Umfangreiche Forschungsunterlagen zur Ortsgeschichte von Göbrichen und der gesamten Bauschlotter Platte befinden sich mittlerweile im Landratsamt: Der frühere Göbricher Lehrer Heinrich Tölke übergab das regalfüllende Material an Archivleiter Konstantin Huber, wo es nun im Kreisarchiv des Enzkreises zur Einsichtnahme frei zugänglich ist.
Ab 1980 arbeitete Heinrich Tölke 15 Jahre lang im Auftrag der Gemeinde Neulingen am Göbricher Heimatbuch; 1995 konnte das zweibändige Werk herausgegeben werden. Tölke investierte weit über 13.000 Arbeitsstunden in diese Forschungen, die ihn neben seiner Dienstzeit als Lehrer und zeitweiligen kommissarischen Schulleiter vorwiegend nachmittags und an den Wochenenden in Atem hielten.
Abb.: Der ehemalige Göbricher Lehrer Heinrich Tölke (links) übergab an Archivleiter Konstantin Huber meterweise Forschungsgrundlagen zu seinem zweibändigen Heimatbuch (Foto: Enzkreis)
Nachdem der junge Lehrer 1970 an die Göbricher Grundschule versetzt worden war, begann er Erkundigungen über den Ort einzuziehen, um, wie er sagt, „beim Heimatkunde-Unterricht alter Prägung die lokalen Verhältnisse gebührend berücksichtigen zu können.“ Doch es fehlten Ortsbeschreibungen und eine ausführliche Chronik. So „spuckte er in die Hände“ und begann selbst, ein solches Grundlagenwerk zu schaffen.
Unzählige Male besuchte Tölke die zuständigen Archive, insbesondere das Generallandesarchiv Karlsruhe, aber auch die kirchlichen und kommunalen Einrichtungen. Er ließ Reproduktionen historischer Akten und Folianten anfertigen und zog bei der Auswertung zuhause an seinem Schreibtisch die wichtigen Schlussfolgerungen. Er beschäftigte sich dabei mit jeglichen Aspekten der Ortsgeschichte. Die südlich Göbrichens abgegangene Ortschaft Neidlingen/Neulingen, nach der sich die Gesamtgemeinde 1974 benannte, zog Heinrich Tölke besonders in ihren Bann. Ihr hat er ein großes Kapitel seiner Chronik gewidmet. Auch die natürlichen Lebensgrundlagen, das landwirtschaftliche und von großen Abgaben belastete Alltagsleben der einfachen Bevölkerung fesselten ihn.
Weitere Kapitel der Chronik sind dem Hofgut Katharinenthal, der Kirchen- und Schulgeschichte, dem Auf und Ab der Bevölkerungszahlen und den Göbricher Vereinen gewidmet. Besonders wichtig erschien dem Heimatforscher die Visualisierung der geschichtlichen Verhältnisse in Form von Karten. So unterzog er sich der überaus detaillierten und zeitaufwändigen Arbeit, die hochmittelalterliche Siedlungsgeschichte und die grundherrschaftlichen Verhältnisse der frühen Neuzeit in aktuellen Land- und Flurkarten aufzuzeichnen. „Ich wollte vielen Göbrichern in Nah und Fern dienen, auch den Liebhabern eines liebenswerten Dorfes und einer liebenswerten Landschaft, und ein noch besseres Kennen- und Verstehenlernen ermöglichen“, beschreibt Heinrich Tölke seine Motivation.
Auf die bereits 2009 gestartete Anfrage hin übergab der pensionierte Lehrer nun sein regionalgeschichtliches Privatarchiv, das zahlreiche Umzugskisten füllte, dem Kreisarchiv. Denn, so schwärmt Archivleiter Konstantin Huber, „die Unterlagen gehen weit über die Gemarkung der bis 1974 selbstständigen Gemeinde Göbrichen hinaus“. Entsprechend lautet auch der Untertitel des Heimatbuches Göbrichen/Neulingen: „Monographie eines Dorfes und einer Landschaft im Norden Pforzheims“. Vieles aber konnte im zweibändigen Heimatbuch gar keine Aufnahme mehr finden. So befinden sich nun auch Tölkes umfangreiche Unterlagen zu den anderen Neulinger Ortsteilen Bauschlott und Nussbaum und zu den Nachbarorten Ölbronn, Dürrn, Enzberg, Eisingen, Ispringen und Stein im Kreisarchiv. Sie sind in dem dort gebildeten Privatarchiv-Bestand P24 für jedermann nach vorheriger Anmeldung und kostenfrei zugänglich.
Bereits vor der Göbricher Ortsgeschichte hatte Heinrich Tölke übrigens maßgeblich das regionale Heimatkunde-Lehrbuch „Kennzeichen PF“ bearbeitet. Und auch nach Abschluss des Göbricher Buches wirkte er weiter, indem er bis über seine Pensionierung hinaus mit heimatkundlichen Wanderungen die erforschte Geschichte und Naturkunde an die interessierte Bürgerschaft weitergab. Heinrich Tölke lebt mittlerweile 73jährig in seinem Heimatort Karlsruhe-Durlach.
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Quelle: Pressemitteilung 46/13 des Kreisarchiv des Enzkreises