin-Augusta-Schule

Die Kaiserin-Augusta-Schule hat inzwischen ihren Ganztagsbetrieb aufgenommen. Dafür wurden Interimsräume auf dem Schulgelände bereitgestellt. Um den Raumbedarf der Schule langfristig zu decken, wurden die Planungen für einen Erweiterungsbau aufgenommen.

Neubau Historisches Archiv

Im Dezember 2010 hat die Stadt Köln den Architektenwettbewerb für den Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall/Luxemburger Straße mit einem internationalen Teilnehmerwettbewerb gestartet. Dem Archiv werden künftig 20.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, 76,3 Millionen Euro stehen als Kostenrahmen für den Komplex zur Verfügung.

Aus 200 Bewerbungen wurden insgesamt 45 Teilnehmer ermittelt, der siegreiche Entwurf des Büros Waechter & Waechter, Darmstadt, wird nach der erfolgten Konzentration auf die ausschließliche Nutzung durch das Historische Archiv mit dem Rheinischen Bildarchiv derzeit überarbeitet. Die überarbeiteten Pläne liegen vor.

Fachbeirat zum Wiederaufbau

Zur Beratung des Historischen Archivs bei allen Fragen des Wiederaufbaus hat die Stadt Köln einen 16-köpfigen Fachbeirat initiiert. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Prof. Wilfried Reinighaus, gehören dem Gremium Vertreter des Bundesarchivs, des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare (VdA), der großen Archive in Köln sowie weitere Experten der Universitäten Köln und Bonn sowie der Deutschen Forschungsgesellschaft an. Sieben Projektgruppen werden begleitet: Bestandszusammenführung, Restaurierung und Konservierung, Digitalisierung und Weiterentwicklung der Software, Öffentlichkeitsarbeit, Hilfekoordination, Betreuung der Nachlassgeber und Depositare, Neubau und Provisorisches Archiv. Bislang wurden sechs Konzepte in acht Sitzungen evaluiert und verabschiedet.

Bergungsbauwerk und Besichtigungsbauwerk

Zur Bergung der unterhalb des Grundwasserspiegels befindlichen Archivalien entstand im Sommer/Herbst 2010 unmittelbar an der östlichen Schlitzwand des Gleiswechselbauwerks am Waidmarkt unter schwierigsten Randbedingungen die sog. Bergungsbaugrube, eine Baugrube innerhalb des Einsturztrichters des Archivgebäudes in der Größe von etwa 16,5 Metern mal 30 Metern. Das Bergungsbauwerk bestand aus 63 Bohrpfählen, die bis in circa 30 Metern Tiefe gebohrt werden mussten. Die Grobreinigung und Sortierung der geborgenen Archivalien erfolgte in einem beheizbaren Versorgungszelt.

Im Zusammenhang mit der Bergung der restlichen Archivalien erfolgte die Beseitigung von insgesamt circa 170 Tonnen Fundamentresten des ehemaligen Archivgebäudes, wobei die größten Einzelfundamente ein Gewicht von bis zu 40 Tonnen erreichten. Die Entsorgung dieser Trümmer- und Fundamentreste war erforderlich, um anschließend das Besichtigungsbauwerk errichten zu können. Insgesamt sind im Rahmen der Bergungsbaugrube rund 3.100 Kubikmeter Erdreich, Fundamentreste und so weiter geborgen worden. Das entspricht circa 500 Lkw-Fuhren.

Ab Herbst 2012 ist im vermuteten Schadensbereich der östlichen Schlitzwand die circa 12 Meter lange und 5 Meter breite Besichtigungsbaugrube auf Anordnung des Landgerichts Köln und im Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft Köln errichtet worden, um diesen Bereich vollständig ausschachten zu können und die Einsturzursache beweissicher feststellen zu können.

Zukunft des Grundstücks Severinstraße

Die künftige Nutzung des Einsturzgeländes wird unter breiter Beteiligung der Kölner Bürger diskutiert und entschieden werden. Das Planungsdezernat der Stadt Köln hat dazu eine erweiterte Bürgerbeteiligung entwickelt. Bereits im April 2011 fand dazu die erste öffentliche Informationsveranstaltung in der Piazzetta des Historischen Rathauses statt.

Zu den städtebaulichen Aspekten und Anforderungen, die an die Flächen des ehemaligen Archivs gestellt werden, gehören:

  1. die dringend benötigte Erweiterung der Kaiserin-Augusta-Schule am Georgsplatz
  2. die Schaffung eines Verbindungswegs zwischen Kaiserin-Augusta-Schule, Severinstraße und Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.
  3. Auswahl des Ortes und die Gestaltung des Gedenkens
  4. Schließung der städtebaulichen Lücke an der Severinstraße mit der Möglichkeit, im Erdgeschoss Räume für publikumswirksame Nutzungen zu schaffen.

Rechtsverfahren und Schadenssumme

Die Stadt Köln geht von einer Gesamtschadenssumme für die Stadt Köln von mindestens 1 Milliarde Euro aus.

Zur Wahrung ihrer Rechte ist die Stadt Köln nach dem Unglück dem von der KVB unmittelbar gegen die Arbeitsgemeinschaft Nord-Süd Stadtbahn Köln Los Süd eingeleiteten selbständigen Beweisverfahren (Aktenzeichen 5 OH 1/10) vor dem Landgericht Köln als (Mit-) Antragstellerin beigetreten. Im Rahmen dieses Verfahrens erhebt das Gericht Beweis über folgende Fragen:

  1. Was ist die Ursache für den Einsturz?
  2. Hätte sich das Unglück vermeiden lassen und wenn ja, durch welche Maßnahmen?
  3. Liegt ein Verstoß gegen die anerkannten Regeln der Technik vor?

