Aschaffenburgs Stadtarchiv Mainzer Zeit wird digitalisiert

Drei Förderungen aus Würzburg, Berlin und Bonn für den Weg ins digitale Zeitalter.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg für die Jahre 2023 und 2024 Fördermittel in Höhe von knapp 117.000 € zur Verfügung gestellt. Hiermit soll der für die Aschaffenburger Stadtgeschichte vom 15. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts grundlegende Archivbestand Stadtarchiv Mainzer Zeit komplett digitalisiert werden.


Abb.: Reisen und Übernachten um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Aus einem Verzeichnis der Schildwirtschaften mit festgesetzten Preisen für Übernachtung für die Zimmer und Verköstigung sowie Stallgeld für Pferde, vom 10. August 1749 (Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Bestand Stadtarchiv Mainzer Zeit, Nr. 32)

Geplant ist danach auch die umfassende Online-Verfügbarmachung, wie der zuständige Referent, Bürgermeister Eric Leiderer, betont: „Das Stadtarchiv Mainzer Zeit ist ganz grundlegend für die Erforschung der Stadtgeschichte. Neben dem historischen Stiftsarchiv, das bereits seit einiger Zeit – aufgrund einer Förderung des Freistaats Bayern – teilweise digital im Portal bavarikon verfügbar ist, ist das Stadtarchiv Mainzer Zeit der zweite bedeutende historische Altbestand, der in absehbarer Zeit überall online abrufbar und nutzbar sein wird.“ Leiderer verweist dabei auch auf die früheren finanziellen Unterstützungen für das Stadtarchiv Mainzer Zeit: „Der Bezirk Unterfranken hat über die Unterfränkische Kulturstiftung die Basis gelegt, indem die inhaltliche Aufbereitung gemeinsam mit der Stadt Aschaffenburg gefördert worden ist; die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts hat die konservatorische Vorbehandlung des Stadtarchivs mitfinanziert. Ich danke in beiden Fällen sehr herzlich für diese Unterstützung.“

Wie Aschaffenburgs Archivdirektor Dr. Joachim Kemper ausführt, seien die Erschließung und konservatorische Bearbeitung des Stadtarchivs Mainzer Zeit Voraussetzungen gewesen, um den Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft überhaupt stellen zu können. Kemper: „Der DFG-Antrag war nach wissenschaftlichen Kriterien und mit Blick auf Fragen der Informationswissenschaft in einem mehrmonatigen Prozess im letzten Jahr erarbeitet worden. Wir danken den Unterstützer*innen des Antrags sehr, die im Verlauf des Projekts letztlich auch Kooperationspartner sein werden – angefangen von verschiedenen universitären Lehrstühlen und Professor*innen in Mainz, über Forschungsinstitute, bis hin zu Archiven. Aschaffenburg war vor seiner bayerischen Zeit eine bedeutende Residenzstadt der mächtigen Mainzer Kurfürsten. Es ist ein großes Glück und angemessen, dass die historische Überlieferung der Residenzstadt Aschaffenburg durch die Digitalisierung gesichert und digital verfügbar gemacht werden wird!“

Zum Hintergrund:
Das Projekt „Digitalisierung eines historischen Kernbestandes: Das „Stadtarchiv Mainzer Zeit (SMZ)“ wird seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Programm „Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme“ gefördert. Die Digitalisierung wird in den Jahren 2023 und 2024 erfolgen. Die DFG ist die größte fachübergreifende Förderinstitution für die Wissenschaften in Deutschland. Der Etat beträgt jährlich über 3 Milliarden Euro. Die DFG wird größtenteils über die Bundesrepublik Deutschland sowie anteilig auch über Ländermittel finanziert.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Telefon: +49 6021 4561050
Telefax: +49 6021 29540
stadtarchiv@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilung, 4.8.2022

Notfallverbund Würzburg gegründet

Eine Vereinbarung zum sogenannten „Notfallverbund Würzburg“ haben die Träger der vier großen Würzburger Archive im Wenzelsaal des Würzburger Rathauses unterzeichnet. Dabei handelt es sich um das Bistum Würzburg für seine Einrichtung Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg, den Freistaat Bayern, vertreten durch die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, für das Staatsarchiv Würzburg, die Stadt Würzburg für das Stadtarchiv Würzburg sowie die Universität für das Universitätsarchiv Würzburg.


