Außergewöhnlicher Fund in Paris

Wertvolle Urkunden kehren nach mehr als 70-jähriger Odyssee in das Stadtarchiv Speyer zurück

Sieben wichtige Urkunden aus dem Bestand des Speyerer Stadtarchivs, die bisher als Kriegsverlust galten, sind nach mehr als 70-jähriger Odyssee in die Domstadt zurückgekehrt. Oberbürgermeister Hansjörg Eger konnte die wertvollen Unikate am 25.8.2016 im Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) entgegennehmen.

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Abb.: OB Hansjörg Eger, Mareike König, Leiterin der Bibliothek des DHIP Paris, und die 97-jährige Hélène D’Andlau bei der Urkundenübergabe in Paris, © Stadt Speyer

Unter den Urkunden, die von unschätzbarem historischen Wert sind, befinden sich auch Königs- und Kaiserurkunden, darunter Privilegien, die Kaiser Sigismund (1368-1437) der Stadt Speyer erteilte. Eine weitere Urkunde dokumentiert den Abschluss eines Landfriedens und Bündnisses zwischen den Städten Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim im Jahr 1325.

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Abb.: Mehrere jener sieben Urkunden aus dem 13.-15 Jahrhundert, die bei einem Transport im Jahr 1945 von einem Güterwagen entwendet wurden und seitdem als verschollen galten, sind dem Stadtarchiv Speyer zurückgegeben worden, © Stadt Speyer.

Ausgangspunkt der jetzt erfolgten Rückführung der Archivalien war der Umzug der Familie D´Andlau von Paris in die Normandie. Die heute 97-jährige Hélène D´Andlau stieß beim Ausräumen der Pariser Wohnung auf einen Pappkarton, den sie nach dem 2. Weltkrieg aus der Pfalz mit nach Paris gebracht hatte. Sie war damals Dolmetscherin der vorrückenden französische 1. Armee und ist in Germersheim auf die Urkunden aus Speyer gestoßen. Das Archivgut des Speyerer Stadtarchivs musste nämlich während des Krieges auf Anordnung des Reichsluftschutzkommissars Hermann Göring in die Seyssel-Kaserne im nahen Germersheim, die als bombensicher galt, ausgelagert werden. In den ersten Tagen des März 1945 kam dann der Befehl, die Urkundenkästen  mit den wertvollen Dokumenten per Bahn in das Schloss Höchstädt an der Donau zu verbringen. Man verlud sie in einen Güterwagen, der plombiert wurde. Wegen der täglichen Fliegerangriffe konnte der Zug jedoch in Germersheim nicht abfahren. D´Andlau  wurde von einem Kameraden auf einen Karton mit mehreren Stücken aus dem Wagon aufmerksam gemacht. Als sie dort ankam, war dieser bereits geöffnet und teilweise geplündert. Zahlreiche Dokumente lagen auf dem Boden. Zurück im Lager mussten die Truppen schnell weiterziehen. Den Karton mit den Urkunden und Siegel  verwahrte sie in ihrem Koffer und nahm ihn mit nach Frankreich, wo die Archivalien sorgfältig verpackt, später vergessen und bis zu diesem Sommer in ihrem Schrank lagen.

Nach der Wiederentdeckung des Kartons war die Familie D´Andlau entschlossen, die Urkunden zurückzugeben und hat Kontakt zum Deutschen Historischen Institut Paris aufgenommen. Die Mitarbeiterinnen des Instituts erkannten sofort die Bedeutung der Urkunden, die teilweise noch in Originalmappen des Speyerer Stadtarchivs lagerten und haben ihrerseits den Kontakt nach Speyer gesucht. Die Übergabeformalitäten waren schnell geregelt und so kam es gestern zur Rückgabe der Urkunden bei einer kleinen Feierstunde im Deutschen Historischen Institut Paris, an der Oberbürgermeister Hansjörg Eger, Archivleiterin Christiane Pfanz-Sponagel, Pressesprecher Matthias Nowack sowie die Familie D´Andlau teilgenommen haben. Dabei gab es nur strahlende Gesichter: Hélène D´Andlau freute sich über den ihr geltenden Besuch des Speyerer Oberbürgermeisters in Paris, die Bibliotheksleiterin des DHIP, Dr. Mareike König, über eine gelungene Rückvermittlung der Archivalien nach Speyer und Hansjörg Eger über die Rückgabe der wertvollen Urkunden, die demnächst auch der Speyerer Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert werden sollen.

