Neue Moerser Stadtarchivarin will mehr mit Schulen zusammenarbeiten

„Archive sind keine geheimen Orte, an die niemand darf. Ich möchte, dass das Moerser Stadtarchiv noch stärker präsent ist.“ Die neue Stadtarchivarin Daniela Gillner setzt dafür beispielsweise auf mehr historische Bildungsarbeit und will die Einrichtung als bürgernahe Kultureinrichtung für Jedermann sichtbarer machen. Zum 1. Mai 2018 hat sie ihre neue Stelle im Eigenbetrieb Bildung angetreten.

Abb.: Die erste Betriebsleiterin Diana Finkele (l.) und Kulturdezernent Wolfgang Thoenes begrüßten Stadtarchivarin Daniela Gillner am neuen Arbeitsplatz. (Foto: pst)

„Ich bin sicher, dass sich auch Grundschüler für Archive interessieren. Sie müssen nur wissen, was sie dort suchen können“, sagte sie bei ihrer Vorstellung am 4.5.2018. Sie versteht das Archiv als Dienstleister nach innen (in die Verwaltung) und nach außen. Kooperationen, z. B. mit der Volkshochschule, dem Museum oder dem Grafschafter Museums- und Geschichtsverein, haben für sie eine große Bedeutung. Auch Soziale Medien und (Fach-)Portale sollen in Zukunft genutzt werden, um eine digitale Präsenz für das Stadtarchiv zu entwickeln.

Einführung der E-Akte
Ein weiterer Schwerpunkt wird das Thema Digitalisierung sein. „Die Einführung der E-Akte und eines Dokumentenmanagementsystems sind wichtige Aufgaben in den nächsten Jahren.“ Das seien „die besten Voraussetzungen, uns in die Zukunft zu führen“, erklärte die Erste Betriebsleiterin Diana Finkele. Daniela Gillner folgt auf Christoph Spilling, der das Amt knapp neun Jahre bekleidete. Der Erste Beigeordnete und Kulturdezernent Wolfgang Thoenes dankte ihm für die geleistete Arbeit. „Herr Spilling hat erfolgreich einen Umzug gemanagt und das Archiv neu aufgestellt. Danken möchte ich auch Alexander Borchert, der den Betrieb als ‚Leihgabe‘ des Museums einige Monate aufrechterhalten hat.“

Perfekte Rahmenbedingungen
Daniela Gillner wurde in Bochum-Wattenscheid geboren, wohnt aber seit vier Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern in Moers-Asberg. Zuvor war sie beim Archiv des Kreises Viersen tätig. Weitere Stationen waren das Stadtarchiv Krefeld und Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. Der erste Eindruck der 35-Jährigen in Moers ist durchweg positiv. „Die ersten Tage waren richtig gut. Und im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum haben wir die perfekten Rahmenbedingungen für ein Archiv.“

Kontakt:
Stadtarchiv Moers
Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum
Wilhelm-Schroeder-Straße 10
47441 Moers
Telefon: 0 28 41 / 201-737
Telefax: 0 28 41 / 201-760
Stadtarchiv@Moers.de

Quelle: Stadt Moers, Pressemitteilung, 8.5.2018

Leinennähzwirn nur noch auf Bezugsschein! – Aschaffenburger Schlaglicht Mai 1918

Seit dem hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs werden im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg monatlich wechselnde „Schlaglichter“ in Form einer kleinen Präsentation gezeigt. Ausgewählte Dokumente, Fotografien und Objekte, zumeist aus den Beständen des Archivs (und ab und an auch in Kooperation mit regionalen Sammlern und Heimatforschern) werden über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen gezeigt. Die jeweiligen Präsentationstexte sowie ausgewählte Bilder werden seit dem August 2014 über die Homepage des Archivs dokumentiert (Rückblick).

Das aktuelle Schlaglicht behandelt einen Aspekt der Mangelwirtschaft:

Die kriegsbedingte Mangelwirtschaft erfasste im vierten Kriegsjahr auch die allerletzten Lebensbereiche, neben Wohnraum mangelte es zunehmend auch an Bekleidung und Kurzwaren: Anfang Mai 1918 gab der Aschaffenburger Stadtmagistrat bekannt, dass an kinderreiche Familien Leinennähzwirn abgegeben werden könne. Für Baumwollfaden galt die Einschränkung, dass „Familien von 5 und mehr Köpfen, die ihren Baumwollnähfaden bis 17. Mai nicht abgeholt haben“ bei der Verteilung nicht berücksichtigt werden könnten.