Zur Sicherung der finanziellen Ansprüche der Stadt Köln hat die Stadt Köln außerdem die Einleitung eines weiteren separaten selbständigen gerichtlichen Beweisverfahrens zur Schadenshöhe gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen (zunächst die ARGE Nord-Süd Stadtbahn Köln Los Süd mit ihren ARGE-Partnern) eingeleitet.

Da neben der Stadt Köln und der KVB auch noch zahlreiche Leihgeber durch den Einsturz geschädigt worden sind, hat die Stadt Köln allen Leihgebern des Historischen Archivs angeboten, ihre Schadensersatzansprüche an die Stadt Köln abzutreten. Die meisten Leihgeber haben hiervon Gebrauch gemacht, so dass auch deren Schadensersatzansprüche Gegenstand der beiden gerichtlichen Beweisverfahren sind und damit die Feststellungen der Gutachter auch für die Leihgeber Gültigkeit haben.

Lagerungsdichten des Bodens vor Verdachtsflächen (Fugen) der östlichen Schlitzwand [PDF, 355 KB]

Quelle: Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Inge Schürmann, Pressemitteilung, 24.2.2014

Tag der Archive 2014 im Kreis Steinfurt

Zum siebten Mal findet in diesem Jahr der "Tag der Archive" statt. Bundesweit öffnen Hunderte von Archiveinrichtungen ihre Schatzkammern, um interessierten Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit zu geben, Stadtgeschichte zu erleben.

Aus dem Kreis Steinfurt nehmen zwölf Kommunalarchive teil. Sie präsentieren am Sonntag, 9. März 2014 in der Stadthalle Ochtrup eine gemeinsame Ausstellung zum diesjährigen Motto Frauen – Männer – Macht und legen Akten, Fotos und Urkunden aus. Neben diesen archivspezifischen Präsentationen bietet ein vielfältiges Programm etwas für die ganze Familie: eine Beamer-Show historischer Fotos, ein Bücherflohmarkt und eine Mal- und Töpferaktion für Kinder gehören zu den ganztägigen Angeboten. Zum Internationalen Frauentag informieren Gleichstellungsbeauftragte aus dem Kreis über Schwerpunkte ihrer Arbeit. Das Archivcafé versorgt die Besucher mit Erfrischungen, Kaffee und Kuchen.

Außerhalb der Stadthalle gibt es für Ochtrup-Interessierte weitere Angebote: In Begleitung der Stadtführerin erkunden Sie die Innenstadt per Pedes. In der "Villa im Winkel", Winkelstraße 1 im Stadtpark, einer Fabrikantenvilla im Neobarockstil von 1899, wird Geschichte lebendig. Es geht um Franziska Klara Antonetta Gräfin von Westerholt, die von 1719-1763 Äbtissin im Stift Langenhorst war, und um Hochzeiten in der Familie des Fabrikanten Anton Laurenz, die in der Villa im Winkel gefeiert wurden.

Bürgerinnen und Bürger sind in der Zeit von 11 bis 17 Uhr herzlich eingeladen, in die Stadthalle Ochtrup zu kommen (Eintritt frei).

Veranstaltungsort:
Sonntag, 9. März 2014, 11.00 – 17.00 Uhr
Stadthalle Ochtrup
Gronauer Str. 1
48607 Ochtrup

Programm

11:00 Uhr Eröffnung der Veranstaltung
durch Herrn Kreisdirektor Dr. Martin Sommer und Herrn Bürgermeister der Stadt Ochtrup, Kai Hutzenlaub.

Tag der Archive 2014 im Kreis Steinfurt

Ganztägige Angebote in der Stadthalle:

– Präsentation von Archivalien, Fotos und Karten aus den 12 Kommunalarchiven
– Ausstellung der Archive "Frauen, Männer, Macht"
– Beamershow historischer Fotos
– Kinder malen und töpfern Wappen
– Bücherflohmarkt
– Archivcafé (Catering durch Happens Hof)
– Informationsstand der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Steinfurt

Begleitprogramm für Ochtrup-Interessierte:

– Stadtführungen (Treffpunkt Haupteingang Stadthalle, ab 12.00 Uhr)
– Ausstellung in der Villa Winkel, Winkelstr. 1 (11.00-17.00 Uhr)

Teilnehmende Kommunalarchive:

Der "Tag der Archive" ist eine Initiative des Berufsverbandes VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.

Kontakt:
Stadtarchiv Ochtrup
Winkelstr. 1
48607 Ochtrup
Tel.: 02553 939835
Mobil: 0151 12 11 23 54

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 25.2.2014; WN, 24.2.2014; Grevener Zeitung, 24.2.2014

Stadtarchiv und BStU-Außenstelle Gera am Tag der Archive

Gera beteiligt sich gemeinsam mit insgesamt 160 Städten in Deutschland am bundesweiten 7. Tag der Archive am 8. und 9. März 2014 unter dem Motto "Frauen – Männer – Macht". Dazu aufgerufen hat der Verband deutscher Archivare. Das Stadtarchiv Gera in der Gagarinstraße 99 und die BStU-Außenstelle in Gera in der Hermann-Drechsler-Straße 1 stellten dazu bereits ihr gemeinsames Programm vor. „Ziel ist es, an diesem Tag den Bürgerinnen und Bürgern die jeweiligen Archive vorzustellen und ihr Anliegen, das archivalische Erbe als Kulturgut für die Erforschung der Vergangenheit und für das Verständnis der Gegenwart zu bewahren und aufzubereiten, stärker in das Bewusstsein zu rücken“, so der Leiter des Stadtarchivs Klaus Brodale. Der kommissarische Leiter der BStU-Außenstelle Gera, Reinhard Keßler, ergänzt: „Wir möchten in unserem Haus Einblicke in die entschlüsselte Macht der untergegangenen Geraer Geheimpolizei geben. Dabei geht es auch um die Frage, wie eine Diktatur funktionierte und was sie ermöglichte. Dafür möchte die BStU-Außenstelle Gera gerade auch junge Menschen sensibilisieren. Der Tag der Archive eignet sich dafür besonders.“ In Gera halten beide Archive am 8. März mit Veranstaltungen ihre Pforten geöffnet.

