Medienstation Goldene Bulle in Frankfurt

Seit dem Jahr 2013 ist mit der Goldenen Bulle das zentrale Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches in die Liste des UNESCO-Weltdokumentenerbes aufgenommen (s.a. Bericht vom 20.6.2013). Die 1356 verkündete, 86 Seiten umfassende Urkunde, regelte bekanntlich das Verfahren der deutschen Königswahl durch die Kurfürsten bis zum Jahr 1806. Ihr Name leitet sich von dem goldenen Siegel Kaiser Karls IV. ab (lat. bulla = Siegel). Die Goldene Bulle schützte die Souveränität der Kurfürsten und ihrer Territorien, wodurch sich statt zentralstaatlicher föderale Strukturen auf Jahrhunderte – bis hin zu den heutigen Bundesländern – entwickelten und etablierten. Frankfurts gewohnheitsrechtlich entstandener Status als Wahlort der römisch-deutschen Könige wurde in der Goldenen Bulle verfassungsrechtlich festgeschrieben.

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Abb.: Nutzerin an der neuen Medienstation zum UNESCO-Weltdokumentenerbe Goldene Bulle im Institut für Stadtgeschichte, © Institut für Stadtgeschichte, Foto: Jutta Zwilling

Mit der Aufnahme des Frankfurter Exemplars der Goldenen Bulle – gemeinsam mit den sechs anderen Ausfertigungen und der Prachthandschrift König Wenzels aus dem Jahr 1400 – in das Weltdokumentenerbe ist die Verpflichtung verbunden, solche herausragenden historischen und kulturellen Quellen der Öffentlichkeit digital zugänglich zu machen.

Im Foyer des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt am Main ist seit Dezember 2016 die Goldene Bulle per Medienstation vollständig „anklickbar“. Die multimediale Präsentation erlaubt nicht nur das Blättern im hochwertig digitalisierten Original, sondern auch die genau angepasste oder vergleichende Lektüre unterschiedlicher Fassungen (lateinischer Text, mittelalterliche und moderne deutsche Übersetzung).

goldenebulleZudem enthält die digitale Edition zahlreiche Erläuterungen zum Inhalt der Urkunde, zu deren Siegel, zur Rezeption des Frankfurter Exemplars in der Literatur und zum UNESCO-Programm „Memory of the World“. Damit verfügt das Institut für Stadtgeschichte über ein sehr modernes und ansprechendes multimediales Angebot zur Goldenen Bulle (weitere Exemplare, die auch zum Weltdokumentenerbe zählen, liegen in Darmstadt, München, Nürnberg, Stuttgart und Wien). Eine Internetversion der digitalen Präsentation befindet sich in Planung.

Kontakt:
Stadt Frankfurt am Main
– Der Magistrat –
Institut für Stadtgeschichte
Im Karmeliterkloster
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 / 212-37914
Fax 069 / 212-30753
info.amt47@stadt-frankfurt.de
www.stadtgeschichte-ffm.de

Stadtarchiv Bonn soll in ehemalige Schule umziehen

Vorschlag zur Unterbringung auf dem Areal der ehemaligen Pestalozzischule

Die Bonner Stadtverwaltung hat jetzt eine Beschlussvorlage zur Unterbringung des Stadtarchivs Bonn vorgelegt. Es soll auf dem Areal der ehemaligen Pestalozzischule untergebracht werden. Für das Magazin soll ein Neubau entstehen und die Archivverwaltung in das denkmalgeschützte Bestandsgebäude ziehen. Die Vorlage steht Anfang Februar 2017 im Kulturausschuss und im Rat auf der Tagesordnung.

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Abb.: Die Pestalozzischule Bonn als eine der ältesten Förderschulen Nordrhein-Westfalens wurde am 1.10.1897 gegründet. Im Rahmen der Inklusion und dem Ausbau des Gemeinsamen Unterrrichts in Bonn wurde die Schule mit Ende des Schuljahres 2012/13 geschlossen (Fotos: Stadt Bonn).

Wegen der seit Jahren unzureichenden Unterbringung der Magazinräume des Stadtarchivs in den Kellerräumen des Stadthauses – wiederholte Wassereinbrüche, fehlende Lagerkapazitäten, unzureichende Klimatisierung – schlägt die Verwaltung dem Rat vor, das Stadtarchiv auf dem Areal der ehemaligen Pestalozzischule unterzubringen.

Grundlage des Vorschlags zur Unterbringung des Stadtarchivs sind zwei Machbarkeitsstudien aus den Jahren 2014 und 2016. Die aktuelle Studie soll mit Blick auf eine mögliche Unterbringung des Stadtmuseums Bonn – ebenfalls in dem ehemaligen Schulgebäude – überarbeitet werden. Auch die Ansiedlung der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus auf dem Areal soll geprüft werden, sofern Gedenkstätte und Stadt keine Alternative finden. Auf Neubauten soll dabei weitgehend verzichtet werden – mit Ausnahme des Magazins für das Stadtarchiv.

