Tag der Westfälischen Kirchengeschichte in Freudenberg

Zwei Geburtstage sind es, die den äußeren Anlass dafür bieten, den diesjährigen Tag der Westfälischen Kirchengeschichte in Freudenberg im Siegerland zu begehen. Vor 275 Jahren wurde der Freudenberger Johann Christian Stahlschmidt geboren, und am 12. September desselben Jahres 1740 kam im Siegerländer Örtchen Grund bei Hilchenbach Heinrich Jung zur Welt, der später als Jung-Stilling berühmt werden sollte. Beide Persönlichkeiten sollen auf der Tagung am 11. und 12. September 2015 in den Blick kommen.

Tag der Westfälischen Kirchengeschichte, Abb. Ijewski/VWKG

Am Freitag berichtet Pastor Thomas Ijewski im Freudenberger
Tillmann-Siebel-Haus mit zahlreichen Fotos über Stahlschmidt, der mit 19 Jahren aus dem Freudenberger Elternhaus floh, in Amsterdam auf einem Segelschiff der Vereinigten Ostindien-Kompanie anheuerte und nach Südostasien, Indien und China reiste. Später lebte er als Prediger in Nordamerika. Zwischenzeitlich knüpfte er enge Kontakte zu dem Liederdichter Gerhard Tersteegen, baute Webstühle und Globen und gründete mit anderen die Elberfelder Missionsgesellschaft

Danach referiert der Theologe und Kirchenhistoriker Dr. Ulf Lückel aus Marburg über die Wittgensteiner Pietisten und ihre Verbindungen nach Halle (Saale) und nach Herrnhut im 18. Jahrhundert. Der Wittgensteiner Pietismus wurde in seiner zweiten Phase in der Berleburger Grafschaft unter der Regierung des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1687–1741) erheblich von Halle aus inspiriert. Seit den 1730er Jahren trat die Herrnhuter Brüdergemeine mit ihrem Begründer Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760) in Wittgenstein auf und etablierte hier für eine kurze Phase eine ihrer Diasporagemeinden.

Sodann besteht die Möglichkeit, eine Ausstellung im Freudenberger Stadtmuseum 4FACHWERK zu besuchen. Unter dem Titel „Unser Volk betet wieder, … wenigstens am Anfang des Krieges“ werden mannigfache Einblicke in die Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein im Ersten Weltkrieg geboten.

Am Abend hält Prof. Dr. Wolf Friedrich Schäufele, Kirchengeschichtler an der Universität Marburg, den Hauptvortrag in der Ev. Kirche Freudenberg. Er wird das Leben von Johann Heinrich Jung-Stilling zwischen Aufklärung und Erweckung beleuchten. Als junger Mann verdingte sich Jung-Stilling einige Jahre mit mäßigem Erfolg als Hauslehrer und arbeitete als Kaufmannsgehilfe. In Straßburg begegnete er Goethe, der sein schriftstellerisches Talent erkannte und für die Veröffentlichung der Autobiographie Jung-Stillings sorgte. Als Augenarzt kurierte Jung-Stilling rund 3.000 Patienten und lehrte später als Professor für Wirtschaftswissenschaften in Heidelberg und Marburg. Als Berater des badischen Kurfürsten Karl-Friedrich hatte er auch Verbindungen zum russischen Zaren Alexander I.

Nach einer Andacht mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg wird am Samstagmorgen Prof. Dr. Christian Peters aus Münster Ludwig Friedrich Graf zu Castell-Remlingen (1707–1772) vorstellen. Dieser Verwandte von Zinzendorf erweckte 1737 Solingen und Elberfeld und wurde später zum Objekt westfälisch-pietistischer Gegenspionage.

Im Anschluss daran gibt Archivdirektor Dr. Johannes Burkardt aus Münster Einblicke in die Entstehung des Jung-Stilling-Denkmals in Hilchenbach. Vor der Kirche, an prominenter Stelle auf dem Marktplatz steht dort ein imposantes Denkmal, das 1871 nach jahrzehntelangen, deutschlandweiten Bemühungen der Anhänger Stillings zur Erinnerung an den berühmten Sohn der Stadt errichtet wurde.

