Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte 2015

Der Wettbewerb um den Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte ist entschieden! Edzard Reuter, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG, Vorstandsmitglied mehrerer kultureller und wissenschaftlicher Förderkreise und Stiftungen und Ehrenbürger von Berlin, gab am 6.11.2015 anlässlich des 13. Abends zur Industriekultur im Goldbergersaal den Gewinner und das Thema seiner wirtschaftshistorischen Studie bekannt und überreichte die Urkunde.

In seiner Laudatio betonte Prof. Dr. André Steiner, Universität Potsdam, Mitglied des Beirats des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs, als Vertreter der Jury, dass alle eingereichten Arbeiten den Erkenntnis- und Wissenstand auf dem Gebiet der regionalen Wirtschaftsgeschichte Berlin-Brandenburgs vertiefen und bereichern. Damit tragen die Absolventen ihren Teil dazu bei, den wirtschaftlichen Aspekten bei der Erforschung und Darstellung der Berlin-Brandenburgischen Geschichte einen größeren Stellenwert zu geben und die Wirtschaftsgeschichte als Disziplin im Rahmen der Geschichts- als auch der Wirtschaftswissenschaften zu stärken. „Diesem Anspruch haben sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Wettbewerb gestellt und mit ihren eingereichten Beiträgen ihren spezifischen Teil der Vergangenheit erschlossen und damit auch einen Beitrag dafür geleistet, wie wir die Zukunft gestalten.“

Aufgerufen waren Studenten und Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen, ihre Diplom-, Master- oder Bachelorarbeiten zu Themen einreichen, die den Erkenntnis- und Wissenstand auf dem Gebiet der regionalen Wirtschaftsgeschichte Berlin-Brandenburgs vertiefen und bereichern.

Die preisgekrönte Arbeit ist die am Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Humboldt Universität Berlin von Simon Lengemann vorgelegte Masterarbeit mit dem Titel „Mieter, Hausbesitzer und Wohlfahrtsamt. Berliner Arbeiterviertel in der Großen Depression 1929 bis 1933“. Der Preisträger wurde aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählt und mit 500 Euro Preisgeld ausgezeichnet, das vom Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. dotiert wurde. Die Arbeit wird in geeigneter Form veröffentlicht.

Mit diesem Preis, der erstmalig 2015 ausgelobt wurde, ist ein Anfang für die Förderung der Auseinandersetzung mit der Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsgeschichte gemacht. Der Wettbewerb wird in zweijährigem Turnus fortgeführt. Mit der Auszeichnung würdigt das BBWA Hochschulabsolventen, die mit ihren Abschlussarbeiten in besonderer Weise Traditionslinien in der Region Berlin-Brandenburg beschreiben und damit Wege für das weitere Zusammenwachsen des Standorts identifizieren.

Kontakt:
Björn Berghausen
Geschäftsführer Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V.
Eichborndamm 167, Haus 42
13403 Berlin
Telefon 030 41190698
Telefax 030 41190699
mail@bb-wa.de
http://www.bb-wa.de

Geschichte in den Fächern?! – Erster Band des Verlages der FH Potsdam auf Frankfurter Buchmesse präsentiert

Am 25. November 2015 wird die von Prof. Dr. Susanne Freund herausgegebene Publikation „Geschichte in den Fächern?! Transdisziplinäre historische Authentizität in Lehre und Forschung an der Fachhochschule Potsdam“ offiziell in der Fachhochschule Potsdam vorgestellt.

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Premiere war in Frankfurt: Auf der Buchmesse hat der Verlag der FH mit einer Dokumentation der interdisziplinären Diskussion authentischer historischer Quellen seine erste eigene Publikation präsentiert. In zehn Beiträgen stellt der von Dr. Susanne Freund, Professorin für Archivwissenschaft, herausgegebene Band historische Ansätze in den Fachdisziplinen Architektur und Städtebau, Konservierung und Restaurierung, Kulturarbeit, Design, Europäische Medienwissenschaft, Bauingenieurwesen, Design und Sozialwesen und nicht zuletzt den Informationswissenschaften Archiv, Bibliotheksmanagement, Information und Dokumentation vor, die vor dem Hintergrund des interdisziplinären Forschens und Lernens anwendungsbezogen umgesetzt werden.
Die Autorinnen und Autoren hatten im Rahmen des ersten sogenannten FH-Kompetenztisches im vergangenen Jahr ihre Methoden und Forschungsgebiete unter dem Aspekt der historischen Authentizität diskutiert. Auf dieser Grundlage entstand die knapp 180 Seiten umfassende Publikation, die in drei Kapiteln Deutungen geschichtswissenschaftlicher Phänomene vorrangig aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen Fachdisziplinen beleuchtet.