Die bereits 1916 in Berlin eingerichtete Reichsbekleidungsstelle regelte die Verteilung der knappen Vorräte, die vor Ort durch die Kommunalverbände durchgeführt werden musste. Es wurden Bedarfsmengen ermittelt, Bezugsscheine und Kundenlisten erstellt, um zum Beispiel „nur solche Verbraucher zu berücksichtigen, die nach ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage und durch besonders starke Inanspruchnahme ihrer Kleidung (z.B. durch schwere Arbeit) Leinennähzwirn zur Instandhaltung der Kleidung besonders nötig haben.“

„Den Personen, die zum Bezuge eines Wickels Leinennähzwirn berechtigt sind, wird vom Magistrat ein mit roter Tinte geschriebener Bezugschein ausgestellt. Mit diesem Bezugschein begeben sich die betreffenden Personen in das Geschäft, wo sie den Faden kaufen wollten, und lassen sich dort in eine aufliegende Kundenliste eintragen. (…) Der Eintrag von Kunden die keinen vorschriftsmäßigen Bezugschein besitzen, ist verboten!“ schrieb die Verwaltung in einem Schreiben an die zum Verkauf zugelassenen Aschaffenburger Geschäfte, zu denen auch das „Kaufhaus Geschwister Mayer“ am Scharfen Eck, „Sailer & Dilsheimer“ am Herstallturm und in der Herstallstraße das „Kaufhaus Löwenthal“ gehörten.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: 06021 45 61 05 0
Telefax: 06021 / 2 95 40
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Neue Jahresausstellung im Stadtarchiv Plauen

“Trauer & Trost – 100 Jahre Hauptfriedhof in Fotografien und Dokumenten“

Die neue Jahresausstellung des Stadtarchivs Plauen zeigt einschlägige Exponaten und ein-drucksvolle Impressionen, ist damit nicht nur Rückblende, sondern zugleich Galerie, die den Blick auf einen besonderen Ort schärft. Zu sehen sind neben Fotografien aus der Zeit der Eröffnung des Hauptfriedhofs, historischen Zeichnungen und Plänen auch aktuelle Aufnahmen des Fotojournalisten Andreas Wetzel. Sie widerspiegeln den stimmungsvollen Wandel der Jahreszeiten in der Parklandschaft des Friedhofs.

Zahlreiche Besucher kamen zur Eröffnung der neuen Jahresausstellung zu 100 Jahre Hauptfriedhof ins Stadtarchiv.

Erinnert wird ebenso an das verheerende Explosionsunglück am 19. Juli 1918 in der Kartuschieranstalt der AEG in Plauen. Die Namen der Plauener Todesopfer und der im Ersten Weltkrieg gefallenen Plauener Soldaten wurden in ein Gedenkbuch geschrieben, dessen Seiten die Besucher digital betrachten können.

Das digitalisierte Totenbuch hält alle 301 Opfer dieser Brandkatastrophe zusammen mit allen Plauener Toten des Ersten Weltkrieges fest. Neben Name, Vorname und Todeszeitpunkt ist auch die Adresse der Gestorbenen in dem Buch festgehalten. Dass diese Publikation von jedem Besucher einzusehen ist und man die Seiten auch durchblättern kann, ist neuer Technik zu verdanken.

„Das ist unsere neue Medienstation“, berichtete Clemens Uhlig, der die Jahresausstellung vorbereitet hat. Die Medienstation werde künftig bei jeder Schau zum Einsatz kommen. Mit einem Wisch auf dem Bildschirm kann man vor- oder zurückblättern. Mit einem Tippen auf die Inhaltsangabe an der Seite kann man zu bestimmten Kapiteln oder in diesem Fall zu einem bestimmten Anfangsbuchstaben der Familiennamen vorspringen. Das Buch enthält 4100 Einträge.

Clemens Uhlig (links) und Andreas Wetzel haben die Ausstellung „Trauer & Trost“ wesentlich gestaltet. Foto: Brand-Aktuell

Clemens Uhlig hat einiges zusammentragen, um die Präsentation interessant zu machen. Selbst eine noch bis 1990 im Einsatz befindliche Urnendeckelprägemaschine ist ausgestellt. Das Gedicht eines Plauener Rechtsanwalts, der im Jahre 1915 im Krieg umgekommen ist und vorher noch diese Zeilen verfasste, kann man nachlesen. Die Original-Entwurfszeichnungen des Stadtbaurates und Architekten Wilhelm Goette aus dem Jahr 1912 sind zu sehen und vieles mehr.

