Ordnung im Mönsheimer Gemeindearchiv

„Seit dem Sommer bringen wir in Mönsheim das Gemeindearchiv auf Vordermann. Wir sichten, bewerten und verzeichnen die alten Unterlagen. Da das Mönsheimer Archiv über einen sehr großen Bestand verfügt, werden wir noch eine ganze Weile beschäftigt sein“, berichtet Heike Sartorius, Mitarbeiterin des Kreisarchivs beim Landratsamt Enzkreis, die von der Gemeinde für diese Arbeit gewissermaßen geleast wird. „Um zügig voranzukommen, haben wir auch noch einen externen Mitarbeiter mit ins Boot genommen“. Damit meint Sartorius den Historiker Dr. Volker Ziegler, der seit Juli den umfangreichen Bestand der mit dem Jahrgang 1759/60 beginnenden Gemeinderechnungen bearbeitet. Unterstützt werden die beiden durch den Mönsheimer Gemeinderat  Walter Knapp, der die Archivalien  ehrenamtlich  ordnet und verpackt.

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Abb.: Von Mäusen zerfressener Band aus dem Jahr 1817 im Gemeindearchiv Mönsheim, das Heike Sartorius vom Kreisarchiv derzeit ordnet (Foto: Enzkreis)

Im Moment wird der Dachboden im alten Rathaus geräumt. Die Archivalien von dort werden zuerst erfasst und dann in den neuen Archivraum im Rathausneubau umgelagert. Bis alle Unterlagen in der großen Rollregalanlage im Keller des Rathauses ihr neues Zuhause gefunden haben, müssen die Archivare noch so manchen alten Band und viele Akten durchforsten und bearbeiten.

„Aber es lohnt sich“, wie Sartorius begeistert feststellt, „Mönsheim hat nicht nur einen großen, sondern auch einen sehr schönen Archivbestand. Das älteste bis jetzt bearbeitete Stück ist ein Kaufbuch aus dem Jahre 1700.“ Dabei handelt es sich um einen Vorläufer des Grundbuches, in dem die Kauftransaktionen über Gebäude und Grundstücke aufgeführt werden. Sartorius: „Natürlich nicht so schön übersichtlich und gut lesbar wie wir es heute gewohnt sind, aber eine tolle Quelle für jeden, der sich gern mit Ortsgeschichte beschäftigt.“

Weitere interessante Quellen sind die Inventur- und Teilungsakten und -bände, die in Württemberg seit dem 16. Jahrhundert auf herzoglichen Befehl angelegt wurden. Bei der Heirat hatte jeder Partner genauestens anzugeben, was er beziehungsweise sie in die Ehe einbrachte. Im Todesfall wurden dann die sogenannten Eventual- oder Realteilungen vorgenommen und erneut detailliert aufgeschrieben, was nun an Bargeld, Grundstücken und Immobilien, aber auch an Kleidung, Haushaltsgerät, landwirtschaftlichem Werkzeug, an Vorräten und Möbeln vorhanden war.

„Die Gemeinderechnungen, die ab dem Jahrgang 1759/60 vorliegen, bergen ebenso eine Fülle von ortsgeschichtlichen Informationen, die dazu einladen, sie zu erforschen“, erzählt  Sartorius. Allerdings seien hierbei Forscherdrang und Fleißarbeit gefragt, da die Informationen über Rat- und Schulhausbau, Waldeinnahmen, Feuerwehrgründung und vieles mehr nicht „auf dem Präsentierteller“ serviert würden.

Bedauerlicherweise hat an vielen Unterlagen auch schon der Zahn der Zeit genagt. Beschädigungen entstanden teils durch Wasserschäden, Staub, schlechte Lagerung und wohl auch durch Kriegseinwirkungen – und nicht zuletzt durch hungriges Getier wie beispielsweise Insekten oder Mäuse. „An einem Inventur- und Teilungsband von 1817 hat sich offenbar eine ganze Mausefamilie gütlich getan und die Hälfte des Papiers abgefressen. Da hilft dann leider keine Restaurierungsmaßnahme mehr, die Informationen sind unwiederbringlich verloren. Bei vielen anderen Bänden wird jedoch eine Restaurierung nötig und auch erfolgreich sein und weitere Verluste verhindern“, zeigt sich Sartorius optimistisch.

Kontakt:
Kreisarchiv Enzkreis
Zähringerallee
75177 Pforzheim
Kreisarchiv@Enzkreis.de
https://www.enzkreis.de/Kreis-Verwaltung/Gesundheit-Familie-Soziales-und-br-Bildung/Amt-für-Bildung-und-Kultur-mit-Medienzentrum-und-Kreisarchiv/Kreisarchiv

Quelle: Pressemitteilung 28/2013

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