Zum Tag der Archive am 8. März stehen im Geraer Stadtarchiv bedeutungsvolle Frauen der Stadtgeschichte im Mittelpunkt. Dazu gehören u.a. auch die Stifterin Henriette Zabel, die Fotografin Aenne Biermann (Ausschnitt aus einem Plakat zu einer Fotoausstellung Aenne Biermanns 1930) und die Sportlerin Bruna Wendel-Plarre (v.l.). (Stadtarchiv Gera)

Abb.: Zum Tag der Archive am 8. März stehen im Geraer Stadtarchiv bedeutungsvolle Frauen der Stadtgeschichte im Mittelpunkt. Dazu gehören u.a. auch die Stifterin Henriette Zabel, die Fotografin Aenne Biermann (Ausschnitt aus einem Plakat zu einer Fotoausstellung Aenne Biermanns 1930) und die Sportlerin Bruna Wendel-Plarre (v.l.). (Stadtarchiv Gera)

Unter dem Titel „Stadtgeschichte ohne Frauen???“ gibt es im Stadtarchiv in der Gagarinstraße 99 am Samstag, 8. März, um 10 Uhr und 13.30 Uhr jeweils eine Veranstaltung. Dazu wird eine Archivalien-Ausstellung mit ausgewählten Dokumenten und Materialien aus dem Bestand vorbereitet, die bedeutungsvolle Frauen der Stadtgeschichte in den Mittelpunkt rückt. Das sind unter anderem die Stifterin Henriette Zabel, die Sportlerin Dr. Bruna Wendel-Plarre und die Fotografin Aenne Biermann, die in Gera lebten und wirkten. Anhand von Fotos und Dokumenten will das Stadtarchiv zeigen, wie Frauen in ihren jeweiligen Zeitepochen politisch und gesellschaftlich aktiv wurden. Auch das älteste Tondokument, ein Interview mit Dr. Bruna Wendel-Plarre, Dokumente aus Akten und Fotos sollen für die Besucher abwechslungsreich die Geschichte der Frauen darstellen. Anschließend gibt es eine Magazinführung.

Auch die BStU, Außenstelle Gera, in der Hermann-Drechsler-Straße 1 bietet am 8. März von 11 bis 17 Uhr eine ganze Reihe von Veranstaltungen. „Unter dem Motto ‚Im Dienste der Diktatur‘ finden von 11 bis 16 Uhr stündlich Führungen durch die Hinterlassenschaften der Geraer Geheimpolizei statt. 11 Uhr und 13 Uhr hält unsere Mitarbeiterin Regina Karell einen Vortrag zu den inoffiziellen Mitarbeiterinnen der DDR-Staatssicherheit im Bezirk Gera im Jahr 1989“, stellt der kommissarische Leiter der BStU-Außenstelle Gera, Reinhard Keßler, sein Programm vor. Einen Fachvortrag gibt es 15 Uhr zum Thema „Leben hinter Mauern“ zum Arbeitsalltag und Privatleben hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR mit Benedikt Vallendar, Studienrat für Geschichte und Spanisch am Wirtschaftsgymnasium Wolfenbüttel, und der Autorin Jenny Krämer. Der Film “Virtuelle Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen“ (15 Minuten) ist den ganzen Tag über zu sehen.

Außerdem wird eine umfassende Präsentation zum Thema „Alltag in der Bezirksverwaltung des MfS“ vorbereitet. Auf 20 Tafeln sollen Dokumente den Arbeits- und Lebensalltag von Stasi-Mitarbeitern zeigen: Wie viel verdienten Stasi-Leute im Monat und welche Sondervergütungen bekamen sie darüber hinaus? Welche persönlichen Einschränkungen nahmen sie dafür in Kauf?

Auch an diesem Tag kann ein Antrag auf persönliche Akteneinsicht gestellt werden. Dazu sollte ein gültiges Personaldokument mitgebracht werden. Mitveranstalter der BStU, Außenstelle Gera, sind der Landesbeauftragte des Freistaates Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Lese-Zeichen e.V. Thüringer Büro zur Förderung von Literatur und Kunst.

Kontakt:
Stadtverwaltung Gera
Fachdienst Zentrale Dienste
Stadtarchiv
Gagarinstraße 99
D – 07545 Gera
Fon: 0365 838-2140 bis -2144
Fax: 0365 838-2145
stadtarchiv@gera.de 

BStU, Außenstelle Gera
Haus 3
Hermann-Drechsler-Straße 1
07548 Gera
Telefon: (03 65) 55 18-0
Fax: (03 65) 55 18-42 19
astgera@bstu.bund.de 

Quelle: Stadt Gera, Pressemitteilung, 17.2.2014

Verzeichnis gefallener Soldaten des Ersten Weltkriegs im Stadtarchiv Neuss

Dank monatelanger Arbeit des ehrenamtlichen Mitarbeiters Johannes Diekers kann nun erstmals ein umfassendes Verzeichnis der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs aus Neuss der Öffentlichkeit im Stadtarchiv Neuss vorgelegt werden. Für die Zusammenstellung benötigte Diekers insgesamt anderthalb Jahre. Die notwendigen Daten fand er in den Standesamtregistern von den Jahren 1914 bis 1937.