Abb.: (Nicht nur) Würzburger Archivarinnen und Archivare bei der Unterzeichnung der Vereinbarung – von links: Dr. Marcus Holtz, Leiter des Unversitätsarchives, Dr. Jürgen Vorndran, Generalvikar der Diözese Würzburg, Dr. Margit Ksoll-Macron, Generaldirektorin der staatlichen Archive Bayerns und Achim Könneke, Kulturreferent der Stadt Würzburg (Foto: Christian Weiß)

Mit diesem Schritt erklären die Beteiligten unter Beibehaltung ihrer rechtlichen, institutionellen und inhaltlichen Eigenständigkeit, wie es in der Vereinbarung heißt, im Notfall ihre personellen und sachlichen Ressourcen zu bündeln und die zum Schutz des Kulturgutes zu leistenden Aufgaben in gegenseitiger Unterstützung zu bewältigen.

Im Jahr 2007 wurde, befördert durch den Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, ein erster Notfallverbund in Weimar gegründet, dem in den Jahren darauf nicht zuletzt unter dem Eindruck des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs 2009 zahlreiche weitere Verbünde in ganz Deutschland folgten.

Zielsetzung dieser Verbünde ist die gegenseitige personelle, materielle und technische Unterstützung bei außerordentlichen Schadensereignissen durch Wasser, Brand, Unwetter, technische Defekte, äußere Gewalt und andere unvorhersehbare Geschehnisse, die mit eigenen Mitteln nicht mehr bewältigt werden können.

Dafür sind auch beim „Notfallverbund Würzburg“ regelmäßige Treffen vorgesehen, um sich gemeinsam präventiv auf einen Notfall vorzubereiten. Hierzu wird der Austausch zu einrichtungsspezifischen Notfallmaßnahmen ebenso gehören wie die gemeinsame Durchführung von Notfall- und Bergungsübungen mit den Gefahrenabwehrbehörden vor Ort.

Viele Träger und Verbände von Bibliotheken sind nicht wirklich auf Katastrophen wie den Brand der Herzogin Amalia Bibliothek in Weimar oder den Einsturz des Archivs in Köln vorbereitet, so Achim Könneke, Kulturreferent der Stadt Würzburg: „Es wird höchste Zeit, planvoll Strukturen für präventiven Kulturgutschutz zu entwickeln.“ Denn Archive wie beispielsweise das Stadtarchiv fungieren als Gedächtnis der Stadt und Stadtgesellschaft.

So werde die überaus bewegte Geschichte Würzburgs beispielsweise als Residenzstadt des Hochstifts erfahrbar gemacht. Viele der Archivalien tragen dabei einzigartige Informationen in sich und zeichnen sich durch besondere Materialien oder Kunstfertigkeit aus. Deshalb zählt die Bestandserhaltung der Archive zu ihren wichtigsten Aufgaben. „Mit der Vertragsunterzeichnung wurde hier ein weiterer wichtiger Schritt getan.“

Quelle: Stadt Würzburg, Aktuelle Pressemitteilung, 31.7.2022

Kreisarchiv des Enzkreises erschließt Aktenbestand der Ausgleichsämter

„Wir freuen uns, wieder ein Puzzleteil in unsere Aktenbestände einfügen zu können“ berichtet Heike Sartorius, Diplom-Archivarin beim Kreisarchiv des Enzkreises. Sie spricht vom frisch erschlossenen Aktenbestand der ehemaligen Ausgleichsämter für die Gemeinden im heutigen Enzkreis, den der Historiker Dr. Volker Ziegler in den vergangenen Monaten für das Kreisarchiv bearbeitet hat. Die Ausgleichsämter waren bundesweit auf Grundlage des Lastenausgleichsgesetzes von 1952 auf Ebene der Land- und Stadtkreisverwaltungen gebildet worden. Menschen, die Kriegsschäden erlitten hatten, sollten auf diesem Wege finanzielle Entschädigung erhalten.