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Abb.: Homepage des Stadtarchivs Bonn (Ausschnitt)

Mit ihrem Beschlussvorschlag will die Verwaltung zudem die Ermächtigung einholen, die Architekten der Arbeitsgemeinschaft Scheidt Kasprusch/Reiner Becker mit der Grundlagenermittlung sowie der Vorplanung und Kostenschätzung zu beauftragen. Die Ergebnisse sollen den Ratsgremien dann mit einem Vorschlag über die Unterbringung auch des Stadtmuseums Bonn vorgestellt werden.

„Sowohl im Hinblick auf seinen Arbeits- als auch auf seinen Bildungsauftrag soll das Stadtarchiv in Zukunft in der Nähe der Stadtverwaltung in einer zentrumsnahmen Immobilie untergebracht werden, damit auch weiterhin eine gute Erreichbarkeit für die Ämter, für Schulen und Universität sowie für die Bürgerinnen und Bürger gewährleistet ist“, erklärte Kulturdezernent Martin Schumacher. Die Verwaltung schlägt daher als Standort für das Stadtarchiv das Areal der ehemaligen Pestalozzischule vor. „Mit dieser Immobilie kann eine langfristig angestrebte Nutzung von 30 und mehr Jahren auch unter wirtschaftlichen Aspekten sichergestellt werden, da sich diese Immobilie im Eigentum der Stadt befindet“, so Schumacher weiter.

Planungsrecht und Finanzierung

Für die Realisierung muss das bestehende Planungsrecht geändert werden. Im Haushalt 2017/18 sowie in der Finanzplanung für die Jahre 2019 bis 2021 sind für die Verlagerung des Stadtarchivs bisher 15 Millionen Euro veranschlagt. Welche Investitions- und auch Folgekosten durch eine mögliche Verlagerung des Stadtmuseums Bonn – und bei Bedarf auch der Gedenkstätte – entstehen, soll im Zuge der Vorplanung ermittelt werden.

Ob und in welchem Umfang das Projekt mit Drittmitteln gefördert werden kann, ist derzeit noch offen. In seiner Vorlage macht das Kulturdezernat deutlich, dass die Unterhaltung von kommunalen Archiven auf dem „Gesetz über die Sicherung und Nutzung öffentlichen Archivguts im Lande Nordrhein-Westfalen“ fußt und eine angemessene Unterbringung des Stadtarchivs nach dem Archivgesetz NRW für die Stadt eine Pflichtaufgabe darstellt.

Das Grundstück Pestalozzischule und alternative Standorte

Das Grundstück der ehemaligen Pestalozzischule umfasst eine Grundstücksfläche von 3.565 Quadratmetern, auf dem sich ein Gebäude mit vier Etagen plus Dachgeschoss befindet. Die Liegenschaft steht im Eigentum der Stadt. Alternative Standorte für die Unterbring des Stadtarchivs, wie zum Beispiel an der Oskar-Romero-Allee, in der Ermekeil-Kaserne, in der Wilhelmstraße oder im Gewerbegebiet Bonn-West wurden in der Vergangenheit geprüft.

Dabei wurde jeweils festgestellt, dass sie für die Unterbringung des Stadtarchivs nicht in Betracht gezogen werden können: Wegen mangelnder Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel oder weil dort die gleichen Investitionen vorgenommen werden müssten, wie am Standort der ehemaligen Pestalozzischule. Aktuell verzeichnet das Bonner Stadtarchiv landesweit die meisten Besucherinnen und Besucher. Das ist auch auf die gute Erreichbarkeit des Stadthauses per ÖPNV zurückzuführen.

Kontakt:
Stadtarchiv und die Stadthistorische Bibliothek
Berliner Platz 2
53111 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228 – 77 24 10
Fax: 0228 – 77 43 01
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Stadt Bonn, Pressemitteilung, 18.1.2017

Stadtarchiv Darmstadt ab sofort im Netz erreichbar

Das Stadtarchiv der Wissenschaftsstadt Darmstadt ist ab sofort auch online auf der städtischen Webseite erreichbar. Bürgerinnen und Bürger sowie Mitarbeiter von Forschungseinrichtungen finden dort den Online-Katalog der Bibliotheken des Hessischen Staatsarchivs und des Stadtarchivs Darmstadt. Darüber hinaus können hier Fragen rund um die Geschichte der Wissenschaftsstadt Darmstadt oder zu den jeweiligen Vorfahren an die Mitarbeiter des Stadtarchivs gestellt werden.

