Die hessische Stadt Langen muss sparen. 1991 leistete sich die Stadt erstmals einen hauptamtlichen Archivar. Jetzt wird die Stelle aus Kostengründen gestrichen. Stattdessen setzt sie nun auf ehrenamtliche Mitarbeiter und das Internet.
Herbert Bauch trat damals die Stelle des ersten (und einzigen) hauptamtlichen Stadtarchivars an. Seine Aufgabe war es, die von Ehrenamtlichen im Keller des Verwaltungsgebäudes zusammengetragenen Materialien für eine sinnvolle Nutzung aufzubereiten. In den letzten 21 Jahren hat er 280 laufende Meter Urkunden, Fotos, Zeitungen, Bücher und Stadtpläne aufgenommen, sortiert und erschlossen.
„Bauchs Verdienst ist es, dass er den riesigen Papierberg in einen Kontext größerer geschichtlicher Zusammenhänge einsortiert hat“, sagt Bürgermeister Frieder Gebhardt. Aus seinem Gedächtnis, dass er geschaffen habe, werden „künftige Generationen von Heimatkundlern, Familiengeschichtlern, Schülern und Wissenschaftlern zitieren werden“, so der Bürgermeister.
Das Stadtarchiv Langen wird aber nicht schließen. Nach einer dreimonatigen Übergangsphase, in der das Archiv geschlossen hat, wird Joachim Kolbe, städtischer Fachdienstleiter Kultur, die Federführung übernehmen. Stadtgeschichtliche Vermittlungsaufgaben und Stadtführungen werden von der Volkshochschule übernommen, Anfragen durch Honorarkräfte und ehrenamtliche Mitarbeiter bearbeitet, sagt er. Das Archiv soll ehrenamtlich weitergeführt werden. „Es gibt Angebote von qualifizierten Bürgern, die Interesse haben, das Archiv ehrenamtlich zu führen“, so Kolbe.
Außerdem soll für das Archiv eine umfassende Internetpräsenz entstehen. Privatpersonen und Schulen sowie Forschungseinrichtungen und Universitäten sollen schnell und einfach an Informationen kommen. Dazu werden einzelne Bestände wie sämtliche Ausgaben des Langener Wochenblatts von 1877 bis 1935 digitalisiert. Hinzu kommen teilweise die Ausgaben des Allgemeinen Anzeigers für Langen und Umgebung, der von 1885 bis 1940 erschien, sowie die historischen Ausgaben der Langener Zeitung von 1949 bis 1988. Auch wichtige Urkunden und Stationen der Stadtgeschichte, Fotos, historische Karten bis hin zu kompletten Büchern sollen sich im virtuellen Stadtarchiv finden. Das Projekt kostet etwa 20.000 Euro. Gebhardt und Kolbe hoffen dafür auf Unterstützung von Stiftungen, etc.
Kurz vor seinem Abschied konnte Herbert Bauch dem Stadtarchiv aber noch einen letzten kleinen Schatz zuführen. Ein Bürger überreichte dem Stadtarchivar ein gerahmtes Foto, das die Marinekapelle Langen im Jahr 1928 zeigt.
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Quelle: OP-Online, 1.12.2012