Kontakt:
Kulturelles Erbe / Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Tel. (0 62 32) 14 22 65
Fax (0 62 32) 14 27 96
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Quelle: Stadt Speyer, Medieninformation, 26.8.2016

Über 1.000 Gebäudepläne für das Stadtarchiv Freilassing

Mit einem offiziellen Schenkungsvertrag übergab der ehemals in Freilassing tätige Architekt Heinrich Hofmann Mitte August 2016 sein Lebenswerk an Planungen an das Stadtarchiv Freilassing. Mehr als 1.000 Pläne für Gebäude und 350 Ordner umfasst sein Lebenswerk. Er war nicht nur für Freilassing, sondern auch im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land und in der Region tätig.

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Abb.: Architekt Heinrich Hofmann übergab seine Pläne an die Stadt Freilassing. Bei der Unterzeichnung des Schenkungsvertrags v.l. Bürgermeister Josef Flatscher, Stadtarchivarin Mag. Erdmuthe Farthofer, Architekt Heinrich Hofmann und seine Ehefrau Christl (Foto: Stadt Freilassing).

Heinrich Hofmann kam nach dem Studium 1953 nach Freilassing. Sein erster Planungsauftrag war die  Mädchenrealschule in Freilassing, deren erster Bauabschnitt 1955 fertig gestellt wurde. Es folgten in Freilassing unter anderem Planungen wie die evangelisch-lutherische Kreuzkirche (1957), das Freibad (1972), die ehemalige Hauptschule (1974) und das neue Feuerwehrhaus (1989). Im Rahmen des sogenannten „Kinderreichenprogramms“ in den 60ger Jahren plante er Häuser für kinderreiche Familien an der heutigen Wiesenstraße und an der Saaldorfer Straße. Die Tätigkeit von Herrn Hofmann ersteckte sich nicht nur auf Freilassing, sondern auf den heutigen Landkreis Berchtesgadener Land und den ehemaligen Landkreis Laufen. 1991 setzte sich der heute 88jährige Heinrich Hofmann zur Ruhe.

Sein umfangreiches Lebenswerk übergab er nun mit einem Schenkungsvertrag dem Stadtarchiv im Rathaus, damit die von ihm erstellten Pläne auch für andere Planer zur Verfügung stehen. Wie bei anderen diesbezüglichen Schenkungsverträgen sieht dieser vor, dass jeder Eigentümer von bestehenden Gebäuden Einsicht nehmen kann; bei nicht mehr bestehenden Gebäuden kann jeder Interessierte die Pläne einsehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Freilassing
Erdmuthe Farthofer
Münchener Str. 15 (Rathaus)
83395 Freilassing
Tel.: +49 (8654) 6309-94
Fax: +49 (8654) 6309-11
stadtarchiv@freilassing.de

Quelle: Stadt Freilassing, Neuigkeiten, 19.8.2016

Wirtschaftsgeschichte jetzt auch im Kreisarchiv Stormarn

Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) gibt Unterlagen ab

Im Jahr 2017 wird die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) 60 Jahre alt. Zeit, sich von alten und nicht mehr benötigten Unterlagen zu trennen. Da kam die Anfrage aus dem Kreisarchiv Stormarn gerade zur richtigen Zeit. Dort sucht man für die Vorbereitung des Kreisjubiläums (1867-2017 – 150 Jahre Kreis Stormarn) nach wichtigen Dokumenten zur Stormarner Geschichte.

Schnell waren sich Geschäftsführer Detlev Hinselmann und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik einig, dass die Akten gut im Kreisarchiv aufgehoben sind. Detlev Hinselmann: „Und falls wir doch nochmal etwas in den Verträgen nachschlagen müssen, sind die Wege ja sehr kurz, da wir uns im gleichen Gebäude befinden“.

