„Archivalien sind nicht nur spannende Wegweiser in die Vergangenheit, sie haben auch Gewicht und verlangen nach Raum: Für das Kreisarchiv haben wir diesen glücklicherweise in Wetter finden können. Das Projekt zeigt, wie Städte und Kreis zusammenspielen können.“ Bei der offiziellen Eröffnung des neu eingerichteten Kreisarchivs des Ennepe-Ruhr-Kreises am 17.4.2015 wertete Landrat Dr. Arnim Brux das Vorhaben als gelungenes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit im Ennepe-Ruhr-Kreis.
In einer umgebauten, denkmalgeschützten Turnhalle in der Theodor-Heuss-Straße 1 in Wetter finden ab sofort Karten und Bücher, Akten und Bilder auf 2.300 laufenden Regalmetern den Platz, den sie brauchen. Oder – andere Zahlenkombinationen – auf einer Fläche von 292 Quadratmetern können Unterlagen mit einem Gewicht von rund 180 Tonnen untergebracht werden, ein Archivwagen mit 50 Regalböden kann rund 3.000 Kilogramm Papier aufnehmen.
Abb.: Das Kreisarchiv ist in einer ehemaligen Turnhalle in Wetter untergebracht. Nach dem erfolgten Umbau herrscht hier für die Archivalien eine Atmosphäre zum Wohlfühlen (Foto: Ennepe-Ruhr-Kreis)
„Hoffentlich wird es viele an Geschichte Interessierte geben, die sich das, was das Kreisarchiv zu bieten hat, vorlegen lassen und für ihre Zwecke benötigen können“, setzt der Landrat auf viele Nutzer. „Schulklassen, Heimatforscher und Historiker, sie alle sind herzlich eingeladen, die Dokumente unserer Geschichte das erzählen zu lassen, was sie uns zu sagen haben. Ich bin sicher: Jeder einzelne Beitrag, der auch mit Informationen aus dem Kreisarchiv geschrieben werden wird, macht unsere Vergangenheit lebendiger und begreifbarer.“ Die von Kreispolitik und Kreisverwaltung jährlich zur Verfügung gestellten 120.000 Euro seien vor diesem Hintergrund bestens investiert.
IIn den letzten Wochen haben Archivleiter Dr. Dietrich Thier, Kreisarchivarin Dr. Dagmar Hemmie, und Mitarbeiterin Bianka Sachs damit begonnen, acht Jahrzehnte Kreisgeschichte aufzuarbeiten. „Diese drei sind es auch, die durch ihre Arbeit den Zugriff auf das mit Sicherheit Lesenswerte über und aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis erst möglich machen“, so Bürgermeister Frank Hasenberg. Ein Besuch in der Bismarckstraße in Alt-Wetter lohne immer, „denn bereits die jetzt vorhandenen Dokumente haben aus dieser ehemaligen Turnhalle längst eine Schatztruhe voller historischer Fundstücke und einem Wegweiser in die Geschichte des Kreises gemacht.“
Die meisten von ihnen hatten den Weg aus dem Staatsarchiv in Münster oder aus dem Keller des Kreishauses nach Wetter gefunden. Beim Blick auf die Unterlagen, die palettenweise abgeladen worden waren, hatte Thier erklärt: „Das ist fast so eine Art Wundertüte. Die Bestände haben noch keine Systematik. Alles, was angeliefert wird, müssen wir erst sichten und dann entsprechend einordnen.“ Einige der ersten Archivalien waren Katasterunterlagen. „Da sind herrliche Stücke dabei, die bis ins Jahr 1824 zurückreichen“, freute sich Thier. „Etwa kolorierte Karten, die Aufschluss über die Verteilung von Ackerland geben.“
Der offizielle Startschuss für das Kreisarchiv fiel mit der Vortragsveranstaltung „Zwischen Burgen und Stahl“. Die Referenten Prof. Dr. Heinrich Schoppmeyer, Dr. Stefan Leenen und Dr. Olaf Schmidt-Rutsch sowie Dr. Dietrich Thier zeigten auf, wie Burgen und Stahl die Vergangenheit der Region zwischen Ennepe und Ruhr geprägt haben. Zielgruppe der Vorträge der Fachtagung waren die Archivare der Städte im Kreisgebiet, Vertreter der weiterführenden Schulen und der Heimatvereine der Region.
Schoppmeyer, einer der führenden Vertreter der Geschichte Westfalens im Mittelalter, gab eine spannende Übersicht über die Burgen des Ennepe-Ruhr-Kreises und die wechselvolle Machtpolitik im Mittelalter. Leenen referierte über archäologische Spuren der Burgen in der Region, Schmidt-Rutsch machte Stahl aus dem Ruhrtal am Beispiel der Henrichshütte in Hattingen zum Thema. Abschließend informierte Thier die Gäste über Erkenntnisse zur regionalen Stahlproduktion aus dem Hauptbuch der Schöntaler Eisenwerke Peter Harkort & Sohn 1860/63.
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Quelle: Ennepe-Ruhr-Kreis, Pressemitteilung, 22.4.2015