Wechsel im Detmolder Kirchenarchiv

Das Archiv der Lippischen Landeskirche steht vor einem Wechsel: zum 1. September 2014 geht Archivarin Maja Schneider in den Ruhestand, ihre Nachfolgerin ist Kristina Ruppel. Damit endet im Landeskirchenamt eine Ära. Mehr als vier Jahrzehnte hat Maja Schneider die Bestände betreut. Und nicht nur das – als sie eingestellt wurde, gab es noch kein landeskirchliches Archiv, sie hat es aufgebaut und bis heute gepflegt und erhalten.

Abb.: Kristina Ruppel (rechts) ist die Nachfolgerin von Maja Schneider im Archiv der Lippischen Landeskirche (Foto: LKA Detmold)

Abb.: Kristina Ruppel (rechts) ist die Nachfolgerin von Maja Schneider im Archiv der Lippischen Landeskirche (Foto: LKA Detmold).

An die Anfänge 1972 erinnert sie sich mit einem Schmunzeln: „In den ersten drei Jahren gab es keine Räume für meine Arbeit, da bin ich über die Dörfer gefahren und habe die Archive der Kirchengemeinden verzeichnet.“ Auch in den Jahren danach war im Landeskirchenamt für die Archivarbeit alles noch recht provisorisch.

Das änderte sich Anfang der 90er Jahre, als das Landeskirchenamt an der Leopoldstraße seinen Neubau bekam. Hier befindet sich seitdem im Untergeschoss das vollklimatisierte Magazin: „1300 laufende Meter Akten mit bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Quellen zur Geschichte der Lippischen Landeskirche“, erklärt Maja Schneider. Eine Etage höher im Erdgeschoss hat sie ihr Büro mit angeschlossenem Leseraum: „Die Aufbereitung der Aktenbestände für die Benutzung ist unsere Hauptaufgabe.“

Und so kommen beständig Besucher ins Archiv, mit Interesse an Familienforschung und Forschung für wissenschaftliche Arbeiten. Denn nicht nur die landeskirchliche Überlieferung ist hier zu finden, auch Bestände von Kirchengemeinden werden hier verwahrt sowie das Archiv des Reformierten Bundes und des Diakonissenhauses Detmold (heute diakonis) sowie Sammlungen und Nachlässe bedeutender kirchlicher Persönlichkeiten.

Die besondere Geschichte der Lippischen Landeskirche, deren Gründung bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, liegt der Archivarin am Herzen. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft verantwortungsvoll gestalten“, ist ihre Überzeugung. Dafür sei auch die Zusammenarbeit mit anderen Archiven und kulturellen Einrichtungen in Lippe wichtig. Ähnlich sieht das Kristina Ruppel. Sie hat bereits mehrere Jahre Berufserfahrung in kirchlichen Archiven in Bielefeld und Berlin gesammelt. Den Dokumenten und Urkundensammlungen ihre Struktur und Ordnung zu geben, reizt sie besonders: „ Auch zu entscheiden, was archivwürdig ist und aufgehoben werden sollte.“

Das Papier wird die Grundlage bleiben, dennoch geht auch das Archivwesen mit der Zeit: Ein Ziel ist es, die Bestände online zu stellen, erklären Schneider und Ruppel. Auch mit Internet-Blogs für Neuigkeiten aus dem Archivwesen soll künftig gearbeitet werden. Doch in einer Hinsicht finden beide den Einzug der neuen Zeiten gar nicht so schön: „Die Einträge in den Kirchenbüchern sind über die Jahre immer kärglicher geworden“, erklärt Maja Schneider: „Hat der Pfarrer früher bei den Geburts- oder auch Todesdaten noch die ein oder andere Bemerkung ins Kirchenbuch geschrieben, zum Beispiel bei ungewöhnlichen Todesfällen, so werden heute nur noch die reinen Daten vermerkt. Das wird die Familienforschung in den kommenden Jahrzehnten immer schwieriger gestalten.“

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Lippischen Landeskirche
Leopoldstraße 27
32756 Detmold
Tel.: 05231/976-803
Fax: 05231/976-850
archiv@lippische-landeskirche.de

Quelle: Lippische Landeskirche, Pressemitteilung, 22.8.2014; EKvW, 23.8.2014

100 Jahre Erster Weltkrieg – Veranstaltungen in Lemgo

Das Stadtarchiv Lemgo bietet in zwei Kooperationen Vorträge und Lesungen zum Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg – 1914/ 2014“ an. Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der VHS Detmold-Lemgo umfasst drei Vorträge zur sogenannten
Heimatfront in Lemgo und ihren Auswirkungen, die Kriegserlebnisse und Einsatzgebiete von lippischen Soldaten und die Erinnerungskultur an die Gefallenen des Krieges.

