„Archive im Informationszeitalter“

Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam startet neuen Zertifikatskurs

Soeben ist das neue Programm des Weiterbildungsangebots „Archive im Informationszeitalter“, das der Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam unter der Projektleitung von Prof. Dr. Susanne Freund seit 2008 in Kooperation mit dem Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin durchführt, erschienen. Das erste Modul startet am 23. Januar 2017.

aii17Diese berufsbegleitende, wissenschaftliche Weiterbildung richtet sich an Mitarbeiter_innen in Archiven, die sich speziell in den Bereichen Strategieentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Digitale Archivierung, Bestandserhaltung und Urheberrecht weiterqualifizieren möchten.

Die zwei- bis dreitägigen Seminare verbinden Theorie mit Praxisberichten und Übungen. Sie bieten eine Plattform für den Austausch und die Kommunikation im Rahmen von Exkursionen und Expert_innengesprächen. Erstmalig wurde auch ein Zeitzeug_innenworkshop im Archiv des Jüdischen Museums in Berlin aufgenommen – eine wertvolle Ergänzung zum Teilmodul Oral History, das von zwei Mitarbeiter_innen des Visual History Archives an der FU Berlin gelehrt wird. Neu im Programm ist auch das Modul „Ziele entwickeln im Archiv“ von Prof. Dr. Mario Glauert, dessen Inhalte vor allem für Leitungs- und Führungskräfte interessant sind.

Ausführliche Informationen zu diesem insgesamt 10 Module umfassenden Weiterbildungsangebot findet man unter nachstehendem Link:

https://www.fh-potsdam.de/studieren/fachbereiche/informationswissenschaften/weiterbildung/archive-im-informationszeitalter/

Anmeldungen schriftlich online, per Post, Fax oder Mail an:
Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin
Otto-von-Simson-Str. 13
14195 Berlin
Fax: 030 / 838 4 51458
angela.vonderheyde@fu-berlin.de

Notfallverbund Kassel und Nordhessen gegründet

Kulturgutschutz für die Region

Um den Schutz von Kulturgütern in Archiven, Bibliotheken und Museen zu verbessern, haben zwölf Institutionen aus Kassel und der Region Nordhessen einen Notfallverbund gegründet, darunter das Landeskirchliche Archiv Kassel. Die Vereinbarung sieht die gegenseitige Unterstützung im Ernstfall oder die Bereitstellung von Ausrüstung für fachgerechte Bergung und Erhaltung der Schätze vor.

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Abb.: Vertreter der zwölf beteiligten Institutionen unterzeichnen am 11. November 2016 im historischen Gießhaus der Universität Kassel den Notfallverbund Kassel und Nordhessen (Foto: Wischhöfer)

Tausende einmaliger Kulturschätze von unersetzlichem Wert lagern in nordhessischen Kultureinrichtungen. Trotz größter Sorgfalt sind sie dort nicht vor Gefährdungen wie Bränden, Wassereinbrüchen oder anderen Katastrophen gefeit.

Um im Ernstfall schnell und effizient fachlich kompetente Hilfe zu erhalten, haben sich Vertreterinnen und Vertreter von zwölf kulturellen Institutionen zu einem leistungsstarken Netzwerk für den Kulturgutschutz in der Region zusammengeschlossen und am Freitag, 11. November 2016, im historischen Gießhaus der Universität Kassel eine Vereinbarung zur Gründung des „Notfallverbundes Kassel und Nordhessen“ unterzeichnet. Dieser regelt die zur  Schadensprävention und Bergung von Kulturgütern  im Not- oder Katastrophenfall notwendigen Maßnahmen und schließt so eine Lücke im allgemeinen Kulturgut- und Katastrophenschutz.

Im September 2013 nahm sich die „Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen“ erstmals des Themas an.  Eine Info-Veranstaltung fand im Februar 2014 in der Universitätsbibliothek Kassel statt. Interessierte Institutionen erarbeiteten im Anschluss daran unter Leitung von Dr. Brigitte Pfeil (Universitätsbibliothek Kassel) auf der Basis bereits bewährter Notfallpläne anderer Notfallverbünde in Deutschland ein gemeinsames Konzept. Dies sieht nicht nur die gegenseitige Unterstützung im Ernstfall vor, sondern auch die kontinuierliche Notfallvorsorge, die Einbindung der örtlichen Feuerwehr wie auch die für eine fachgerechte Bergung und Erhaltung erforderliche Ausrüstung. Im Bedarfsfall stehen in kürzester Zeit alle notwendigen Geräte und Gegenstände zur Sicherung der Bergungsstelle, zum Schutz des eingesetzten Fachpersonals und vor allem zum fachgerechten Transport beschädigter Kulturgüter vor Ort bereit. Zum Konzept gehören darüber hinaus die Erstellung und Pflege aktueller gebäudespezifischer Notfallpläne von allen Einrichtungen, Alarmierungslisten und Bergungspläne mit Rettungsprioritäten. Auch regelmäßige Schulungsmaßnahmen zur Brandbekämpfung und gemeinsame Bergungsübungen sind darin vorgesehen.

Die Anschubfinanzierung zur Anschaffung erforderlicher technischer Ausrüstung für den Verbund konnte zum großen Teil aus Fördermitteln der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) und aus Eigenmitteln der teilnehmenden Einrichtungen gewährleistet werden.

Vizepräsident Dr. Volker Knöppel erläuterte für die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, die mit drei Institutionen vertreten ist, die Landeskirche unterstütze das Vorhaben auch deshalb, weil beim Bombenangriff  auf Kassel 1943 die Erfahrung eines Totalverlusts gemacht wurde.

