Das Stadtarchiv Hannover hat angefangen, Dokumente der Familie Kestner zu digitalisieren, darunter Privatdokumente Johann Christian Kestners, der 1800 in Döhren geboren wurde, seiner Frau „Lotte“ und des Sohnes August Kestner. Mit der Digitalisierung will das Stadtarchiv die Öffentlichkeit auf die Sammlung aufmerksam machen. Dem Verfall soll so vorgebeugt werden.
Es handelt sich um Tagebücher von Johann Christian Kestner und um Briefe, die er und seine Frau Charlotte schrieben. Über die Dokumente gewinnt man einen Einblick in das Studentenleben in Göttingen und die Zeit während Kestners Schaffens am Reichskammergericht Wetzlar. Sohn August Kestner skizzierte Reiseberichte.
Um „der Öffentlichkeit einen Überblick darüber zu verschaffen“, wird der Nachlass Stück für Stück digitalisiert, sagt Cornelia Regin, Leiterin des Stadtarchivs. Einige Stücke sollen durch das Einscannen für die Zukunft erhalten bleiben, denn durch falsche Konservierung werden sie eines Tages unlesbar sein. Davon sind im Besonderen die Briefe betroffen, in denen Johann Christian Kestner und seine Frau Charlotte ihre gemeinsame Zeit mit Johann Wolfgang von Goethe in Wetzlar berichten. Dies ist interessant zu lesen, denn sowohl Kestner als auch Goethe warben damals um Charlotte. „Die Leiden des jungen Werther“ von Goethe beruht auf dieser Dreiecksgeschichte.
Im Zweiten Weltkrieg lagerten die Unterlagen in einem Tresor am Neuen Rathaus. Bomben setzten ein anliegendes Kohlelager in Brand. Dadurch wurde es im Tresor so heiß, dass die Schrift verblasste. Nach dem Krieg wurden die Stücke laminiert. Dies setzte einen chemischen Prozess in Gang, der das Papier immer dunkler werden lässt. „Deshalb müssen zunächst diese gefährdeten Dokumente digitalisiert werden. In 100 Jahren sind sie wohl unlesbar“, so die Archivarin.
Aufgrund der Verbindung der Kestners mit Johann Wolfgang von Goethe wird das Projekt von der Goethe-Gesellschaft Hannover unterstützt. Peter Meuer. Vorsitzender der Gesellschaft übergab 5.000 Euro an das Stadtarchiv. „Hätte es die Beziehung Goethe/Kestner nicht gegeben, wären die Kestners wohl nicht so bekannt geworden. Es ist uns wichtig, mit dem Geld Erinnerungsarbeit zu leisten“, sagt er.
Des Weiteren ist geplant eine Datenbank der Kestner-Stücke im Internet zu präsentieren. Diese soll die bisherigen Karteikarten ablösen und die Suche erleichtern, sagt Cornelia Regin. Aus rechtlichen Gründen werden die digitalen Werke nicht im Internet einsehrbar sein. Interessierte können sie aber im Stadtarchiv betrachten.
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Quelle: Neue Presse, 5.12.2012