Nach dem Mittagessen schließt sich eine Exkursion an: Zunächst wird das Vereinshaus in Freudenberg-Mausbach besichtigt, dann geht es nach Hilchenbach, wo das Jung-Stilling-Denkmal in Augenschein genommen werden kann. Sodann führt die Exkursion nach Grund, also zum Geburtsort Jung-Stillings. Auch wenn dessen
Geburtshaus leider abgebrannt ist, gibt es in dem auf den Grundmauern errichteten Neubau ein kleines Museum mit manchen Erinnerungsstücken, die fachkundig erläutert werden.

An der Tagung, die vom Verein für Westfälische Kirchengeschichte vorbereitet worden ist, können Interessierte ohne Anmeldung teilnehmen. Auch der Besuch von einzelnen Veranstaltungen ist problemlos möglich.

Die Fachwerkstadt Freudenberg mit der 1606 gebauten Evangelischen Kirche ist in diesem Jahr Tagungsort für den Verein für Westfälische Kirchengeschichte. Interessierte sind zu den verschiedenen Vorträgen und zur Exkursion eingeladen, der Eintritt ist frei.

Link: Programm

Foto-Repro: T. Ijewski

»Artists in Residence« mit Werken von Dieter von Andrian in Kassel

Die Ausstellung »Artists in Residence« ist im Foyer des Kreishauses Kassel, Wilhelmshöher Allee 19-21, vom 18. September bis zum 27. November 2015 zu sehen (Mo – Fr 7 – 18 Uhr). Es werden Einblicke in das künstlerische Schaffen des Malers und Grafikers Dieter von Andrian, der 1925 in Berlin geboren wurde und 1992 in Kassel gestorben, gewährt. Der vielseitige Grafiker wurde u.a. durch Buchgestaltungen und Briefmarkenentwürfe, aber auch durch Glasmalereien für sakrale Bauten in Kassel und der Region bekannt. Einige dieser Entwürfe sind als Reproduktionen im Foyer des Kreishauses zu sehen. Sie sind dem Nachlass des Künstlers, der erschlossen und digitalisiert als Depositum im Landeskirchlichen Archiv Kassel liegt, entnommen.

Abb. Ausschnitt aus einem Fensterentwurf, undatiert, Copyright: Landeskirchliches Archiv Kassel, Nachlass Dieter von Andrian, Nr. 28

Abb.: Ausschnitt aus einem Fensterentwurf, undatiert, Copyright: Landeskirchliches Archiv Kassel, Nachlass Dieter von Andrian, Nr. 28.

(Bettina Wischhöfer)

Leitungswechsel im Landeskirchlichen Archiv Hannover

Mit einem Gottesdienst wird Professor Dr. Hans Otte (65) am 31.8.2015 vom Hannoverschen Landesbischof Ralf Meister aus seinem Amt als Archivdirektor der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers verabschiedet. Seit 1981 hatte er die Leitung des Landeskirchlichen Archivs Hannover inne, 1994 kam die Bibliothek des Landeskirchenamts hinzu. Zum 1.10.2015 tritt er in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wird Dr. Mareike Rake (42).

Abb. Otte und Rake, LKA Hannover

Otte studierte in Bielefeld-Bethel, Heidelberg und Göttingen Evangelische Theologie und legte das 1. und 2. theologische Examen wie auch die archivarische Staatsprüfung für den höheren Archivdienst ab. 1989 wurde er mit einer kirchengeschichtlichen Arbeit promoviert. Seit 1995 hat er einen Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen im Fach „Niedersächsische Kirchengeschichte“; 2012 wurde er zum außerplanmäßigen Professor für niedersächsische Kirchengeschichte berufen. Er ist Mitglied in der Historischen Kommission der Länder Niedersachsen und Bremen.

Mareike Rake studierte Evangelische Theologie in Bielefeld-Bethel, Greifswald und Göttingen und legte das 1. Theologische Examen ab. Ihre Dissertation im Alten Testament wurde 2005 von der Universität Göttingen angenommen. Von 2006 bis 2008 war sie Referendarin an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und legte 2008 ihre bibliothekarische Staatsprüfung an der Humboldt-Universität Berlin ab. Im Anschluss arbeitete sie als Fachreferentin für Theologie an der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Mareike Rake ist verheiratet und hat eine Tochter.

Zu den Aufgaben der leitenden Archivdirektorin zählt unter anderem die Leitung, Organisation und konzeptionelle Weiterentwicklung des Landeskirchlichen Archivs und der Landeskirchlichen Bibliothek. Weitere Zuständigkeitsbereiche sind die Erhaltung, archivfachliche Ordnung und wissenschaftliche Erschließung und Betreuung der Archivalien der Landeskirche Hannovers und ihrer Körperschaften sowie die Organisation des Bibliothekswesens der Landeskirche Hannovers und ihrer Körperschaften.