Abb.: Dr. Volker Ziegler und Archivarin Heike Sartorius – hier im Magazinbereich des Kreisarchivs des Enzkreises – haben sich um die Erschließung des interessanten Aktenbestandes der Ausgleichsämter gekümmert (Bild: Enzkreis; Fotografin: Nicole Sickinger)

Die Unterlagen, die im Jahr 2016 zur dauernden Aufbewahrung an das Kreisarchiv abgegeben worden waren, stammen aus dem Zeitraum ab den 1940er Jahren bis etwa 1975. Dabei handelt es sich vor allem um Akten zur Entschädigung von Kriegssachschäden, die in Enzkreis-Gemeinden entstanden, aber auch zu Aufbaudarlehen für die gewerbliche Wirtschaft, freie Berufe und die Landwirtschaft, die einen Blick in die Maßnahmen des Wiederaufbaus ermöglichen. Sehr umfangreich sind die Teilbestände der Flüchtlingsausweise mit Antragstellern aus den Ausgleichsämtern der Landkreise Leonberg, Pforzheim und dem Enzkreis. „Weniger umfangreiche, aber nicht weniger wichtige Unterlagen wurden zum Beispiel zum Soforthilfegesetz, zum Häftlingshilfegesetz und Kriegsgefangenen-Entschädigungs-gesetz sowie zum Währungsausgleich für Sparguthaben Vertriebener überliefert“, erläutert Sartorius, die die Erschließung des Aktenbestandes begleitet hat.

Bei der Auflösung des Ausgleichsamts 2015 gingen die Unterlagen zu Vertreibungsschäden an das Bundesarchiv, weshalb Teile aus Akten dafür herausgelöst wurden. So gelangte der Teil einer Akte, die den Vertreibungsschaden behandelte, an das Bundesarchiv nach Bayreuth; der andere Teil, der zum Beispiel das Aufbaudarlehen betraf und sich damit auf den aktuellen Wohnort des Heimatvertriebenen bezog, an die kommunalen Archive. Die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge finden im vorliegenden Archivbestand trotzdem einen gewissen Niederschlag, etwa bei den Aufbaudarlehen oder beim Währungsausgleich für Sparguthaben Vertriebener, vor allem aber bei den Akten zu den Flüchtlingsausweisen.

„Allerdings gibt es einen Wermutstropfen für alle, deren Interesse geweckt wurde, einmal im Archivbestand zu schnuppern: Die Einsichtnahme in die Unterlagen ist derzeit in den meisten Fällen nicht möglich. Das liegt daran, dass hier die vorgeschriebenen Schutzfristen für personenbezogenes Schriftgut noch nicht abgelaufen sind“, wie Sartorius betont. Die Erstellung eines Findbuches – auch zur Online-Recherche – sei jedoch geplant. Für Anfragen können sich Interessierte gerne per Mail an das Kreisarchiv wenden. Dort wird dann geprüft, ob in Ausnahmefällen ein Antrag auf Verkürzung der Schutzfristen gestellt werden kann.

„Wie aktuell Geschichte ist, zeigt heute das unfassbare Ausmaß an Zerstörungen von Gebäuden, Infrastruktur und vor allem an Menschenleben in der Ukraine“, so Heike Sartorius abschließend. „Bei Beginn der Aktenbearbeitung lag uns ein historischer Bestand vor, der uns aus der Vergangenheit erzählte. Nun, nach Ende der Erschließung, erfährt dieser Bestand eine Aktualität, die niemand erwartet und gewünscht hätte.“

Hintergrundinformationen zur Geschichte der Ausgleichsämter:
Auf Grundlage des Lastenausgleichsgesetzes von 1952 bildeten sowohl die Stadt Pforzheim als auch der damalige Landkreis Pforzheim zunächst eigene Ausgleichsämter, die unabhängig voneinander existierten. Auch die Kreisverwaltungen Calw, Leonberg und Vaihingen richteten Ausgleichsämter ein. Im Zuge der Kreisreform 1973 wurde der ehemals badische Landkreis Pforzheim aufgelöst und unter Eingliederung von Gemeinden aus den einst württembergischen Landkreisen Calw, Leonberg und Vaihingen der größere Enzkreis gebildet. In diesem Zusammenhang wurden Akten aus den aufgelösten Ausgleichsämtern Calw, Leonberg und Vaihingen in das Ausgleichsamt des Enzkreises übernommen.

1976 erfolgte die Zusammenlegung des Ausgleichsamtes des Enzkreises mit dem des Stadtkreises Pforzheim zum „Gemeinsamen Ausgleichsamt für die Stadt Pforzheim und den Enzkreis“, das seither bei der Stadtverwaltung untergebracht ist. Dieses wiederum wurde zum 31. Dezember 2015 aufgelöst, die Unterlagen an verschiedene Stellen – darunter auch das Kreisarchiv – abgegeben und eine Abwicklungsstelle beim Jugend- und Sozialamt der Stadt Pforzheim eingerichtet.