Abb.: Unterzeichnung des Archivierungsvertrag für die Unterlagen der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn; Kreisarchivar Stefan Watzlawzik und WAS-Geschäftsfüher Delev Hinselmann, dahinter WAS-Mitarbeiterin Birgit Moritz-Russnak, 10.08.2016 (Foto: Kreis Stormarn)

Das Kreisarchiv Stormarn hat den Auftrag, die Geschichte und die Entwicklung des Kreises zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehört auch die Wirtschaftsgeschichte. In Stormarn wurden seit den 1950er Jahren von der WAS viele Firmen angesiedelt, die heute international bekannt und erfolgreich sind.

Ziel war es, Arbeitsplätze vorort zu schaffen, um Einheimischen sowie den vielen Flüchtlingen eine berufliche Perspektive zu geben. Gleichzeitig suchten viele Firmen größere Flächen für Betriebsstandorte, die in Hamburg nicht mehr zur Verfügung standen.

Kreisarchivar Stefan Watzlawzik freut sich über den Neuzugang: „Die WAS ist nach der Sparkasse Stormarn und der Abfallwirtschaftsgesellschaft Stormarn die dritte Firma, deren historische Unterlagen jetzt im Kreisarchiv gesichert werden. Wir freuen uns, diese für die Erforschung des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs und des Wachstums der Städte im Kreis zugänglich zu machen.“

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
kreisarchiv@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de

Quelle: Kreis Stormarn, Pressemitteilung, 17.8.2016

Ausstellung der Archive im Kreis Gütersloh

Archive sind echte Schatzkammern. Sie sichern das schriftliche Gedächtnis eines Ortes oder einer Institution. Am Tag der Archive im Kreis Gütersloh haben die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, die wechselvolle Geschichte des Kreises kennenzulernen. Die Ausstellung „Geschichte vor Ort – Quellen und Dokumente aus den Archiven im Kreis Gütersloh“ zeigt Quellen aus Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart. Sie alle geben einen Einblick in die facettenreiche Entstehungsgeschichte der einzelnen Orte und des jungen Kreises Gütersloh.tdagt2016

Der Tag der Archive findet am 4. September 2016 von 13.30 bis 17.30 Uhr im Kreishaus Gütersloh statt. Die verschiedenen Archive im Kreis Gütersloh, darunter die Kommunal- und Adelsarchive sowie die Unternehmensarchive von Bertelsmann und Claas, geben einen Blick hinter die Kulissen der Archivarbeit. Daneben finden informative Vorträge, Filmvorführungen und Workshops für Kinder statt.

Veranstaltungsort:
Kreishaus Gütersloh
Herzebrocker Str. 140,
33334 Gütersloh

 

Stadtarchiv Sendenhorst im Blickpunkt

Kreisarchiv Warendorf hat historische Unterlagen auch online zugänglich gemacht

In der aktuellen Ausgabe seiner Reihe „Wiedervorlage“ macht das Kreisarchiv Warendorf auf historische Unterlagen der Stadt Sendenhorst aufmerksam. Nach gut sechs Monaten ist es geschafft: Der gesamte, von der Stadt Sendenhorst dem Kreisarchiv anvertraute Bestand mit amtlichen Unterlagen der Jahre 1918 bis 1949, ist nun sortiert, „entgrätet“, gesäubert, umgebettet, durchgesehen, geordnet, verzeichnet und im Magazin an seinem vorgesehenen Platz geräumt.

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Abb.: Die Windmühle der Familie Wößmann in Sendenhorst.(KAW, S 05 Sendenhorst Nr. 36)

Unter dem Titel „Wiedervorlage“ stellt das Warendorfer Kreisarchiv in regelmäßigen Abständen Unbekanntes, Merkwürdiges, Schönes oder Nachdenkliches aus seinen Beständen vor. Im Foyer des Kreishauses werden bis Mitte September 2016 aktuell ausgewählte Stücke der Stadt Sendenhorst in einer Vitrine ausgestellt. Insgesamt wurden 546 Archivguteinheiten aus der Zeit zwischen 1918 und 1949 aus dem städtischen Bestand ins Kreisarchiv eingearbeitet. Auch wenn die Unterlagen nur einen Zeitraum von 30 Jahren abdecken, dokumentieren sie doch die Verwaltungsarbeit der Stadtverwaltung Sendenhorst in all ihrer Vielfalt. Von der Abwicklung politischer Wahlen über Aktivitäten im Rahmen der Jugendfürsorge, der Krankenpflege im St. Josef Stift bis hin zu Kriegsflüchtlingen und der Fürsorge für Kriegsbeschädigte bietet der Bestand ein breites Spektrum an Themen.