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Das Stadtarchiv hat seinen Sitz im Haus der Geschichte am Karolinenplatz, dem früheren Hoftheater, und damit im Zentrum der landes- und stadthistorischen Forschung in Darmstadt. Es bewahrt und sichert die Unterlagen der städtischen Dienststellen und stellt sie, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben, den Bürgerinnen und Bürgern zur Information und zur Forschung zur Verfügung. Im Stadtarchiv kann auch nichtamtliches Schrift- und Sammlungsgut eingesehen werden, das für die Geschichte der Stadt von Bedeutung ist. Dazu zählen unter anderem private Nachlässe, Vereinsunterlagen, Plakate und Fotos. Das Archiv beherbergt außerdem eine Sammlung von Kunstwerken mit stadtgeschichtlicher Relevanz. Mittels der in den Magazinen gelagerten Materialien dokumentiert es das städtische Leben und Verwaltungshandeln in Vergangenheit und Gegenwart für die Zukunft.

Kontakt:
Stadtarchiv Darmstadt
Karolinenpl. 3
64289 Darmstadt
Telefon: (06151) 16 217 66
Fax: (06151) 16 217 60
stadtarchiv@darmstadt.de
https://www.darmstadt.de/leben-in-darmstadt/bildung/stadtarchiv/

Stadtarchiv Völklingen: Nachlass Dr. Luitwin Bies übergeben

Im Beisein von Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig, VHS-Direktor Karl-Heinz Schäffner und dem Leiter des Stadtarchivs Völklingen, Christian Reuther, wurden durch Waltraut und Patric Bies große Teile des Vermächtnisses des am 4. Mai 2009 verstorbenen Historikers Dr. Luitwin Bies dem Stadtarchiv Völklingen übergeben.

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Abb.: Übergabe der Unterlagen an das Stadtarchiv Völklingen: Waltraut und Patric Bies, VHS-Direktor Karl-Heinz Schäffner, Oberbürgermeister Klaus Lorig, Stadtarchivleiter Christian Reuther und Stadtarchivmitarbeiter Michael Röhrig (v.l.n.r.) (Foto: Stadtarchiv Völklingen, Nadja Hampel)

Luitwin Bies wurde am 8. Januar 1930 in Merzig geboren. Nach einer Ausbildung zum Elektriker kam er 1955 nach Völklingen. Zeitweise war das Mitglied der Kommunistischen Partei Redakteur der Parteizeitung „Neue Zeit“. Nachdem Bies sein Abitur nachgeholt hatte, nahm er ein Fernstudium im Fach Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin auf. 1978 promovierte er als Schüler von Kurt Pätzold mit einer Arbeit über die KPD im Saargebiet zwischen 1919 und 1935.

Bies vertrat zwischen 1956 und 1974 die DKP und DDU im Völklinger Stadtrat. Er war für die Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus (VVN) aktiv tätig. Außerdem war der Historiker Gründungsmitglied und späterer Ehrenvorsitzender der West-Ost-Gesellschaft im Saarland e.V. sowie Mitbegründer der Peter-Imandt-Gesellschaft. Mehr als 15 Jahre leitete Bies, der mehrere Jahre im Stadtarchiv tätig war, den an der VHS Völklingen angesiedelten Arbeitskreis Stadtgeschichte.

Die dem Archiv überlassenen zahlreichen Mappen, Einzelstücke, Fotos und Originaldokumente spiegeln Bies’ gesamtes Tätigkeitsfeld, seine Interessengebiete und Forschungsschwerpunkte wider. So findet sich ein breites Spektrum an Materialien zur Arbeit für die Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus und die West-Ost-Gesellschaft. Umfangreiche Sammlungen zur Geschichte der KPD an der Saar, zur Arbeiterbewegung oder zum antifaschistischen Widerstand gegen das Hitler-Regime sowie zu Opfern des Nationalsozialismus ergänzen die Papiere. In kleinerem Umfang ist seine Stadtratsarbeit dokumentiert.

Oberbürgermeister Klaus Lorig sprach der Familie Bies seinen Dank für die Überlassung des Nachlasses aus und würdigte die „wertvollen Verdienste von Luitwin Bies bei der Aufarbeitung der regionalen und lokalen Geschichte“. Ferner betonte Lorig, „wie wertvoll private Unterlagen als Ergänzung zum Verwaltungsschriftgut sein können“. VHS-Direktor Karl-Heinz Schäffner unterstrich die enge Zusammenarbeit mit Dr. Bies bei der Erarbeitung der Völklinger Bücher, die als Ergebnis des von Bies geleiteten „VHS-Arbeitskreises Stadtgeschichte“ entstanden sind.