Info:
Ausstellung vom 2. Mai 2018 bis 25. April 2019 im Stadtarchiv, Herrenstraße/Neues Rathaus. – Das Stadtarchiv Plauen versteht sich als die Informations- und Forschungsstätte für Stadt- und Regionalgeschichte der Stadt Plauen im Vogtland.

Öffnungszeiten des Stadtarchivs:
Dienstag von 9 bis 18 Uhr, Mittwoch von 9 bis 15 Uhr, Donnerstag von 9 bis 17 Uhr – außer an Feiertagen.

Kontakt:
Stadtarchiv Plauen
Eingang über Herrenstraße/
Neues Rathaus
Unterer Graben 1
08523 Plauen
Tel: 0 37 41 / 2 91 – 14 41
Fax: 0 37 41 / 2 91 – 3 14 41
stadtarchiv@plauen.de
www.plauen.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Plauen, Plauener Stadtnachrichten, 30.4.2018; Freie Presse, 28.4.2018

Coding da Vinci Rhein-Main 2018

Der Kultur-Hackathon Coding da Vinci Rhein-Main 2018 nimmt in seiner regionalen Ausrichtung diesmal die Rhein-Main-Region mit ihren Hochschul- und Universitätsstädten Aschaffenburg, Darmstadt, Frankfurt/Main, Gießen, Mainz, Offenbach, Wiesbaden und Worms in den Blick. Mit den Städten und ihrem reichen Umfeld von kulturwissenschaftlichen Instituten und Bildungseinrichtungen ist die Region ein idealer Standort für eine weitere Auflage des Kultur-Hackathons.

Aber warum überhaupt ein Kultur-Hackathon? Museen, Bibliotheken und Archive dieser Region verfügen gemeinsam über einen wertvollen Schatz: Ihre umfangreichen Datensammlungen zu den unterschiedlichsten Themen, also unser gemeinsames digitales Kulturerbe. Der breiten Öffentlichkeit ist dies meistens wenig bekannt. Der Kultur-Hackathon Coding da Vinci eröffnet die Möglichkeit, die Daten kennenzulernen, zu nutzen und damit neue Verbindung zwischen den Institutionen, ihrem kulturellen Erbe und der Öffentlichkeit herzustellen.

Was ist aber ein Kultur-Hackathon und was wird dabei getan? Die Teilnehmer*innen entwickeln ausgehend von Datensätzen, die die Kultureinrichtungen zur Verfügung stellen, gemeinsam in kleinen Teams Ideen, die innerhalb von wenigen Wochen bis zum lauffähigen Prototypen ausgearbeitet werden. Der freie und kreative Umgang mit unserem digitalen Kulturerbe steht dabei im Fokus. Die spannendsten Anwendungen, die aus diesem Kultur-Hackathon hervorgehen, werden schließlich in einer Preisverleihung in unterschiedlichen Kategorien prämiert.

Coding da Vinci Rhein-Main 2018 wird gemeinschaftlich von dem mainzed – Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften, der Universitätsbibliothek Mainz, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, dem Fachinformationsdienst Darstellende Kunst, der Deutschen Digitalen Bibliothek, der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, dem Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg, dem Historisches Museum Frankfurt, Wikipedia Frankfurt sowie dem NODE Forum for Digital Arts veranstaltet. Es ist der sechste Kultur-Hackathon der Reihe Coding da Vinci seit ihrer Gründung 2014.

Zeitplan:

  • Onboarding 18. Juni 2018
    Hochschule Mainz, Standort Campus Lucy-Hillebrand-Straße 2
  • Kick-Off
    27./28. Oktober 2018
    Universität Mainz
  • Sprint
    5 Wochen, um kooperativ Projekte umzusetzen
  • Preisverleihung
    01. Dezember 2018
    Mainz

Kontakt:
Projektkoordination:
Stephan Bartholmei (DDB), Anja Müller (digiS), Dominik Scholl (WMDE)
codingdavinci@zib.de

Per Mausklick zu Brunnen und Gedenkstätten

Der Enzkreis präsentiert ausgewählte Kleindenkmale online in seinem BürgerGIS

Unglaublich reich ist der Enzkreis an sogenannten Kleindenkmalen: Gedenktafeln, Hausinschriften und Brunnen innerhalb von Ortschaften, Wegkreuze, Unterstände und Steinbrücken in Feld, Wald und Flur. Sie alle erzählen spannende Geschichten aus der Vergangenheit – und helfen dabei, den Alltag unserer Vorfahren zu verstehen.