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Abb.: Blick durch die Oststraße in Sendenhorst, um 1925. (KAW, S 05 Sendenhorst Nr. 58)

Dabei ist es besonders interessant, dass der Bestand die unmittelbare Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die Zeit der politischen Umbrüche in der so genannten Weimarer Republik, bis hin zur Machergreifung und Gleichschaltung, die NS-Zeit, den Zweiten  Weltkrieg und die Nachkriegszeit abdeckt. Diese Unterlagen belegen im Magazin des Kreisarchivs rund 16 Regalmeter.

Der Bestand steht zur Einsichtnahme im Lesesaal zur Verfügung. Das Findbuch ist auch online unter www.archive.nrw.de recherchierbar.

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Abb.: Das Rathaus von 1911. Auf dem Dach die Luftschutzsirene. Im Hintergrund das alte Gasthaus Suermann. In dem Haus vorne links war zeitweilig die örtliche Leitung der NSDAP untergebracht (im Volksmund „Braunes Haus“). Aufnahme um 1950. (KAW, S 05 Sendenhorst Nr. 108)

Das Stadtarchiv Sendenhorst wurde bis 2010 ehrenamtlich von Hans-Günther Fascies aufgebaut und betreut. Die Neuverzeichnung dieses Bestandes greift auf diese Vorarbeiten zurück und erhält die von Hans-Günter Fascies angelegte Grundstruktur der Ordnung bei.

Die 13 Städte und Gemeinden im Kreis Warendorf sind zur Führung eigener Stadt- und Gemeindearchive gesetzlich verpflichtet. Diese Aufgabe haben die Kommunen mit Ausnahme der Stadt Telgte an das Kreisarchiv delegiert. Die Unterlagen der Stadt Sendenhorst liegen erst seit dem Jahr 2010 im Kreisarchiv Warendorf, das seitdem die historischen Bestände des Stadtarchivs betreut und die fortlaufend nicht mehr benötigte Unterlagen aus der Stadtverwaltung in das Stadtarchiv Sendenhorst im Kreisarchiv übernimmt.

Kontakt:
Stadtarchiv Sendenhorst
Das Stadtarchiv Sendenhorst ist im Kreisarchiv Warendorf als Depositum hinterlegt und dort auch benutzbar.

Kreis Warendorf
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Straße 2
48231 Warendorf
Telefon: 02581/53-1040 oder -1041

Öffnungszeiten
Montag – Mittwoch: 8:00 – 12:00 Uhr
Donnerstag: 8:00 – 16:00 Uhr
Freitag: 8:00 – 12:00 Uhr
oder nach vorheriger Vereinbarung

Digitalisate des Archivs in Sendenhorst
Die Bestände des Stadt- und Heimatarchivs Sendenhorst wurden vom Heimatverein Sendenhorst mit freundlicher Unterstützung der Stadt Sendenhorst digitalisiert und sind im Rathaus auf Anfrage einsehbar. Einen Auszug aus dem Archiv können im Internet unter www.sendenhorstergeschichten.de einsehen werden.