Tatkräftige Unterstützung erhielt der 89-jährige von Gabriele Brüning. Sie fügte die Daten am Ende der Recherchen zu einer Tabelle zusammen. „Da auch mein Vater Soldat im Ersten Weltkrieg war, interessierte mich diese Arbeit sehr“, berichtet Diekers. Insgesamt erfasst die Datenbank 1.120 Gefallene, dazu gehören auch Kriegsgefangene aus Frankreich, Russland oder Großbritannien, die in einem Lazarett in Neuss verstarben. „Hinter jedem dieser Namen steckt ein Schicksal und in den Listen kann man diese nun einsehen“, erklärt Archivleiter Dr. Jens Metzdorf.

Ein Großteil der Neusser, die in den Krieg zogen, befand sich im Infanterie-Regiment 28 in Aachen. Die meisten starben beim Stellungskrieg in Frankreich. Mit 17 Jahren war Wilhelm Christian Quirinus Damen der jüngste Gefallene, er starb am 6. Juli 1918. Peter Posch wurde im Alter von 49 in Polen erschossen und ist der älteste eingetragene Kriegsgefallene aus Neuss.

In der Datenbank sind auch die damals noch selbstständigen Gemeinden Holzheim, Grefrath, Norf und Grimlinghausen vollständig erfasst. Daraus ergeben sich völlig neue Auswertungs- und Recherchemöglichkeiten. Interessierte können sich die Datenbank im Stadtarchiv ansehen.

Anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkriegs 1914 hat das Stadtarchiv Neuss zudem eine Übersicht der eigenen Quellen zum Ersten Weltkrieg erarbeitet. Sie stammt von Sandra Gesell und ist unter dem Titel "Brotkarten, Kriegschroniken und Lazarettbilder" auch im Internet abzurufen:

Kontakt:
Stadtarchiv Neuss
Oberstraße 15
41460 Neuss
Telefon: +49 (0) 2131 – 90 42 50
Telefax: +49 (0) 2131 – 90 24 33
stadtarchiv@stadt.neuss.de
www.stadtarchiv-neuss.de

Quelle: Stadt Neuss, Pressemitteilung, 21.2.2014

Neues Findbuch des Stadtarchivs Adelsheim

Am 10.2.2014 konnte der Kreisarchivar des Neckar-Odenwald-Kreises, Alexander Rantasa, das Findbuch des Stadtarchivs Adelsheim den Verantwortlichen der Stadt Adelsheim – Bürgermeister Klaus Gramlich und Hauptamtsleiter Hermann Thomas – übergeben. Das Projekt lief, mit Unterbrechungen, über mehrere Jahre und umfasste nicht nur die EDV-gestützte Neuverzeichnung und tiefere Erschließung des bisherigen Archivguts, sondern auch die Bewertung und die Übernahme neuer archivwürdiger Unterlagen aus der Stadtverwaltung. Die Fränkischen Nachrichten berichteten jetzt darüber.

Das neue Findbuch des Stadtarchivs hat einen Umfang von über 500 Seiten. Es ersetzt das alte Inventar aus dem Jahr 1970. Neben einer genaueren Verzeichnung der Archivalien bietet das neue, wesentlich erweiterte Repertorium auch Orts-, Personen- und Sachindizes an, die das Recherchieren in den Archivbeständen erleichtern sollen. Das Stadtarchiv Adelsheim umfasst insgesamt neun Bestandsgruppen bzw. Bestände: Akten, Amtsbücher, Sammlungen, Karten und Pläne, sog. Fremdprovenienzen, Nachlässe, Rechnungen, Urkunden und die Archivbibliothek.

Die Akten stellen mit 44,5 Regalmetern den größten Bestand dar, gefolgt von den Rechnungen mit 20,5 und den Amtsbüchern mit zwölf Regalmetern. Das Archivgut deckt einen Zeitraum von rund 700 Jahren ab, beginnend mit einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Bayern von 1338 (Kopie von 1763) und vorerst endend mit einem Werkmanuskript des Heimatkundlers Reinhold Merkle von 2010.

Bereits 1884 war von Rentamtmann Dr. John Gustav Weiß, Pfleger der Badischen Historischen Kommission, ein Verzeichnis über das Adelsheimer Archivgut erstellt worden. Auch sein Nachfolger im Amt des Archivpflegers, Regierungsrat Gottlieb Graef, legte im Jahr 1937 eine Übersicht über die städtischen Archivalien an. Die Unterbringung im Rathaus-Erdgeschoss war bis 1970 sehr dürftig. Danach wurde das Stadtarchiv im alten Schulhaus verwahrt. Heute befindet es sich im Untergeschoss des neuen Rathauses.

Kontakt:
Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis
Zentralstelle – Kultur und Kreisarchiv
Kreisarchivar Alexander Rantasa M.A.
Renzstr. 12
74821 Mosbach
Tel. 06261/84-1102
Fax 06261/84-4710
kreisarchiv@neckar-odenwald-kreis.de 
www.neckar-odenwald-kreis.de/329 

Quelle: Fränkische Nachrichten, 14.2.2014

Erst Stolz, dann Wut in Limburg: Vor 60 Jahren kam »Die kleine Stadt will schlafen gehen« in die Kinos

Gert Fröbe, Gustav Fröhlich, Jester Naefe, Helen Vita und andere Leinwandstars der fünfziger Jahre kamen nach Limburg an der Lahn, um unter der Regie von Hans H. König einen Film zu drehen. Premiere war am 11. Februar 1954, vor genau 60 Jahren. Was dann aber unter dem Titel "Die kleine Stadt will schlafen gehen" in Düsseldorf uraufgeführt wurde und bald darauf in den Kinos der Republik lief, stieß in Limburg auf Ärger und Unverständnis.