Abschließend dankte Waltraut Bies der Stadt Völklingen für die Übernahme des Nachlasses in das Stadtarchiv, wodurch dem Willen ihres Mannes entsprochen und sein Lebenswerk dauerhaft gesichert werden konnte. Stadtarchivleiter Reuther erklärte, dass die Unterlagen im Rahmen der Möglichkeiten des Archivs nun gesichtet, geordnet und verzeichnet werden. Nach Abschluss der Arbeiten kann der dann wahrscheinlich mehr als zehn Regalmeter umfassende Bestand (C 9: Nachlass und Sammlung Dr. Luitwin Bies) im Stadtarchiv Völklingen durch die Öffentlichkeit eingesehen und für Forschungen genutzt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Völklingen
Alter Bahnhof
66333 Völklingen
Tel. (0 68 98) 13-2432

Quelle: Stadt Völklingen, Pressemitteilung Nr. 3/2017, 4.1.2017

Gesamtinventar des ITS online

Der International Tracing Service (ITS) hat sein Gesamtinventar im Internet veröffentlicht. Es bietet einen Überblick über die Archivbestände des ITS, zu denen rund 30 Millionen Dokumente über die nationalsozialistische Verfolgung und Zwangsarbeit sowie das Schicksal der Überlebenden zählen. Seit 2013 sind die Originaldokumente des Archivs Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes „Memory of the World“.

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Abb.: Ansicht des Inventarverzeichnisses vom ITS-Gesamtinventar

„Nutzer des Archivs können sich anhand des Gesamtinventars einen guten Eindruck von der Struktur und den Inhalten der Bestände verschaffen“, so Archivleiter Dr. Christian Groh. „Themenrecherchen und die Vorbereitung eines Archivbesuchs werden für Forscher erheblich leichter.“ Das Inventar bietet grundlegende Angaben zu den einzelnen Teilbeständen. Dazu zählen zum Beispiel der Titel, der Umfang, die Signatur und eine kurze inhaltliche Beschreibung. Die durchsuchbare Inventarstruktur wird als navigierbarer Baum angezeigt. Daneben kann nach Stichworten recherchiert werden. Das Gesamtinventar steht in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung.

Die Erschließung der umfangreichen Bestände ist jedoch nicht abgeschlossen. Der ITS hat sich aus Gründen der Transparenz bewusst entschlossen, auch vorläufig oder oberflächlich erschlossene Bestände im Gesamtinventar anzuzeigen. Die bereits bestehenden Angaben zu den Teilbeständen werden schrittweise um detaillierte Bestandsbeschreibungen ergänzt, um einen tieferen Zugang zu den Dokumenten zu ermöglichen. Das Gesamtinventar auf der Website bildet den aktuellen Stand der Erschließung ab, da die Daten direkt aus dem digitalen ITS-Archiv abgerufen werden.

Link zum Gesamtinventar:
www.its-arolsen.org/archiv/bestandsueberblick/gesamtinventar/

Kontakt:
International Tracing Service
Große Allee 5 – 9
34454 Bad Arolsen
Tel: +49 (0)5691 629-0
Fax: +49 (0)5691 629-501
email[at]its-arolsen.org

Quelle: ITS, Pressemitteilung, 9.1.2017

Licht und Schatten. Ernst Mach – Ludwig Mach

Sonderausstellung im Deutschen Museum eröffnet

Mehr als 100 Personen kamen zur Eröffnung der Sonderausstellung „Licht und Schatten. Ernst Mach | Ludwig Mach“, die vom 9. Dezember 2016 bis zum 19. März 2017 im Vorraum der Bibliothek des Deutschen Museums in München (gegenüber vom Haupteingang des Museums) zu sehen ist. Die Festrede hielt Professor Jürgen Renn, MPI für Wissenschaftsgeschichte, zu „Ernst Mach und die Relativitätstheorie“. Der ganz kurzfristig verhinderte Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaft Professor Anton Zeilinger schickte ein Videobotschaft, und als Überraschung des Abends überreichten die Brüder Dr. Hans-Jürgen und Peter Ohlendorf, die viele Jahre im Haus der Machs in Vaterstetten bei München gelebt hatten, eine lange verschollen geglaubte Postkarte von Albert Einstein an Ernst Mach.

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Abb.: Ernst Mach an seinem Arbeitsplatz (Foto: Deutsches Museum)

Das Archiv des Deutschen Museums verwahrt den größten Bestand zu dem Physiker und Philosoph Ernst Mach (1838-1916). Ende 2015 konnte er um den sog. Konstanzer Bestand sogar noch ergänzt werden. Insofern lag es nahe, Mach anlässlich des 100. Todestags zu würdigen.