Kirchstraße 1
48324 Sendenhorst
Telefon: +49 2526 303104
Telefax: +49 2526 30349

Öffnungszeiten
Donnerstag 14.00 – 18.00 Uhr
oder nach Vereinbarung (Tel.: +49 2526 1378)

Quelle: Kreis Warendorf, Presseinformation, 11.8.2016

Leitungswechsel im Stadtarchiv Freiburg

Dr. Ulrich P. Ecker, der langjährige Leiter des Stadtarchivs Freiburg, geht Ende August 2016 in den Ruhestand. Der promovierte Historiker, Jahrgang 1951, trat 1983 seinen Dienst bei der Stadt Freiburg als wissenschaftlicher Archivar an. 2002 wurde er zum Leiter des Archivs in der Grünwälderstraße. Ecker ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zur Geschichte der Stadt Freiburg und war zeitweise Vorsitzender des Breisgau-Geschichtsvereins. Neben der Archivarsarbeit im engeren Sinne sah er stets die historische Bildungsarbeit als wichtiges Aufgabenfeld an.stdfrb

Das Engagement von Stadt und Stadtarchiv Freiburg für die ehemaligen ausländischen Zwangsarbeiter für das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg, die Recherchen, Dokumentation, auch die Entschädigungszahlungen und Einladung nach Freiburg 2003 und 2004 von der Stadt nennt Ecker im Rückblick das für ihn bedeutendste Projekt in den vergangenen Jahrzehnten.

Ulrich P. Eckers Nachfolger wird Dr. Andreas Jobst. 1969 in Regensburg geboren, studierte und promovierte er im Fach Geschichte in seiner Heimatstadt. Er arbeitete im Amt für Archiv und Denkmalpflege der Stadt Regensburg und war danach Geschäftsführer des Bischöflichen Seelsorgeamts Regensburg. Nach der Ausbildung zum höheren Archivdienst an der Archivschule Marburg war Jobst im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg tätig und ist seit 2015 stellvertretender Leiter des Stadtarchivs in Pforzheim. Voraussichtlich zum 1. Oktober 2016 wird er die Leitung des Freiburger Stadtarchivs übernehmen.

Die stellvertretende Leitung des Stadtarchivs übernimmt Dr. Johanne Maria Küenzlen. Sie studierte unter anderem Geschichte an der Universität in Tübingen, verfasste dort auch ihre Dissertation und absolvierte danach ihr Referendariat für den höheren Archivdienst am Landesarchiv Baden-Württemberg. Eine wichtige Station in ihrem Berufsleben war, neben dem Stadtarchiv Dortmund, das Staatsarchiv Marburg, an dem sie gleich im Anschluss an ihr Referendariat tätig war. Sie tritt voraussichtlich zum 1. November 2016 ihren Dienst bei der Stadt Freiburg an.

Die vormalige Stellvertreterin von Ulrich P. Ecker, Dr. Christine Pfanz-Sponagel (seit 2004), ist mittlerweile seit März 2016 Leiterin des Stadtarchivs Speyer geworden.

Kontakt:
Stadtarchiv Freiburg
Grünwälderstraße 15
79098 Freiburg
Telefon: 0761 / 201-2701
Fax: 0761 / 201-2799
stadtarchiv@stadt.freiburg.de

Quelle: Stadt Freiburg, Pressemitteilung, 29.7.2016; Badische Zeitung, 4.8.2016

Evangelische Kirchenbücher aus Westfalen nahezu vollständig online

Evangelische Kirchenbücher aus dem westfälischen Raum können ab sofort online betrachtet und erforscht werden.

Das Landeskirchliche Archiv in Bielefeld macht Kirchenbuch-Digitalisate von 382 historischen Gemeinden im Internet zugänglich und ist somit die erste evangelische Landeskirche in Deutschland, deren Kirchenbuchbestände nahezu vollständig online einsehbar sind. Wo bis vor Kurzem noch ein Besuch im Archiv oder in einzelnen Kirchengemeinden unerlässlich war, kann der Familien- und Ortsgeschichtsforschung nun unabhängig von Öffnungszeiten bequem und zeitlich flexibel nachgegangen werden. Ermöglicht wird dies durch das Kirchenbuchportal „Archion“, das die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit zunächst elf Landeskirchen geschaffen hat. Zielsetzung ist ein gemeinsames Portal zur Präsentation von Kirchenbüchern und weiterer biografischer Quellen, die so der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

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Kirchenbücher der Münster-Kirchengemeinde Herford
Foto: Kirchenbuchportal GmbH