Teilnehmende Institutionen:

Documenta und Museum Fridericianum gGmbH

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
Landeskirchliches Archiv Kassel
Landeskirchliche Bibliothek Kassel
Predigerseminar der EKKW, Bibliothek, Hofgeismar

Hessisches Staatsarchiv Marburg
Archiv der Dt. Jugendbewegung, Burg Ludwigstein

International Tracing Service, Arolsen

Internationale Louis Spohr Gesellschaft e.V., Kassel

Landeswohlfahrtsverband Hessen, Kassel

Museumslandschaft Hessen Kassel

Stadt Kassel
Stadtarchiv

Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel

Universität Kassel
Universitätsbibliothek Kassel

(Bettina Wischhöfer)

Thüringer Archivpreis 2016

Im Rahmen eines Festaktes wurde der Stadt Mühlhausen am 2.11.2016 der „Archivpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen in Verbindung mit dem Landesverband Thüringen im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.“, kurz „Thüringer Archivpreis„, überreicht. In ihrer Begründung schreibt die Jury: „Das über 800-jährige Archiv der ehemaligen Reichsstadt Mühlhausen ist mit seiner fast ungebrochenen Überlieferung eines der ältesten und bedeutendsten Kommunalarchive Thüringens. Es verfügt über einen einmaligen Altbestand an Urkunden, Chroniken, Akten und Karten, die fast ohne Verluste überkommen sind und noch heute an historischer Stelle im Rathaus in z.T. originalem Archivmobiliar verwahrt werden. Mühlhausen ist damit ein Musterbeispiel für ein städtisches Ratsarchiv.

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Abb.: Reichsstädtisches Archiv im Stadtarchiv Mühlhausen (Stadtarchiv Mühlhausen, Fotosammlung; Foto: Tino Sieland)

Seine herausragenden Bestände haben nicht zufällig umgehend das Interesse der in den neuen Bundesländern ab 1990 aufblühenden Landesgeschichtsforschung auf sich gezogen. Um das große Forschungsinteresse zu bündeln und zu koordinieren rief das Stadtarchiv Mühlhausen zur Gründung eines Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichtsforschung auf, der bei Historikern und Archivaren auf ein großes Echo stieß. Der am 7. November 2011 gegründete selbständige Arbeitskreis widmet sich seitdem der Erforschung der bis 1806 bestehenden sog. Reichstädte, die keinem Landesherren unterstanden, sondern unmittelbar dem Kaiser, womit diese Städte sowohl Stadt-, wie auch Reichsgeschichte widerspiegeln.

Der „Mühlhäuser Arbeitskreis für Reichsstadtgeschichte“ führt seit 2013 jährlich wissenschaftliche Tagungen durch, mit denen es gelang, nicht allein universitäre und außeruniversitäre Forscher über ein bisher vernachlässigtes Thema miteinander ins Gespräch zu bringen, sondern auch eine Brücke zum geschichtsinteressierten Laienpublikum zu schlagen, ein ausdrückliches Anliegen des Arbeitskreises. Die erste Tagung widmete sich städtischer Identität und städtischer Erinnerungskultur, ein Thema, das in dieser oder jener Form für jede Kommune von Interesse sein kann. Die zweite Tagung 2014 beschäftigte sich mit Darstellungen und Symbolen des Alten Reichs in den Reichstädten, wie sie nur dort zu finden sind. Die dritte Tagung 2015 beschrieb die jenseits der juristischen „Reichsunmittelbarkeit“ differenzierten Realverhältnisse, in denen Reichstädte zum Kaiser stehen konnten. Alle diese Tagungsbände zeichnet ein hohes wissenschaftliches Niveau mit intensiver Quellenverarbeitung aus, die über das Phänomen Reichstadt weit hinausweisen, d.h. der Stadtgeschichtsforschung insgesamt neue Impulse geben.

In wenigen Jahren schuf der Leiter des Stadtarchivs Mühlhausen, Herr Dr. Helge Wittmann, als treibende Kraft ein Forschungsnetzwerk, das Mühlhausen weit über Thüringen hinaus bekannt gemacht macht. Mit der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung konnte er einen Partner gewinnen, der die Tagungsreihe finanziell absichert. So hat Herr Dr. Wittmann das Archiv als einen Ort internationaler Begegnungen etabliert wie auch Mühlhausens Stadtmarke als „alte Reichsstadt“ profiliert. Ein Archiv, das so präsent ist an der Schnittstelle von wissenschaftlicher Forschung, historischer Öffentlichkeitsarbeit  und touristischem Stadtmarketing, hält die Jury für vorbildlich und damit preiswürdig.“

Mühlhausens Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns sieht die Stadt durch die Preisverleihung bestärkt: „Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis unseres reichen kulturhistorischen Erbes und leistet hervorragende Arbeit. Wir danken für die Auszeichnung mit dem Thüringer Archivpreis und die damit verbundenen Wertschätzung.“

Der Preis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen in Verbindung mit dem Landesverband Thüringen im VdA- Verband deutscher Archivarinnen und Archivare ist mit 5.000 Euro dotiert.

Kontakt:
Stadtarchiv Mühlhausen
Ratsstraße 25
99974 Mühlhausen
Tel. 03601 / 45 21 42
Fax 03601 / 45 21 37

Quelle: Stadt Mühlhausen, Pressemitteilung, 28.10.2016; VdA, Landesverband Thüringen, Thüringer Archivpreis 2016

Hessischer Archivpreis 2016

Dr. Konrad Wiedemann erhält den Hessischen Archivpreis 2016 für ehrenamtliches Engagement im Landeskirchlichen Archiv Kassel

Gestiftet wird der Archivpreis von der Hessischen Landesregierung und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.