Die kleine Stadt will schlafen gehen (Abb.: Stadtarchiv Limburg)

Im Herbst 1953 kam das Filmteam nach Limburg, um hier einige Szenen zu drehen. Zu sehen sind im Laufe des Films u.a. der Dom, die Plötze, der Kornmarkt, die Erbach, der Fischmarkt. Dabei blieb die „Kleine Stadt“ aber namenlos – „ihren Namen wollen wir nicht verraten, wir haben unsere Gründe dafür“, heißt es in der Anfangseinstellung. Die Dreharbeiten begannen am 15. Oktober 1953. Die Berichterstattung darüber war wohlwollend, die Geschichte wird als „recht nett“ bezeichnet. Geschäfte wurden umdekoriert, damit sie den Filmerfordernissen entsprachen. Die Limburger verfolgten die Dreharbeiten mit großem Interesse, und etliche übernahmen Statistenrollen. So wird über einen echten Briefträger berichtet, der mehr als zehn Mal am Schuhhause Brühl vorbeigehen muss, bis die Einstellung stimmt, oder die Männer der Stadtreinigung laufen durchs Bild. Auch „vier junge, frische und reizende Limburger Mädels“ werden gefilmt, wie sie aus der Böhmergasse kommen. Drei Drehtage verbrachte das Filmteam in der Stadt, vor allem an der Plötze. Hier fand eine wichtige Szene mit Enthüllung eines Denkmals statt (ungefähr dort, wo heute das Hattstein-Denkmal steht). Für viel Volk sorgten dabei Vertreter Limburger Vereine mit Fahnen, Schulkinder, Sänger und Turner. Die Kapelle des Ausbesserungswerks war angetreten und unterhielt das Publikum auch während der Drehpausen mit Musik. Versorgt wurden Schauspieler und Komparsen durch die Metzgerei Josef Fischer, die 900 belegte Brötchen lieferte. Regisseur König war mit der Unterstützung so zufrieden, dass er von einem Fenster aus dem Publikum zurief: „Ich stelle fest, dass die Limburger sehr gute Filmschauspieler sind.“ Die Berichterstattung über die Dreharbeiten endet mit dem Wunsch: „Hoffen wir, daß der Film ein künstlerisches Niveau trägt und daß Limburg dadurch noch bekannter wird.“ Während der Dreharbeiten erhielt Bürgermeister Joseph Schneider einen Brief von der „Königfilm GmbH“, mit dem für die große Unterstützung in Limburg gedankt wurde.

Die kleine Stadt will schlafen gehen (Abb.: Stadtarchiv Limburg)

Zur Premiere des Films, dessen Titel inzwischen von „Sieben Sünden“ auf „Die kleine Stadt will schlafen gehen“ geändert war, reiste Sonderberichterstatter Paul Dogan für den „Nassauer Boten“ nach Düsseldorf. In seinem Bericht, der eine drei-viertel Seite einnimmt, betont er: „Die kleine Stadt ist kein Limburg-Film.“ Dem Regisseur wird vorgeworfen, er sei in seinem Bemühen, einen „deftigen“ Film zu drehen, ins triviale und vulgäre abgerutschte. „Manche Szenen sind sogar peinlich und frivol.“ Tatsächlich ist mehrfach viel nackte Haut zu sehen – in Form von Fotos und Denkmälern. Dazu der Bericht: „Wahrhaftig, wir sind nicht prüde und kennen das Leben. Aber wir sagen: In dieser Form gehört dieser Film nicht auf die Leinwand. Weil er menschliche Sünden nicht an den Pranger stellt, sondern durch seine obszöne Art zur bedenkenlosen Nachahmung auffordert.“ Der Verfasser forderte nicht weniger als Zensur, stellt aber fest: „Wenn aus diesem Film aller Schmutz herausgeschnitten wird, bleibt kaum noch etwas übrig.“ Der katholische Filmdienst stufte den Film als „gefährdend“ ein, vom Besuch wurde abgeraten. Von evangelischer Seite wurde zur Wachsamkeit aufgerufen und die Zweideutigkeiten verurteilt. Zu einem ganz anderen Urteil kam die „Filmwoche“: „Mit leichter Hand inszeniert, beschwingte Kleinstadt-Geschichte voll ergötzlicher Episoden.“ Dem wollte in Limburg niemand zustimmen.

Die kleine Stadt will schlafen gehen (Abb.: Stadtarchiv Limburg)