Abb.: Freuen sich über die Präsentation von Kleindenkmalen im BürgerGIS (v.l.n.r.): Markus Granget, Raphael Schenkel, Konstantin Huber und Helga Schröck (Foto: Enzkreis)

Der Enzkreis verfolgt schon seit vielen Jahren das Ziel, die Kleinode ins rechte Licht zu rücken und damit zu schützen.  Neuerdings werden nun über 300 ausgewählte Objekte auch im kreiseigenen Bürger-GIS präsentiert, das über die Startseite der Homepage des Landratsamtes (www.enzkreis.de) zu erreichen ist. Hier sind raumbezogene Daten und Informationen aus verschiedenen Bereichen des Landratsamts zu finden. Unter der Rubrik „Kultur und Denkmalpflege“ gibt es den Menüpunkt „Kleindenkmale“. Eingeteilt in neun Sachgruppen mit den entsprechenden Symbolen kann man sich Objekte zum Beispiel aus den Bereichen Landwirtschaft und Weinbau, Handwerk und Bergbau oder Ereignisse und Personen anzeigen lassen. „Per Mausklick auf das Symbol findet man dann Fotos und Hintergrundinformationen hinterlegt“, berichtet Markus Granget vom Vermessungs- und Flurneuordnungsamt des Enzkreises.

„Man darf allerdings nicht erwarten, hier alle weit über 5000 Kleindenkmale zu finden, die vor Jahren von ehrenamtlichen Heimatforschern kartiert und dokumentiert wurden. Wir haben eine repräsentative Auswahl getroffen“, erklärt Kreisarchivleiter Konstantin Huber.

  

Abb.: Zwei Kartenausschnitte aus dem BürgerGIS für den westlichen bzw. östlichen Enzkreis mit Symbolen verschiedener Kleindenkmaltypen (Foto: Enzkreis)

Im BürgerGIS steht ein Großteil der Objekte zur Verfügung, die auch in dem 2013 erschienenen Buch „Verborgene Schätze entdecken: Kleindenkmale im Enzkreis“ enthalten sind. Das Buch wurde von Dr. Catharina Raible verfasst und von Barbara Hauser aus Neuenbürg fotografisch gestaltetet. Die Auswahl und Aufarbeitung erfolgte durch den Konstanzer Studenten Raphael Schenkel, der ein zweimonatiges Praktikum im Kreisarchiv ableistete und dabei von Hubers Mitarbeiterin Helga Schröck betreut wurde. „Die Arbeit machte großen Spaß und brachte mir zugleich die Geschichte meiner Heimatregion näher“, berichtet der aus Pforzheim stammende Student. Die dann anknüpfende Umsetzung der Informationen in das BürgerGIS übernahm  schließlich  Markus Granget.

Landratsvize Wolfgang Herz, der als für den Denkmalschutz verantwortlicher Dezernent die Erfassung der Kleindenkmale und die spätere Publikation bereits von den Anfängen im Jahr 2002 an begleitet hatte, freut sich: „Mit dieser zeitgemäßen Präsentation im WebGIS schaffen wir ein Stück „digitale Heimat“ und laden herzlich dazu ein, zunächst elektronisch und dann in natura in- und außerhalb der Ortschaften des Enzkreises auf Entdeckungstour zu gehen.“ Für Fragen und Hinweise steht das Kreisarchiv des Enzkreises gerne zur Verfügung.

Kontakt:
Enzkreis, Kreisarchiv und Kultur
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Tel. 07231 308-1668
kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 102/2018, 12.4.2018

Der Tod Hans Wiesners an der Westfront – Aschaffenburger Schlaglicht April 1918

Seit dem hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs werden im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg monatlich wechselnde „Schlaglichter“ in Form einer kleinen Präsentation gezeigt. Ausgewählte Dokumente, Fotografien und Objekte, zumeist aus den Beständen des Archivs (und ab und an auch in Kooperation mit regionalen Sammlern und Heimatforschern) werden über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen gezeigt. Die jeweiligen Präsentationstexte sowie ausgewählte Bilder werden seit dem August 2014 über die Homepage des Archivs dokumentiert (Rückblick).