Kontakt:
Enzkreis – Stabsstelle Kreisarchiv
Östliche Karl-Friedrich-Straße 58
75175 Pforzheim
Telefon: 07231 308-9423
kreisarchiv@enzkreis.de

BLHA Potsdam stellt Kirchenbuchduplikate online

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv hat seine Kirchenbuchduplikate (1794-1874) digitalisiert und online gestellt. Mit rund 500.000 Seiten ist ein großer Teil dieser wichtigen familien- und sozialgeschichtlichen Quelle für Brandenburg online verfügbar.


Abb.: Handschriftliche Eintragungen in einem Kirchenbuchduplikat (Foto: BLHA Potsdam)

Die Kirchenbuchduplikate im Landeshauptarchiv Potsdam ersetzen in vielen Fällen verlorene Originale und haben dadurch unschätzbaren Wert. Sie enthalten Tauf-, Trau- und Bestattungsregister sowie Konfirmanden- und Kommunikantenlisten für etwa 1.900 Orte im Land Brandenburg und in heute polnischen Teilen der ehemaligen Provinz Brandenburg.

Die Duplikate sind in der Archivdatenbank des Landeshauptarchivs zu finden. Bei der Verwendung der digitalisierten Aktenbände ist zu beachten, dass die Bände Duplikate mehrerer Gemeinden oder Orte enthalten können. Aktualisierte Informationen zur Bestandsgeschichte, zur Verzeichnung und zur Benutzung findet man in der Bestandseinleitung.

Zur besseren Orientierung und Recherche im Bestand steht auch das Verzeichnis Brandenburgischer Kirchenbuchduplikate 1794-1874 zum Herunterladen zur Verfügung. Das Verzeichnis bietet einen detaillierten Nachweis der im Archiv als Duplikat erhaltenen Jahrgänge.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam
(Postanschrift: Postfach 600449, 14404 Potsdam)
Telefon: +49 (0) 331 5674-0
Telefax: +49 (0) 331 5674-212
poststelle@blha.brandenburg.de
https://blha.brandenburg.de/

Quelle: BLHA Potsdam, Aktuelles, 1.8.2022

Unterstützung bei der Familienforschung im Stadtarchiv Korschenbroich

Wer die eigene Familiengeschichte erforschen möchte und dabei Unterstützung sucht, kann seit Anfang Juli 2022 ein neues Angebot im Stadtarchiv Korschenbroich nutzen: Jeden ersten Mittwoch im Monat stellt Herbert Mülfarth von 9 bis 12 Uhr sein Wissen zur Verfügung und hilft bei der Recherche.

Herbert Mülfarth (Foto) ist selbst seit 1978 begeisterter Ahnenforscher. Damals gab eine Erbschein-Angelegenheit den Anstoß, sich in Archiven schlau zu machen. Seine Leidenschaft war geweckt und führte ihn schließlich zum Geschichtsverein Grevenbroich, in dem es einen entsprechenden Arbeitskreis gibt. Mitglieder dieser Gruppe haben bereits in den vergangenen Jahren im Korschenbroicher Archiv segensreiche Arbeit geleistet und die Daten aus Personenstandsbüchern digitalisiert. Dies bringt eine enorme Erleichterung für Forschende mit sich: Aus ersten Anhaltspunkten – wie etwa dem Namen oder Geburtsdatum der gesuchten Person – erschließen sich schnell weitere Daten und familiäre Zusammenhänge.

„Besonders am Korschenbroicher Archiv ist, dass unsere Daten bis 1798 zurückreichen“, erklärt Mitarbeiter Pascal Hiller. Sie kommen ins Archiv, sobald eine Person aus dem Stadtgebiet entweder vor 110 Jahren dort geboren oder vor 30 Jahren gestorben ist – oder eine Eheschließung 80 Jahre zurückliegt. „Über diese Lebensdaten hinaus ist es natürlich sehr spannend, mehr über die Berufe der Gesuchten herauszufinden“, weiß Herbert Mülfarth. Sobald man mehr über die Lebensumstände, den Wohnort oder die Einkommenssituation wisse, entstehe ein differenzierteres Bild über beispielsweise die Urgroßeltern und damit letztlich auch über die eigenen Wurzeln.