Mit mehr als 14 Kilometer Akten vom Spätmittelalter bis zur Moderne gehört das Landeskirchliche Archiv in Hannover zu den großen Kirchenarchiven in Deutschland. Die Bibliothek des Landeskirchenamts fungiert als Leitbibliothek der kirchlichen Bibliotheken im Bereich der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und ist öffentlich zugänglich.

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv Hannover
Goethestraße 27
30169 Hannover
Tel.: 0511 1241-983
Fax: 0511 1241-770
archiv@evlka.de
www.landeskirchlichesarchiv-hannover.de

Quelle: Landeskirche Hannover, Pressemitteilung, 27.8.2015

Literaturgeschichte des Ruhrgebiets: Asso-Verlag im Fritz-Hüser-Institut

Mit dem Archiv des Asso-Verlages Oberhausen hat das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt ein Stück Literaturgeschichte des Ruhrgebiets in seine Bestände aufnehmen können. 12 große Umzugskisten mit Manuskripten und Korrespondenzen, Mappen mit Rezensionen, Verlagsanzeigen und -prospekten, Plakaten und Büchern fanden u.a. durch die Vermittlung des Schriftstellers Heinrich Peuckmann, selbst Autor des Verlags, den Weg nach Dortmund.

Der Verlag bot über ein Vierteljahrhundert regionalen Autoren die Möglichkeit sich im Zuge der politischen Bewegung nach 1968 mit engagierter Literatur zu Wort zu melden.

FHI (Bild: Markus Steur)

Die Berliner Publizistin Annemarie Stern und die aus Oberhausen stammende Anneliese Althoff gründeten gemeinsam 1970 den Asso-Verlag. Das programmatische Anliegen der Gründerinnen erklärt sich aus dem Zitat Alfred Döblins: Bücher sind Fahrpläne, die mitteilen können, wann man in den Städten namens Widerstand, Freiheit und Veränderung ankommt.

Als Lektorin legte Annemarie Stern die Schwerpunkte der Publikationen auf die Ruhrgebietsliteratur, die „Geschichte von unten“ und die literarische und künstlerische Darstellung des Arbeitslebens von Bergleuten, Stahlarbeitern und anderen Werktätigen. Die Abkürzung Asso, die sie von dem Wort Assoziation ableitete, bedeutete für sie die Zusammenarbeit von Menschen mit gemeinsamen Interessen.

Zu den wichtigsten Büchern der 95 Titel des Verlages gehören das Hochlarmarker Lesebuch: Kohle war nicht alles, 1981, eine Reihe von politischen Liederbüchern Anfang der 1970 Jahre und das in mehreren Auflagen erschienene Lesebuch Für eine andere Deutschstunde 1972.

2005 verkauften die Gründerinnen den Verlag an den ehemaligen Mülheimer Oberstadtdirektor und Vorstandsvorsitzenden der NRW.BANK, Ernst Gerlach. Die Leitung des Verlags übernahm Ingrid Gerlach. Unter dem neuen Label assoverlag erscheinen Belletristik und Sachbücher aus und über das Ruhrgebiet und das Land NRW.

Kontakt:
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Telefon: 0231 50-23135
Fax: 0231 50-23229
fhi@stadtdo.de
fhi.dortmund.de 

Genealogischer Nachlass von Gerhard Trück im Enzkreis erschlossen

Gute Nachricht für Familienforscher: Im Kreisarchiv des Enzkreises liegt seit kurzem ein weiterer Bestand wichtiger familiengeschichtlicher Unterlagen zur Nutzung bereit, der die gesamte Region Nordschwarzwald abdeckt und sogar nach Sachsen-Anhalt ausgreift: Der genealogischer Nachlass von Gerhard Trück aus Mühlacker.

Trück, Maschinenbautechniker aus Mühlacker, starb 2002 im Alter von nur 64 Jahren. Er hatte sich mehrere Jahre intensiv mit Familienforschung in Mühlacker, im Enzkreis und darüber hinaus befasst. Seinen genealogischen Nachlass übergaben damals seine Witwe Monika geb. Meißner sowie die Kinder Thomas Trück und Constanze Steinecke dem Kreisarchiv zur Aufbewahrung und Erschließung.