Das aktuelle Schlaglicht behandelt den Tod Hans Wiesners an der Westfront:

Hans Wiesner auf einem
vom Aschaffenburger Foto-
Atelier Samhaber
angefertigten Foto,
um 1914 (Privatbesitz)

Am Ostersonntag, den 1. April 1918 schrieb der Stabsarzt Bausewein an seinen Aschaffenburger Kollegen Bernhard Wiesner: „Im Auftrage Ihres Herrn Sohnes muss ich Ihnen leider heute die Nachricht von seiner Verwundung machen. Am 31. III. wurde er an seinem Unterstande von einem in etwa 50 m Entfernung einschlagenden Geschoss durch Splitter an der linken Brustseite, hintere Achsellinie etwa Höhe der 8.-10. Rippe verwundet.“

Diese Nachricht von der Westfront traf erst eine Woche später, am 8. April mit der letzten Post in Aschaffenburg ein. Bernhard Wiesner und seine Frau Elisabeth schrieben umgehend an ihre sechzehnjährige Tochter Marielies, die in Regensburg zur Schule ging: „Da bis jetzt noch keine Nachrichten aus dem Feldlazarett da sind, hoffen wir, daß Hans am Leben bleibt. Sobald wir wissen, wo er liegt, will Vater sehen, die Erlaubniß zur Hinreise zu erhalten.“

Zwei Tage später erfuhr Marielies durch einen weiteren Brief der Mutter vom Tod Ihres älteren Bruders. „Es ist ganz unfassbar und doch ist es ganz wahr: Unser lieber guter Hans ist tot“, schreibt Elisabeth Wiesner und vertraut ihrer Tochter an: „Erinnerst du Dich, daß wir am Ostermontag in der Agathakirche waren. Wir knieten seitlich nahe beim Predigtstuhl. Da mitten im Gottesdienst stand auf einmal Hans vor mir ganz blutüberlaufen. Ich bin entsetzlich erschrocken, habe dabei nur das Gefühl gehabt – o Gott, unserem Hans ist etwas passiert und habe hierauf nur mehr für ihn bitten und flehen können, der l[ie]b[e] Gott möge sich seiner erbarmen und ihn nicht ohne vorherige Aussöhnung mit Ihm aus dem Leben scheiden lassen.“

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: 06021 45 61 05 0
Telefax: 06021 / 2 95 40
stadtarchiv@aschaffenburg.de
www.archiv-aschaffenburg.de

Hessische Kommunalarchivare wählten neuen Vorstand

Der Verband hessischer Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare e.V. (VhK) wählte bei seiner Jahreshauptversammlung in Mörfelden-Walldorf den Limburger Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker zum neuen Vorsitzenden. Er löst Dr. Irene Jung (Stadtarchiv Wetzlar) ab, die nach 15 Jahren im Amt nicht erneut kandidierte. Waldecker steht damit künftig an der Spitze eines Verbandes mit mehr als 100 persönlichen und institutionellen Mitgliedern, zu dessen Aufgaben die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Gemeinde-, Stadt- und Kreisarchiven gehört. Zweimal jährlich werden Fachtagungen durchgeführt.

Abb.: (v. l. n. r.) Die scheidende Vorsitzende Dr. Irene Jung (Stadtarchiv Wetzlar), Kassierer Lutz Schneider (Stadtarchiv Friedberg), der neue Vorsitzende Dr. Christoph Waldecker (Stadtarchiv Limburg) und Schriftführerin Sabine Raßner (Kreisarchiv Gießen).

Dem neuen Vorsitzenden zur Seite steht die Schriftführerin Sabine Raßner M.A. (Kreisarchiv Gießen) sowie der neu gewählte Kassierer Lutz Schneider M.A. (Stadtarchiv Friedberg/Hessen). Die bisherige Kassiererin Ilse Reinholz-Hein (Gemeindearchiv Buseck) hatte ebenfalls auf eine erneute Kandidatur verzichtet.

Dem Verband beitreten kann jede Person, die in einem hessischen Kommunalarchiv haupt-, neben- oder ehrenamtlich tätig ist sowie jedes hessische Kommunalarchiv.