Vertragspartner ist einer der bekanntesten Self-Publishing Anbieter in Deutschland, das Münsteraner Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat. Johannes Monse und Tom van Endert, die den Verlag 1999 ins Leben riefen und als Geschäftsführer und Partner der Frankfurter Buchmesse präsent waren, praktizieren das sogenannte Print on Demand-Verfahren, um neue Bücher ohne feste Mindestauflage und somit ohne hohes finanzielles Risiko zu realisieren.

Nach dem gelungenen Auftakt bei der Frankfurter Buchmesse wird die erfolgreich gestartete erste Publikation des Verlages am 25. November um 17.00 Uhr im Rahmen des „Tages der guten Lehre“ im Zentralgebäude der Fachhochschule, Kiepenheuerallee 5, 14469 Potsdam gefeiert.

Info:
Susanne Freund (Hgg.): „Geschichte in den Fächern?!“ Transdisziplinäre historische Authentizität in Lehre und Forschung an der Fachhochschule Potsdam, Potsdam 2015
Verlag Fachhochschule Potsdam
ISBN-Nr. 978-3-934329-71-3

Suche nach dem Theaterstück „Bezwungen“ aus dem Jahr 1924

Das Archiv des ASB Deutschland sucht nach einem Theaterstück aus dem Jahr 1924. Es gibt sehr viele Informationen zu diesem Stück, aber leider ist der Text selber nicht vorhanden. Vielleicht schlummert er in irgendeinem Archiv oder Museum…

Das Theaterstück heißt: Bezwungen.

Zeitgenössische Hinweise:

1924: Theaterstück „Bezwungen“ von Willy Tschermack wird an der Freien Volksbühne Katernberg in Essen aufgeführt. Es ist ein Soziales Drama in 3 Akten und handelt von Samaritern; der Reinertrag der Aufführungen soll zur Anschaffung von Hauspflegeartikeln dienen.
Quelle: Bericht im DAS (Der Arbeiter-Samariter) 5/1924 (Anfrage bei Stadtarchiv Essen war negativ)

1924: Aufführung in Heiligenhaus und Bericht über Erscheinen des Stücks in Buchform.
Quelle: Mitteilungsblatt der Kreise Rheinland und Westfalen des ASB 6/1924 und 7/1924

1925: 15.3. Theaterstück „Bezwungen“ wird bei Kolonne Forst (Lausitz) aufgeführt, Werbeabend, 750-800 Zuschauer; 21. Auflage erschienen
Quelle: Mitteilungsblatt der Kreise Rheinland und Westfalen 4/1925

1930: Aufführung des Theaterstücks „Bezwungen“ bei Kolonne Fürth. „Der Titel bezieht sich auf einen reichen Fabrikbesitzer der anläßlich der heldenhaften Rettung seiner Tochter durch einen Arbeitersamariter seine Gesinnung ändert und zum Freunde seiner Arbeiter wird.“
Quelle: Fränkische Tagespost vom 14.7.1930

Über jeden Hinweis zu diesem Theaterstück freut sich Brigitta Frucht (Archiv des ASB)!

Kontakt:
Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.
Sülzburgstraße 140asb
50937 Köln
Tel.: +49 221 47605-368
Fax: +49 221 47605-217
b.frucht@asb.de
www.asb.de
www.facebook.com/asb.de

Von Schmie nach Ulm zum Landesturnfest – Ein turnhistorischer Rückblick

Seit dem 19. Jahrhundert werden Turnfeste durchgeführt. Die Teilnahme ist bis heute für jeden Turnverein etwas Besonderes. Vor sechzig Jahren nahm der TV Schmie am 48. Landesturnfest in Ulm teil, was das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg in Maulbronn (IFSG) zu einem Rückblick veranlasst.