Abb.: Thomas Trück (links), Bearbeiterin Ingrid Wieczorek und Archivleiter Konstantin Huber präsentieren Unterlagen aus dem Nachlass Gerhard Trück (Foto: Enzkreis/enz)

Abb.: Thomas Trück (links), Bearbeiterin Ingrid Wieczorek und Archivleiter Konstantin Huber präsentieren Unterlagen aus dem Nachlass Gerhard Trück (Foto: Enzkreis/enz)

Mit Hilfe von Ingrid Wieczorek aus Reutlingen, die im Archiv ein Praktikum im Rahmen ihrer Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste absolvierte, konnten die Unterlagen nach zwölf Jahren nun abschließend geordnet und gesichtet werden. Es handelt sich insgesamt um rund fünf laufende Regalmeter schriftlicher Dokumente, also um einen gut befüllten Bücherschrank.

Den Hauptteil bilden Stammbäume, Ahnentafeln und Fotokopien von Literatur über unzählige Familien und Ortschaften in ganz Baden-Württemberg. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Region um Freudenstadt und Dornstetten, der Heimat der Stammlinie Trück. Da seine Ehefrau aus Sachsen-Anhalt stammt, forschte Gerhard Trück auch dort intensiv und konnte dabei sogar eine Verwandtschaft zu Martin Luther feststellen. Die Trücks gehören damit zum Familienverband der Lutheriden-Vereinigung mit Sitz in Zeitz bei Leipzig.

Verwandtschaft mit Martin Luther herausgefunden
Aufgrund Gerhard Trücks Sammelleidenschaft gehören historische Ansichtskarten von Magdeburg und eine Ausgabe der Zeitung „Extrapost“ aus Zerbst von 1858 zum Bestand. Aus der Region Pforzheim-Mühlacker ist praktisch jede Ortschaft mehr oder weniger intensiv in den Unterlagen vertreten, und über die Familienforschung hinaus gibt es sehr viele orts- und heimatkundliche Informationen, darunter eine stattliche Sammlung von Zeitungsausschnitten und Ortsbroschüren. Weitere Themen aus dem Nachlass Gerhard Trück sind die Einwanderung von Waldensern und Schweizern.

Besonders wichtige Unterlagen für den Enzkreis bilden jedoch die von Gerhard Trück geleisteten Vorarbeiten für ein Ortsfamilienbuch Dürrmenz-Mühlacker. Auf der Basis seiner Unterlagen fertigte die Pforzheimer Familienforscherin Ruth Schneider dieses voluminöse Buch mit rund 670 Seiten, das 2009 von Stadtarchiv Mühlacker und Kreisarchiv gemeinsam herausgegeben wurde.

„Damit wurde ein großes Ziel von Gerhard Trück posthum erfüllt“, weiß Archivleiter Konstantin Huber. „Er würde sich gewiss sehr darüber freuen, dass seine gesamten Forschungsunterlagen geordnet wurden, in einem Verzeichnis aufgelistet und somit anderen Genealogen zugänglich sind,“ ergänzt die junge Archivarin Ingrid Wieczorek, die mittlerweile eine Stelle im Kreisarchiv Reutlingen gefunden hat. Denn Gerhard Trück tauschte sich stets gerne aus und stellte anderen Familienforschern seine Ergebnisse zur Verfügung.

Aufgrund dieser vielfältigen Kontakte, zu denen auch Auftragsrecherchen für Amerikaner gehören, findet sich viel Korrespondenz im Nachlass. Einige dieser Unterlagen sind derzeit noch für die Nutzung gesperrt, der allergrößte Teil des Nachlasses jedoch ist nach Voranmeldung im Kreisarchiv für alle Interessenten schon jetzt einsehbar: Kreisarchiv@enzkreis.de, Tel. 07231 308-9423. Das 43-seitige Findbuch ist online einsehbar unter www.enzkreis.de (durchsuchen mit dem Suchbegriff Trück).

 Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 287 / 2015

Württembergische Kirchengeschichte Online (WKGO) freigeschaltet

Am 22. Juli 2015 wurde das Internetportal Württembergische Kirchengeschichte Online (WKGO) durch den württembergischen Landesbischof Frank Otfried July in einem feierlichen Akt im Oberkirchenrat Stuttgart freigeschaltet. Artikel zu Epochen der evangelischen württembergischen Kirchengeschichte finden sich dort ebenso wie Beiträge zu Institutionen, Regionen und speziellen Themen der württembergischen Kirchengeschichte. So kann man sich unter wkgo.de beispielsweise über die Kirchengeschichte von Schwäbisch Hall, über das Syrische Waisenhaus Jerusalem, über den Predigtgottesdienst, die württembergische Reformationsgeschichte oder über die Stuttgarter Stiftskirche informieren. Dort, wo die Zustimmung der Autoren und Autorinnen eingeholt worden ist, stehen die Beiträge unter einer CC-BY-SA-Lizenz. Deren Anteil soll laufend erhöht werden.