Mach, gerne auch als „Vordenker Albert Einsteins“ bezeichnet, hat in seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat eine bemerkenswerte Vielseitigkeit an den Tag gelegt. Insgesamt publizierte er mehr als 160, teilweise umfangreiche Arbeiten, die fremdsprachigen Ausgaben seiner wichtigsten Bücher nicht eingerechnet. Er war nicht nur ein vielgerühmter Hochschullehrer und Experimentator, sondern auch ein bahnbrechender Forscher auf unterschiedlichen physikalischen Gebieten. Zeitlebens beschäftigten ihn Physiologie und Psychologie sowie wissenschaftstheoretische und -historische Fragen. Seine Schriften entfalteten eine bis heute anhaltende Wirkung. Die „Mach-Zahl“ für das Verhältnis der Bewegungsgeschwindigkeit von Objekten zur Schallgeschwindigkeit – sie wurde Ernst Mach zu Ehren so benannt – ist uns allen geläufig.

Dagegen ist sein Sohn Ludwig Mach heute nahezu unbekannt. Schon als Medizinstudent arbeitete er im Physikalischen Institut des Vaters in Prag, war an dessen ballistischen Versuchen beteiligt und entwickelte dort – zeitgleich mit Ludwig Zehnder (1854–1949) – ein Interferometer, das in der Literatur häufig fälschlicherweise dem Vater zugeschrieben wird. Er erfand ein Verfahren zur Herstellung von »Magnalium«, einer Legierung aus Aluminium und Magnesium, das 1898 patentiert wurde. Obwohl er damit ein großes Vermögen erwarb, verlor er es aus ungeklärten Gründen binnen weniger Jahre wieder. Ab 1913 lebte er gemeinsam mit Ernst Mach in einem eigens zu Forschungszwecken erbauten Haus in Vaterstetten bei München. Nach dem Tod seines Vaters 1916 betätigte sich Ludwig Mach als selbstständiger Erfinder, ohne letztlich finanziell erfolgreich zu sein.

Die Ausstellung spürt dem komplizierten und vielschichtigen Verhältnis von Vater und Sohn nach. Beide waren durch gemeinsame wissenschaftliche Arbeiten in verschiedenen Lebensphasen mit unterschiedlicher Intensität über fast 30 Jahre verbunden. Für die Ausstellung und deren Konzeption lieferte das von Ludwig Mach gebaute Instrument, das Interferometer, das sich in den Objektsammlungen des Deutschen Museums befindet, ein symbolhaftes Motiv – „Licht und Schatten“. Mit dem Interferometer ist das Thema der Interferenz verbunden, also der konstruktiven und destruktiven Überlagerung von Wellen. Im übertragenen Sinn von „Licht und Schatten“ lassen sich für Ernst und Ludwig Mach damit auch die positiven und negativen Seiten ihrer komplizierten Beziehung beschreiben. Insofern ist die Sonderausstellung auch ein Beitrag zu dem in den letzten Jahren immer wieder diskutierten Thema – die Erforschung von „creative collaboration“ und „creative couples“.

Der Eintritt ist frei. Kostenlose Führung jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat, jeweils 16.00–17.00 Uhr.

Info:
Zur Ausstellung ist ein Begleitkatalog mit Aufsätzen und zahlreichen Abbildungen erschienen: Wilhelm Füßl / Johannes-Geert Hagmann (Hrsg.): Licht und Schatten. Ernst Mach | Ludwig Mach. München: Deutsches Museum, 2017 (136 Seiten), € 19.-.

Kontakt:
Deutsches Museum
Archiv
80306 München
Tel.: (089)  2179 220
Fax: (089)  2179 465
archiv@deutsches-museum.de
www.deutsches-museum.de

Archiv und Wirtschaft 4/2016

In Kürze erscheint die neueste Ausgabe 4/2016 von „Archiv und Wirtschaft„. Die seit 1967 vierteljährlich erscheinende Zeitschrift bietet Raum für Fachbeiträge. Sie diskutiert wichtige Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, des Archivwesens sowie verwandter Gebiete und enthält aktuelle Informationen über Tagungen und Ausstellungen.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 4/2016

AUFSÄTZE

Daniel Nerlich: Mit Fotosammlung und Firmenarchiv Landis & Gyr schweizerische Industriegeschichte „ins Bild setzen“ (156-165)

Heike Bazak: Wir, die PTT. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen – ein Oral History-Projekt im schweizerischen PTT-Archiv (166-173)

Peter Toebak: Baukastensystem und Werkzeugkiste für das Records Management. Standardisierung von Ordnungssystem und Dossierplan (174-184)

WIRTSCHAFTSARCHIV DES JAHRES

Sebastian Kurbach: Das Archiv von Hannover 96 (185-189)

REZENSIONEN

Holger Berwinkel, Robert Kretzschmar und Karsten Uhde (Hrsg.): Moderne Aktenkunde (Gregor Patt) (190-192)