„Für die aktiven Turner ist es eine Selbstverständlichkeit, beim Landesturnfest in Ulm den von ihren Vätern vor 30 Jahren errungenen Sieg zu verteidigen“ – mit diesem Satz, zu lesen in der 100-Jahr-Chronik, stimmten sich die Aktiven des 1899 gegründeten Vereins aus dem Maulbronner Stadtteil auf das dritte Landesturnfest im Schwäbischen Turnerbund (STB) nach dem Krieg ein, das vom 29. bis 31. Juli 1955 stattfand. Bereits 1925 hatte der TV Schmie an einem Turnfest in Ulm teilgenommen. 1955 waren aus der Region auch die Turnvereine aus Illingen, Mühlacker und Lienzigen dabei. Wie Schmie gehörten sie damals zum Land- und Turnkreis Vaihingen/Enz. Erst 1956 wurde der Turngau Neckar-Enz als Zusammenschluss von Vaihingen-Enz und Ludwigsburg gegründet.

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Abb.: Die Musterriege des TV Schmie beim 48. Landesturnfest in Ulm 1955. (Foto: IFSG)

Die Teilnahme an einem Landesturnfest war schon damals ein Höhepunkt für jeden Turnverein, da man sich im direkten Vergleich mit anderen Vereinen maß. Entsprechend wurde eine besondere „Musterriege“ gebildet. Darunter verstand man nach Rudolf Gaschs „Handbuch des gesamten Turnwesens und der verwandten Leibesübungen“ von 1920 „besonders zusammengestellte und eingeübte Riegen geübter Turner, die eine schwierige Übungsgruppe in vorbildlicher Haltung bei Schauturnen und Turnfesten darstellen.“

1845 wurde in Reutlingen das erste Turnfest abgehalten, seitdem fanden sie in Württemberg in regelmäßigem Turnus statt. Ulm konnte auf eine lange Turnfesttradition zurückblicken: Dort waren bereits vier Landesturnfeste veranstaltet worden. Hugo Schweizer, 1955 Oberturnwart des Schwäbischen Turnerbundes, bezeichnete die Landesturnfeste als „Feiertage des turnerischen Schaffens“. Schweizer weiter: „Die Grundsätze der turnerischen Ideale und der turnerischen Erziehung sollen an diesen Tagen spontan ihren sichtbaren Ausdruck erhalten. Pflichtbewusstsein, Selbstzucht, Bekennermut, Gefolgschaftsgeist, Opferwille und Treue sollen als selbstverständliche Tugenden im Mittelpunkt eines solchen Festes stehen.“

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Abb.: Die „Morgenfeier“ vor dem Ulmer Münster. (Foto: IFSG)

Nicht nur rhetorisch herrschte damals noch ein merklicher Gegensatz von Sport und Turnen. Als bewusstes Gegenbeispiel zum Sport mit seinem „hektische[n] Getriebe des Leistungssports“ waren die drei Festtage durch vielfältige Formen der Leibesübungen geprägt. Neben dem klassischen Geräteturnen mit den Deutschen Turnvereins-Meisterschaften, wurden Turnspiele abgehalten sowie Leichtathletikdisziplinen – das sogenannte „Volksturnen“ – und Schwimmwettkämpfe angeboten.

Eingebettet waren die Disziplinen in einen straffen Programmablauf mit „Antreten“, „Einmarsch“ und der „Unterweisung“ der Turner. Ebenso wichtig wie der sportliche Aspekt war aber auch die Erfahrung der Geselligkeit und der Gemeinschaft mit anderen Vereinen. Wie bedeutend die Veranstaltung war, sieht man auch daran, dass die Bahn neun Sonderzüge einsetzte und die Veranstaltung im Film „Turnen – Quell der Freude“ dokumentiert wurde.

Schließlich wurde die Veranstaltung auch für den kleinen Turnverein Schmie zu einem großen Erfolg. Nochmals die Chronik: „Hart und unermüdlich werden die Übungen unter der Leitung von Willy Gaupp gedrillt. Ein 1. Platz ist der wohlverdiente Lohn.“ Die Musterriege erkämpfte schließlich einen Siegerkranz. Das Riegenbild wird noch heute sorgsam im Vereinsarchiv aufbewahrt Die beiden Senioren Ewald Link (82) und Wolfgang Vallon (81), damals Turnwart und Turner im TV Schmie, erinnern sich gerne an die Fahrt mit Postbus und Zug nach Ulm und an den Anblick des Ulmer Münsters mit dem abendlichen Feuerwerk.