Was wurde Schlimmes gezeigt? Ein Posttransport wurde ausgeraubt, doch statt des erhofften Geldes erbeuteten die Gangster nur Briefe. Sieben Honoratioren der kleinen Stadt fürchten nun, ihre Korrespondenz – Bestellung von Aktfotografien, Alimentenschecks und ähnliches – würde in die falschen Hände geraten. Sie haben den Bildhauer Peter Bruck (Gustav Fröhlich) im Verdacht, der in der Stadt als Künstler und alleinerziehender Vater ein Außenseiter ist. Der macht sich einen Spaß daraus, die ehrbaren Bürgerinnen und Bürger in dem Glauben zu lassen. Aus heutiger Sicht dreht es sich in diesem Film um Harmlosigkeiten, in den restaurativen fünfziger Jahren war dies ein Skandal. Fehlender Respekt vor der Obrigkeit, kein großzügiges Hinwegsehen über Doppelmoral und Verstoß gegen gesellschaftliche Normen waren Tabus. In einem Leserbrief machte sich ein wütender Bürger Luft: Die Stadtverwaltung „hätte … niemals gestatten dürfen, daß die Bischofsstadt herhalten mußte für eine einzige Kundgebung der Geschmacklosigkeit, die hier vor sich geht. … Limburg ist auf dem besten Wege, sich durch betonte Amoralität einen Namen zu machen. Das dürfte dem Ruf der Stadt nicht gerade förderlich sein.“ Der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Filmleute nie eine Konzession für die Dreharbeiten beantragt hatten oder bekamen. Es habe keine gesetzliche Möglichkeit gegeben, die Filmarbeit zu unterbinden. Den Filmemachern wurde vorgeworfen, das Vertrauen der Limburger missbraucht zu haben. Wenige Tage nach der Uraufführung verlangte der Stadtjugendausschuss, dass der Film in Limburger Kinos nicht gezeigt werden dürfe. Der Kinobetreiber war zunächst damit einverstanden, musste aber, um einer Konventionalstrafe wegen Vertragsbruch mit der Verleihfirma zu entgehen, den Film doch ins Programm aufnehmen.

An Fastnacht lieferte der Film reichlich Stoff für Büttenredner. In der Fastnachtsausgabe „De närrisch Schote“ des Nassauer Boten findet sich der (fingierte) Bericht, Ex-König Faruk von Ägypten wolle nach Limburg kommen, da er an Schlaflosigkeit leide. Er habe so gut wie bei „Die kleine Stadt will schlafen gehen“ schon lange nicht mehr geschlafen. Auch das Friedel-Kloos-Quartett besang das Ereignis: „Die Plötz, die lag ja völlig brach, man filmte dort an viele Daach. Die Filmleut hatte für drumerum, bestellt weil Publikum. – Wo früher woarn so klaane Lädcher, vis-a-vis der Metzgerei, doo stande uff aamoal nackische Mädcher, ei, ei, ei, ei ….“

Im Stadtarchiv Limburg befinden sich 32 Fotos von den Dreharbeiten an der Plötze, aus denen das große Interesse der Bürger an der Entstehung des Films zu erkennen ist. Die Kinorechte an „Die kleine Stadt will schlafen gehen“ vertritt das Deutsche Filminstitut. Eine Kopie hat das Bundesarchiv, die aus konservatorischen Gründen nicht verleihbar ist.

Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
-Stadtarchiv-
Dr. Christoph Waldecker M.A., Dipl.-Archivar (FH)
-Leiter des Stadtarchivs-
Mühlberg 3 (Schloss)
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel.: 06431-203 368
Fax: 06431-584 39 47
christoph.waldecker@stadt.limburg.de
http://www.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg an der Lahn, Pressemitteilung, 11.2.2014

Nachlass Heino Gehrts im IGPP aufgearbeitet

Im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) in Freiburg i.Br. wurde in der zweiten Jahreshälfte 2013 der wissenschaftliche Nachlass des Kulturhistorikers, Kulturwissenschaftlers und Autors Dr. Heino Gehrts (1913-1998) aufgearbeitet und erschlossen. Der Nachlass befindet sich seit 2005 im Institutsarchiv des IGPP. Er besteht hauptsächlich aus der umfangreichen wissenschaftlichen Korrespondenz, zahlreichen Werkmanuskripten sowie den verschiedenen Materialsammlungen von Gehrts. Der Bestand umfasst 222 Archiveinheiten auf 5 lfdm., die Laufzeit reicht von 1933 bis 1998.

Dr. Heino Gehrts (Foto: Christine Gehrts)

Der ursprünglich aus Hamburg stammende Wissenschaftler Heino Gehrts (Foto rechts: Christine Gehrts) hat in seiner Schaffenszeit über 70 Publikationen vorgelegt. Mittlerweile war sein Werk weitgehend in Vergessenheit geraten. Schwerpunkte seiner Studien waren die vielfältigen Aspekte des Schamanismus sowie die Märchen- und Sagenforschung. Weiterhin beschäftigte er sich intensiv mit dem Somnambulismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und verfasste einschlägige Arbeiten zu Justinus Kerner und dessen Umfeld sowie – wohl am bedeutendsten – zum ‚besessenen‘ "Mädchen von Orlach" (1832/33). Heino Gehrts, der Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften war, kann als Beispiel eines überaus produktiven Privatgelehrten gelten, der auf selbstständige Weise nach Foren und Wegen für die Verbreitung seiner wissenschaftlichen Ergebnisse gesucht hat. Die vorhandene Korrespondenz verspricht Aufschluss über die dafür von Gehrts gewählten Strategien sowie die dabei entstandenen Netzwerke.

Der Nachlass von Heino Gehrts dürfte aufgrund seiner vielfältigen Inhalte für die Fachbereiche Germanistik, Ethnologie, Historische Anthropologie, Wissenschaftsgeschichte oder Volkskunde eine größere Bedeutung erlangen.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Uwe Schellinger M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br.
0761-20721-61
schellinger@igpp.de
http://igpp.academia.edu/UweSchellinger
http://www.igpp.de

Reformation und Politik. Tagung vom LVR und Evangelischer Kirche im Rheinland

Im Rahmen der Reformationsdekade 2008-2017 widmen sich die diesjährigen Veranstaltungen dem Aspekt "Reformation und Politik". Die gemeinsame Tagung von LVR und Evangelischer Kirche im Rheinland wird vom 23. bis 25. April 2014 im Düsseldorfer Tagungszentrum FFFZ dieses Thema beleuchten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen nicht etwa die Persönlichkeit Luthers und die Situation des 16. Jahrhunderts. Vielmehr wird die Frage nach der Realität reformatorischen Gedankenguts im 19. und 20. Jahrhundert im Rheinland ins Blickfeld gerückt. Hier spiegelt sich die Verwobenheit der Kirche in die sich wandelnden politischen Verhältnisse in ganz besonderer Weise. Das wird an den historischen Bruchstellen (z. B. Ende des Ancien régime, Revolution und Verfassungsfrage, Nationalsozialismus) dargestellt. Die Tagung steht daher unter der Überschrift "Bruchstellen deutscher Geschichte im Blick des Protestantismus".