Termine:

Samstag, 30.08.2014
Heimatfront – Lemgo im Ersten Weltkrieg (Referent: Marcel Oeben), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Samstag, 06.09.2014
Lipper im Ersten Weltkrieg (Referent: Dr. Hansjoerg Riechert), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Samstag, 13.09.2014
Kriegsdenkmäler in Lemgo und Umgebung (Referent: Georg Heil), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Nähere Informationen zu den einzelnen Vorträgen sind dem aktuellen VHS-Programm oder der Internetseite des Stadtarchivs www.stadtarchiv-lemgo.de zu entnehmen.

Eine weitere Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Stadtbücherei Lemgo umfasst zwei Lesungen. An zwei Abenden lesen Lemgoer und Lemgoerinnen aus Romanen bekannter und weniger bekannter deutscher,
französischer, britischer und amerikanischer Schriftsteller, die selbst als Soldaten am „Großen Krieg“ teilgenommen haben.

Termine:

Dienstag, 09.09.2014
Der Krieg im Roman – Deutsche Autoren (Lesung von Texten der Autoren Erich Maria Remarque, Ludwig Renn, Ernst Jünger und Joachim Ringelnatz), Stadtbücherei Lemgo, Papenstraße 40, Beginn: 19 Uhr

Dienstag, 16.09.2014
Der Krieg im Roman – Fremdsprachige Autoren in deutscher Übersetzung (Henri Barbusse, Georges Duhamel, Robert Graves, Ernest Hemingway), Stadtbücherei Lemgo, Papenstraße 40, Beginn: 19 Uhr

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 21 31 61
stadtarchiv@lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Fotoausstellung »Elf Jahrzehnte SC Freiburg«

Uwe Schellinger hat als ehrenamtlicher Archivar des Fußballvereins SC Freiburg die Jubiläumsausstellung „Elf Jahrzehnte SC Freiburg“ mitentwickelt. Die Fotoausstellung ist für alle Fans offen am Montag, den 18. August und Montag, den 25. August 2014 von 9 bis 18 Uhr in den Stadionräumen. Wer Fotos, Stadionhefte, Zeitungsausschnitte etc. besitzt, die für das Archiv interessant sein könnten, möge sich melden bei u.schellinger@scfreiburg.com.

Abb.: Archivar Uwe Schellinger und Ältestenrat Klaus Steinwarz (hinten) im Archiv des SC (Foto: Seeger)

Abb.: Archivar Uwe Schellinger und Ältestenrat Klaus Steinwarz (hinten) im Archiv des SC (Foto: Seeger)

scfreiburg.com: Herr Schellinger, von Ihnen stammen das Konzept und der Titel zur Fotoausstellung zum 110-jährigen Jubiläum des SC Freiburg…

Uwe Schellinger: Ich saß in einer Arbeitsgruppe des SC, in der über eine Ausstellung diskutiert wurde. Ich habe dann versucht, einen vernünftigen formalen und inhaltlichen Rahmen dafür zu entwickeln. Das wurde in der Gruppe weitgehend für gut und auch umsetzbar befunden in der relativ kurzen Zeit, die für ein Projekt dieser Art zur Verfügung stand.

scfreiburg.com: Umgesetzt wurde das Projekt jetzt als Fotoausstellung unter dem Titel „Elf Jahrzehnte SC Freiburg“.

US: Der Titel spielt ein bisschen Doppelpass mit dem Titel des Buches, das der SC zu seinem 100. Geburtstag herausgegeben hat: „Hundert Jahre 90 Minuten“.

scfreiburg.com: Seit wann beschäftigen Sie sich schon mit der SC-Historie?

US: Als ehrenamtlicher Archivar seit gut zwei Jahren. Als Historiker und anderseits SC-Fan und Mitglied habe ich aber schon 2006 Martin Braun darauf angesprochen. Der war damals Pressesprecher, und es war eine Zeit, in der die Beschäftigung mit der Fußballgeschichte auch wegen der WM in Deutschland zu boomen begann.

scfreiburg.com: Aber beim SC eher nicht, oder?