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Abb.: Wolfgang Vallon (links) und Ewald Link erinnern sich im Vereinsarchiv an ihre Teilnahme beim Landesturnfest vor 60 Jahren. (Foto: IFSG)

Der Festzug aller Turner durch Ulm war ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis. Für Link, Vallon und den gesamten TV Schmie bildete die Teilnahme am Turnfest einen Vereinshöhepunkt, zumal ebenfalls 1955 die Einweihung der eigenen Turnhalle erfolgte. Die beiden erinnern sich sehr zufrieden: „Wir übten dreimal pro Woche Synchronturnen. Unser Ziel war, den Erfolg unserer Väter vom Ulmer Turnfest 1925 zu wiederholen. Schließlich erreichten wir im Wettkampf auch 37,7 von 40 Punkten.“

Bis in die 2000er Jahre nahm der Verein regelmäßig an Landesturnfesten und Deutschen Turnfesten teil. Leider ist diese Entwicklung rückläufig, da immer weniger Aktive zur Teilnahme bereit sind – eine Beobachtung, die auch für viele andere Vereine gilt.

(Markus Friedrich, IFSG)

Info:
Das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V. (IfSG) mit Sitz in Maulbronn sammelt Quellen zur Sportgeschichte des Landes. Die Sammlungsbestände umfassen Festschriften, Akten, Bild- und Filmmaterial sowie Objekte. Internet: www.ifsg-bw.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 410/2015 (Aus der Serie „GESCHICHTSORT ARCHIV“), 3.11.2015

Kreisarchiv Warendorf stellt standesamtliche Register zur Benutzung bereit

„Menschen machen Geschichte“ – Aber wie können diese „einfachen“ Menschen in den Archiven gesucht, gefunden und untersucht werden? Wo haben sie Spuren hinterlassen? Jeder, der im Gebiet des heutigen Kreises Warendorf seit 1874 geboren worden ist, geheiratet hat oder gestorben ist, wird bzw. wurde von einem Standesamt registriert. Diese so genannten Personenstandsregister werden für den gesamten Kreis im Kreisarchiv in Warendorf gesichert und für alle interessierten Benutzerinnen und Benutzer im Lesesaal bereitgestellt. Nur die Stadt Telgte verwahrt die Bände in einem eigenen Archiv.

„Die Personenstandsregister sind eine wahre Fundgrube für die Erforschung der eigenen Familie“, sagt Jannik Schröder, Auszubildender im Kreisarchiv, der sämtliche rund 1700 Registerbände verzeichnet hat. Der so entstandene Katalog kann über das NRW-Internetportal (www.archive.nrw.de) online eingesehen werden.

Im Gegensatz zu einer Bibliothek oder einem Museum befassen sich die Unterlagen in einem kommunalen Archiv wirklich mit jeder Person: Die standesamtlichen Register behandeln nämlich jeden gleich, so dass die Kerndaten eines jeden Menschen im Kreis auf ewig im Kreisarchiv gesichert sind. „An jeden wird man sich erinnern können, keiner wird vergessen“, so Archivmitarbeiter Ludger Pohlplatz. Jahr für Jahr transportiert er 2000 bestellte Bände aus dem Endarchiv im Keller in den Kreisarchiv-Lesesaal im Erdgeschoss des Kreishauses.

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Abb.: Fundgrube für Familienforscher: Im Kreisarchiv lagern Personenstandsregister ab 1874, die die Mitarbeiter Jannik Schröder (l.) und Ludger Pohlplatz auf Wunsch in den Lesesaal bringen (Foto: Kreis Warendorf).

Zu vielen Registereinträgen sind darüber hinaus weitere Unterlagen in den so genannten „Sammelakten“ überliefert. Mehr als 1200 dieser Sammelakten werden im Kreisarchiv verwahrt und sind wie die Personenstandsregister erschlossen sowie online recherchier- und bestellbar. „Im Mittelpunkt steht immer der einzelne Mensch“, so Jannik Schröder, der zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen des Kreisarchivs jährlich hunderte von telefonischen und schriftlichen Anfragen beantwortet. „Viele sind ganz erstaunt, dass es so viele Informationen gibt, die sich nicht via Google oder Family Search ermitteln lassen“, so Jannik Schröder weiter.

Allerdings hat die Benutzung der Personenstandsregister auch Grenzen, die der Datenschutz bestimmt: So dürfen die Register, die Geburten beurkunden, erst nach 110 Jahren genutzt werden, die Heiratsregister erst 80 Jahre nach der Beurkundung und die Register zu den Todesfällen erst nach 30 Jahren.