Verbandsanschrift:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
Stadtarchiv
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel.: 06431/203368
Fax: 06431/5843947
info@vhka.de

Archiv und Wirtschaft 1/2018

Die neue Ausgabe (1/2018) von „Archiv und Wirtschaft„, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., beinhaltet u.a. einen Bericht über die Entwicklung des Vereinsarchivs des FC Schalke 04 sowie einen kurzen Beitrag über die Bedeutung des neuen deutschen Kulturgutschutzgesetzes für die Wirtschaftsarchive.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 1/2018

AUFSÄTZE

Christine Walther: Das Vereinsarchiv des FC Schalke 04. Geschichte und Entwicklung (6-13)

Sigrun Lehnert: Innerdeutscher Handel in Messeberichten der Kino-Wochenschau Ost–West (1950–1965) (14-29)

BERICHTE

Martin L. Müller: Das neue deutsche Kulturgutschutzgesetz und seine Bedeutung für die Wirtschaftsarchive (29-30)

Andrea Hohmeyer: Wie gelangt ein Unternehmensarchiv ins Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes? (30-31)

Maria Hauff: „Mit offenen Augen. Max Näders Fotografien der Fünfziger Jahre“. Das Ottobock Firmen- und Familienarchiv zeigt den Unternehmer Max Näder von einer bislang unbekannten Seite (32-36)

Manfred Rasch: 40 Jahre Treffen der Ruhrgebietsarchivare (37-38)

Regina Reichardt und Katharina Seeber: 86. VdW-Lehrgang „Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen)“ vom 1. bis 6. Oktober 2017 in Basel (39-42)

REZENSIONEN

Hartmut Berghoff and Adam Rome (Ed.): Green Capitalism? Business and the Environment in the Twentieth Century (Dirk Wiegand) (43-44)

Thomas Klingebiel: Curt Mast. Ein Unternehmer in der Politik (Martin Henkel) (44-47)

Marcus Stumpf und Katharina Tiemann (Hrsg.): Fotos und Filme im Archiv – von analog bis digital. Beiträge des 25. Fortbildungsseminars der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) in Erfurt vom 23.–25. November 2016 (Britta Hafiz) (47-48)

Nachrichten (49)

Rezensionsliste (50-51)

Impressum (56)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)30-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

100 Jahre Hans Gasparitsch

Widerstandskämpfer und ehemaliger Häftling der KZ Dachau und Buchenwald

Am 30. März 2018 wäre der Widerstandskämpfer und ehemalige Häftling der KZ Dachau und Buchenwald, Hans Gasparitsch, 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums haben Christoph Leclaire und Ulrich Schneider im Auftrag der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis eine Dokumentation über ihn vorgelegt.

Im Vordergrund steht dabei Hans Gasparitschs Widerstand als Jugendlicher mit der „Gruppe G“ (= Gemeinsam) gegen den Nationalsozialismus sowie seine 10-jährige Haftzeit, berichtet wird aber auch über sein Leben in der Nachkriegszeit und sein vielfältiges antifaschistisches Engagement. Zeitlebens hatte er vor Nationalismus, Antisemitismus und der Feindlichkeit gegenüber anderen Völkern, Religionen und Kulturen gewarnt.

Die 76-seitige, farbig gedruckte Broschüre beinhaltet neben einem umfangreichen Interview verschiedene Beiträge von und zu Hans Gasparitsch sowie zahlreiche, teilweise wenig bekannte bzw. erstmalig veröffentlichte Dokumente und Fotos – insbesondere aus seinem Nachlass im Stadtarchiv Stuttgart und vom Internationalen Suchdienst (ITS) in Bad Arolsen.

Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit
Sigrid Olmsted-Gasparitsch und Lilo Gasparitsch

100 Jahre Hans Gasparitsch:
Biographien von Antifaschisten – heute notwendiger denn je
Ulrich Schneider

Zeitzeugengespräch mit Hans Gasparitsch – Wider das Vergessen
Interview von Christoph Leclaire (1996)

Hans Gasparitsch – ein menschlicher Mensch
Ein persönliches Erinnern von Christoph Leclaire

Hans Gasparitsch – ein Stuttgarter Antifaschist
Janka Kluge

Texte von Hans Gasparitsch

  • Erinnerungen an Buchenwald aus „Die Schicksale der Gruppe G“ (1947)
  • Brief an den Stuttgarter Stadtpfarrer  (1948)
  • Student in der DDR (1952)
  • Professor Niethammers Wissenschaft: „Der gesäuberte Antifaschismus“ – von einem Buchenwalder durchgeackert (1995)
  • Gedenkstätten im Konflikt der Zeit (1997)