In vielen Archiven, Bibliotheken und Museen, in Universitätsinstituten, aber auch kirchlichen Gemeinde- und Kommunalverwaltungen stellt sich die Frage, wie das Reformationsjubiläum umgesetzt werden soll. Die Tagung soll Ideen zur lokalen und regionalen Aufarbeitung des Themas liefern.

Vier Sektionen (Restauration und gescheiterte Revolution, Reichseinigung und Staat der Konfessionen, Vom Ende des landesherrlichen Kirchenregiments in die Diktatur und Diakonische Aufgabe im Sozialstaat) greifen spezielle historische Situationen heraus, um die Rolle der Evangelischen Kirche zu thematisieren. 17 Fachbeiträge ausgewiesener Experten werden erwartet. Eine Exkursion nach Kaiserswerth und zum dortigen Pflegemuseum der Fliedner-Stiftung wird in die Geschichte der Diakonie einführen und thematisiert deren Aufgabe im Sozialstaat.

Referenten:
Prof. Dr. Olaf Blaschke, Universität Trier,
Prof. Dr. Siegfried Hermle, Universität zu Köln,
Prof. Dr. Jörg Hübner, Ev. Akademie Bad Boll
Prof. Dr. Jochen-Christoph Kaiser, Universität Marburg,
Prof. Dr. Thomas Kuhn, Universität Greifswald,
Prof. Dr. Harry Oelke, Universität München

Mit Blick auf das Rheinland eignen sich die Ergebnisse der Tagung hervorragend zur Vorbereitung eines anderen Jubiläums: 2015 wird an das Ende des Wiener Kongresses erinnert. In dessen Folge kam das bis dahin katholische Rheinland an das evangelische Preußen.

Einzelheiten finden sich hier:
http://www.afz.lvr.de/de/fortbildungen___tagungen/veranstaltungsprogramm/veranstaltungsprogramm_1.html

Zum Detailprogramm:
http://www.afz.lvr.de/media/archive_im_rheinland/fortbildungen/veranstaltungsprogramm/FZ-SEM-2014-Reformation-PROGRAMM.pdf

Zum Tagungsflyer:
http://www.afz.lvr.de/media/archive_im_rheinland/fortbildungen/veranstaltungsprogramm/2014-04-23_25_Flyer.pdf

TERMIN
Mittwoch, 23. April 2014, bis Freitag, 25. April 2014

VERANSTALTUNGSORT
Tagungshaus FFFZ
Kaiserswerther Straße 450
40474 Düsseldorf

Eine Übernachtung kann auf eigene Kosten sehr preiswert im FFFZ gebucht werden:
fffzhotel@fffz.de
Bitte Tagungsstichwort "Bruchstellen deutscher Geschichte" angeben.

ENTGELT
140 Euro (einschließlich Tagungsunterlagen, 2 Mittagsimbisse, Tagungsgetränke, 2 Empfänge, 2 Bustransfers, eine Buchpublikation)

ANMELDUNG AUSSCHLIESSLICH AN:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim
Tel 02234 9854-313 und -225
Fax 02234 9854-349
afz.fortbildungszentrum@lvr.de 
www.afz.lvr.de

Archiv Bosnien-Herzegowinas in Sarajevo vernichtet

Demonstrationen gegen Arbeitslosigkeit und gegen die fortgesetzte Verelendung in Bosnien sind am 7.2.2014 in blutige Gewalt umgeschlagen. In der Hauptstadt Sarajevo setzten aufgebrachte Demonstranten das Präsidentschaftsgebäude in Brand, in Tuzla wurde der Sitz der Regionalverwaltung gestürmt und im Gebäude Feuer gelegt. Die Demonstrationen sind die größten seit dem Bosnienkrieg (1992-1995).

Der internationale Bosnien-Beauftragte, Valentin Inzko, teilte im ORF mit, dass ein gesamtes Archiv in Sarajevo verbrannt sei. Das Archiv habe drei Kriege überstanden, „der Schaden ist immens“, zeigte sich Inzko erschüttert. Es handelt sich angeblich um das erste moderne staatliche Archiv Bosnien-Herzegowinas, das sich im Gebäude des beschädigten Staatspräsidiums in Sarajevo befindet. Einige der wichtigsten Archivunterlagen Bosnien-Herzegowinas seien durch die im Gebäude gelegten Brände vernichtet worden. Dies bestätigte laut dem „Standard“ der Direktor des Archivs, Saban Zahirović, gegenüber der Tageszeitung „Dnevni avaz“.

Fotoserie über die unermesslichen Zerstörungen im Archiv Bosnien-Herzegowinas / Nerprocjenjiva šteta u Arhivu Bosne i Hercegovine:

Nerprocjenjiva šteta u Arhivu Bosne i Hercegovine (Abb.: http://www.arhivbih.gov.ba/en/node/165)

Nerprocjenjiva šteta u Arhivu Bosne i Hercegovine (Abb.: http://www.arhivbih.gov.ba/en/node/165)

Das Ausmaß des Schadens müsse erst festgestellt werden, sagte er. Es handle sich um einige sehr wertvolle Unterlagen, unter anderem Mikrofilme, Kopien von Dokumenten aus Wiener Archiven, Unterlagen der Kriegsverbrecherkommission nach dem Zweiten Weltkrieg und anderes mehr. Ein Großteil der Unterlagen sei völlig verbrannt, einiges dürfte aber noch zu retten sein, so Zahirović (siehe auch den Bericht auf 6yka.com).