US: Überhaupt nicht. Martin Braun verwies mich an den Ältestenrat, der satzungsgemäß für die Traditionspflege zuständig ist. Aber passiert ist dann lange nichts. 2011 ist Jörg Weber, der Vorsitzende des Ältestenrats, dann auf mich zugekommen. Ich vermute, auch weil Achim Stocker 2009 gestorben war, und es das Gefühl gab, man dürfe die Geschichte des SC jetzt nicht einfach vergessen.

scfreiburg.com: Wobei Achim Stocker angeblich das Archivmaterial, das nicht schon beim Bombenangriff 1944 verbrannt war, in den 1970ern zum Müll gebracht haben soll…

US: Eine von vielen Geschichten, von denen keiner mehr weiß, ob sie stimmen. Sehr viel Material war jedenfalls nicht da, als ich vor allem mit der Unterstützung von Klaus Steinwarz und Ditmar Heizmann aus dem Ältestenrat angefangen habe, die Umzugskartons im Stadionkeller, in denen alles lagerte, auszuräumen.

scfreiburg.com: Das Material, das der 2006 verstorbene, frühere Ältestenratsvorsitzende Peter Martin vor dem 100jährigen des SC zusammengetragen hatte?

US: Das und Verschiedenes mehr. Nicht sehr viel, wie gesagt. Deshalb versuchen wir Mitglieder und Fans immer wieder zu animieren, uns zur Verfügung zu stellen, was sie noch finden: Zeitschriften, Fotos – alles. Regelmäßig bin ich bei Tagungen der Vereinsarchive und höre wie andernorts Museen in Stadien gebaut werden und weiß dann noch besser: Beim SC bleibt die Dokumentation der Vereinsgeschichte ein wichtiger Auftrag für die Zukunft.

Quelle: SC Freiburg, 12.8.2014

Virtueller Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation in Speyer

Speyer ist eine der wichtigen „Geburtsstätten“ der Reformation in Deutschland: Die sogenannte „Protestation“ von Fürsten und Städten auf dem Speyerer Reichstag von 1529 gilt als Geburtsstunde des Protestantismus. Gleichzeitig war dies ein wichtiger Schritt hin zu Toleranz und Freiheit des Gewissens. Zahlreiche Kirchen und andere Gebäude zeugen bis heute von Speyer als „Stadt der Protestation“. Dies gilt beispielsweise für die Dreifaltigkeitskirche und die neuzeitliche Gedächtniskirche als Erinnerungsmonument der „Protestation“ von 1529.

App 'Speyer - Stadt der Reformation'

Manche Stätten der Reformation und des Protestantismus in Speyer sind allerdings heute nicht mehr im Stadtbild sichtbar. Hierzu zählt vor allem auch der Speyerer Ratshof: Die Tagungsstätte des Speyerer Rates, aber auch der Speyerer Reichstage und des gemischtkonfessionell besetzten Reichskammergerichts, das Speyer von 1527 bis 1689 zu einem der „Zentralorte“ des Heiligen Römischen Reiches machte, ist heute nicht mehr sichtbar. Der Ratshof war beim großen Stadtbrand von 1689 wie zahlreiche andere Gebäude der Stadt schwer beschädigt worden; die Reste wurden schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts endgültig abgerissen.

Die Evangelische Kirche der Pfalz hat gemeinsam mit der Abteilung Kulturelles Erbe der Stadt Speyer (Stadtarchiv) eine Smartphone-App konzipiert und entwickelt, die sich dieser wichtigen stadt- und konfessionsgeschichtlichen Thematik annimmt: Die App „Speyer – Stadt der Protestation“ ist als virtueller Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation angelegt. Sie umfasst 16 Stationen in der Stadt („Points of Interest“). Es werden mehrere Routen angeboten, ein Einstieg in die App ist von jeder Stelle aus möglich.

Zu den Angeboten der App gehören Karten und Pläne zu den einzelnen Stationen. Mittels historischer Fotos und Abbildungen werden die Stationen kurz und allgemein verständlich erklärt. Dazu kommen Videos und weitere Medien, die ebenfalls über die App angeboten werden. Zu jeder Station werden auch eigens eingesprochene Audio-Dateien mit den wichtigsten Informationen angeboten. Über die in die App integrierten Kartenfunktionen werden die Laufwege und Parkmöglichkeiten der Besucher angezeigt.

