Das Stadtarchiv Limburg an der Lahn ist um viele Seiten Limburger Geschichte reicher. Das Zeitungsarchiv der Nassauischen Neuen Presse wandert vom Neumarkt hoch zum Schloss. 1.205 Bände sind es, zusammen viele Meter lang und etliche Kilogramm schwer.
Abb.: Freuen sich gemeinsam über den Zuwachs im Limburger Stadtarchiv, das nun das Zeitungsarchiv der NNP bzw. des früheren Nassauer Boten aufnimmt (von links): Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker, Bürgermeister Dr. Marius Hahn, FNP-Chefredakteur Joachim Braun und NNP-Redaktionsleiter Joachim Heidersdorf.
Der älteste Zeitungsband stammt aus dem Jahr 1872. Damals hieß die Zeitung noch „Nassauer Bote“, den es mit Unterbrechungen bis 1963 gab. Anschließend blätterten die Leser in der „Nassauischen Landeszeitung“, seit 1986 kommen die Informationen unter dem Titel „Nassauische Neue Presse“ zu den Leserinnen und Lesern. „Das Gedächtnis der Region“, umschrieb Bürgermeister Dr. Marius Hahn das „Geschenk“.
Formal gesehen handelt es sich weder um eine Schenkung oder Stiftung, sondern um eine Überlassung, wie Redaktionsleiter Joachim Heidersdorf bei der Übergabe verdeutlichte. Allerdings räumte er im Beisein des Chefredakteurs der Frankfurter Neuen Presse, Joachim Braun, durchaus ein, dass die Zeitungsbände künftig besser aufgehoben sein werden, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war.
Der „Nassauer Bote“, 1870 von Limburger Kaufleuten gegründet, war ein Organ des politischen Katholizismus, ein Zentrumsblatt. Bis 1963 gab es den Boten, der aus dem Haus der Vereinsdruckerei stammt, als selbstständige Zeitung, dann übernahm die Frankfurter Neue Presse das Blatt. Die Frankfurter waren schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Limburg mit einer eigenen Zeitung am Markt. Neben dem Boten und seinen Nachfolgern gehören auch Ausgaben des St. Lubentius-Blatts und des St.-Georgs-Blatts zu den Beständen des Archivs.
Dass die Zeitungsbände als Zeugen Limburger Geschichte in der Stadt bleiben, hatte der langjährige Redakteur der NNP, Johannes Laubach, eingeleitet. Als im Rahmen einer Umstrukturierung Pläne aufkamen, das Archiv nach Frankfurt zu verlegen, nahm er sofort Kontakt mit dem Limburger Stadtarchivars Dr. Christoph Waldecker auf, der sofort großes Interesse zeigte. Im Stadtarchiv gibt es zwar viele Bände des Boten und der folgenden Zeitungen, aber die alten Bände fehlen komplett, zudem weist der Bestand Lücken auf.
Ziel des Stadtarchivars ist es, die Bände für Interessenten schnell verfügbar zu machen. Ausgenommen davon sind zunächst einmal die ältesten Ausgaben, die sich in einem schlechten Zustand befinden. Da gilt es Vorsicht walten zu lassen. Waldecker möchte die beschädigten Bände möglichst schnell elektronisch lesbar machen und prüft verschiedene Optionen. Die Benutzung soll dann künftig am Bildschirm im Stadtarchiv möglich sein.
Im Rahmen der Übergabe erinnerte sich Bürgermeister Hahn auch an die ersten Artikel, in denen er selbst vorkam. Das war in seiner Grundschulzeit, als ein Besuch im Rathaus anstand. Und später, als er sein Abitur an der Tilemannschule machte, schaffte es der komplette Abi-Jahrgang 1991 in die Zeitung, als einige wenige Angehörige des Jahrgangs die Türen der Schule mit Farbe beschmierten. 4000 Mark Schadensersatz wurden veranschlagt – und wer sein Abi-Zeugnis haben wollte, musste seinen Teil der Strafe zahlen. Die Summe hatten alle Abgänger zu gleichen Anteilen aufzubringen.
Das und noch viel mehr ist alles im Stadtarchiv nachzulesen. Das Stadtarchiv ist mittwochs von 8.30 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet.
Kontakt:
Dr. Christoph Waldecker M.A., Dipl.-Archivar (FH)
-Leiter des Stadtarchivs-
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 06431 203-368
Fax 06431 584 3947
christoph.waldecker@stadt.limburg.de
Quelle: Stadt Limburg, Pressemitteilung, 22.7.2016