In der Personensuche lassen sich nicht nur Kurzbiografien bedeutender Persönlichkeiten recherchieren, sondern auch große, bislang unzugängliche Datenbestände aus dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart: Das Pfarrerbuch Herzogtum Württemberg (knapp 10.000 Einträge), das Verzeichnis der Stipendiaten des Evangelischen Stifts Tübingen (bis 1930, knapp 14.000 Einträge) und das Verzeichnis der Personalakten des Archivs sind durchsuchbar und zum Teil bereits über Normdaten miteinander verknüpft. Die mit GND-Nummern versehene Einträge verweisen über die BEACON-Technik auf andere, online verfügbare Quellen.

Die Beiträge auf WKGO sind vielfältig mit den Angeboten der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Stuttgart und ihrem Zentralkatalog verknüpft. Das Landeskirchliche Archiv bietet unter https://www.wkgo.de/quellen-literatur/archivische-findmittel einen – stetig wachsenden – Teil seiner Bestandsfindmittel zur Recherche an.

WKGO versteht sich als wachsendes Angebot. Bislang werden vorwiegend Basisinformationen geboten, die laufend fortgeschrieben werden sollen.

Württembergische Kirchengeschichte Online ist ein von der Evangelischen Landeskirche Gefördertes verantwortlich ist der Archivleiter Dr. Norbert Haag. Projekt von Archiv und Zentralbibliothek sowie dem Verein für württembergische Kirchengeschichte.

Kontakt:
archiv@elk-wue.de

Ausstellung »Kirchturmblick und Welthistorie« im Diözesanarchiv Würzburg

Schätze aus den Pfarrarchiven des Bistums Würzburg zeigt die Ausstellung „Kirchturmblick und Welthistorie – Der Pfarrer als Chronist“, die am 16.7.2015 im Foyer des Diözesanarchivs Würzburg eröffnet wurde. Unter den Exponaten befindet sich beispielsweise eine gebundene „Sammlung alter Urkunden“ aus dem Pfarrarchiv Rieneck mit spätmittelalterlichen Urkunden aus dem 15. Jahrhundert, aber auch DDr. August Amrheins „Realschematismus der Diöcese Würzburg“ aus dem Jahr 1897. „Die Geschichte, in der wir leben, ist unser Schatz“, betonte Generalvikar Thomas Keßler bei der Eröffnung. Die Ausstellung zeige, wie wichtig es sei, Geschichte zu bewahren. Zu sehen sind die Exponate voraussichtlich bis Ende November 2015.

Abb.: Eröffneten die Ausstellung (von links): stellvertretender Archivleiter Thomas Wehner, Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz, Generalvikar Thomas Keßler und Dekan Gerhard Weber.

Abb.: Eröffneten die Ausstellung (von links): stellvertretender Archivleiter Thomas Wehner, Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz, Generalvikar Thomas Keßler und Dekan Gerhard Weber (Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß).

„Als Pfarrer wurde ich dann immer wieder damit konfrontiert, wo überall Archive aufbewahrt werden“, sagte Generalvikar Keßler. Unter anderem auf Dachböden oder ausgerechnet unter Wasserleitungen aufgestapelt habe er „wunderschöne Dinge“ gefunden. „Mein Herz schlägt für die Geschichte, und ohne die Arbeit, die hier geleistet wird, würde manches schlicht und ergreifend verschwinden“, lobte er die Mitarbeiter des Diözesanarchivs. Die Ausstellung öffne ein Fenster zur Bistumsgeschichte. „Ich hoffe, dass es die Menschen neugierig werden lässt.“

Vor welch gewaltiger Herausforderung das Diözesanarchiv steht, machte Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz in seiner Einführung deutlich. Im Bistum Würzburg gebe es mehr als 600 Pfarrarchive, in denen sich insgesamt Dokumente im Umfang von schätzungsweise rund 50 Millionen Seiten Papier befänden. Rund die Hälfte der Pfarrarchive befinde sich heute im Diözesanarchiv. „Durch Kriege, Raub und Desinteresse bereits stark gebeutelt, ist diese archivische Überlieferung auch heute wieder großen Gefahren ausgesetzt“, sagte er. Regelmäßig würden Archivalien aus Pfarreien im Internethandel auftauchen, Rechnungen, Akten und Urkunden spurlos verschwinden. Zugleich wachse der Druck von Seiten der Geschichtsinteressierten, welche mit Hilfe der Pfarrarchive die Geschichte ihres Orts oder ihrer Familie zurückverfolgen wollen.