Die persönliche Einsichtnahme der Register erfolgt im Lesesaal des Kreisarchivs in Warendorf, im Erdgeschoss des Kreishauses, Waldenburger Straße 2, Warendorf. Der Lesesaal hat von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr und am Donnerstag zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet.

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 8.10.2015

Ausstellung „Luther und Europa“ in Marburg

Die Ausstellung „Luther und Europa – Wege der Reformation und der fürstliche Reformator Philipp von Hessen“ bietet die Erstpräsentation einer für ein breites Publikum und insbesondere Schulen konzipierten Wanderausstellung sowie hierzu passend arrangierter einschlägiger und hochkarätiger Dokumente zur Reformationsgeschichte aus dem Staatsarchiv Marburg, vor allem aus dem »Politischen Archiv« Philipps des Großmütigen von Hessen. Ist die Ausstellung somit zunächst als hessischer Beitrag zur Luther-Dekade zu verstehen, so setzt sie doch einen bisher erstaunlich wenig beachteten Akzent, denn sie fragt konsequent nach den europäischen Dimensionen der Reformation.20151026

Aus dieser Perspektive zeigt sich, dass neben Wittenberg auch andere Reformationszentren wie Zürich und Genf von Bedeutung sind, ohne die die Ausbreitung des neuen Glaubens in Europa nicht denkbar gewesen wäre.

Vor dem Hintergrund der »gespaltenen Reformation« rückt zugleich die Landgrafschaft Hessen als weiteres Kernland der Reformation in den Fokus. Der fürstliche Reformator Landgraf Philipp von Hessen führt nicht nur als einer der ersten den neuen evangelischen Glauben in seinem Lande ein, sondern agiert – weit über das Marburger Religionsgespräch von 1529 hinaus – als europäischer Mittler und zentraler »European Player« im Reformationszeitalter.

Info:
Ausstellungseröffnung „Luther und Europa – Wege der Reformation und der fürstliche Reformator Philipp von Hessen“ am 5. November 2015
Hessisches Staatsarchiv Marburg, Landgrafensaal

Begrüßung
Dr. Andreas Hedwig, Hessisches Staatsarchiv Marburg

Grußworte
Jörg Meyer-Scholten, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für die Luther-Dekade

Vortrag
Zwischen Wittenberg und Zürich – Der selbstbewusste Weg der Reformation in Hessen
Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff, Augustana Hochschule Neuendettelsau

Einführung in die Ausstellung
Justa Carrasco, Marburg
Prof. Dr. Reinhard Neebe, Marburg
Musikalische Begleitung ( Luther-Lieder)

Ensemble des Gymnasium Philippinum Marburg
im Anschluss kleiner Empfang im Foyer des Staatsarchivs

Um Anmeldung wird gebeten bis zum 30. Oktober 2015 per E-Mail

Öffnungszeiten der Ausstellung:
5. November 2015 bis 25. Mai 2016
Mo /Fr 8.30 – 16.30 Uhr, Di – Do 8.30 – 19.00 Uhr
der Eintritt ist frei
Hessisches Staatsarchiv Marburg
Friedrichsplatz 15
35037 Marburg
Telefon: 06421 9250 – 0 Fax: 06421 161125
poststelle@stama.hessen.de
www.staatsarchiv-marburg.hessen.de

Ausstellung »Die Kunst des Aufbewahrens«

20151019Als institutionelle Einrichtung wie auch als Metapher versinnbildlicht das Archiv Prozesse wie Verbergen und Entdecken, Bewahren und Vernichten, Erinnern und Vergessen. Es verbirgt Geschichte(n) und bringt sie zugleich hervor. Damit verknüpft es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aber wie funktioniert das?

Was wird in welcher Gestalt und unter welchen Bedingungen erhalten und was nicht? Welche Erinnerungen bleiben im kollektiven Gedächtnis präsent, welche geraten in Vergessenheit?

Die Ausstellung »Die Kunst des Aufbewahrens«, die vom 19. Oktober 2015 bis zum 31. Januar 2016 gezeigt wird, berührt diese Fragen, ohne jedoch erklärende Antworten geben zu können. Vielmehr möchte sie für derartige Kontexte sensibilisieren. Schlaglichtartig beleuchtet sie alltägliche Handgriffe und Arbeitsvorgänge, die mit dem Archiv in Verbindung stehen.