Private Familienforschung macht den Großteil der Anfragen im Korschenbroicher Stadtarchiv aus, weiß Mitarbeiterin Christiane Mittermaier. „Nur etwa zu einem Fünftel geht es um praktische Rechtsfragen, die beispielsweise in Erbfällen meist von speziellen Büros an uns herangetragen werden.“

Wer sich gemeinsam mit Herbert Mülfarth in die eigene Familiengeschichte in der Stadt Korschenrboich eintauchen möchte, kann sich zur Sprechstunde anmelden unter der Geschichtsverein-Mailadresse familienforschung-korschenbroich@web.de. Die Ergebnisse einer Recherche werden den Suchenden übrigens kostenfrei zur Verfügung gestellt, der Ausdruck einer entsprechenden Urkunde o.ä. ist gegen eine Schutzgebühr möglich.

Kontakt:
Stadtarchiv Korschenbroich
Sebastianusstraße 1
41352 Korschenbroich
stadtarchiv@korschenbroich.de

Quelle: Stadt Korschenbroich, 24.6.2022; News 89.4, 27.7.2022

Ölbronns schwärzester Tag: Das Blutbad von 1622

Im Jahr 1622 hat das württembergische Dorf Ölbronn (heute im Enzkreis gelegen) den wohl schwärzesten Tag seiner Geschichte erlebt: Bei einem Blutbad während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) mussten viele Männer, Frauen und Kinder ihr Leben lassen, Ölbronn wurde nahezu vollständig zerstört.

Obwohl die Quellen nicht immer ganz eindeutig waren, haben sich der Kreisarchivar des Enzkreises, Konstantin Huber, und ein Team aus dem Landratsamt des historischen Themas angenommen, das Huber bei einem Vortrag am 20.7.2022 im Rathaus Ölbronn präsentierte.

Am 13.7.1622, vor genau vierhundert Jahren, wurde das Dorf mit seinerzeit rund 500 Einwohnern von russischen und/oder kroatischen Soldaten dem Erdboden gleichgemacht. Als Auslöser für die Zerstörung des
Fleckens durch brandschatzende, plündernde und mordende Soldaten wird häufig die vorherige Ermordung eines Offiziers der kaiserlichen Armee angeführt, gleichsam als Vergeltungsmaßnahme. Zweifelsfrei belegen lässt sich dies indes nicht mehr.

Die Grundlagen des Vortrags bildeten sowohl die Ortschronik Haßpachers als auch Hubers ausführliche Recherchen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Die Kirchenbücher in Ölbronn und den Nachbargemeinden, die für die historische Forschung sehr wertvoll gewesen wären, haben den Dreißigjährigen Krieg nicht überstanden.

Unmittelbar vor der Veranstaltung enthüllten Ölbronns stellvertretender Bürgermeister Helmut Schneider und Konstantin Huber eine Gedenktafel am Haupteingang des Rathausgebäudes. Eine Ausstellung im Landratsamt des Enzkreises mit Begleitbuch, gesponsert von der Sparkasse Pforzheim, sowie ein elektronisches Geschichtsportal sollen folgen.

Kontakt:
Enzkreis – Stabsstelle Kreisarchiv
Östliche Karl-Friedrich-Straße 58
75175 Pforzheim
Telefon: 07231 308-9423
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Mühlacker Tagblatt, 21.7.2022; Pforzheimer Zeitung, 22.7.2022; PK, 16.7.2022; Pforzheimer Zeitung, 15.7.2022

Neue Leiterin des Kreisarchivs im Odenwald

Archivarinnen und Archivare denken meist in großen Zeiträumen. Auch die neue Odenwald-Kreisarchivarin Stephanie Goethals. Doch es ist nicht der Blick zurück auf Archivalien früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte, der sie zuallererst beschäftigt, sondern der Blick nach vorn: „Sagen wir, im Jahr 2050 will ein Klimaforscher den Zusammenhang von Niederschlagsmenge und Baumbestand im Odenwald im Jahr 2020 untersuchen. Was er dazu braucht, sind digital vorliegende Daten – die sind aber bei uns noch nicht archiviert.“


Abb.: Von Aschaffenburg in den Odenwald: die neue Kreisarchivarin Stephanie Goethals im Lesesaal des Kreisarchivs (Foto: Odenwaldkreis).

Die Betonung in diesem Satz liegt auf „noch“, denn genau das wird eine wichtige Aufgabe von Goethals sein, die ihren Dienst am 1.7.2022 begonnen hat: das Kreisarchiv Odenwaldkreis in Erbach digital aufzustellen. Das hat sie bereits in ihren vorigen Stellen als Leiterin des Stadtarchivs Pfungstadt (1995 bis 2012) und als Archivarin im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg (2012 bis 2022) gereizt, so dass sie entsprechende Kenntnisse mitbringt.