Die Pfarrchroniken stellten einen zentralen Leitbestand zur unterfränkischen Kirchen-, Pfarreien- und Heimatgeschichte dar, sagte stellvertretender Archivleiter Thomas Wehner. Triebfeder für die Verfasser sei neben entsprechenden Anordnungen der Bischöfe oder Diözesanleitungen oftmals auch das starke Interesse vieler Pfarrer an geschichtlicher Forschung und an der Geschichte ihres Orts gewesen. Nach einem Stellenwechsel oder dem Tod eines Pfarrers sei die Chronik häufig von seinem Nachfolger weitergeführt worden. Manche Pfarrer hätte dabei eine „Kirchturmblick“ gepflegt, sagte Wehner. Sie konzentrierten sich vor allem auf die Darstellung der Pfarrgeschichte, die Kirchen und Pfarrgebäude, die Güter und Einkünfte. „Einige Chroniken blickten aber auch über den pfarrlichen Tellerrand hinaus und berichteten über Landes- und Weltgeschichte, über Naturkatastrophen oder sonstige besonders wichtige Ereignisse der jeweiligen Zeit.“ Pfarrer wie August Amrhein oder Karl Josef Barthels hätten durch ihre umfangreichen historischen Forschungen und schriftstellerischen Arbeiten über die Region hinaus Bedeutung und Anerkennung erlangt.

Die Ausstellung ist voraussichtlich bis November 2015 im Foyer des Diözesanarchivs, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags und dienstags von 9 bis 16 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 9 bis 19 Uhr.

Kontakt:
Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg
Domerschulstr. 17
97070 Würzburg
Telefon: +49 931 386-67 100
Fax: +49 931 386-67 101
abbw@bistum-wuerzburg.de

Quelle: Kerstin Schmeiser-Weiß, Bistum Würzburg, Aktuell, 16.7.2015

Archiv und Wirtschaft 2/2015

Soeben erschienen ist Heft 2/2015 der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V.Archiv und Wirtschaft„. Die aktuelle Ausgabe enthält Beiträge unter anderem über Ausstellungen und Archivquellen zur Verkehrsgeschichte im Deutschen Museum sowie über die Geschichte des ersten deutschen Mähdreschers. Auch beinhaltet das neue Heft einen Bericht über die diesjährige VdW-Jahrestagung.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2015

AUFSÄTZE

Wilhelm Füßl: Mobilität im Deutschen Museum. Ausstellungen und Archivquellen zur Verkehrsgeschichte (56-63)

Tomislav Novoselac: „Eine neue Ära der europäischen Getreideernte“ – die Geschichte des ersten deutschen Mähdreschers (64-71)

Michael Rothmann: „Weither kommen die Völker […] Hier steht den Schätzen der Welt weit geöffnet der Markt“. Frankfurts Wegekreuz als Ursprung zur Warenmesse (72-83)

BERICHTE

Sebastian Wein: Aus den Archiven auf die Bühne – Unternehmensgeschichte als Event. VdW-Jahrestagung vom 26. bis 28. April 2015 in Frankfurt am Main (84-89)

Benjamin Obermüller und Christian Finger: „Eine Anleitung zum Glücklichwerden“ – Jahrestagung des AK Chemiearchivare am 2./3. November 2014 bei der Merck KG in Darmstadt (89-91)

REZENSIONEN

Yaman Kouli: Wissen und nach-industrielle Produktion. Das Beispiel der gescheiterten Rekonstruktion Niederschlesiens 1936–1956 (Dirk Schaal) (92-93)

Ruth-E. Mohrmann (Hrsg.): Audioarchive. Tondokumente digitalisieren, erschließen und auswerten (Brigitta Hafiz) (93-95)

David Oels und Ute Schneider (Hrsg.): „Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere“. Ullstein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Edgar Lersch) (95-96)