Die Preisträger werden von einer Jury ausgewählt. Diese setzt sich zusammen aus Vertretern des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, des Hessischen Landesarchivs, dem Vorstand des VdA-Landesverbandes Hessen und dem Verband der Kommunalarchive in Hessen.

Der Preis für das Ehrenamt  ist mit 3.000,- € dotiert und wird in diesem Jahr an zwei Preisträger verliehen. Die Preisverleihung wird im Dezember 2016 in Bad Soden-Salmünster stattfinden, da das dortige Stadtarchiv den diesjährigen Institutionenpreis erhalten wird.

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Abb.: Dr. Konrad Wiedemann beim Erschließen eines Fragments im Landeskirchlichen Archiv Kassel (Foto: Wischhöfer)

Dr. Konrad Wiedemann, Bibliotheksdirektor a.D. und ehemaliger Leiter der Handschriftenabteilung der Murhardschen Bibliothek Kassel (Universitätsbibliothek), engagiert sich seit 2003 bei der Erschließung von mittelalterlichen Einbandfragmenten in kirchlichen Archiven aus Kurhessen-Waldeck. Er erschließt Pergamenteinbände von Kirchenrechnungen und Kirchenbüchern hauptsächlich des 16. und 17. Jahrhunderts. Inzwischen sind rund 700 Fragmente bestimmt, darunter Kostbarkeiten des 8. bis 11. Jahrhunderts, Hebraica, mittelhochdeutsche und altfranzösische Texte sowie Wiegendrucke.

Die Ergebnisse des Projekts, die auch die Digitalisierung der Stücke durch das Landeskirchliche Archiv Kassel beinhaltet, werden nach ihrem Abschluss online in Verknüpfung mit dem Archivportal-D einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ohne Herrn Wiedemann, sein enormes Spezialwissen und großes ehrenamtliches Engagement hätte dieses ambitionierte Projekt nicht realisiert werden können!

Infos zum Stand des Projekts in: Archivnachrichten aus Hessen Nr. 15 / 2015, S. 48-54.

(Bettina Wischhöfer)

Schulbücher, Holz und Almosen – Pforzheimer Ratsprotokolle geben Einblick in die Stadtverwaltung vor 250 Jahren

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Wie gut oder schlecht die öffentliche Verwaltung arbeitet, tritt meist erst dann ins öffentliche Bewusstsein, wenn Probleme, Krisen oder Skandale für Aufsehen sorgen. Offenbar war der Zustand der Aktenführung der Stadt Pforzheim im 18. Jahrhundert zumindest zeitweise nicht gerade vorbildlich, denn der Landesherr, Markgraf Karl Friedrich von Baden, musste seinen Pforzheimern im Jahre 1788 die Ordnung von Registratur und Archiv befehlen. So scheinen nicht nur die kriegerischen Katastrophen von 1689 und 1945 zum Verlust wichtiger und aussagekräftiger Dokumente geführt zu haben, sondern auch der allgemeine Schlendrian.

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Abb.: Archivar Martin Zierer vom Stadtarchiv mit dem Protokollband des Stadtrats Pforzheim aus dem Jahre 1783 (Foto: Stadtarchiv Pforzheim).

Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass der Band der Pforzheimer Stadtratsprotokolle des Jahres 1783 die Wechselfälle der Zeit überstanden hat. Heute befindet er sich im Pforzheimer Stadtarchiv, wo er fachgerecht aufbewahrt wird. Davor jedoch hat auch dieser Protokollband ziemlich gelitten: So wurden manche der ausgefransten Seitenränder abgeschnitten, wodurch einige der handschriftlichen Aufzeichnungen verloren gingen. Zudem deuten ein unvollständiger Protokolleintrag, leere Seiten und eine nicht eindeutige Randnotiz darauf hin, dass einige Protokolleinträge vergessen oder vielleicht sogar entfernt wurden.

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Abb.: Ratsprotokoll vom Dezember 1783: Der Stadtrat genehmigt für die Altstädter Kirchgemeinde ein neues Kirchenbuch „von gutem Schreibpapier.“ (Stadtarchiv Pforzheim, B200-13).

All dies schmälert die Bedeutung der Protokolle als Quelle zur Pforzheimer Stadtgeschichte in keiner Weise. Deshalb hat das Stadtarchiv Pforzheim den Band nun digitalisiert und in Teilen transkribiert. Archivar Martin Zierer, der den Band bearbeitet hat, berichtet von der Vielfalt der damals im Rat verhandelten Themen: „Die einzelnen Tagesordnungspunkte decken die ganze Bandbreite des damaligen Pforzheimer Alltags- und Berufslebens ab. Für den ‚Burgermeister‘ und die ‚Ratsverwandte‘ genannten Mitglieder des Stadtrates galt es Neubürger aufzunehmen, Schulbücher, Holz und Almosen zu spenden, Brunnen und Wasserleitungen zu bauen, Laternen zu füllen, die städtischen Mühlen zu begutachten, Streitigkeiten zu schlichten, Ordnungswidrigkeiten zu bestrafen oder das Geld der Stadtkasse anzulegen.“

In den meist wöchentlichen, vorwiegend montags stattfindenden und stets nichtöffentlichen Treffen entschied der Stadtrat über Themen, die noch heute aktuell sind: So mussten die Auer Brücke und der Brötzinger Weg (die heutige Westliche) ausgebessert werden, das Archiv benötigte neue Fenster und die in Pforzheim wieder zahlreicher gewordenen Katholiken wollten ein Bethaus errichten. Andere Punkte dagegen fänden heutzutage kaum mehr den Weg auf die Tagesordnung: Wenn sich zum Beispiel die Wundärzte über Berufsfremde beschweren, eine Metzgersgattin zwei Sorten Fleisch verkaufen oder eine Schuhmacherswitwe keine Gewerbesteuer mehr bezahlen will.