Hans Gasparitsch – Chronologie seines Lebens 1918-2002

Die Broschüre „Hans Gasparitsch – Widerstandskämpfer und ehemaliger Häftling der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald“ ist für 5,00 Euro (zuzüglich Versandkosten) erhältlich:
bei der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V. (lag-buch@muenster.org)
im Buchhandel (ISBN 978-3-931999-24-7; Ruhr Echo Verlag Bochum)

Quelle: Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis e.V.; Stuttgarter Zeitung, 2.4.2018

Feldverwendungsfähig! – Aschaffenburger Schlaglicht März 1918

Seit dem hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs werden im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg monatlich wechselnde „Schlaglichter“ in Form einer kleinen Präsentation gezeigt. Ausgewählte Dokumente, Fotografien und Objekte, zumeist aus den Beständen des Archivs (und ab und an auch in Kooperation mit regionalen Sammlern und Heimatforschern) werden über einen Zeitraum von jeweils vier Wochen gezeigt. Die jeweiligen Präsentationstexte sowie ausgewählte Bilder werden seit dem August 2014 über die Homepage des Archivs dokumentiert (Rückblick).

Das aktuelle Schlaglicht behandelt die Reklamation des Kanzlisten Bartholomäus Buckreuß:

Buckreuß ist feldverwendungsfähig! oder „Die Reklamation des Kanzlisten Buckreuß, ‚damit wir nicht hinter der Front zusammenbrechen‘!“

Bartholomäus Buckreuß, seit 1909 bei der Stadt Aschaffenburg als Kanzlist beschäftigt, hatte ab August 1914 als Offizierstellvertreter des 8. Reserve-Infanterie-Regiments im Felde gestanden und im Sommer 1917 schwere Verwundungen in der Schlacht von Flandern davongetragen. Als „felddienstuntauglich“ setzte ihn die Militärverwaltung zunächst in der Schreibstube des Regiments in Pirmasens ein und beurlaubte ihn anschließend von Oktober 1917 bis Februar 1918 „zur Dienstleistung“ nach Aschaffenburg.

Während dieser Zeit setzte sich der Aschaffenburger Oberbürgermeister für ein Entlassungsverfahren ein, das im Februar 1918 durch das Reserve-Infanterie-Regiment abgewiesen wird. Im März 1918 wendet er sich nochmals an die vorgesetzte Behörde und schildert die desolate Lage der Stadtverwaltung Aschaffenburg: Die Kanzlei „führt (…) den gesamten Sitzungsdienst, besorgt den ganzen Einlauf und Auslauf und (…) ist also für das Amt also das, was der Feldwebel für die Kompanie oder der Adjudant für das Bataillon ist: Die rechte Hand für den Amtsvorstand.“ Außerdem obliege der Kanzlei die Bearbeitung von „Schulsachen, Bausachen, eine Menge polizeilicher Konzessionssachen, ferner wichtige finanzielle Geschäfte“, in die er Buckreus eingewiesen habe. „Die Registraturen und Referatszuständigkeiten muß jemand beherrschen. Da wurde Buckreus nun gerade im Moment des gänzlichen Ausscheidens des Kanzleirates einberufen und zurückbehalten. Zugleich erkrankte der (…) Expedient Stürmer und nunmehr arbeitet dieses wichtige Referat mit einem ganz jungen Kanzleigehilfen und einem Fräulein! Dies das wichtigste Referat einer Stadt von 30.000 Einwohner im Weltkriege!“

Abb.: Ansicht des Aschaffenburger Rathauses in der Dalbergstraße, undatiert, Stadt- und Stiftsarchiv, Fotosammlung

„Ich finde keine Möglichkeit der Schilderung des Ernstes und der Mißlichkeit einer solchen Lage! Mein ganzes Personal ist heruntergeschunden, auf die Hälfte zusammengeschrumpft, Ersatz für diese Stelle kann ich weder im Hause noch außerhalb desselben finden“, führt Oberbürgermeister Matt aus und bemerkt schließlich: „Ich verkenne nicht die (…) militärischen Forderungen, bitte aber doch dringendst solchen Verhältnissen, wie sie hieramts herrschen, zu steuern, damit wir nicht hinter der Front zusammenbrechen.“

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