Dass es in der Kreisverwaltung bereits ein digitales System der Aktenverwaltung gibt, auf dem sie aufbauen kann, hat Goethals motiviert, sich auf die Stelle der Kreisarchivarin zu bewerben. Nun gilt es, aus den allerersten Schritten, die bereits gemacht wurden, Stück für Stück ein digitales Archivsystem aufzubauen sowie Schnittstellen zu identifizieren, damit die als vom Team des Kreisarchivs als relevant erachteten Dateien digital archiviert werden können. Dazu wird Goethals mit vielen Kolleginnen und Kollegen in der Behörde Gespräche führen.

Die zweite Säule des digitalen Archivs besteht aus der entsprechenden Aufbereitung bereits vorhandener Archivalien, damit auch sie digital gesichert werden können. „Beides immer mit dem Ziel, diese Daten auch öffentlich zugänglich zu machen“, hebt Goethals hervor. „Dazu ist ein Archiv schließlich da.“

Verwaltungsleiter Oliver Kumpf ist es wichtig, dass das Archiv in diesem Sinne modernisiert wird. „Wir konnten mit Stephanie Goethals eine versierte Kreisarchivarin gewinnen, die nicht nur die klassische Archivarbeit sehr gut kennt, sondern auch um die Rolle elektronischer Dokumentenmanagement- und Datenbankstrukturen weiß. Unser Haus will und muss sich in allen Bereichen für die Zukunft gut digital aufstellen, dazu gehört auch das Archiv.“

Was nicht ausschließt, dass sich Goethals zum Beispiel weiter um den „Klassiker“ des Archivs, das Jahrbuch „gelurt“, kümmern wird. Die ersten Manuskripte von Heimatforschern liegen schon auf ihrem Tisch. Ihre Vorgängerin Anja Hering, die 30 Jahre lang Kreisarchivarin war und im Februar 2022 in den Ruhestand verabschiedet wurde, hatte das Buch von Anbeginn redigiert und herausgegeben. Nicht nur für die Redaktion des neuen „gelurt“ kann Stephanie Goethals auf den Rat von Anja Hering zurückgreifen.

Auch Landrat Frank Matiaske freut sich über die Neubesetzung der Stelle: „Die Arbeit unseres Archivs ist unerlässlich. Mit den Kompetenzen von Frau Goethals wird es seinen festen Platz in unserer Verwaltung, aber auch für die historisch interessierte Öffentlichkeit behalten und für die Zukunft sichern. Das ist auch mir persönlich ein wichtiges Anliegen.“

Die neue Kreisarchivarin ist in Südhessen aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie in Kassel, Brüssel und Heidelberg Agrarökonomie, Romanistik, Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. Während ihrer Ausbildung im gehobenen Dienst bei der Stadt Pfungstadt (1992 bis 1995) wurde sie zur praktischen Ausbildung an das Hessische Staatsarchiv Darmstadt beziehungsweise die Archivschule Marburg abgeordnet. 1995 übernahm sie nach der Laufbahnprüfung für den gehobenen Archivdienst die Leitung des Stadtarchivs Pfungstadt und ging dann 2012 zum Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg.

„Nun bin ich im Odenwaldkreis“, sagt die Siebenundfünfzigjährige mit Spannung und Vorfreude auf das, was sie an ihrer neuen Arbeitsstelle erwartet. Dass sie nach ihrem Studium keine akademische Laufbahn anstrebte, sondern eine im Archivwesen, begründet sie mit ihrem „großen Interesse an den Grundlagen, den Primärquellen“. Es sei wichtiger denn je, diese Quellen zu sichern und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. „Ich bin überzeugt: Sie geben immer wieder neue Perspektiven, um in Gegenwart und Zukunft neue Wege zu gehen.“

Kontakt:
Kreisarchiv Odenwaldkreis
Kreisarchivarin Stephanie Goethals
Michelstädter Str. 12
64711 Erbach
Telefon: 06062 70-467
AbteilungArchiv@odenwaldkreis.de

Quelle: Odenwaldkreis, News, 12.7.2022

Interimistische Amtsleitung fürs Staatsarchiv Coburg

Nachdem zwei Stellenausschreibungen zur Besetzung der Leitungsstelle im Staatsarchiv Coburg, womöglich aufgrund der geringeren Dotierung im Vergleich zu anderen Leitungspositionen im Freistaat Bayern, erfolglos verliefen, ist nunmehr Archivrat Dr. Johannes Staudenmaier M.A. zum 1.7.2022 interimistisch bis 2024 zum Leiter des Staatsarchivs Coburg bestellt worden.