Im Gegensatz zu Städten wie Augsburg oder Luzern, in denen die Stadtratsprotokolle bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, setzt die Überlieferung der Pforzheimer Stadtratsprotokolle leider erst wieder 1944/1945 ein. Ab 1947 gibt es öffentliche und nichtöffentliche Betreffe, was zu einer getrennten Protokollführung führte. Die Niederschriften zu den älteren Sitzungen können im Stadtarchiv eingesehen werden.

Unterlagen zu aktuellen Sitzungen werden mittlerweile auch online in einem digitalen Bürgerinformationssystem dokumentiert. Die öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats und seiner verschiedenen Ausschüsse sowie die der fünf Ortschaftsräte können zudem weiterhin von allen Einwohnern auch direkt aufgesucht werden.

Der Index der 1783er-Protokolle sowie 19 ausgewählte besondere Tagesordnungspunkte wurden vom Stadtarchiv komplett transkribiert. In einem Anhang werden heute nicht mehr gebräuchliche Ausdrücke erläutert, beispielsweise Deuchel (hölzernes Wasserrohr), Eheliebstin (Gattin), Geschwei (durch Verschwägerung Verwandte) oder Hummel (Zuchtstier).

Die Transkription und die digitalisierte Version können im Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden; Transkription und Indexteil stehen zudem unter www.stadtarchiv.pforzheim.de zum Download bereit. Das Original wird noch bis zum 2. Februar 2017 in einer kleinen Lesesaalausstellung präsentiert, die Interessierte während der Öffnungszeiten besuchen können (Dienstag und von 9 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 9 bis 18 Uhr; Kronprinzenstr. 28).

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim –
Institut für Stadtgeschichte
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
Tel. 07231 39-2899
www.stadtarchiv.pforzheim.de

Quelle: Martin Zierer, Enzkreis, Pressemitteilung 396 / 2016, 2.11.2016

Im Stadtarchiv Borken traf sich der Arbeitskreis Kommunalarchive im Kreis Borken

Das Stadtarchiv Borken und der Diebesturm – seit Jahrzehnten gehören beide Institutionen untrennbar zusammen. Viele der rund ein Dutzend Kommunalarchivare aus dem gesamten Borkener Kreisgebiet aber betraten das wehrhafte Gedächtnis der Borkener Stadtgeschichte im Rahmen eines durch Kreisarchivarin Renate Volks-Kuhlmann seit 2010 geleiteten Arbeits- und Informationsaustauschs nun zum ersten Mal. Dort skizzierte Archivleiter Dr. Norbert Fasse die Entwicklungsziele des Archivs, die den zukünftigen Anforderungen von Verwaltung und Nutzern gleichermaßen gerecht werden sollen. „Wir stehen vor umfangreichen Aufgaben“, erklärte er.

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Diese kleine Besichtigung im Rahmen des Treffens von Archivaren aus Bocholt, Rhede, Gescher, Gronau, Stadtlohn oder Raesfeld machte deutlich, dass sich das archivische Arbeitsverständnis gewandelt hat. Die Erfassung von Beständen mit Massenakten wie aus dem Sozialhilfe- oder Baubereich, Themen wie die Übernahme von Standesamtsdaten oder die digitale Langzeitarchivierung elektronischer Unterlagen bilden die zentralen Themen der kommenden Jahre. So verwies Dr. Antje Diener-Staeckling, Referentin des LWL-Archivamtes Münster, auf das bald startende Programm DIPS.kommunal zur digitalen Langzeitarchivierung, welches sicherstellen soll, dass auch digitales Schriftgut dauerhaft erhalten bleibt.

Im Mittelpunkt der Tagung im Rathaus der Stadt Borken stand die Frage der Benutzung der Archive: Wie können Archive durch die Besucher und Besucherinnen besser genutzt werden, welche rechtlichen, datenschutzrechtlichen und personenstandsrechtlichen Bestimmungen müssen beachtet werden und welche Gebühren können unter Umständen erhoben werden. „Die Archive im Westmünsterland laden zur Nutzung der Archive ein. Auf eine Gebührenerhebung möchten wir weitgehend verzichten, nur Ausgaben für Kopien, Ausdrucke, aufwendige Abschriften oder Recherchen werden wir den Besucherinnen und Besuchern gemäß der Gebührenordnung in Rechnung stellen”, so Renate Volks-Kuhlmann, Kreisarchivarin des Kreises Borken.

Für die zweimal jährlich in verschiedenen Orten im Kreisgebiet tagenden Archivare dürfte der Blick ins Borkener Stadtarchiv wohl der vorerst letzte in diesen Räumlichkeiten gewesen sein. In den kommenden Jahren steht nach der personellen Verstärkung durch einen Diplom-Archivar eine Erweiterung der Räumlichkeiten an anderer Stelle auf der Agenda, um Vergangenheit und Zukunft der Stadt einen gemeinsamen Ort zu geben.

Kontakt:
Stadtarchiv Borken
Im Piepershagen 17
46325 Borken
Telefon: +49 2861 939-217
Telefax: +49 2861 939-253
norbert.fasse@borken.de

Quelle: Stadt Borken, Pressemitteilung, 31.10.2016

Neues Kartenmagazin im Stadtarchiv Troisdorf

25.000 Euro Fördermittel des LVR

Endlich sind sie installiert: Die neuen Planschränke für das Stadtarchiv Troisdorf. Zügig waren die fahrbare und platzsparende „Kompaktusanlage“ und das Regal im Kartenmagazin aufgebaut und komplett montiert worden. Dabei wurden vier ältere noch funktionstüchtige Planschränke mit ihren großen Schubladen wiederverwendet. Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski übergab jetzt den neuen Raum des Kartenmagazins seiner Bestimmung.