Gerhard Paul und Ralph Schock (Hrsg.): Sound der Zeit. Geräusche, Töne, Stimmen 1889 bis heute (Marcel Müller) (96-98)

Werner Ströbele (Hrsg.): Bosch und Reutlingen. 50 Jahre Automobilelektronik und Arbeitswelten. Begleitband zur Ausstellung des Heimatmuseums Reutlingen 30.4.–25.5.2014 (Markus Friedrich) (98-99)

Rezensionsliste (100-101)

Impressum (104)

Kontakt:
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
c/o Bertelsmann SE & Co. KGaA
Corporate History
Dr. Martin Münzel
Carl-Bertelsmann-Straße 270 | 33311 Gütersloh
Telefon: 030-2093-70571
Telefax: 05241-80689992
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

25 Jahre Kreisarchiv des Enzkreises

„Alles andere als staubtrocken“ – so beschreibt Archivarin Heike Sartorius ihren Arbeitsplatz im Landratsamt. Denn dort wird Geschichte lebendig, wenn die Mitarbeiter alte und neue Schriften erfassen und katalogisieren. In diesem Jahr feiert die Einrichtung – das Kreisarchiv des Enzkreises – ihr 25jähriges Jubiläum – und Kreisarchivare aus ganz Baden-Württemberg kamen zum Gratulieren.

25 Jahre Kreisarchiv des Enzkreises

Die Gründung 1990 ging auf die Initiative des damaligen Ersten Landesbeamten und späteren Landrats Werner Burckhart zurück, der den Umzug der Kreisverwaltung in das neue Gebäude an der Güterstraße im Blick hatte. „Die Herausforderung lag anfangs vor allem in der Sichtung und Bewertung des gesamten, etwa sieben Regalkilometer umfassenden Schriftguts aus Haupt- und Altregistraturen“, erinnert sich Kreisarchivar Konstantin Huber; als „Mann der ersten Stunde“ leitet er die Einrichtung von Beginn an.

„Aber auch historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wurden von Beginn an gewünscht und betrieben“, wie Huber betont. So gibt das Archiv regelmäßig Publikationen wie die Jahrbuchreihe „Historisches und Aktuelles“ und eine Schriftenreihe zu historischen Themen heraus. „Dazu hat letztes Jahr ein Kalender über die Kleindenkmale im Kreis unser Repertoire erweitert“, sagt Huber.

Hinzu kommen in loser Folge Vorträge und Ausstellungen – wie aktuell die deutsch-französische Wanderausstellung „Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein“, die bis zum 2. Juni in der Eingangshalle des Landratsamts zu sehen war. „Wir haben die Schau um die Liste der Gefallenen und Vermissten aus Gemeinden des heutigen Enzkreises ergänzt“, berichtet Archivmitarbeiter Marc Kinast. Knapp 3.000 Namen seien dafür in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen worden.

Abb.: Landrat Karl Röckinger begrüßte die Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchivare beim Landkreistag Baden-Württemberg um ihren Vorsitzenden Dr. Wolfgang Sannwald (2.v.l.); ganz rechts Heike Sartorius, die den erkrankten Leiter des Enzkreis-Archivs vertrat (Foto: Enzkreis).

„Ein Vierteljahrhundert ist im Archivwesen natürlich kein Alter“, meinte Landrat Karl Röckinger schmunzelnd bei seiner Begrüßung der Baden-Württembergischen Kreisarchivare. Wie sehr sich jedoch dieser Arbeitsbereich gewandelt habe, zeige ein Blick auf die Tagesordnung des Treffens: Breiten Raum in der Agenda nahm – wie auch mehr und mehr in der täglichen Arbeit der Archive – die elektronische Langzeit-Archivierung ein.

Denn wo früher beschriebenes Papier zwischen Aktendeckeln gesammelt wurde, müssen heute immer öfter Unterlagen aus EDV-Anwendungen und E-Mails archiviert werden. Im Enzkreis setzt man dabei künftig auf das „Digitale Magazin“, eine Verbundlösung von Landesarchiv und Rechenzentren – „ein Angebot, um das uns Kollegen in anderen Bundesländern beneiden“, wie der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner anmerkte. „Sie arbeiten weitab vom Klischee des staubigen Kellers und Dachbodens“, meinte Röckinger anerkennend.