Die App enthält daneben nicht nur aktuelle Neuigkeiten rund um die Stadt Speyer, die Evangelische Kirche der Pfalz und zum Stadtarchiv Speyer, sondern auch eine Liste aller Gotteshäuser in Speyer. Sie füllt, kurz gesagt, in interaktiver Form eine erhebliche stadtgeschichtlich-kulturelle und touristische Lücke. Die technische Realisierung erfolgte gemeinsam mit der Firma Lange + Pflanz (Speyer). Zur Finanzierung trugen neben der Landeskirche und der Stadt Speyer die Diakonissen Speyer-Mannheim, die Firma Mann & Hummel (Speyer) die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank), die Ecclesia Versicherungsdienst GmbH (Detmold), der Verkehrsverein Speyer, das Historische Museum der Pfalz, die Kulturstiftung Speyer und der Lions-Club Speyer bei.

Der Download der APP ist für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme (iOS, Android) kostenfrei. Sie steht sowohl im Apple App-Store wie auch im Google play-store bereit.

Links:

Quelle: Evangelische Kirche der Pfalz, Pressemeldung, 8.8.2014.

Verband kirchlicher Archive präsentiert Bestände zur Geschichte des Ersten Weltkriegs

Der Erste Weltkrieg beeinflusste den Alltag anhaltend und vielfältig. Er ist im kollektiven Gedächtnis tief verankert als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Der Verband kirchlicher Archive in der EKD, ein Zusammenschluss von sechzig evangelischen Archiven, präsentiert auf seiner Website www.evangelische-archive.de hundert Jahre nach dem Kriegsbeginn (28. Juli 1914) und der Generalmobilmachung durch Kaiser Wilhelm II. (1. August 1914) eine Auswahl an relevanten Unterlagen, die den Aufbruch und mit zunehmender Kriegsdauer den Weltbruch insbesondere im kirchlichen Bereich dokumentieren und Forschung und Öffentlichkeit wenig bekannt sind.

Unterschiedliche Quellen und Einstiegsmöglichkeiten in die Thematik bieten die Landeskirchlichen Archive in Bielefeld, Dresden, Düsseldorf, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Nürnberg und Speyer sowie das Evangelische Zentralarchiv in Berlin, die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und die Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal.

Geländekampfspiel der Rheinischen Schülerbibelkränzchen mit Holzspeeren, 1913 (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland) 

Abb.: Geländekampfspiel der Rheinischen Schülerbibelkränzchen mit Holzspeeren, 1913 (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

Kirchliches Amtsblatt Konsistorium Kassel, 1. August 1914, Gebetsstunden während der Kriegszeit (Landeskirchliches Archiv Kassel)

Abb.: Kirchliches Amtsblatt Konsistorium Kassel, 1. August 1914, Gebetsstunden während der Kriegszeit (Landeskirchliches Archiv Kassel)

Die Karlsruher Geistlichkeit am Massengrab für die Fliegeropfer in Karlsruhe, Juni 1916 (Landeskirchliches Archiv Karlsruhe)  

Einschlägige Stichworte sind Feldpostbriefe, Beschlagnahme von Glocken und Metallspenden, Kriegspredigten, Kriegsanleihen, Kriegsgefangenenseelsorge, Kriegsgräber, Kriegstagebücher- und -chroniken, Verleihung von Verdienstkreuzen. In Ergänzung der aktuellen Ausgabe 53/2013 der Zeitschrift Aus evangelischen Archiven, in der siebzehn evangelische sowie einige katholische Archive ihre Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs übersichtsweise präsentieren, werden auf der Website einige Quellen in erweiterter Form vorgestellt. Die Präsentation wird ständig ergänzt und erweitert.

Weitere Informationen siehe auch: http://www.ekd.de/themen/material/erster_weltkrieg/uebersicht.html 

Bettina Wischhöfer, Verband kirchlicher Archive

Auf den Spuren jüdischer Vorfahren in Limburg

In Begleitung von Christa Pullmann, der geschäftsführenden Vorsitzenden der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, und voller Neugier auf das Leben ihrer Vorfahren, der Familie Beringer, besuchte die Amerikanerin Meg Freeman das Stadtarchiv Limburg a.d. Lahn. Die seit langer Zeit in Limburg ansässige Familie lebte seit circa 1870 in der Diezer Straße 11.

