822 Bremerinnen und Bremer – Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die in Bremen und Bremerhaven geboren wurden oder gelebt haben -, fielen in der NS-Zeit nationalsozialistischen Medizinverbrechen zum Opfer! Über Jahrzehnte waren diese Opfer im kollektiven Gedächtnis der Stadtgesellschaft nicht präsent, ihr Schicksal schien vergessen. Daher nennt nun ein in der Schriftenreihe des Staatsarchivs Bremen erschienenes „Erinnerungsbuch“ alle bisher bekannten Namen und Lebensdaten der Betroffenen und ermöglicht erstmals einen Gesamtüberblick zu diesen Opfern des NS-Regimes. Ihrer Individualität und Einzigartigkeit geben elf ausgewählte biografische Skizzen ein lebendiges Gesicht. Fotografien und Dokumente belegen ihr Leben und ihren Tod, der noch immer unfassbar erscheint.
Die von Gerda Engelbracht recherchierten Lebensläufe gelten kranken und behinderten Menschen, die als „lebensunwert“ diffamiert und schließlich physisch vernichtet wurden – durch Ärzte, Verwaltungsfachleute, Pfleger und eine menschenverachtende Ideologie, die ihre Existenz als Belastung für die „Volksgemeinschaft“ bezeichnete. Mehr als 200.000 Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten wurden damals in Deutschland ermordet.
Die Publikation ermöglicht aus 252 Seiten erstmals einen Blick auf alle Bremer Opfer der NS-Medizinverbrechen, sie nennt nicht nur die Opfer, sondern auch die Orte der Verbrechen, Täter, Beteiligte und Zeitumstände.
Das Buch erscheint parallel zur Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) „erfasst, verfolgt, vernichtet“ vom 4.8. bis 6.9.2016 in der Unteren Rathaushalle in Bremen.
Info:
Gerda Engelbracht:
Erinnerungsbuch für die Opfer der NS-Medizinverbrechen in Bremen
Bremen 2016
(Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen. Heft 53)
ISBN 978-3-95494-102-5
19,90 Euro