Der Fokus liegt auf Themenbereichen, die den Stichworten Bewahren, Dokumentieren, Sammeln und Erkunden gewidmet sind. Die Bild-, Schrift- und Tonträger aus dem Archiv der Draiflessen Collection werden dabei in Dialog mit künstlerischen Positionen gesetzt. Gezeigt werden Arbeiten von Candida Höfer, Julian Rosefeldt, Arnold Dreyblatt, Gianfranco Baruchello, Hans-Peter Feldmann, Bernd und Hilla Becher, Hannah Höch und Kurt Schwitters sowie Mariana Castillo Deball.

Unterstützt durch filmische und digitale Medien lädt die Ausstellung so zu ästhetischen Erfahrungen ein, die das Archiv als moderne und innovative Ausdrucksform, als Grenzgänger zwischen Verwaltung und Kunst begreifbar machen sollen.

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Ein reich bebilderter Katalog vertieft und ergänzt die einzelnen Themenbereiche der Ausstellung.

Die begleitende Publikation greift die vier Ausstellungsbereiche – Bewahren, Dokumentieren, Sammeln und Erkunden – als Gliederung auf. Diese werden in reichbebilderten Beiträgen erläutert und durch Ausstellungsansichten anschaulich gemacht. Weiterführende Essays von Experten unterschiedlichster Couleur ergänzen und vertiefen die Themenbereiche. Archivare, Wissenschaftler aus musealem sowie aus universitärem Kontext und Restauratoren blicken auf das Phänomen / Wesen Archiv“ aus ihrer Perspektive. Sie sensibilisieren den Leser für die Bedeutungen der Archive und für Herausforderungen, vor denen die Archive heute stehen.
Der Katalog erscheint in jeweils einer deutschen sowie englischen und niederländischen Ausgabe.
Herausgegeben von: Barbara Segelken 2015, 140 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, Softcover

ISBN 978-3-942359-23-8 (D)
ISBN 978-3-942359-24-5 (NL)
ISBN 978-3-942359-25-2 (GB)

Kontakt:
Draiflessen Collection
Georgstraße 18
D-49497 Mettingen
Telefon: +49 (0) 54 52. 91 68-0
info@draiflessen.com
www.draiflessen.com

420 Jahre alter Grenzstein restauriert und am Originalplatz wieder aufgestellt

Einer der ältesten Grenzsteine auf dem Gebiet der Großen Kreisstadt Mühlacker wurde nach fachmännischer Reparatur auf der Gemarkungsgrenze zwischen Lomersheim und Mühlhausen wieder aufgestellt. Der Stein mit der Jahreszahl 1595 und den historischen Dorfzeichen der beiden Orte ist ein besonders wertvolles Kleindenkmal.

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Abb. 1: Die Lomersheimer Seite des Grenzsteins mit Jahreszahl 1595 und dem Fleckenzeichen.

Der insgesamt 110 Zentimeter lange Geschichtszeuge im Gewann „Dahgrund“ am Binsachgraben markiert die Grenze der bis 1971/72 selbständigen Gemeinden Lomersheim und Mühlhausen an der Enz. Als er Anno 1595 gesetzt worden war, markierte er nicht nur die damalige Gemeindegrenze, sondern zugleich eine Herrschaftsgrenze. Denn während Lomersheim wie Mühlacker und die meisten Orte der Umgebung zum seit 1504 württembergischen Kloster Maulbronn gehörte, war Mühlhausen ein reichsritterschaftliches Dorf. Zwar hatte Maulbronn auch diesen Ort besessen, jedoch 1508 verzichtet. Der Kaiser belehnte den Adeligen Konrad Thumb von Neuburg mit Mühlhausen, dessen Familie das dortige Schloss erbaute und das Dorf bis 1648 besaß. Erst 1785 schließlich gelangte Mühlhausen an das Herzogtum Württemberg.