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Abb.: Blick in das neue Magazin: v.r.n.l. Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski, Archivleiterin Antje Winter, LVR-Mitarbeiterin Claudia Kauertz, Rainer Land, Rhein-Sieg-Kreis, und Hauptamtsleiter Elmar Bregenhorn (Foto: Stadt Troisdorf).

Aufwändige Planung
Vorausgegangen war ein nahezu einjähriger Planungsvorlauf bis zur Bekanntgabe der Förderung. Erste orientierende Angebote waren einzuholen, statische Fragen zu klären, Raum zu schaffen für die vorübergehende Unterbringung der Archivalien und vieles mehr. Die Planung und Abwicklung erfolgte mit vielen Partnern und Kollegen.

Marko Paul und Waldemar Ertel vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt standen der Archivleiterin Antje Winter stets hilfreich und tatkräftig zur Seite und lösten alle technischen Fragen. Das Hauptamt und die städtische Vergabestelle koordinierten die rechtliche Vergabe und Auftragserteilung.

Fachleute kooperierten
Wichtige Unterstützung erhielt Archivleiterin Winter nicht zuletzt von der Leiterin der Archivberatung im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Pulheim, Dr. Claudia Kauertz. Sie informierte über die Förderung und begleitete den Antragsprozess. Nach der Bekanntgabe und Zusage der Förderung durch den Landschaftsverband Rheinland in Höhe von 25.000 Euro Anfang dieses Jahres, konnte die Ausschreibung, auch auf der Grundlage der Eigenmittel der Stadt, zügig erfolgen.

Im Rahmen der Regionalen Kulturförderung stellt der LVR Fördermittel bereit, die vom Kulturdezernat (Dezernat 9) vergeben werden. Diese sog. GFG-Mittel werden dem LVR vom Land NRW gemäß § 19 des Gesetzes zur Regelung der Zuweisung des Landes Nordrhein-Westfalen an die Gemeinden (Gemeindefinanzierungsgesetz) jährlich als pauschale Zuweisung zur Verfügung gestellt.

Kulturelles Erbe bewahren
Einen Teil dieser Mittel verwendet der LVR auf politischen Beschluss hin für Pflichtaufgaben im Bereich der landschaftlichen Kulturpflege. Die GFG-Mittel, die vor allem zur finanziellen Unterstützung von Großprojekten verwendet werden, können jeweils nur von den Mitgliedskörperschaften und den Kulturdienststellen des LVR beantragt werden.

Sie stehen grundsätzlich allen Kultursparten im Rheinland zur Verfügung und können damit auch für archivische Projekte beantragt werden. Die Unterstützung dient dazu, die Vielfalt und Nachhaltigkeit des kulturellen Angebotes im Rheinland zu stärken und zu bewahren sowie weithin wahrnehmbar und erlebbar zu machen.

„Wir wollen in den Archiven keine Rumpelkammern, sondern Orte der Ordnung. Dazu sind Fachpersonal, passende Räume und die nötigen Ressourcen für eine dauerhafte und sachgerechte Lagerung wichtig“, erklärte Kauertz. Sie unterstützt für den LVR die Archive mit Rat und Tat und Fördermitteln. Diese wurden von Troisdorf über den Rhein-Sieg-Kreis beantragt.

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Abb.: Herr Michael Müller (mittig, REGIS GmbH) und das Montageteam der Firma Lindauer GmbH & Co. KG. (Foto: Stadt Troisdorf)

Magazin für Karten, Pläne, Plakate
Aufnahme in die sonnengelben Schränke fanden die rund 1.000 Karten und Pläne aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie rund 800 Plakate, außerdem Schilder und Gemälde sowie sonstige plane Unterlagen des Archivs. „Diese großformatigen Unikate und für die Stadtgeschichte bedeutsame Überlieferung können nun sachgerecht und gemäß archivischen Standards gelagert und für die Zukunft gesichert werden“, erklärte Archivleiterin Winter.

Auch die Vereinsüberlieferung findet nun ausreichend Platz. „Mehrere Vereine haben bereits angekündigt, ihre für das kulturelle Leben der Stadt immens wichtige Überlieferung dem Stadtarchiv zu übereignen“, freute sich Elmar Bregenhorn, Leiter des städtischen Hauptamtes.

Der neu ausgestattete Magazinraum wurde nicht nur mit einer fahrbaren Regalanlage ausgestattet, sondern erhielt gleichzeitig im Rahmen des Umbaus einen neuen Anstrich, neuen Bodenbelag sowie eine nach den geltenden Normen ausgestattete Brand- und Sicherheitstür. Der nächste Schritt ist die Umverpackung der Großformate mit entsprechenden archivtauglichen säurefreien Kartonagen.

Kontakt:
Stadtarchiv Troisdorf
Kölner Straße 176
53840 Troisdorf
Telefon: +49 2241 900-135
Telefax: +49 2241 900-8135
stadtarchiv@troisdorf.de

Quelle: Peter Sonnet, Stadt Troisdorf, Pressemitteilung 557/2016, 24.10.2016

 

200 Jahre Kreise im Rheinland und in Westfalen

Ausstellung vom 24. Oktober bis zum 25. November 2016 im Foyer des Kreishauses Bergisch Gladbach (Rheinisch-Bergischer Kreis)

Anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Kreise im Rheinland und Westfalen zeigt der Rheinisch-Bergische Kreis im Foyer des Kreishauses vom 24.Oktober bis zum 25. November 2016 die gleichnamige Wanderausstellung des Landkreistages Nordrhein-Westfalen. Der Untertitel der Ausstellung „Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ verdeutlicht die Entwicklung der Kreise in den letzten 200 Jahren. So zeigt die Ausstellung auf 26 Bannern den Weg von der staatlich gelenkten Behörde zum modernen kommunalen Dienstleister. Einprägsame Kurztexte sowie viele großformatige Bilder lassen die bedeutendsten Zeitabschnitte der letzten 200 Jahre lebendig werden. Eine ausführliche Dokumentation ist in der Begleitpublikation zur Ausstellung enthalten.