Nach fast vier Stunden Austausch mit Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker und Einblicken in Kopien der Meldekarten ihrer Mutter, Großeltern und Urgroßeltern, in Zeitungskopien und Standesamtseinträge sowie in eine Kopie aus einem Klassenbuch der Volksschule mit den Noten ihrer Mutter, bevor diese 1938 die Schule verlassen musste, erhielt sie noch ein Erinnerungsgeschenk: ein Foto der Diezer Straße von circa 1937, auf dem unter anderem das Haus ihrer Familie zu sehen ist sowie ein weiteres Foto des Hauses kurz vor dem Abbruch 1975.

Meg Freemans Urgroßeltern waren Isidor (1857-1938) und Auguste (1862-1942) Beringer. In der „Kristallnacht“ wurde ihre Wohnung verwüstet, unter anderem wurde das Ölgemälde ihres 1915 gefallenen Sohnes Moritz zerstört. Isidor Beringer verlor durch dieses Ereignis die letzte Lebenskraft und starb am 27. November 1938, seinem 81. Geburtstag. Auguste Beringer verkaufte 1939 das Haus an die Stadt, wobei ihr der Kaufpreis nicht ausgezahlt wurde, und ging nach Frankfurt. Ihr Sohn Fritz (Megs Großvater) war mit seiner Familie über London in die USA gegangen. Von dort versuchte er noch im August 1941, seine Mutter über Kuba in die USA zu holen und hatte bereits ein Visum bezahlt. Durch den Kriegseintritt der USA blieben die Versuche erfolglos. Auguste Beringer wurde in Theresienstadt ermordet. An Isidor und Auguste Beringer erinnern seit November 2013 in der Diezer Straße Stolpersteine.

Kontakt:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
Stadtarchiv
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 06431 203-368
Fax 06431 584 3947
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Wittich, August 2014

1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch

Das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum und rheinische Archive schreiben einen Quellenblog über die Zeit des Ersten Weltkriegs. – Begeisterung, Aufbruchstimmung, aber auch Skepsis, Angst, Wut und Verzweiflung – diese und viele andere Empfindungen spiegeln sich in Zeugnissen der Jahre des Ersten Weltkrieges, die in den Archiven zu finden sind.

Auch in rheinischen Archiven ist das Thema „Erster Weltkrieg“ präsent. Die vorhandenen Quellen im Internet Tag-genau 100 Jahre nach ihrem Entstehen online zu stellen, war die Idee des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (AFZ). Sie führte zu dem nun online geschalteten Wissenschaftsblog: „1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch – Quellen aus Archiven des Rheinlands„.

Das Blog http://archivewk1.hypotheses.org/ ist ein Gemeinschaftsprojekt des LVR-AFZ mit den rheinischen Archiven. Es wird von den Beteiligten dezentral „gefüllt“. Auf diese Weise entsteht im Laufe der nächsten Monate eine Sammlung von Dokumenten, die wie ein Kaleidoskop Facetten zeitgenössischer subjektiver Wahrnehmung und öffentlicher bzw. veröffentlichter Meinung widerspiegelt. Da das Rheinland selbst nicht Kriegsschauplatz war, stehen hier vor allem der Kriegsalltag in der Heimat und die Berichte der aus dem Rheinland stammenden Soldaten im Zentrum der Überlieferung.

Die digitalisierten individuellen Zeugnisse – wie zum Beispiel Briefe, (Feld-) Postkarten, Fotos und Tagebücher – oder Verwaltungsschriftgut, Ratsprotokolle und Schulchroniken sowie Überlieferungen aus Zeitungen oder öffentliche Bekanntmachungen stehen allen Interessierten dauerhaft zur Verfügung und können für den Geschichtsunterricht, heimatgeschichtliche Forschungen oder auch wissenschaftliche Untersuchungen genutzt werden.

Zu den in der Pilotphase des Projektes beteiligten Archiven zählen die Stadtarchive in Bergisch Gladbach, Bornheim, Dinslaken, Düsseldorf, Goch, Hilden, Kerpen, Kleve, Ratingen, Solingen, Troisdorf und Zülpich, das Kreisarchiv Euskirchen sowie das Archiv des LVR in Pulheim.