Der alte Grenzstein war etwa mittig in zwei Hälften auseinander gebrochen. Um seinen weiteren Zerfall zu stoppen, wurde er nun von einem Fachbetrieb repariert. Zuvor war er – in noch beschädigtem Zustand – Ende August auf der Gartenschau „Enzgärten“ ausgestellt gewesen. Das Kreisarchiv des Enzkreises präsentierte ihn dort im Enzkreis-Pavilllon als „erhaltenzwertes“ Kleindenkmal. Archivleiter Konstantin Huber mahnt: „Unachtsamkeit, Baumaßnahmen, Diebstahl oder schlicht Wind und Wetter sind drohende Gefahren für Kleindenkmale. Um sie zu schützen, müssen die Wertschätzung erhöht und ihre Bedeutung stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.“ Deshalb wurden im Enzkreis in den Jahren 2003 bis 2009 über 5.000 Kleindenkmale mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher dokumentiert und fotografiert. Die 46 Aktenordner umfassende Dokumentation befindet sich im Kreisarchiv. Als Ergebnis des Dokumentationsprojektes erschien 2013 das Buch „Kleindenkmale im Enzkreis“. Der nun wieder aufgestellte Stein ist darin beschrieben und abgebildet. Er war im Jahr 2006 als Objekt 153-02 von den Heimatfreunden von Hans-Peter Schmitt und Albrecht Rheinwald dokumentiert worden.

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Abb. 2: Kreisarchivar des Enzkreises Konstantin Huber (links) und der bei der Stadt Mühlacker für Denkmalschutz zuständige Mitarbeiter Ulrich Tschätsch mit dem wieder gesetzten Stein.

Auf den beiden Seiten der oberen Steinhälfte sind die Dorf- oder Fleckenzeichen der beiden Ortschaften eingehauen. Auf der Lomersheimer Seite steht darüber die Jahreszahl 1595. Das Lomersheimer Dorfzeichen ähnelt einem Mauleisen (Trense) und findet sich auf anderen Steinen in abweichender Form. Das Fleckenzeichen von Mühlhausen besteht aus einem Kreis, der von zwei senkrechten Linien geteilt wird. Die uralten Dorfzeichen zeigen oft bäuerliche Handwerkszeuge (Beispiel Lomersheim), mitunter auch Tiere (Ötisheim: Eidechse – Freudenstein: Schwan). Häufig aber bestehen die Dorfzeichen auch nur aus einfachen Symbolen wie Kreisen, deren Bedeutung sich dann nicht erschließt (Beispiel: Mühlhausen). Viele Dorfzeichen wurden in die Siegel und Wappen der Orte übernommen.

Für die Stadtverwaltung Mühlacker als Eigentümer des Steins war es selbstverständlich, dieses besonders wertvolle Kleindenkmal reparieren zu lassen. Ulrich Tschätsch, der bei der Stadt Mühlacker für Denkmalschutz zuständig ist und sich um die Sache kümmerte, betont: „Das war eine sehr interessante Angelegenheit mit Bezug zur Geschichte. Seitens der Stadt ist man darum bemüht solche Kleindenkmale zu erhalten.“ Mit tatkräftiger Unterstützung des Enzkreis-Vermessungsamtes wurde nun dafür gesorgt, dass der steinerne Geschichtszeuge wieder an seinem angestammten Platz steht und hoffentlich auch in den kommenden Jahrhunderten seinen Dienst als historische Grenzmarkierung versieht.

Ehrenamtlicher Verfasser von 32 Ortssippenbüchern geehrt

Heimatmedaille Baden-Württemberg für Burkhart Oertel

Für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit hat das Land Baden-Württemberg Professor Dr. Burkhart Oertel die Heimatmedaille verliehen. Oertel hat unter anderem die Ortssippenbücher von Diefenbach und Ölbronn verfasst. Übergeben wurde die Medaille von Staatssekretärin Gisela Splett anlässlich der Heimattage in Bruchsal. „Baden-Württemberg ist als zukunftsorientiertes und traditionsreiches Land von großem bürgerschaftlichen Engagement geprägt. Die aktuellen Geschehnisse in der Welt zeigen uns deutlich, wie wichtig Heimat für die Menschen ist“, sagte Splett in ihrer Laudatio.

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Abb.: Der Mathematiker und Familienforscher Burkhart Oertel vor einem Teil der von ihm erarbeiteten Ortssippenbücher.

 

Neben seiner Lehrtätigkeit als Professor für Mathematik und Bauphysik an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München hat sich der 1940 in Westpreußen geborene Burkhart Oertel schon früh der wissenschaftlichen Familienforschung (Genealogie) verschrieben. Dabei machte er es sich zur Aufgabe, die systematische Erfassung und Veröffentlichung personengeschichtlicher Quellen in Form von Ortssippenbüchern in Baden-Württemberg voranzubringen.