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Begleitend zu der Ausstellung hat das Kreisarchiv des Rheinisch-Bergischen Kreises eine digitale Präsentation zur 200-jährigen Geschichte der Kreisverwaltung im Rheinisch-Bergischen erstellt, die über ein Terminal im Foyer und auf der Homepage, www.rbk-direkt.de, Stichwort „Kreisarchiv“, verfügbar ist. Zusätzlich dazu ist die Broschüre „Im Wandel der Zeit: Der Rheinisch-Bergische Kreis und seine Geschichte“ beim Archiv erhältlich und findet sich im Internet ebenso zum Download. Auch die Dokumentation „Die Landräte und Oberkreisdirektoren des Rheinisch-Bergischen Kreises und seiner Vorgängerkreise“ kann auf der Internetseite heruntergeladen werden.

Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Kreishauses, Montag bis Donnerstag,
8 bis 16 Uhr und freitags, 8 bis 12 Uhr, besucht werden. Der Eintritt ist frei. Der begleitende Katalog des Landkreistages ist zu einer Schutzgebühr von 10 Euro im Kreisarchiv erhältlich.

Kontakt:
Kreisarchiv des Rheinisch-Bergischen Kreises
Am Rübezahlwald 7
51469 Bergisch Gladbach
Tel. 02202/13-2555
archiv@rbk-online.de

Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis, Pressemitteilung, 17.10.2016

Die Reformation im Lübbecker Land

Vortragsreihe der Evangelischen Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen
November 2016 bis Oktober 2017

ref500luebDie Reformation im Lübbecker Land
Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg genagelt und damit die Reformation ausgerufen. So oder so ähnlich steht es in jedem Schulbuch. Und trotzdem ist dieser Satz falsch: Luther hat keine Thesen an die Schlosskirche genagelt; die Luther-Zentrierung wird der historischen Wirklichkeit kaum gerecht. Der Thesenanschlag ist ein Produkt nachträglicher Erinnerungsstiftung und sollte dazu dienen, der Reformation ein Gesicht und ein Symbol zu geben. Aus historischer Sicht muss die Reformation demnach neu bewertet werden. Was heißt also Reformation? Wie verlief die Reformation im Lübbecker Land? Können wir überhaupt von der Reformation sprechen, oder müssen wir nicht eher eine große Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen und Verläufe annehmen? Diese und weitere Fragen sollen in der Vortragsreihe „Die Reformation im Lübbecker Land“ gestellt und – wenn möglich – beantwortet werden.

Die Vortragsreihe wird organisiert von den Kirchengemeinden Rahden, Börninghausen und Bad Holzhausen in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Lübbecke und dem Stadtarchiv Lübbecke.

3. November 2016, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Prof. Dr. Werner Freitag: Die Reformation in Westfalen
Im 16. Jahrhundert war Westfalen ein territorialer Flickenteppich. Somit lassen sich ganz unterschiedliche Verläufe der Reformation erkennen. In seinem Auftaktvortrag zur Vortragsreihe „Die Reformation im Lübbecker Land“ wirft Prof. Freitag Schlaglichter auf die verschiedenen Formen der Reformation in Westfalen.
Prof. Freitag promovierte 1989 in Bielefeld mit einer Arbeit über Volks- und Elitenfrömmigkeit in der Frühen Neuzeit. 1995 habilitierte er sich in Bielefeld mit einer Arbeit über das Dekanat Vechta. Seit 2004 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Westfälische und Vergleichende Landesgeschichte an der Universität Münster und seit 2007 zudem Geschäftsführer des Instituts für vergleichende Städtegeschichte. Im Herbst 2016 erschien sein aktuelles Buch „Die Reformation in Westfalen“.

26. Januar 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Dr. Christof Spannhoff: Fragen und Probleme der Reformationsgeschichtsforschung Westfalens
Unzählige Tagungen und Publikationen beschäftigen sich mit den Auswirkungen, Voraussetzungen und Errungenschaften der Reformation. Dabei werden ältere Forschungsergebnisse hinterfragt und kritisch überprüft. Anhand westfälischer Beispiele zeichnet Dr. Spannhoff diese Forschungsfragen nach.
Dr. Spannhoff promovierte 2013 im Rahmen des Münsteraner Sonderforschungsbereichs 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme“ mit einer Arbeit zum Thema „Leben ohne die Toten.“ Seit 2013 ist Spannhoff wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte und leitet dort seit 2016 das Projekt „Reformation in Westfalen“.

16. März 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Dr. Christian Helbich: Zwischen „alter“ und „neuer“ Kirche. Die Reformpolitik der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg in der Grafschaft Ravensberg im 16. Jahrhundert
Die Kirchengemeinden Börninghausen, Holzhausen und Pr. Oldendorf gehörten ursprünglich zur Grafschaft Ravensberg. Die dortigen Landesherren, die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg waren katholisch, schritten aber nur bedingt gegen die Reformation ein. Vielmehr betrieben die Herzöge in ihren Territorien eine humanistische Reformpolitik. Diesen westfälischen Sonderweg stellt Christian Helbich in seinem Vortrag vor.
Dr. Helbich promovierte 2011 in Münster mit einer Arbeit über „Erasmische Reformkonzepte, humanistisches Bildungsideal und städtische Kirchenpolitik in Dortmund, Essen und Bielefeld“. Außerdem forschte er zur Reformation in Dortmund. Derzeit arbeitet er als Historiker und Archivar in Braunschweig.

