Anlässlich des Tongji-Tages an der TU Darmstadt eröffneten die Präsidenten der beiden Universitäten, Prof. Dr. Pei Gang und Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel, am 20. Juni 2013 eine zweisprachige Ausstellung zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Li Guohao (1913-2005).
Die Ausstellung wurde von der Gallery of Tongji University History und den Archives of Tongji University konzipiert und als Gastgeschenk von der chinesischen Delegation der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Posterausstellung wird vor Ort um einige Originaldokumente aus dem Universitätsarchiv der TU Darmstadt ergänzt.
Abb.: Die Ausstellungsmacher, Prof. Dr. Yu Daxiang, Direktor der Gallery of Tongji University History und Prof. Dr. Zhu Dazhang, Direktor der Archives of Tongji University präsentieren die Ausstellung (Foto: Chris Hartung / TU Darmstadt)
Li Guohao verkörpert wie kein anderer die gelebte Partnerschaft zwischen den beiden Traditionshochschulen in China und Deutschland. Die Verbindungen reichen zurück bis in die 1930er Jahre, als der Darmstädter Eisenbahnprofessor Erich Reuleaux einige Jahre an der deutschsprachigen Tongji-Universität lehrte und als Dekan die Geschicke der Technischen Fakultät leitete. Nach seiner Rückkehr 1937 folgten ihm mehrere chinesische Ingenieure zur Fortsetzung ihrer wissenschaftlichen Ausbildung nach Darmstadt. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs versperrte den Weg zurück nach China und verlängerte ihren Aufenthalt auf unbestimmte Zeit. Unter den chinesischen Wissenschaftlern in Darmstadt gelang Li Guohao eine beispiellose akademische Karriere. 1940 wurde er mit einer Arbeit zur Brückentheorie zum Dr.-Ing. promoviert, 1942 folgte die Habilitation. Gemeinsam mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Kurt Klöppel veröffentlichte er während des Krieges mehrere Aufsätze zu Problemen des Stahlbaus und der Baustatik. Das Kriegsende ermöglichte die Rückreise nach China, wo er seit 1946, unterbrochen durch die Kulturrevolution, seinen Weg als Hochschullehrer an der Tongji-Universität fortsetzte.
Als Rektor seiner Heimatuniversität legte Li Guohao nach der Öffnung Chinas in den 1970er Jahren die Grundlagen für die Partnerschaft mit der TU Darmstadt, die 1979 in einer ersten Absichtserklärung angestrebt und 1980 in einem Rahmenvertrag verbindlich vereinbart wurde. 1985 erhielt Li Guohao für seine wissenschaftlichen Verdienste die Ehrendoktorwürde der TH Darmstadt und noch zwei Jahre vor seinem Tode gedachte der Darmstädter Universitätspräsident mit einer Ehrenurkunde an die mittlerweile 60 Jahre zurückliegende Habilitation.
Mit der Ausstellung „Hängebrücke Li. Brücke der Freundschaft zwischen China und Deutschland“ wird der persönliche, wissenschaftliche und akademische Weg des erfolgreichen Bauingenieurs aus chinesischer Perspektive nachgezeichnet. Ausgewählte Dokumente und Unterlagen aus Darmstädter Provenienz beleuchten deutschlandbezogene Aspekte seiner Biografie. So sind neben den frühen Vertragstexten u.a. ausgewählte Aufnahmen zum zeitgenössischen Verkehrswesen Chinas aus der Lehrmittelsammlung Reuleaux’ in digitaler Form zu sehen (s. a. http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/tua-ch).
Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni 2013 von 9 bis 20 Uhr im Vortragssaal der ULB Darmstadt, Magdalenenstraße 8, zu sehen.
Andreas Göller (Darmstadt)