Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Hinrichtung von Adolf Eichmann hat Israel das Gnadengesuch des deutschen NS-Verbrechers veröffentlicht. Eichmann hatte nach der Wannsee-Konferenz 1942 die Vertreibung und Deportation der europäischen Juden organisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete er nach Argentinien, wurde dort 1960 von Agenten des israelischen Geheimdiensts Mossad entführt. 1906 im Rheinland als Sohn eines Buchhalters geboren, wurde Eichmann SS-Obersturmbannführer und als Leiter des für die Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden zuständigen Eichmannreferats des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin zentral mitverantwortlich für den Holocaust in Europa.
Der Eichmann-Prozess vor dem Jerusalemer Bezirksgericht begann am 11. April 1961 und endete am 15. Dezember 1961 mit dem Todesurteil, das am 29. Mai 1962 durch das Berufungsgericht bestätigt wurde. 48 Stunden später wurde Eichmann gehängt. Eichmanns Gnadengesuch vom 29. Mai 1962 wurde jetzt vom israelischen Staatspräsidenten anlässlich des Holocaust-Gedenktages zusammen mit weiteren Dokumenten, u.a. von Geschwistern Eichmanns, seiner Ehefrau und seinem Anwalt, veröffentlicht.
Adolf Eichmann zeigte sich bis zuletzt uneinsichtig und bezeichnete sich in seinem Gnadengesuch als unschuldig. „Ich erkläre nochmals wie bereits vor Gericht geschehen: ich verabscheue die an den Juden begangenen Gräuel als größte Verbrechen und halte es für gerecht, dass die Urheber solcher Gräuel jetzt und in Zukunft zur Verantwortung gezogen werden. Es ist dabei aber die Grenze zu ziehen zwischen den verantwortlichen Führern und den Personen, die, wie ich, lediglich Instrument der Führung sein mussten. Ich war kein verantwortlicher Führer und fühle mich daher nicht schuldig“.
Abb.: Gnadengesuch Adolf Eichmann, 29.5.1962 (Spokesman Presidency of Israel)
Link: http://www.president.gov.il/English/Presidential_Activities/Press_Releases/Pages/news_2701.aspx