Die Digitalisierung der rund 7.000 evangelischen Kirchenbücher der westfälischen Landeskirche war mit erheblichem Kostenaufwand verbunden, konnte aber über die Haushaltsmittel der westfälischen Landeskirche finanziert werden. Die Bereitstellung über das Kirchenbuchportal Archion wird durch die kostenpflichtige Nutzung der Digitalisate gedeckt. Neben den klassischen Gemeindekirchenbüchern finden sich Zivilregister sowie Militärkirchenbücher. In der Regel endet die Präsentation der dargebotenen Quellen mit der Einführung der Standesämter im Jahr 1875. Harald Müller-Baur, der Geschäftsführer bei Archion, nennt die vollständige Präsentation der westfälischen Kirchenbücher einen ersten „Meilenstein“ und blickt zuversichtlich auf kommende Importabschlüsse: „Wir sind auf einem guten Weg − jetzt gilt es bis Ende des Jahres mit den württembergischen Kirchenbüchern auch das zweite Archiv vollständig anbieten zu können.“

Nach einer kurzen Erprobungsphase konnte das Portal im März 2015 seinen Betrieb offiziell aufnehmen. Waren es ursprünglich elf Landeskirchen, sind mittlerweile drei weitere zu den Gründungsmitgliedern hinzugekommen: Die an das Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen angrenzenden Landeskirchen im Rheinland und in Lippe sowie die Landeskirche in Braunschweig werden ihre Kirchenbücher in Zukunft ebenfalls online zur Verfügung stellen. Nicht angeboten werden Kirchenbücher katholischer Gemeinden. Harald Müller-Baur steht jedoch der „Einbindung katholischer Archive offen gegenüber.“

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Abb.: Doppelseite eines westfälischen Kirchenbuchs in „Archion“ (Screenshot, Ausschnitt)

Die Digitalisierung und Bereitstellung der gefragtesten genealogischen Quellen im Internet löst den Widerspruch zwischen Nutzerorientierung und Bestandserhaltung in idealer Art und Weise. Die Originalquellen können unter optimalen Bedingungen sachgerecht gelagert werden, und doch können Interessierte jederzeit darauf zugreifen. Im Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen wird das Onlineportal als Ergänzung zum bestehenden Angebot betrachtet: Kirchenbücher sämtlicher Kirchengemeinden von Westfalen werden nach wie vor als Digitalisate zur Einsicht im Lesesaal bereitgehalten.

Linkhttp://www.archion.de

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
Fax: 0521/594-267
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Quelle: EKvW, Aktuelles, 10.8.2016

„Retten Sie Ihre Videokassetten!“ – Von der U-matic bis zur VHS-Kasette

Tagung der Katholischen Akademie Schwerte in Kooperation mit dem Arbeitskreis Filmarchivierung NRW am 27. Oktober 2016

In Archiven mit Film- und Videobeständen wird oft eine Vielzahl analoger und digitaler Videoformate aufbewahrt, die aufgrund formatspezifischer Besonderheiten unterschiedlich gefährdet sind und spezielle konservatorische Maßnahmen erfordern. Zu den Videoformaten, die aktuell sehr vom Zerfall bedroht sind, zählt das U-matic-Format. Aber auch jüngere Formate wie die Betacam- oder die weit verbreiteten VHS- und SVHS-Kassetten nähern sich ihrem Lebensende.

VHS-Kassette

Abb.: Video-Home-System-Kassette (Von Priwo aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11405119)

Vor allem die Nutzung archivierter Videobestände wird zunehmend komplizierter und eingeschränkter, da sich Kassetten wegen mechanischer Probleme nicht mehr abspielen lassen und Videomaschinen nicht mehr zur Verfügung stehen oder mangels Ersatzteilen nicht mehr repariert werden können. Noch gravierender sind allerdings formatbedingte Schadensarten wie hoher Bandabrieb, Schichtablösungen, Verkleben der Bänder, niedrige Restmagnetisierung oder gar Entmagnetisierung des Bandes, die letztlich zum Verlust der Aufnahmen führen.

Die digitale Sicherung der Videokassetten sollte daher in allen Archiven als unaufschiebbare Aufgabe angesehen und möglichst bald begonnen werden.