Das Blog-Projekt ist so angelegt, dass der Kreis der mitarbeitenden Archive erweiterbar ist. Die Projektpartner sich freuen, wenn weitere rheinische Archive aller Sparten sich beteiligen. Rheinische Archive, die sich mit eigenen Quellen am Projekt beteiligen möchten, wenden sich an

LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim
Tel 02234 9854-468
Fax 02234 9854-349
monika.marner@lvr.de
www.afz.lvr.de

Quelle: LVR Newsletter, 24.7.2014

Das Konsistorium Kassel und der Erste Weltkrieg

„Mit Gott für König und Vaterland!“ lautet der Obertitel einer Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs Kassel zum Konsistorium Kassel und dem Ersten Weltkrieg, die vom 29. Juli bis zum 18. Dezember 2014 in Kassel gezeigt wird.

Der Erste Weltkrieg als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts ist tief im kollektiven Gedächtnis unserer Gesellschaft verankert. Er beeinflusste den Alltag anhaltend und vielfältig und forderte rund 17 Millionen Menschenleben. Nach dem Attentat von Sarajevo begann er mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 und der Generalmobilmachung durch Kaiser Wilhelm II. am 1. August 1914. Bei dem bis dahin umfassendsten Krieg der Geschichte standen siebzig Millionen Menschen unter Waffen.

Das Konsistorium Kassel und der Erste Weltkrieg. 'Mit Gott für König und Vaterland!' - Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs Kassel 29. Juli -18. Dezember 2014

Abb.: Das Konsistorium Kassel und der Erste Weltkrieg. ‚Mit Gott für König und Vaterland!‘ – Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs Kassel 29. Juli -18. Dezember 2014

Zur Thematik gehören Feldpostbriefe, Verordnungen zur Beschlagnahme von Glocken und Metallspenden, Kriegspredigten, Kriegsanleihen, Unterlagen zur Kriegsgefangenenseelsorge und Kriegsgräbern sowie Kriegstagebücher. Von Dezember 2014 bis November 2014 findet sich im Kirchlichen Amtsblatt für den Amtsbezirk des Königlichen Konsistoriums zu Cassel zunächst monatlich (bis September 1915), dann in größeren Abständen die „Ehrentafel des hessischen Pfarrhauses“. Aufgeführt sind die Namen gefallener Pfarrer und ihrer Angehörigen („Den Heldentod für Kaiser und Reich starben“), es folgen die Namen derjenigen, die mit dem „Eisernen Kreuz“ ausgezeichnet wurden.

Der Erlass des Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten in Berlin bezüglich des „Siegesgeläute der Kirchenglocken“ vom 8. März 1916 wurde vom Konsistorium in Kassel umgesetzt. Kirchenglocken waren im Übrigen an die „Metall-Mobilmachungsstelle“ zu verkaufen, Metalle beschlagnahmt. „Die für eingezogene Kirchenglocken erhaltene Entschädigungssumme“ sollte „zur Zeichnung der bevorstehenden siebenten Kriegsanleihe“ verwendet werden (20. September 1917).

Kriegsbetstunden, kirchliche Fürsorge für Kriegsbeschädigte, Kirchensammlungen für Soldatenheime, Konfirmationskleidung in Kriegszeiten („Bei der Schwierigkeit der Kleiderbeschaffung sind auch Kinder ohne eigentliches Konfirmationskleid zuzulassen. Konsistorium Cassel, den 23. Februar 1917“) weisen auf die Allgegenwärtigkeit des Krieges hin.

Das Landeskirchliche Archiv Kassel präsentiert 100 Jahre nach Kriegsbeginn einschlägige Quellen aus seinen Beständen. Damit wirkt es an der Auswertung und Vermittlung des von ihm verwahrten Archivgutes mit. Die kleine Ausstellung ist vom 29. Juli bis zum 18. Dezember 2014 im Foyer des Archivs in der Lessingstraße 15 A zu sehen (Dienstags, Mittwochs und Donnerstags 8.00 bis 16.00 Uhr).

