Steuer- und Güterbücher aus dem 18. Jahrhundert kehren ins Gemeindearchiv Wimsheim zurück

Aus der Serie „GESCHICHTSORT ARCHIV“

Durch den Hinweis des Familienforschers Peter Ziegler konnte eine große Lücke im Gemeindearchiv Wimsheim geschlossen werden: Aus unbekannten Gründen lagerten mehrere Bände aus der Reihe der Steuer- und Güterbücher im Archiv des evangelischen Pfarramts – wo sie Ziegler bei Recherchen zur Familienforschung entdeckte. Nun sind sie in den Besitz der politischen Gemeinde zurückgekehrt.

Weisbrich

Abb.: Freuen sich über eine gelungene Restaurierung der alten Steuer- und Güterbücher von Wimsheim: Bürgermeister Mario Weisbrich und Heike Sartorius  vom Kreisarchiv des Enzkreises mit einem alten Einband und einem der restaurierten Bände (Foto: Enzkreis)

„Wir wissen es sehr zu schätzen, dass der Kirchengemeinderat dem zugestimmt hat“, sagte Bürgermeister Mario Weisbrich bei der Übernahme der alten Bücher. „Diese sieben Bände schließen die Lücke, die wir schon bei der Bearbeitung des Gemeindearchivs Wimsheim in den Jahren 1997/98 bemerkt hatten“, freut sich auch Heike Sartorius. Die Archivarin beim Kreisarchiv des Enzkreises hatte seinerzeit das Gemeindearchiv erfasst und aufbereitet.

Wimsheim

Abb.: Sind nun wieder als komplette Serie für ortsgeschichtlich Interessierte im Rathaus einsehbar: Die wiedervereinten und restaurierten Wimsheimer Steuer- und Güterbücher aus dem 18. Jahrhundert (Foto: Enzkreis).

Die Steuer- und Güterbücher gehen auf einen Erlass des württembergischen Herzogs Ludwig Friedrich aus dem Jahr 1628 zurück. Aufgrund von Klagen über ungerechte Besteuerung ordnete er an, dass in allen Städten und Gemeinden des Herzogtums Württemberg Verzeichnisse über die von den Untertanen zu versteuernden Güter und Gebäude herzustellen seien.

Da die Bücher im Lauf der Zeit durch Streichungen und Ergänzungen von Einträgen sehr unübersichtlich wurden, war es in größeren Abständen notwendig, die alten Bände zu erneuern, also neu anzulegen; dieser Vorgang wurde „renovieren“ genannt. So geschah es auch in Wimsheim, wie im ersten Band des Steuerbuchs von 1750 erklärt wird: Da „das allhießige Steuerbuch so seit Anno 1705 nimmer renovirt worden“ […] und Einträge abgeändert, eingeschoben und angehängt wurden und dadurch die Bände „so verwirrt, confus und verschmiert worden“, wurde es als „unumgänglich nöthig befunden, nunmehr ohne längeren Anstand mit der Renovation eines neuen Steuerbuchs umso mehrers fürzugehen.“ Bestätigt und unterschrieben haben im Jahre 1750 das neuerrichtete Steuerbuch der Schultheiß Hans Michel Bentzinger sowie mehrere Rats-, Gerichts- und Gemeindevertreter.

Alle sieben „Kameraden“ des so lange Zeit einsamen Steuer- und Güterbuches Band VI konnten nun erschlossen und ins Gemeindearchiv übernommen werden, wo sie den Nutzern wieder als komplette Serie zur Verfügung stehen. Die gewichtigen Bände waren allerdings zur Zeit der Auffindung in stark beschädigtem Zustand, weshalb sich Heike Sartorius sehr freut, dass die Gemeinde die Bücher durch eine Fachfirma restaurieren ließ.

Das Verzeichnis zum Wimsheimer Gemeindearchiv, das Findbuch, ist online im Internetauftritt des Kreisarchiv des Enzkreises unter www.enzkreis.de/kreisarchiv einsehbar und nach Stichworten recherchierbar. Die Nutzung des Gemeindearchivs wird durch eine Archivordnung geregelt. „Aber im Prinzip darf jeder, der beispielsweise zu einem ortsgeschichtlichen Thema forscht, die Unterlagen einsehen“, erklärt Bürgermeister Weisbrich. Da die Archivalien im Archivraum im Rathaus in Wimsheim lagern, sollte jedoch zur Einsichtnahme ein Termin bei der Gemeindeverwaltung vereinbart werden.

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 75/2016, 14.3.2016

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