Am 25. März 2015 erhielt Dresdens Bürgermeister Dr. Ralf Lunau im Beisein des Leiters des Dresdner Stadtarchivs, Thomas Kübler, über 235 Zeitzeugenberichte zur Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1945, darunter Fotos und Tagebücher. Ein Zeitzeuge, der heute in Louisiana lebt, hat extra ein Poster zum Thema angefertigt. Die zahlreichen Briefe, manche von Hand geschrieben, andere per Computer oder E-Mail, berichten aus ganz persönlicher Sicht von Erlebnissen und Familienschicksalen am 13. Februar 1945 und den Tagen danach. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen waren einem Aufruf der Stadt Dresden im Dezember 2014 gefolgt und haben ihre Erinnerungen an den 13. Februar 1945 aufgeschrieben. Gemeinsam mit ihren Angehörigen konnten sie daraufhin Gast der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag des 13. Februar in der Dresdner Frauenkirche sein. Über 500 dieser Zeitzeugen waren bei der Veranstaltung dabei: Ehepaare, Geschwister, Eltern mit ihren Kindern, Großeltern mit ihren Enkeln, Freunde und Nachbarn. Ihre Anwesenheit gab dieser Gedenkveranstaltung einen würdigen Rahmen.
Die Zeitzeugenberichte werden nun im Stadtarchiv ausgewertet und digitalisiert. Sie stehen anschließend für weitere Projekte zur Verfügung. Aktuell wird im Stadtarchiv Dresden für Mai 2015 eine Ausstellung zur Geschichte der Frauenkirche vorbereitet. Diese Ausstellung verbindet zeitgenössische Kunst, des Malers Iven Zwanzig, mit historischen Dokumenten aus dem Stadtarchiv Dresden. Zu den historischen Dokumenten zählen auch Zeitzeugeninterviews zum 13. Februar 1945, die sich die Besucher anhören können.
Das Zeitzeugenarchiv Dresden gibt es seit April 2004. Es bewahrt und erschließt Erfahrungen und Erlebnisse von Menschen, deren Biografie einen Bezug zur Stadt Dresden hat. Es bildet eine zusätzliche Quelle zu den Akten. Neben subjektiven Erinnerungen in Interviews werden Materialien von Zeitzeugen zusammengetragen: schriftliche Berichte, persönliche Dokumente und Fotografien. Je nach Fragestellung können alle Dokumente für Historiker oder für die Forschung von Interesse sein. Der Aufbau des Zeitzeugenarchivs basiert auf einem Beschluss des Stadtrates vom 8. Mai 2003. Es soll insbesondere die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg durch Aussagen noch lebender Zeitzeugen dokumentieren. Da die Auswirkungen der NS-Diktatur, des Zweiten Weltkrieges und der Zerstörung Dresdens im Luftkrieg in allen Lebensbereichen spürbaren Einfluss nahmen, wurde die thematische Fokussierung des Stadtratsbeschlusses auf den Zeitraum 1933 bis 1945 erweitert. Im Jahre 2009 wurde vom Stadtarchiv Dresden ein weiteres Zeitzeugenprojekt zum Thema „Die friedliche Revolution in Dresden 1989/90“ initiiert. Das jetzt vorliegende Zeitzeugenarchiv umfasst Erlebnisberichte, Tagebücher, Briefe, Audio- sowie Foto- und Filmaufnahmen, insgesamt etwa 17,20 laufende Meter Archivmaterial, darunter rund 5000 Fotos sowie mehrere hundert Tonaufnahmen und digitale Medien.
Auszug aus dem Zeitzeugenaufruf im Dezember 2014
„Zeitzeugen sind eingeladen in die Dresdner Frauenkirche am 13. Februar 2015: Melden Sie sich gemeinsam mit Ihren Familienmitgliedern, ob jung oder alt, an, für die Gedenkveranstaltung am 13. Februar und erzählen Sie uns kurz Ihre Geschichte, was Ihre Familie mit dem 13. Februar 1945 verbindet. Kontakt: E-Mail: 13.februar@dresden.de im Internet unter www.dresden.de/gedenkveranstaltung oder per Post: Landeshauptstadt Dresden, Büro der Oberbürgermeisterin, Protokoll, Dr.-Külz-Ring 19. Wir brauchen folgende Informationen: Namen und Vornamen von jeweils zwei Personen. Einer davon sollte ein Zeitzeuge aus der Familie sein. Beide Geburtstage, beide Adressen, eine E-Mail-Adresse und die kurze Information, was Ihre Familie mit dem 13. Februar 1945 in Dresden verbindet. Unter allen, die sich an der Aktion beteiligen, werden einige ausgewählt, die dann bei der Gedenkveranstaltung am 13. Februar 2015 in der Dresdner Frauenkirche dabei sein können. Sie erhalten per Post eine Eintrittskarte. Einsendeschluss ist Freitag, 16. Januar 2015.
Tausende Dresdnerinnen und Dresdner haben den 13. Februar 1945, den Krieg als Kinder oder Jugendliche erlebt. Aber ist das heute eigentlich ein Thema in den Familien? Das sollte es sein. Es ist die Chance, zu erfahren, wie es war, von denen die wirklich dabei waren. Wir laden ein, nachzufragen und zu reden, in den Familien. Was wissen die Generationen eigentlich von diesem Tag voneinander? Fragen Sie nach und erzählen Sie. Wir suchen ihre Geschichte und laden Sie ein, gemeinsam mit Eltern und Großeltern oder Kindern und Enkeln dabei zu sein, in der Dresdner Frauenkirche am 13. Februar 2015. Und vielleicht ist dieses gemeinsame Erinnern über Generationen eine Chance mehr, gerade die Menschen zu verstehen, die aktuell vor Kriegen flüchten. Auch nach Dresden.“
Auszug aus dem Dankeschönbrief an die Zeitzeugen von Oberbürgermeisterin Helma Orosz im Februar 2015
„Ihre Erinnerung ist unsere Verpflichtung. Der 70. Jahrestag der Zerstörung Dresdens als besonders würdevolles Ereignis in unserer Stadt liegt hinter uns. Zur Vorbereitung dieses wichtigen Tages haben Sie sich an unserem Aufruf beteiligt und uns einen Zeitzeugenbericht zum 13. Februar 1945 zur Verfügung gestellt. Dafür danke ich Ihnen persönlich sehr herzlich.
Es ist wichtig, dass wir uns erinnern, auch wenn das nicht immer leicht fällt. Ihre geschriebenen und erzählten Familien-Erlebnisse und Schicksale machen diese Tage und Nächte um den 13. Februar 1945 sehr persönlich. Diese authentischen Zeitzeugnisse geben den nachfolgenden Generationen die Chance zu verstehen.
Ich danke Ihnen für diesen wichtigen Beitrag Dresdner Geschichte, mit dem Sie uns ein Stück Ihres Lebens in die Hand geben. Ihre Zeilen sind ein Teil unseres Dresdner Gedächtnisses. Ihre Erinnerung ist unsere Verpflichtung. Gemeinsam mit weiteren über 200 eingegangenen Briefen und Zeitzeugnissen wird Ihr Text registriert und im Dresdner Stadtarchiv für die Nutzung, zum Beispiel die wissenschaftliche Forschungsarbeit, aufbereitet und verwahrt.“
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Quelle: Stadt Dresden, Pressemitteilung, 25.3.2015