Bilder-Schätze im Münchner Völkerkundemuseum

Auf Ausstellungen sind sie oft nur stückweise zu sehen, dabei verfügt das Münchner Völkerkundemuseum über eines der größten Bild-Archive in Deutschland. Etwa 135.000 historische Fotos lagern dort.
Historische Dokumente aus aller Welt sind in dem Bild-Archiv zu finden. So zum Beispiel eines von 1890. Darauf sind Indianer zu sehen. Prinz Ruprecht von Bayern bestand auf dieses Foto. Die Abgelichteten lächeln nicht, das war damals nicht üblich. Zu dieser Zeit galten Fotos als Beweisstücke.

Als Archivarin im Münchner Völkerkundemuseum hat Anka Krämer täglich mit alten Aufnahmen zu tun. Das Bildarchiv ist eines der umfangreichsten in Deutschland. Einzigartige Motive aus Asien, Afrika und dem Amazonasgebiet werden hier aufbewahrt, allein 66.000 aus der Zeit vor 1945. Allerdings haben viele Bilder schon seit vielen Jahren kein Tageslicht mehr gesehen.

Der älteste Bestand sind Fotos, die der Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold einst aus Japan mitbrachte. Sie wurden auf 1872 datiert, sind schätzungsweise aber wohl noch älter. Bisher galten sie als verschollen, untergegangen in den Wirren der beiden Weltkriege.

Die Aufgabe der Archivarin beginnt an dieser Stelle. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Karin Guggeis sichtet sie den großen Bestand, sortiert, dokumentiert und digitalisiert ihn. „Wir ordnen das Chaos“, sagt sie. In sieben wuchtigen Rollschränken lagern Originalabzüge, Fotomappen, Dias und Glasplättchen, die in der Zeit um die Jahrhundertwende als Negative dienten. In einem weiteren Raum werden nur Objekt-Fotografien aufbewahrt, von den Beständen, die sich derzeit im Keller befinden ganz zu schweigen.

Seine Schätze verdankt das Völkerkundemuseum Abenteurern wie Lucian Scherman. Der ehemalige Leiter des Museums, der 1933 von den Nazis zwangssuspendiert wurde, brachte von seinen Reisen viele Fotos mit nach München. Leider sind aber nicht alle Bilder in einwandfreiem Zustand. Feuchtigkeit und Hitze lösten teilweise die Fotoschicht ab. Mit diesem Problem kämpft das Museum auch heute noch. Die empfindlichen Plättchen lagern bei 40 Prozent Luftfeuchtigkeit und relativ konstanten 20 Grad in Holzkistchen. Nach und nach sollen sie eingescannt und damit gerettet werden, sagt Krämer, wenn auch bekannt ist, dass digitale Dokumente lange nicht die Qualität eines Originals besitzen.

Für die Arbeit ist jedenfalls kein Ende in Sicht. Regelmäßig erhält das Museum Nachschub in Form von Nachlässen. Manche Fotos werden auf diversen Ausstellungen gezeigt. Ob die Fülle der anderen Fotos überhaupt je einmal ausgestellt wird lässt sich derzeitig nicht sagen. Dies beinhaltet auch immer eine Budget- und eine Zeitfrage.

Kontakt:
Staatliches Museum für Völkerkunde München
Maximilianstraße 42
D-80538 München
Telefon +49 (0)89 210 136 100
Telefax +49 (0)89 210 136 247
museum.voelkerkunde@mfv.bayern.de
www.voelkerkundemuseum-muenchen.de

Quelle: Münchner Merkur, 30.12.2012

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