Seit dem Tag der Archive am 9. März und noch bis Jahresende 2014 zeigt das Stadtarchiv Heiligenstadt im Eichsfeld in seinem Lesesaal eine Ausstellung mit Feldpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg. Die Postkarten stammen dabei von rund zwanzig Eichsfeldern, die nach einem Aufruf des Stadtarchivs im vergangenen Sommer diese privaten Dokumente übergaben und für die Ausstellung zur Verfügung stellten. Rund 300 Feldpostkarten aus den Jahre 1914 bis 1918 hat Stadtarchivarin Anne Hey auf diesem Wege, im Original oder als Kopie, erhalten.
Die Feldpostkarten dokumentieren, dass viele Soldaten 1914 regelrecht euphorisch an die Front gingen, zumindest den Adressaten gegenüber ihre Zuversicht auf einen baldigen Sieg und eine rasche Rückkehr nach Hause ausdrückten. "Schnell wollte man Belgien überrennen und dann Frankreich ausschalten." – Diese Stimmung ist bei den Karten auf der ersten der drei Ausstellungstafeln zu spüren, wie die TA berichtet.
Aber daraus wurde bekanntlich nichts. Es entwickelte sich vor allem in Belgien ein gnadenloser Stellungskrieg, eine Materialschlacht mit neuen Waffen, die massenhaft töteten. Auch Giftgas kam erstmals zum Einsatz. Viele Feldpostkarten zeigen nun neben Gruppenfotos Uniformierter Originalfotos von Schlachtfeldern, schlammige Einöden, weil alle Bäume für die Schützengräben gebraucht wurden. Selbst da waren die Soldaten und Kartenschreiber noch um Optimismus und "die Glorifizierung ihres Einsatzes" bemüht, erklärt Anne Hey gegenüber der TA. "Es wird schon alles gut", meinte ein Soldat zu seinen Lieben daheim. "Einige Tage müsst ihr euch noch gedulden ehe ich kommen kann, was lange währt wird endlich gut", schrieb ein Soldat im September 1917 an seine Familie.
Auf der dritten Tafel geht es um die Ehrung derer, die wie Hermann Fütterer aus Günterode "als Held gefallen" waren, im Kampf "mit Gott für Kaiser, König und Vaterland". Ein Tod in diesem Krieg galt, wie es auf manchen Karten steht, trotz aller Sinnlosigkeit als "Pflichterfüllung bis zum Äußersten".
Stadtarchivarin Anne Hey ist weiterhin auf der Suche nach Zeitzeugnissen aus privater Hand, beispielsweise Schüleraufsätze oder Schulchroniken.
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Quelle: Jürgen Backhaus / TLZ, Thüringer Allgemeine, 19.3.2014