21. Juni 2017, Kirchen Bad Holzhausen und Börninghausen, Beginn: 18.00 Uhr Kirche Bad Holzhausen
Sebastian Schröder M. A.: Reformation in Holzhausen und Börninghausen. Führung und Exkursion durch die beiden Kirchen
Auf Gemeindeebene weichen die Reformationsverläufe und Frömmigkeitspraktiken oftmals von den Vorgaben der Territorialherren ab. Es stellt sich die Frage: Gab es vor Ort eine Reformation? Wie verlief diese? Und schließlich: Gibt es Hinterlassenschaften und Spuren aus dieser Zeit?
Die Führung beginnt um 18.00 Uhr in Holzhausen. Wer möchte, kann dann mit dem Fahrrad (oder mit dem Auto) nach Börninghausen fahren, wo gegen 19.00 Uhr der zweite Teil der Exkursion mit der Darstellung der Börninghauser Reformationsgeschichte startet. Anschließend laden die Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen zum Grillen im Börninghauser Albert-Schweitzer-Haus ein.
Sebastian Schröder M. A. studierte in Bielefeld und Münster Geschichte und Wirtschaftswissenschaften und schloss sein Studium 2016 mit einer Masterarbeit über die Lübbecker Markenherrschaft ab. Seit 2014 ist er studentische Hilfskraft und Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Westfälischen Landesgeschichte, insbesondere dem Minden-Ravensberger Land. Derzeit bereitet er sein Promotionsvorhaben vor.

12. September 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 20.00 Uhr:
Sebastian Schröder M. A.: Alter Glaube und neue Lehre. Wie rein war das Wort nach der Reformation im Lübbecker Land?
Die jüngere Geschichtswissenschaft hat die Auswirkungen der Reformation relativiert; im Vordergrund stehen nicht mehr zwei sich gänzlich widersprechende Konfessionen, sondern Gemeinsamkeiten werden in den Blick genommen. Dabei zeigt sich: Die Frömmigkeitspraxis in den Gemeinden wich oftmals erheblich von den lutherischen Normen ab und enthielt viele Elemente des alten Glaubens.

28. September 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 20.00 Uhr:
Pfarrer Steffen Bäcker: Die „Täufer“ der Reformationszeit und ihre Nachfahren. Ein (konfessionskundlicher) Blick auf andere evangelische Kirchen und Gemeinden, die in der Reformationszeit wurzeln
Die evangelischen Landeskirchen sind Kinder der Reformation. Aber es gibt auch noch die ganz anderen Kirchen und Gemeinden, die in der Reformationszeit entstanden sind und auf die Täufer der Reformationszeit zurückgehen. Zu ihnen gehören vor allem die Mennoniten. Sie wurden oft von den evangelischen und katholischen Landesherren und ihren kirchlichen Amtsträger hart verfolgt und mussten Mitteleuropa verlassen. Manche sind in unserer Zeit zurückgekehrt. Bei der Veranstaltung wird es um Leben und Lehre der heutigen Nachfahren dieser vor allem täuferischen Kirchen und Gemeinden auch in unserer Region gehen.
Steffen Bäcker, Pfarrer in Bad Holzhausen und Börninghausen, ist vom konfessionskundlichen Institut des Ev. Bundes in Bensheim ausgebildeter Berater für Konfessionskunde.

5. Oktober bis 20. November 2017,
Altes Rathaus Lübbecke: Ausstellung zur Reformation (Stadtarchiv Lübbecke)

12. Oktober 2017, Andreas-Gemeindehaus Lübbecke, 20.00 Uhr:
Sebastian Schröder M. A.: Reformationsjubiläen im Kirchenkreis Lübbecke
Seit Jahrhunderten feiern und erinnern sich Protestanten an die Reformation. Was und woran erinnert wird, ist dabei einem historischen Wandel unterworfen. Vor 200 Jahren wurden die Reformationsfeierlichkeiten anders als heute begangen. Somit drücken Jubiläen auch viel von ihrer eigenen Gegenwart aus und verdeutlichen, wie die Menschen ihre eigene Geschichte wahrnehmen und mit ihr umgehen.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung zur Reformation im Alten Rathaus in Lübbecke in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Lübbecke statt.

Kontakt und Information:
Ev. Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen
Pfr. Steffen Bäcker, Tel 05742-2366
Steffen.Baecker@kirchenkreis-luebbecke.de

Übergabe des Archivs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Goethe, Darwin und Rüppell ziehen um ins Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

Ein von Goethe 1821 verfasster Dankesbrief an Senckenberg, ein Brief des wohl bis heute einflussreichsten aller Biologen, Charles Darwin von 1873 oder Fotos des berühmten Frankfurter Naturforschers Eduard Rüppell in arabischer Tracht – diese und mehr als 150 Regalmeter weiterer Archivalien der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) ziehen ins Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main um. Das Senckenberg-Archiv sammelt wissenschaftshistorische und zeitgeschichtliche Unterlagen, die in Zusammenhang mit allen Arbeitsgebieten Senckenbergs stehen und dokumentiert gleichzeitig die Geschichte der Gesellschaft. Im Institut für Stadtgeschichte stehen mehr Platz zur Lagerung des ständig wachsenden Archivs, Fachleute für Papierrestauration und berührungsfreie Scanner zur Verfügung. Ein weiterer großer Vorteil: Der Lesesaal ermöglicht eine professionell organisierte Einsichtnahme und macht den Zugang zur den Archivalien deutlich einfacher. Eigentümerin des Archivs bleibt die SGN.