Abb.: Dr. Johannes Staudenmaier M.A. (Foto Birgit Hufnagel, Staatsarchiv Coburg). 

Staudenmaier folgt damit auf Dr. Alexander Wolz M.A., der das Staatsarchiv Coburg seit dem Ende 2017 geleitet hatte und zum 1.9.2021 als Amtsvorstand an das Staatsarchiv Würzburg versetzt wurde. Der gebürtige Münchner Johannes Staudenmaier studierte an den Universitäten Bamberg, Madrid und Wien Neuere Geschichte, Politikwissenschaften, Alte Geschichte. Er promovierte zur frühneuzeitlichen Verwaltungs- und Gesetzgebungsgeschichte des Hochstifts Bamberg. Von 2010 bis 2012 absolvierte Johannes Staudenmaier als Referendar die Bayerische Archivschule in München und war im Anschluss in den Staatsarchiven Nürnberg und Bamberg tätig.

Das Staatsarchiv Coburg verwahrt 419.665 Archivalien im Umfang von 4,3 km. Es ist zuständig für das Archivgut der in der kreisfreien Stadt Coburg sowie im Landkreis Coburg gelegenen staatlichen Behörden und Gerichte, auch wenn deren Zuständigkeit über das Gebiet des Landkreises hinausreicht. Die historische Überlieferung erstreckt sich auf das ehemalige Herzogtum Sachsen-Coburg und dessen Vorläufer bzw. auf den nach der Auflösung der Personalunion Sachsen-Coburg und Gotha 1919 entstandenen Freistaat Coburg bis zu seiner Eingliederung in den Freistaat Bayern 1920.

Kontakt:
Staatsarchiv Coburg
Herrngasse 11
96450 Coburg
Tel. 09561/427 07 0
Fax 09561/427 07 20
poststelle@staco.bayern.de
https://www.gda.bayern.de/coburg/

Quelle: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Pressemitteilung, 4.7./8.7.2022; Neuer Leiter mit halber Stelle und auf Zeit, in: Fränkischer Tag, 6.7.2022

Familienforschung im Kreisarchiv Warendorf jetzt digital

Wer im Kreisarchiv Warendorf Familienforschung betreiben wollte, musste bislang dicke Bücher wälzen. Doch jetzt sind auch die letzten der historischen Personenstandsregister, die das Archiv verwahrt, vollständig digitalisiert, d.h. gescannt und gespeichert.


Personenstandsregister (Foto: Kreis Warendorf) sind die behördlich geführten Geburts-, Heirats- sowie Sterberegister und die am häufigsten genutzte Quellengruppe des Kreisarchivs Warendorf. Diese entstehen eigentlich in den Standesämtern, werden aber nach bestimmten Fristen an das Kreisarchiv abgegeben, das zugleich das Stadt- und Gemeindearchiv von 12 der 13 Kommunen des Kreises ist.

„Für unsere Nutzerinnen und Nutzer sowie zur Beantwortung schriftlicher Anfragen holen wir bisher täglich mehrere der Register aus dem Archivmagazin“, erklärt Kreisarchivar Dr. Knut Langewand. Die Scans der Personenstandsurkunden lassen sich jetzt leicht per E-Mail an Interessierte verschicken. Dadurch wird wiederum Zeit (beim Archiv) und Geld (beim Bürger) eingespart. Und mit der Onlinestellung derjenigen Register, die nicht mehr vom Datenschutz betroffen sind, können Interessierte ganz bequem von zuhause aus auf die Archivalien zugreifen.


Abb.: Knapp 2.000 der gebundenen Personenstandsregister verwahrt und pflegt das Kreisarchiv Warendorf. Jedes Jahr kommen ca. 20 weitere Bände dazu. Im Bild: Auszug aus einem Band (Foto: Kreis Warendorf)

Knapp 2.000 der Register verwahrt das Warendorfer Kreisarchiv. „Insgesamt liegen wir bei 450.000 Seiten. Eine solche Menge scannt man nicht ohne weiteres ein“, betont Amtsleiter Michael Ottmann. Gut sechs Jahre dauerte der Prozess. Während anfangs noch kreiseigene Kräfte die Arbeit ausführten, übernahm später eine auf diese Dienstleistung spezialisierte Firma die Digitalisierung. „Ich freue mich, dass wir dieses Projekt im Zuge einer guten Zusammenarbeit von öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft stemmen konnten“, so Ottmann.