Allerdings gehören im Enzkreis auch solche Plätze zuweilen zum Einsatzgebiet: „Seit 1996 bieten wir für die Städte und Gemeinden den Service, deren Archive zu pflegen“, berichtet Konstantin Huber. Denn dort bestand großes Interesse an der Aufarbeitung und Katalogisierung der zum Teil Jahrhunderte alten Bestände, die manchmal an geradezu verwegenen Orten gelagert worden waren. „Heute betreuen wir 60 Ortsteilarchive und beraten die Kommunen in Archiv- und Registratur-Angelegenheiten“, so Huber.

Außerdem werden im Kreisarchiv aktiv Sammlungsbestände angelegt und gepflegt: So entstanden ein umfassendes Fotoarchiv und die umfangreiche Fachbibliothek. Immer öfter erhalten die Fachleute auch Nachlässe von Familien- und Heimatforschern aus der Region, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen: „Bei uns gibt es Geschichte zum Anfassen“, sagt Heike Sartorius – und das dürfe jedermann gerne selbst probieren.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 190 / 2015

Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente

„Zauberei!“ – „Wer? Wo?“ – „Cordt Wageners Frau!“ – „Wirklich?!“ – „Aber ja!“ Aber nein! Wie sich vor Gericht herausstellte. Die Anschuldigungen Johann Eickhoffs waren aus der Luft gegriffen: Verleumdung im Jahre 1612. Die Gerichtsbarkeit fackelte dann auch nicht lang und verurteilte Eickhoff zu einer Strafzahlung von 3 Mark.

Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente

Es wurde im damals noch recht beschaulichen Amt Hatzburg geraubt und geschlagen, beleidigt und Ehebruch begangen. Aufschluss über die (Un-)Taten im 17. Jahrhundert geben die so genannten „Brüchegeld-Register“, in denen penibel Fakten aufgelistet wurden. Bemerkenswert, besonders im Vergleich zu heute: Körperverletzungen, für die man dieser Tage ins Gefängnis kommen kann, wurden mit nur wenigen Mark Geldstrafe belegt. Bei Ehebruch oder voreheliche Schwangerschaften dagegen, also Vorkommnisse, die mittlerweile geradezu alltäglich sind, mussten die Übeltäter viel tiefer in den Geldbeutel langen. Das bis zu 20-Fache der Buße für eine „einfache“ Beleidigung war dann fällig.

Und die höchste ausgesprochene Strafe in der Zeit? „Das war ein besonders makabrer Fall aus dem Jahr 1604“, weiß Lukas Stahn, Geschichtsstudent an der Uni Hamburg und im Frühjahr 2015 Praktikant im Stadtarchiv Wedel, zu berichten. „Marius Dreyer grub auf dem Friedhof Leichen aus – mit der bizarren Begründung, die Toten würden an den Leinentüchern, in die sie eingewickelt waren, ‚nagen‘. Stolze 412 Mark und 8 Schilling kostete Dreyer das – ein Vermögen in der damaligen Zeit.“

Die Register, deren Originale im Landesarchiv in Schleswig liegen, wurden durch die Wedeler Stadtarchivarin Anke Rannegger transkribiert, also in gut lesbare Schrift übertragen. Im Rahmen seines Praktikums versah Stahn die Abschriften mit Erklärungen und einer Einführung. „Das Praktikum hat viel Spaß gemacht“, so der 23-Jährige. „Ich konnte einiges über die Arbeit in Archiven lernen – vielleicht ein Berufsweg, den ich später einschlagen möchte.“

Abb.: Anke Rannegger und Lukas Stahn (Stadtarchiv Wedel)

Nicht alle Fälle sind so makaber wie der des Herrn Dreyer. „Es gab auch einige witzige Vorkommnisse“, erzählt Stahn amüsiert. „Sehr unterhaltsam liest sich die Tat eines gewissen Lorenz Tidemann: 20 Mark musste er dafür bezahlen, dass er ‚gute Leute‘ beleidigt und vor deren Augen sein ‚Instrument‘ aus der Hose gezogen und vorgezeigt hatte!“

Link:
Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente. Hatzburger Brüchegeld-Register 1603-1617
herausgegeben vom Stadtarchiv Wedel, Anke Rannegger, Lukas Stahn – Juni 2015

Kontakt:
Stadtarchiv Wedel
Anke Rannegger
Telefon: 04103 707 215
Fax: 04103 707 88 215
A.Rannegger@stadt.wedel.de

Quelle: Stadtarchiv Wedel, Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente, Juni 2015