Auf Initiative des Kreisarchivs des Enzkreises wertete Burkhart Oertel in akribischer Detailarbeit unter anderem die bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurückreichenden handschriftlichen Kirchenbücher der evangelischen Pfarreien Diefenbach und Ölbronn aus. Dabei verknüpfte er die Geburts-, Heirats- und Sterbeeinträge der darin eingetragenen Familien über viele Generationen hinweg. Als Ergebnis dieser umfangreichen Arbeit präsentieren die Ortssippenbücher nun in gut lesbarer und übersichtlicher Form die historische Einwohnerschaft der Orte. Für die Gemeinden Sternenfels und Ölbronn-Dürrn erwies sich die ehrenamtliche Arbeit Oertels als Glücksfall: Sie hatten sich für eine gute Verbreitung der Bände lediglich an der Vorfinanzierung der Druckkosten zu beteiligen.

Rund 60 weitere Ortschaften – überwiegend in den Räumen Altensteig, Nagold, Herrenberg, Backnang und Gaildorf – bearbeitete Oertel seit 1979 in ähnlicher Weise in 32 Bänden. Damit stammt fast ein Drittel der in der Reihe „Württembergische Ortssippenbücher“ erschienenen gut 100 Bände von ihm. „Seine hervorragende Arbeitsweise setzte Maßstäbe und besitzt Vorbildfunktion für viele Nachahmer“, lobt Kreisarchivar Konstantin Huber. Laut Huber können sich die Familienforscher der Region auf ein neues Werk aus Oertels Feder freuen: Das Ortssippenbuch für die Pfarrei Langenbrand mit den Ortschaften Engelsbrand, Grunbach, Salmbach und Kapfenhardt steht kurz vor der Fertigstellung.

Für seine Leistung erhielt Burkhart Oertel bereits 1984 von der Zentralstelle für Personen- und Familiengeschichte in Frankfurt die Medaille Pro Merito Genealogiae, 2003 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2005 die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe. Über Seminare warb der Geehrte neue Bearbeiter für ähnliche Projekte und gab dort seine Erfahrungen weiter. Mit der von ihm unterhaltenen historisch-demographischen Dokumentationsstelle in Neubiberg hat er eine wichtige Grundlage für die Familien-, Lokal- und Regional-Geschichtsforschung geschaffen. Die Daten der Projekte fließen dort in einer Zentraldatei aller ermittelten historischen Personendaten zusammen, die sie überörtlich vernetzt und auch für die universitäre Forschung nutzbar macht.

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 12.10.2015

 

„Archiv und Wirtschaft“ 3/2015

Bereits erschienen ist die neue Ausgabe (3/2015) von „Archiv und Wirtschaft“ erschienen.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 3/2015

AUFSÄTZE

Michael Müller: Die Kraft des Erzählens: Storytelling im Unternehmen (109-116)

Fabian Raabe: Die FC Bayern Erlebniswelt – Ein Vereinsmuseum als emotionale Visitenkarte (116-122)

WIRTSCHAFTSARCHIV DES JAHRES

Martin Cordes: Gotthardvertrag und Krokodil: Quellen zum Bahnland Schweiz bei SBB Historic (123-130)

BERICHTE

Petra Spona und Fabian Würtz: Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen). 81. VdW-Lehrgang vom 21. bis 26. Juni 2015 in Basel (VdW on Tour: Schweiz) (131-136)

REZENSIONEN

Alexander Donges: Die Vereinigten Stahlwerke AG im Nationalsozialismus. Konzernpolitik zwischen Marktwirtschaft und Staatswirtschaft (Benjamin Obermüller) (137-138)

Simon Gonser: Der Kapitalismus entdeckt das Volk. Wie die deutschen Großbanken in den 1950er und 1960er Jahren zu ihrer privaten Kundschaft kamen (Edoardo Beretta) (138-140)

Michael Hochedlinger: Österreichische Archivgeschichte. Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Papierzeitalters (Sina Steglich) (140-142)

Wolfgang König: Der Gelehrte und der Manager. Franz Reuleaux (1829–1905) und Alois Riedler (1850–1936) in Technik, Wissenschaft und Gesellschaft (Dirk Wiegand) (142-144)

Thomas Mayer und Thomas Brandt: Hafenwelten (Siegfried Buchhaupt) (144-145)

Wilfried Reininghaus und Marcus Stumpf (Hrsg.): Schatzungs- und Steuerlisten als Quellen der landesgeschichtlichen Forschung (Sebastian Beck) (145-146)

Rezensionsliste (147-148)

Impressum (152)

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Dr. Martin Münzel
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
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