Die kommende Tagung des AK Filmarchivierung NRW greift anlässlich des UNESCO-Welttages des audiovisuellen Erbes das Thema der Sicherung von Videobeständen auf und will anhand von Beispielen aus der Praxis und Angeboten von Dienstleistern deutlich machen, welche Aufgaben eine Videodigitalisierung mit sich bringt: Von der Sichtung und Bewertung des Ausgangsmaterials über die Erschließung bis hin zur Wahl des digitalen Formats, der Speicherorte und einer Einbindung in Langzeitarchivierungskonzepte.

Programm (zum Download)

Referentinnen und Referenten:
Dr. Ralf Springer
Ruth Schiffer
Dr. Joachim Thommes M.A.
Dr. Renate Buschmann
Dirk Fey M.A.
Kai Gottlob
Winfried Roths
Jürgen Sefczyk
Dr. Markus Leniger

Anmeldung (externer Link)

Erinnerungsbuch für die Opfer der NS-Medizinverbrechen in Bremen

822 Bremerinnen und Bremer – Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die in Bremen und Bremerhaven geboren wurden oder gelebt haben -, fielen in der NS-Zeit nationalsozialistischen Medizinverbrechen zum Opfer! Über Jahrzehnte waren diese Opfer im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft nicht präsent, ihr Schicksal schien vergessen. Daher nennt nun ein in der Schriftenreihe des Staatsarchivs Bremen erschienenes „Erinnerungsbuch“ alle bisher bekannten Namen und Lebensdaten der Betroffenen und ermöglicht erstmals einen Gesamtüberblick zu diesen Opfern des NS-Regimes. Ihrer Individualität und Einzigartigkeit geben elf ausgewählte biografische Skizzen ein lebendiges Gesicht. Fotografien und Dokumente belegen ihr Leben und ihren Tod, der noch immer unfassbar erscheint.

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Die von Gerda Engelbracht recherchierten Lebensläufe gelten kranken und behinderten Menschen, die als „lebensunwert“ diffamiert und schließlich physisch vernichtet wurden – durch Ärzte, Verwaltungsfachleute, Pfleger und eine menschenverachtende Ideologie, die ihre Existenz als Belastung für die „Volksgemeinschaft“ bezeichnete. Mehr als 200.000 Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten wurden damals in Deutschland ermordet.

Die Publikation ermöglicht aus 252 Seiten erstmals einen Blick auf alle Bremer Opfer der NS-Medizinverbrechen, sie nennt nicht nur die Opfer, sondern auch die Orte der Verbrechen, Täter, Beteiligte und Zeitumstände.

Das Buch erscheint parallel zur Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) „erfasst, verfolgt, vernichtet“ vom 4.8. bis 6.9.2016 in der Unteren Rathaushalle in Bremen.

Info:
Gerda Engelbracht:
Erinnerungsbuch für die Opfer der NS-Medizinverbrechen in Bremen
Bremen 2016
(Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen. Heft 53)
ISBN 978-3-95494-102-5
19,90 Euro

Der Pforzheimer Erfinder Oechsle und seine Manufaktur wissenschaftlicher Gerätschaften

Briefe im Stadtarchiv Pforzheim veranschaulichen Arbeitsweise

Christian Ferdinand Oechsle (1774-1852) zählt als Erfinder und Mechanikus zu den herausragenden Persönlichkeiten, die den Namen von Pforzheim weit hinausgetragen und ihm einen guten Klang verliehen haben. Seine Most- oder Oechsle-Waage zur Messung des Zuckergehalts im Weinmost ist bis heute im Gebrauch. In den letzten Jahren konnte das Stadtarchiv Pforzheim drei handschriftliche Briefe von Oechsle erwerben. Sie richten sich an seine Kunden und geben einen Einblick in seine Arbeitsweise.

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Abb.: Brief von Chr. F. Oechsle an den Lahrer Apotheker Dr. Hänle aus dem Jahr 1842 (Foto: Stadtarchiv Pforzheim)

„In seiner Werkstatt in der Altstädter Kirchenstraße stellte Oechsle über 500 verschiedene physikalische und chemische Präzisionsinstrumente her“, erläutert Harald Katz vom Stadtarchiv Pforzheim. Viele Gerätschaften entwickelte er dort selbst. Die Produktpalette, darunter auch Telegraphenapparate nach Morse, wurde schon damals in einem Katalog angeboten und erfreute sich großer Nachfrage. Das jedenfalls, so Katz, geht aus zahlreichen Zeugnissen und Empfehlungen namhafter Universitäten und Hochschulen hervor.