Christian Böse und Michael Farrenkopf: Zeche am Strom. Die Geschichte des Bergwerks Walsum; Gunnar Gawehn: Kohle – Erz – Chemie. Die Geschichte des Bergwerks Auguste Victoria (Klaus Wisotzky) (192-194)

Ellen Euler u. a. (Hrsg.): Handbuch Kulturportale. Online-Angebote aus Kultur und Wissenschaft (Alexandra Bloch Pfister) (194-196)

Institut für bankhistorische Forschung (Hrsg.): Sozialreformer, Modernisierer, Bankmanager. Biografische Skizzen aus der Geschichte des Kreditgenossenschaftswesens (Martin Krauß) (196-197)

Stefan Pätzold und Marcus Stumpf (Hrsg.): Mittelalterliche und frühneuzeitliche Rechnungen als Quellen der landesgeschichtlichen Forschung (Sebastian Beck) (197-199)

Ute Pothmann: Wirtschaftsprüfung im Nationalsozialismus. Die Deutsche Revisions- und Treuhand AG (Treuarbeit) 1933 bis 1945 (Gert Kollmer-von Oheimb-Loup) (199-200)

Nachrichten (201)

Rezensionsliste (202-203)

Impressum (208)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
c/o Bertelsmann SE & Co. KGaA
Corporate History
Carl-Bertelsmann-Straße 270
33311 Gütersloh
Telefon: 030-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Abb.: Titelbild: Werbeaufnahme für Landis & Gyr-Temperaturregler, 1935 (Archiv für Zeitgeschichte, IB LG-Audiovisuals / GR.02452)

Erste lippische Kirchenbücher online

Familienforschung online: mit dem Kirchenbuchportal „Archion“

Seit Ende November 2016 können Familienforschende ihre lippischen Vorfahren auch online finden. Digitalisate von Kirchenbüchern aus sieben lippischen Kirchengemeinden sind im Kirchenbuchportal „Archion“ im Internet abrufbar. Anfang 2017 sollen Digitalisate aus weiteren 35 Gemeinden dazukommen.

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Abb.: Lippische Familienforschung online: mit dem Kirchenbuchportal „Archion“ (Foto: Lippische Landeskirche)

Das Kirchenbuchportal, das im März 2015 offiziell freigeschaltet worden ist, wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und elf evangelischen Landeskirchen entwickelt. Zur Umsetzung des Großprojekts schlossen sie sich zu einer Kirchenbuchportal GmbH zusammen. Mittlerweile sind drei weitere Landeskirchen – darunter auch die Lippische Landeskirche – zum Gesellschafterkreis hinzugekommen. Die Kosten für die Digitalisierung der historischen Kirchenbücher trägt jede Landeskirche eigenständig. Der Portalbetrieb soll sich durch die kostenpflichtige Nutzung refinanzieren und nicht dauerhaft von Fördergeldern abhängig sein.

Die Kirchenbücher der Lippischen Landeskirche stellen nur einen kleinen Teil der insgesamt schon über 16 Millionen zugänglichen Kirchenbuchseiten im Portal dar. Das Angebot wird stetig erweitert – täglich kommen digitale Kirchenbücher aus ganz Deutschland sowie den ehemals deutschen Ostgebieten hinzu.

Damit ist Familienforschung von Zuhause aus möglich. Kristina Ruppel, Archivarin der Lippischen Landeskirche, erklärt, wie es geht: „Um mit der Forschung beginnen zu können, sollte man die Daten bis zu seinen Großeltern oder Urgroßeltern am besten bereits parat haben, um daran anknüpfend weitere Generationen zu finden.“ Jüngere Kirchenbuchdaten würden nicht im Portal bereitgestellt, da sie dem Datenschutz unterliegen und erst nach bestimmten Fristen einsehbar seien: „Taufen beispielsweise – je nach Archivgesetz – sind erst nach 90 bis 110 Jahren für alle zugänglich.“

Auch im Kirchenbuchportal sei die Recherche nicht ohne Aufwand, erläutert Kristina Ruppel weiter: „Denn man muss im digitalen Kirchenbuch selber blättern und die alten Handschriften entziffern können, da die Buchseiten als Foto oder Scan eingestellt sind.“ Wer seinen Vorfahren nachspüren wolle oder ortsgeschichtliche Forschung betreibe, brauche folgende Informationen: Konfession des Vorfahren, Namen des Vorfahren, den Ort des Ereignisses (Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung), sowie einen ungefähren Zeitraum, in dem man seine Suche beginnen möchte. „Ist man erst einmal fündig geworden, wird die Weitersuche einfacher. Denn bei den Eintragungen gibt es in der Regel Hinweise, mit denen man das nächste Puzzleteil zu seinem Stammbaum bekommt“. Die Archivarin macht aber auch deutlich: „Diejenigen, die gerne vor Ort in den Archiven forschen möchten, können dies auch weiterhin tun. Die Digitalisate stehen selbstverständlich auch im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung.“

Weitere Infos u.a. zur Benutzung und Gebühren unter www.archion.de oder im Archiv der Lippischen Landeskirche.