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Lessingstraße 15 A
34119 Kassel
Tel.: (0561) 78876 – 0
Fax: (0561) 78876 – 11
archiv@ekkw.de
www.ekkw.de/archiv

Neue Dauerausstellung zum Speyerer Reichskammergericht (1527-1689)

Seit dem 13. Juni 2014 steht im Speyerer Stadtturm Altpörtel eine Dauerausstellung zur Speyerer Zeit des Reichskammergerichts den Besuchern offen. Neben dem Reichshofrat war das Reichskammergericht zwischen 1495 und 1806 das oberste Berufungsgericht des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und hatte von 1527 bis zur Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 seinen Sitz im früheren Speyerer Ratshof in der Nähe des Kaiserdoms.

Ziel der Ausstellung ist es, mit Hilfe von rund 30 Bildern und Schriftstücken ein bisher recht wenig beachtetes Kapitel der Speyerer Stadtgeschichte zu beleuchten und damit der Erforschung der Speyerer Zeit des Reichskammergerichts einen neuen Impuls zu geben. Nach ihrer Glanzzeit im Mittelalter hat die Reichsstadt als oberster Gerichtsort nämlich weiterhin eine wichtige Rolle im Reich gespielt und davon auch wirtschaftlich profitiert.

Das 1495 auf dem Wormser Reichstag gegründete Reichskammergericht hatte die Aufgabe, ein geregeltes Streitverfahren an die Stelle von Fehden, Gewalt und Krieg zu setzen und hatte damit einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung eines professionalisierten Gerichtswesens in Deutschland. Es war zuständig für Landfriedensbrücke, Klagen in Geldangelegenheiten, Besitzstreitigkeiten sowie für Zivilklagen und – nach der Reformation – für konfessionelle Streitigkeiten.

Abb.: Einblick in die Dauerausstellung zum Speyerer Reichskammergericht (Foto: Stadt Speyer)

Abb.: Einblick in die Dauerausstellung zum Speyerer Reichskammergericht (Foto: Stadt Speyer)

In der Ausstellung geben Dokumente und Beweismittel wie beispielsweise handgeschriebene „Augenscheinkarten“ sozialgeschichtliche Einblicke ins Deutschland des 16. und 17. Jahrhunderts. So ist etwa eine Flurkarte von Landau zu sehen, die für einen Prozess über Landbesitz zwischen der Stadt Landau und dem Bischof von Speyer aus den Jahren 1568 bis 1579 angefertigt wurde.

Die Dauerausstellung konnte Dank der finanziellen Unterstützung des Lions Clubs Speyer realisiert werden und steht interessierten Besuchern zu den Öffnungszeiten des Altpörtels in der Maximilianstraße offen. Für die nächsten Monate ist zudem die Veröffentlichung eines Ausstellungskataloges geplant, der in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Speyer erscheinen wird. Außerdem wird die Ausstellung Teil der Speyerer Stadtführungen sein.

Links:
http://www.speyer.de/sv_speyer/de/Tourismus/Museen%20und%20Lernorte/Ausstellung%20Reichskammergericht/

http://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tageszeitung/speyer/als-justitia-hof-hielt-1.1777663

Leiter des Landesarchivs Hessen eingeführt

In einer Feierstunde im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst wurde Dr. Andreas Hedwig von Staatssekretär Ingmar Jung am 1. Juli 2014 offiziell in sein Amt als neuer Leiter des Hessischen Landesarchivs eingeführt. Nach einem guten Jahr kommissarischer Führung durch die zuständige Archivreferentin im HMWK, Dr. Karin Marx, war ihm dieses Amt bereits am 1. März 2014 übertragen worden. Rund 80 geladene Gäste aus Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Archivwesen hatten sich hierzu im Ausstellungssaal des Ministeriums zusammengefunden.

Dr. Andreas Hedwig offiziell als Leiter des Hessischen Landesarchivs in sein Amt eingeführt

In seiner Rede lobte Staatssekretär Jung den neuen Leiter, der über langjährige Erfahrung in der hessischen Archivverwaltung und mittlerweile seit über zehn Jahren als Direktor des Staatsarchivs Marburg verfüge, als Vordenker, welcher die Potenziale der Neuen Verwaltungssteuerung erkannt sowie konsequent umgesetzt habe und nun auch die Chance zu einer grundlegenden Weiterentwicklung des staatlichen Archivwesens ergreifen werde. Er sei sicher, dass die mit der Einrichtung des Landesarchivs beabsichtigte Bündelung der administrativen und fachlichen Aufgaben ein zukunftsweisender Schritt für eine leistungsfähige, dienstleistungsorientierte Archivverwaltung sei, mit dem sie ihrer Servicefunktion gegenüber Forschung und geschichtsinteressierter Öffentlichkeit wie auch der hessischen Landesverwaltung besser gerecht werde. Abschließend wünschte er Herrn Hedwig viel Erfolg und richtete an die anwesenden Kolleginnen und Kollegen den Appell, sich mit Engagement und Freude in die Umsetzung der neuen Struktur einzubringen.