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Abb.: Ein berühmter Pforzheimer: Der Erfinder und Mechanikus Christian Ferdinand Oechsle (Foto: Stadtarchiv Pforzheim)

Die jüngst erworbenen Briefe richteten sich an zwei seiner Kunden. So schrieb Oechsle im Januar 1838 an den bekannten Karlsruher Münzrat Ludwig Kachel (1791-1878) und bittet zunächst um die postalische Übersendung von – offenbar noch geschuldeten – 96 Gulden und 48 Kreuzern: „…denn zum Empfangen findet man zu jeder Stunde eine offene Hand nicht nur bei Mechanikern, sondern sogar bei Leviten und Priestern jeder Farbe und Ranges“. Danach antwortet Oechsle auf Kachels Bestellung „einer Wage mit einer Empfindlichkeit von 1 Centigramm“, die er in vier bis fünf Wochen liefern könne. Der Preis für das Gerät werde 80 Gulden betragen.

Ein weiterer Geschäftspartner saß in Lahr: der Apotheker Dr. Christian Hänle (1789-1863), ein Pionier der wissenschaftlichen Pharmazie, mit dem Oechsle auch freundschaftlich verbunden war. Unter anderem führt er dabei in seinem Brief vom 19. April 1841 aus: „Der Elektromagnet wird 180 Pfund tragen. Ein ziemlich großes Modell einer Elektro-Magnetischen Bewegungsmaschine habe ich für eigene Versuche angefangen. Wann es fertig ist, werde ich Ihnen anzeigen, was es leistet. Ich hoffe […] das Hammerwerk kann alsdann mit verbunden werden. Den Preis kann ich erst nach Beendigung desselben angeben“.

Weiter schreibt er: „Auf mein Guthaben von 136 Gulden 57 Kreuzer werde ich eine Anweisung 1 Monat nach Dato auf dem Kassier des dortigen Gewerbeverein, Ordre des Herrn C. F. Witzenmann abgeben“. Hier bezieht sich Oechsle auf Christoph Friedrich Witzenmann (1778–1836), Kaufmann in Pforzheim, der als Mitglied der 2. Kammer des Badischen Landtages von 1819 bis 1823 und von 1831 bis 1833 den Wahlkreis Stadt Pforzheim vertrat.

Im dritten Schreiben vom 6. September 1842, wiederum an Dr. Hänle, gibt Oechsle einen interessanten Einblick in seine Vorgehensweise bei der Herstellung seiner Apparaturen und den damit verbundenen Qualitätsanspruch: „Busen’sche Kohle habe ich bis jetzt noch keine, ließ mir dazu aber eine Partie Steinkohlen von London direkt kommen und werde, wenn ich einige freie Zeit bekomme, mich dahintermachen. Die englischen Kohlen sind ganz vorzüglich“. Es sei schon überraschend, dass englische Kohle über London und die Nordsee und dann vermutlich auf dem Rhein und über Bruchsal nach Pforzheim geliefert wurde, meint Historiker Katz.

Die mechanische Werkstatt von Oechsle wurde von seinem Sohn Christian Ludwig Oechsle (1814-1897) weitergeführt, dann aber mangels männlicher Nachkommen eingestellt. „Schade eigentlich“, meint Harald Katz: „Wer weiß, was daraus sonst noch entstanden wäre.“ Ernst Leitz jedenfalls, ein Lehrling von Ludwig Oechsle, gründete nach seiner Pforzheimer Ausbildung in Wetzlar den späteren Weltkonzern „Leica“.

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim –
Institut für Stadtgeschichte
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
Tel.: 07231 39-2899
archiv@stadt-pforzheim.de
www.stadtarchiv.pforzheim.de

Quelle: Harald Katz, in: Enzkreis, Pressemitteilung 273/2016, 25.7.2016