Die Fertigstellung bedeutet zwar einen Meilenstein für das Kreisarchiv, doch Amtsleiter und Archivar blicken schon nach vorn: „Ende dieses Jahres kommen die nächsten Archivalien an die Reihe: die Akten des Kreisausschusses Warendorf aus dem 19. Jahrhundert – ein toller Fundus für Forschung und Heimatkunde“, schwärmt Dr. Langewand.

Zum Hintergrund: Seit 1874 gibt es die staatlichen Personenstandsregister, d.h. die behördlich geführten Geburts-, Heirats- und Sterberegister. In der Zeit davor waren es die Pfarrer, die Taufen, Trauungen und Sterbefälle in die Kirchenregister eintrugen. Mit der Gründung des Deutschen Reichs und dem aufkommenden „Kulturkampf“ zwischen katholischer Kirchen und preußischem Staat wurde die Zivilehe eingeführt. Eine rechtsgültige Ehe kann seitdem nur vor einem Standesbeamten geschlossen werden – was den Einfluss der katholischen Kirchen einschränkte. Dafür wurden damals eigens die Standesämter gegründet. Dort werden die Personenstandsfälle beurkundet und die Register geführt.

Mit der Reform des Personenstandsrechts wurde 2009 beschlossen, dass die älteren Register von den Standesämtern an die Archive abgegeben werden. Für diese gelten dann andere Vorschriften: sie können von jedermann ohne Begründung eingesehen werden, während die (jüngeren) Register in den Standesämtern nur von berechtigten Personen (Nachkommen, Behördenvertreter, Erbenermittler) eingesehen werden können.

Die Personenstandsregister enthalten nicht nur Informationen zu den Geborenen, Getrauten und Gestorbenen, sondern auch zu deren Eltern, Kindern und Trauzeugen. Neben der Familienforschung sind sie auch für orts- oder sozialgeschichtliche Fragestellungen von Interesse.

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Straße 2
48231 Warendorf
Tel.: 02581/531041
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressebericht, 15.7.2022

Stadtarchiv Worms eröffnet Digitalen Fotolesesaal

Die reichen Fotobestände im Stadtarchiv Worms sind vielen Interessierten bekannt, und auch die Recherchemöglichkeiten in den Online-Archivdatenbanken sind nichts Neues. Jetzt aber bietet die Fotoabteilung des Wormser Stadtarchivs einen neuen Service: Ab sofort besteht im Digitalen Fotolesesaal online die Möglichkeit der motivischen Recherche in den 174 für Benutzungszwecke angelegten Fotoalben mit mehr als 400.000 Fotos. Diese waren den Nutzern bislang nur vor Ort in analoger Form zugänglich.


Abb.: Zahlreiche Fotobestände wurden digitalisiert und stehen somit ab sofort auch online zur Verfügung. Das Bild zeigt Fotoalben des Stadtarchivs Worms, durch die man nun auch digital blättern kann (Foto: Stadt Worms).

Neben der Digitalisierung der Bände erfolgte eine Indizierung der thematisch angelegten Alben mit mehr als 2.000 Einträgen. Dies ermöglicht eine gezielte Suche nach Zeiträumen und Themenfeldern innerhalb der Fotobestände. Ebenso besteht die Funktion, sich die Alben herunterzuladen und bequem offline zu nutzen. Dies ermöglicht allen Interessierten, von zu Hause aus in den Fotobeständen des Stadtarchivs, zusätzlich zu den bestehenden weiteren Online-Archivdatenbanken, zu recherchieren.

Die Möglichkeit zur Online-Bestellung digitaler Reproduktionen einzelner Aufnahmen wird in absehbarer Zeit das Angebot ergänzen. Damit wird die Möglichkeit der Nutzung der Fotobestände des Stadtarchivs Worms, unabhängig von Öffnungszeiten und Vor-Ort-Besuch, geboten.

Das neue Angebot versteht sich als Einstieg in einen mittelfristig geplanten Ausbau eines digitalen Lesesaales auch für andere Archivunterlagen.

Link: Digitaler Fotolesesaal Stadtarchiv Worms

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
D-67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 99
Stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadt Worms, Aktuelle Meldung, 12.7.2022