Herr Prof. Dr. Klaus Eiler vom Hessischen Hauptstaatsarchiv richtete als dienstältester Staatsarchivleiter und Kollege das Wort an Herrn Hedwig. Bei seinem Rückblick auf die Genese des Landesarchivs überraschte, dass 1945 der Leiter des Darmstädter Staatsarchivs, Ludwig Clemm, das Landesarchiv bereits vorausdachte. Im Rahmen des staatlichen Neuaufbaus Hessens empfahl er der Staatskanzlei in seiner Denkschrift, wesentliche Aufgaben, namentlich die Bewirtschaftung der Haushaltsmittel, die Personalverwaltung und -entwicklung, die fachliche Ausbildung und die Erledigung der Fachaufgaben, die Archivpflege und die Kooperation mit dem Institut für geschichtliche Landeskunde in Marburg zu zentralisieren. Fahrt nahm die Entwicklung zum Landesarchiv freilich erst seit 2003 mit Staatsminister Udo Corts unter den Bedingungen der Neuen Verwaltungsinstrumente auf und konnte mit der Novellierung des Archivgesetzes 2012 zum Abschluss gebracht werden. Die hessischen Archive, so Eiler, könnten mit dieser Struktur ihren identitätsstiftenden Funktionen in den Regionen weiter nachkommen; die zentralisierte Archivverwaltung bringe jedoch eine Straffung und mehr Planungskompetenz, womit man sich im Übrigen bundesweit in guter Gesellschaft befinde.

Als Vorsitzender des Hauptpersonalrats beim HMWK gratulierte Dr. Klaus Maßeli. Er übermittelte vor allem das Anliegen, den Regelungen des Archivgesetzes klare organisatorische Strukturen und Zuständigkeitsfestlegungen sowie Geschäftsprozesse folgen zu lassen. Für die Zusammenarbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschte er sich Transparenz und gegenseitige Akzeptanz in diesem Umstrukturierungsprozess und ein erfolgreiches Zusammenwachsen.

Abschließend sprach der neue Leiter Dr. Andreas Hedwig und dankte zunächst allen für die Teilnahme sowie für die an ihn gerichteten Wünsche und Ermunterungen. Nach einem kurzen Rückblick auf die Entwicklungen der hessischen Verwaltung in den letzten zehn Jahren, deren Auswirkung auf die Archive und die entsprechenden Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Archivwesens, skizzierte er die wesentlichen vor dem Landesarchiv liegenden Aufgaben und deren Umsetzungsschritte. Während durch die seit vielen Jahren bestehende Mandantschaft im Bereich Haushalt die Bündelung bereits verwirklicht sei, gehe es im Bereich Personal darum, transparente und vergleichbare Arbeitsbedingungen und Chancen für die persönliche Entwicklung zu eröffnen. Den stärksten Synergieeffekt erwartet Hedwig durch die Übertragung von zentralen Verantwortlichkeiten und Steuerungskompetenzen im Bereich aller Fachaufgaben. Mit der Entwicklung von Gesamtstrategien und mit Standardisierungen sollen die vorhandenen Potenziale optimal ausgeschöpft und mit dem Einsatz von Zielsystemen die kaskadenförmige Umsetzung gewährleistet werden. Abschließend brachte Hedwig seine Freude und Zuversicht zum Ausdruck, mit den engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Dienststellen erfolgreich an die Verwirklichung dieser Ziele zu gelangen.

Kontakt:
Hessisches Landesarchiv
beim Staatsarchiv Marburg
Friedrichsplatz 15
35037 Marburg
Telefon: +49 (0) 6421-9250-0
Telefax: +49 (0) 6421-161125
poststelle@stama.hessen.de
www.archive.hessen.de

Quelle: Staatsarchiv Marburg, Pressemitteilung.