Kontakt:
Archiv der Lippischen Landeskirche
Leopoldstraße 27
32756 Detmold
Tel.: 05231/976-803
Fax: 05231/976-850
archiv@lippische-landeskirche.de

Quelle: Lippische Landeskirche, Pressemitteilung, 15.12.2016

Geschichte(n) im Stadtmuseum Fürth 2017

Neues Programm

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Das Stadtmuseum Fürth lädt auch 2017 mit seiner erfolgreichen Reihe „Geschichte(n) im Stadtmuseum“ zu einem spannenden Streifzug durch die Geschichte. Interessante Vorträge über Ereignisse in Fürth, der Region sowie allgemein historisch bedeutende Begebenheiten und Schicksale werden darin zusammengeführt und heben eine Facette der jeweiligen Zeit hervor. Expertinnen und Experten geben dabei wissenschaftliche und nachdenkliche Einblicke in die Historie der Kleeblattstadt und beleuchten die Hintergründe.

Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, und berechtigt auch zum Besuch der Dauerausstellung und der aktuellen Sonderausstellung.

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Kontakt:
Stadtmuseum Fürth
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel.: (0911) 97 92 22 90
Fax: (0911) 97 92 22 99
info.stadtmuseum@fuerth.de
http://www.stadtmuseum-fuerth.de/

„Die Gymnastik, der Freiheit dankbare Tochter“: Kloster Maulbronn, das antike Griechenland und die Frühzeit des Turnens

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Für seine Bibliothek hat das Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg (IfSG) in Maulbronn unlängst einen besonderen Band erworben, der gleich mehrere Aspekte in sich vereint. Das Werk trägt den Titel „Ueber Gymnastik. Ein Gespräch Lucians“. Lukian von Samosata war im 2. Jahrhundert n. Chr. ein äußerst produktiver griechischer Schriftsteller, dessen Werke zum Bestandteil der europäischen Kultur wurden.

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Abb.: Titelblatt von August Paulys Lukian-Übersetzung „Ueber Gymnastik“ aus dem Jahr 1823 mit Bibliotheksstempeln (IfSG).

Bei dem Übersetzer handelt es sich um keinen Geringeren als August Pauly (1796-1845), der durch sein Hauptwerk „Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft in alphabetischer Ordnung“ nachhaltige Berühmtheit unter den Altphilologen erlangte. Pauly war der Sohn eines Maulbronner Klosterprofessors und selbst dort von 1811 bis 1813 Seminarist. Seine Mutter verstarb, wie auch die Schriftstellerin Caroline Schelling, im September 1809 im Kloster Maulbronn an der Ruhr. Südlich der Klosterkirche erinnert an Caroline Schelling bis heute ein Grabobelisk mit einer bewegenden Inschrift ihres Mannes, des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854).

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Abb.: Die Maulbronner Klosterkirche von Südwesten mit dem Turnplatz der Seminaristen; Lithographie nach einem Gemälde von G. Kübler, um 1840 (Stadtarchiv Maulbronn).

Die Gymnastik-Schrift war August Paulys erste Übersetzung, mit der er an die Öffentlichkeit trat. „Gewiss war es eine Reaktion auf die 1820 in Kraft getretene ‚Turnsperre‘, mit der die damals noch junge Turnbewegung untersagt wurde“, meint Markus Friedrich, Historiker und Archivar des IfSG. Hintergrund war die Ermordung des vermeintlichen russischen Spions und Staatsrats August von Kotzebue (1761-1819) im März 1819 durch den Burschenschafter und Turner Karl Ludwig Sand (1795-1820). Sand war – wie Pauly – ein Tübinger Stiftler. Das Stift war seit der Reformationszeit eine theologische Geistesschmiede, die zahlreiche württembergische Gelehrte und Dichter durchlaufen haben.

Dass durch die im selben Jahr erlassenen Karlsbader Beschlüsse die Turnplätze geschlossen und die Burschenschaften verboten wurden, war nicht nur eine Antwort auf das Attentat Sands, sondern auch auf das Wartburgfest von 1817 mit seinen Forderungen nach einem deutschen Nationalstaat. Die mit der reaktionären Politik Preußens einhergehende Demagogenverfolgung traf auch „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), der erst nach jahrelanger Haft entlassen wurde, nachdem er versichert hatte, sich in keiner Universitätsstadt mehr niederzulassen.