Das Archiv wurde im Jahr 1947 gegründet. Es enthält Material aus folgenden Bereichen: Öffentliche Verwaltung, Justiz, Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen, Sozialpolitik und Gesundheitswesen, Wirtschaft, Gesellschaftlich-politische Organisationen, Vereine und Verbände, Personen -und Familienfonds, Sammlungen, Bosnisch-herzegowinische Emigration, Ausländische Organisationen in BiH. Das Archiv verfügt u.a. über das Material vom „Nationaltheater Sarajevo“ („Narodno pozorište Sarajevo“, ab dem Jahr 1914) sowie über das Archivmaterial des Nationalmuseums („Zemaljski muzej Bosne i Hercegovine, 1888-). Zu den Sammlungen des Archivs zählen u.a. Kartensammlung, Plakatsammlung (1941-1996) und Stempelsammlung. Außerdem gibt es eine Archivbibliothek.

Der Internationale Archivrat ICA verurteilte am 10.2.2014 in folgender Stellungnahme die Zerstörung des Archivs Bosnien-Herzegowinas:

"ICA condemns the destruction of archives in Bosnia-Herzegovina
On 10 February ICA received confirmation, from the Director of Archives of the Federation of Bosnia and Herzegovina in Sarajevo, that a significant amount of historical archives have been burnt, as a direct result of the actions of protesters on 7 February.
The Archives contain documents from the period from 1878 to 1918, when the Austro-Hungarian Ministry of Finance administered Bosnia, but also earlier archives from the Ottoman period and later archives of the war crimes commission after world war two.
ICA will pass on any more information, which it receives about the extent of the damage, to the global archival community. Meanwhile it condemns unreservedly the destruction that has already taken place, because the memory loss will be permanent. It also trusts that appropriate counter-measures are being taken to prevent any further destruction from occurring. Finally, ICA wishes to express solidarity with colleagues in the Archives of the Federation who will face immense challenges in rebuilding their institution."

Kontakt:
Arhiv Bosne i Hercegovine (Das Archiv Bosnien-Herzegowinas)
Reisa Džemaludina Čauševića 6
71000 Sarajevo
Telefon/Fax: +387 (0) 33 206 492
info(at)arhivbih.gov(dot)ba (derzeit nicht per Mail erreichbar!)
http://www.arhivbih.gov.ba/

Link: http://www.arhivbih.gov.ba

Quelle: Salzburg24.at, 7.2.2014; Der Standard, 8.2.2014; Don Juan Archiv Wien.

Wechsel im Historischen Zentrum Remscheid steht bevor

Der Historiker Dr. Urs Diederichs, der das Historische Zentrum der Stadt Remscheid leitet, tritt Ende Oktober 2014 in den Ruhestand. Zum Historischen Zentrum gehören das Deutsche Werkzeugmuseum, das Museum Haus Cleff und das Stadtarchiv Remscheid. Das Museum Haus Cleff ist eines der wichtigsten Baudenkmäler Remscheids, das 1778/79 von wohlhabenden Werkzeugkaufleuten erbaut wurde und seit 1927 als Museum – zunächst als "Heimatmuseum" genutzt wird.

Die Leitung des Deutschen Werkzeugmuseums, des Haus Cleff und des städtischen Archivs soll Sven Wiertz (SPD) übernehmen. Wiertz ist seit zehn Jahren persönlicher Referent von Oberbürgermeisterin Beate Wilding. Sven Wiertz studierte Sozialwissenschaften und Mathematik auf Lehramt. Nach der Wahl von Beate Wilding zur neuen Oberbürgermeisterin wurde er 2004 zu ihrer persönlichen Referentin. Seit 2008 ist Wiertz Leiter des Zentraldienstes im Remscheider Rathaus. 2010 wurde er zum Vorsitzenden des SPD-Kreisverbandes gewählt. Zum 1.4.2014 beginnt Wiertz ein Studium der Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Geschichte.

Sven Wiertz werde als neuer Chef des Historischen Zentrums Remscheid nicht von allen gern gesehen, berichtet der Remscheider General-Anzeiger (rga) nicht ohne Kritik. Oberbürgermeisterin Wilding und der für die Museen zuständige Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann (CDU) würden die Neubesetzung als interne Angelegenheit der Verwaltung betrachten und die Position daher nicht öffentlich ausschreiben. Das sei nicht erforderlich, sagt Henkelmann laut rga. "Was seine intellektuellen Kapazitäten angeht, ist er eine sehr gute Wahl. Mit seinem schnellen Auffassungsvermögen wird er in Nullkommanix in allen Aufgaben drin sein."

Am 18.3.2014 solle sich Sven Wiertz zunächst im Kulturausschuss vorstellen. Auf Wildings und Henkelmanns Geheiß arbeite er bereits an einer Neukonzeption für das Historische Zentrum. Mit einer "Ent- oder Versorgung" des persönlichen Referenten nach Wildings Ausscheiden aus dem OB-Amt habe die Personalie nichts zu tun, versichert Henkelmann gegenüber dem rga.

Quelle: Axel Richter, Ist Sven Wiertz der richtige Nachfolger für Dr. Urs Diederichs?, Remscheider General-Anzeiger, 6.2.2014