SGN 3197 Mitgliederverzeichnis Heyden 1867 Seite 159 Ausschnitt Darwin

Abb.: Ausschnitt aus dem ältesten Mitgliederverzeichnis der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Eintrag Darwins

„Heute können wir uns über einen herausragenden Zuwachs für unser Haus freuen“, führte Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, bei der Übergabe des Archivs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aus. Die Senckenberg-Dokumente seien als „Historisches Gedächtnis“ einer der wichtigsten deutschen Forschungseinrichtungen im Feld der Biologie ein großer Gewinn für ihr Haus. Dr. Brockhoff: „Im Institut lagern bereits die Archive der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Physikalischen Vereins und ähnlicher Einrichtungen. Es erfüllt mich mit großer Freude, dass nun auch das Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung den Weg zu uns gefunden hat.“

„Der Dank für die Vorbereitung und die professionelle wie zügige Abwicklung der Übernahme geht an die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Einrichtungen“, betonte Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Senckenberg-Archiv geht in seinen Anfängen auf das Gründungs-Jahr 1817 zurück; im nächsten Jahr steht also ein großes Jubiläum an. Seitdem ist die Senckenberg Gesellschaft erheblich gewachsen und aktuell Trägerin von sechs Forschungsinstituten und drei naturkundlichen Museen. Mit der Gesellschaft, so Mosbrugger, sei auch der Archivbestand angewachsen: „Der Entschluss zur Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte war für uns naheliegend, da dort zukünftig eine fachlich und lagerungstechnisch professionelle Betreuung gesichert ist. Besonders wichtig war uns, diese bedeutenden Archivalien interessierten Forscherinnen und Forschern besser zugänglich zu machen.“ Das Eigentumsrecht verbleibt bei Senckenberg.

„Gute klimatische Bedingungen und eine der historischen Bedeutung der Dokumente entsprechende adäquate Lagerung sind Garanten für die zukünftige Nutzung und Auswertung des Senckenberg-Archivs“, erläutert Dr. Joachim Kemper, Leiter der Abteilung Sammlungen, die fachlichen und räumlichen Gegebenheiten des Instituts. Das moderne Außenmagazin des Instituts in der Borsigallee verfügt über eine sogenannte „natürliche Klimatisierung“; auch für den Bereich der Restaurierung und Konservierung sind Expertinnen im Haus tätig. Die Nutzung der Dokumente ist im Lesesaal des Instituts möglich, der von Montag bis Freitag geöffnet ist. „Wir freuen uns, dass für wissenschaftshistorische und andere Fragestellungen zukünftig ein weiterer herausragender Bestand bei uns genutzt werden kann. Auch ausgewählte Digitalisierungen sind ohne weiteres möglich“, sagt Kemper.

Zu den Archivalien gehören nicht nur Publikationen, handgeschriebene Briefe, Urkunden und Protokolle sondern auch historische Baupläne, Plakate, Fotografien, Gemälde und Skulpturen. Eines der wertvollsten Objekte des Archivs ist ein Brief Goethes aus dem Jahre 1821 anlässlich seiner Ernennung zum korrespondierenden Mitglied Senckenbergs. Auch die Korrespondenz mit weiteren „Prominenten“ wie Charles Darwin sowie zwei seiner Söhne ist in den Akten erhalten.

Die Anfänge ganzer Wissenschaftszweige, wie etwa der Mikropaläontologie, lassen sich im Archiv nachvollziehen. Zu den Meilensteinen aus den Anfängen der Naturwissenschaft gehören zum Beispiel die beiden ersten Versuche, der unendlichen Vielfalt der Lebewelt ein System zu geben – sie stammen von Conrad Gesner (1558) und dessen Vorgänger Plinius d. Ä. in einer Edition aus dem Jahre 1512. Umfangreich dokumentiert sind auch Expeditionen, wie die erste deutsche Tiefsee-Expedition „Valdivia“, die 1898 in See stach, und in 28 Bänden eindrucksvoll fotografisch erfasst ist. Ebenso ist das Forscher- und Entdeckerleben bedeutender Senckenberger wie Eduard Rüppell (1794-1884), dem wichtigsten Begründer der Senckenbergischen Forschungssammlungen, repräsentiert.

Zu den wichtigsten Dokumenten der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft gehört das erste im November 1867 angelegte Mitgliederverzeichnis. Handschriftliche Randnotizen lassen erahnen, dass vor genau 150 Jahren die Senckenberger damit begonnen haben, ihre Geschichte in einem Archiv zu bündeln. Weitere Glanzstücke sind die Originalverträge zwischen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (SGN) und der Dr. Senckenbergischen Stiftung zum Neubau des Museums (1904 – 1907) oder Bauzeichnungen des neuen Senckenbergmuseums an der Viktoria-Allee (heute Senckenberganlage), erstellt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert von Architekt Ludwig Neher. Dokumente zur Jahrhundertfeier der SNG 1917 sind zugleich Zeugen der Weltgeschichte – etwa die an den Zaren von Bulgarien gerichtete Korrespondenz des Senckenberg Direktors August Knoblauch und die Antwortdepesche der königlichen bulgarischen Gesandtschaft, um nur ein Beispiel unter vielen zu nennen.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Im Karmeliterkloster
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 212-37914 / 212-38425
Fax 069 212-30753
info.amt47@stadt-frankfurt.de
www.stadtgeschichte-ffm.de

Quelle: Institut für Stadtgeschichte, Presseinformation, Frankfurt am Main, 18.10.2016