Die evangelischen Theologen Württembergs hatten nicht nur einen engen Bezug zu den alten Sprachen, sondern auch zu turnerischen Aktivitäten. So besuchte beispielsweise Friedrich Wilhelm Klumpp (1790-1868), ebenfalls Maulbronner Seminarist, bereits im Jahr 1816 Friedrich Ludwig Jahn auf dem Turnplatz Hasenheide in Berlin. Klumpp leistete auf dem Gebiet des württembergischen Schulturnens Pionierarbeit und ging als „Schwäbischer Turnvater“ in die Landesgeschichte ein.

Als Friedrich Theodor Vischer (1807-1887), der sich später einen Namen als Philosoph, Schriftsteller und Kenner Griechenlands machte, am Maulbronner Seminar unterrichtete, führte er mit seinen Zöglingen Turnübungen durch. Zu seinen Schülern gehörte Georg Herwegh (1817-1875), den Heinrich Heine als „Eiserne Lerche“ bezeichnete und der schließlich zum Dichter der Deutschen Revolution von 1848/49 werden sollte. Sie alle sind biografisch miteinander verbunden. So war Pauly auch ein Lehrer Mörikes, der aber offensichtlich nicht von der Turnbewegung ergriffen war.

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Abb.: Postkarte mit dem „Friesenhaus“ der Reichsakademie für Leibesübungen in Berlin (1930er Jahre). Aus der dortigen Institutsbibliothek stammt das Buch, das nun in Maulbronn aufbewahrt wird (IfSG). 

Um die Zeit, als Paulys Lukian-Übersetzung über die Gymnastik erschien, lässt sich über das sogenannte „Stuttgarter Turntagebuch“ von 1822/23 ein bemerkenswerter Kontakt zu den Philhellenen herstellen: Man unterstütze die seit 1821 im Freiheitskampf gegen die Türken stehenden Griechen sowohl materiell durch Spenden als auch ideell. In dieses Bild passt auch, dass sich in dieser Zeit deutsche Dichter mit altgriechischen Texten befassten. Über die Geschichte des Lukian-Bändchens von Pauly, das im berühmten Tübinger Osiander-Verlag erschien, lässt sich anhand der dort angebrachten Stempel eine weitere Spurensuche eröffnen. Denn Bücher haben ihre eigene Geschichte – sie zeigt sich oft anhand von Anstreichungen, Nutzungsspuren und Besitzstempeln.

Das nun in Maulbronn beheimatete Bändchen gehörte laut Exlibris-Vermerk ursprünglich dem Wiener Oberturnwart Anton Rath, dessen umfangreiche „Turnbücherei“ über 1.200 Bände umfasste. Es ist ein Indiz für den Bildungsanspruch der Turner und es zeigt, dass sich die Turnbewegung noch um die Jahrhundertwende an der klassischen Griechenland-Begeisterung orientierte. Freilich ging es auch darum, das Turnen durch eine bis in die Antike reichende Tradition zu adeln und es zum Kanon des humanistischen Bildungsideals hinzuzufügen. Eng damit verknüpft war der patriotische Nutzen der (antiken) Leibesübungen, wie es in Paulys Vorwort heißt: „Die Gymnastik“ sei „der Freiheit dankbare Tochter“ und Leibesübungen seien ein „gemeinsamer Eifer für des Vaterlandes Erhaltung und Ehre“.

Das Buch gelangte von Oberturnwart Rath vermutlich in die  Bücherei der Deutschen Turnerschaft, die wiederum Teil der Bibliothek der Deutschen Hochschule, ab 1936 Reichsakademie, für Leibesübungen wurde. Diese 1920 gegründete Institution war eine der ersten staatlichen Einrichtungen in Deutschland zur konsequenten Förderung des Sports und der Leibesübungen. Eine Legende besagt, dass der einflussreiche Sportfunktionär Carl Diem (1882-1962) die Bücher am Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem brennenden Berlin rettete.

Erst 1947 fand die gesamte Bibliothek eine neue Heimat, nämlich in der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, der heutigen Deutschen Sporthochschule in Köln. Dort wurde der Pauly-Band vermutlich als Doppelexemplar ausgemustert und gelangte so in den Antiquariatshandel. Nun schließt sich der Kreis, indem es künftig in Maulbronn aufbewahrt werden wird – dort, wo August Paulys klassische Bildung begann und revolutionäres Turnen der Körpererziehung diente.

(enz/Martin Ehlers und Markus Friedrich)

Kontakt:
Institut für Sportgeschichte Baden-Württemberg e.V.
Geschäftsstelle
Markus Friedrich, M.A., Leiter Dokumentations- und Archivierungsprojekte
Klosterhof 31
75433 Maulbronn
Tel: 07043-103-55
ifsg-friedrich@maulbronn.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 443/2016