Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ist ein kommunales Versorgungsunternehmen, dessen Eigentümerin zu 100 Prozent die Stadt Würzburg ist. Das Historische Archiv der WVV und das Museum hatten am Donnerstag, 6.12.2012, ihren letzten Öffnungstag in diesem Jahr und zeigten aus diesem Anlass eine Sonderausstellung zum Thema „Würzburg leuchtet“. Jeder Besucher erhielt zugleich kostenlos eine Publikation aus der Unternehmensgeschichte der WVV.
Im WVV-Museum werden neben Objekten, Plänen und Fotos aus der über 150-jährigen Geschichte der WVV und ihrer Tochtergesellschaften auch zahlreiche Bilder aus der Geschichte Würzburgs präsentiert. Mit den ersten hölzernen Wasserrohren noch aus der Zeit Balthasar Neumanns, Straßenbahneruniformen, der letzten Riesenglühbirne der Festungsbeleuchtung aus den 1930er Jahren oder Haushaltsgeräten aus dem letzten Jahrhundert werden die Versorgungsgeschichte Würzburgs und der Wandel der Lebensqualität verdeutlicht.
Am Anfang der Versorgungsgeschichte der Stadt Würzburg steht die Trinkwasserversorgung. Auf Initiative von Balthasar Neumann wurde 1730 damit begonnen, von den Quellen am Fuß des Schalkenberges – verstärkt durch den Zufluss aus dem Faulenberg-Steinbruch – eine Leitung in die Stadt zu legen, die Residenz wie auch die Bürgerquartiere mit frischem Wasser versorgt.
Erst einige Jahre später – 1790 – konnte Würzburg anlässlich des Besuchs von Kaiser Leopold II. mit Hilfe von Holzgas erleuchtet werden. Schon zu Kiliani 1855 konnten 616 Straßen- und 150 Hauslaternen entzündet werden. Im gleichen Jahr ermöglichte eine Umgestaltung des Brunnenwerks, dass jede Wohnung in Würzburg mit Wasser versorgt wurde. Gegen Bezahlung war es möglich so viel Wasser zu liefern, wie gewünscht wurde. 1856 war das Wasserwerk vollendet, und ungefähr drei Monate später floss das erste Leitungswasser über gusseiserne Wasserrohre in die Haushalte. 1871 entschloss man sich aus Kostengründen von Holzgas auf Steinkohlengas umzusteigen und einen Neubau anzulegen. Im März 1874 begann der Bau am neuen Gaswerk – das Alte Gaswerk in der Ständerbühlstraße – das nach 18 Monaten Bauzeit übergeben werden konnte.
Ein wichtiger Bestandteil Würzburgs ist auch die Straßenbahn. Am Anfang stand die Pferdebahn: 1892 nahm die erste Linie ihren Dienst auf, stellte ihren Betrieb allerdings 1900 wieder ein. Ein weiterer Wendepunkt in der Versorgungsgeschichte von Würzburg war 1899 die Inbetriebnahme des Elektrizitätswerks in der Wallgasse. Angeschlossen waren damals 45 Abnehmer. Mit dem Bau des Würzburger Elektrizitätswerkes wurde auch die Elektrifizierung der Bahn möglich. Würzburg übersprang damit die Phase des Dampfbetriebes zwischen Pferde- und Strombetrieb, die man in anderen Städten beobachten konnte.
1903/04 wird der „Alte Hafen“, der vorher als Holzfloßhafen genutzt wurde, zum Handelshafen ausgebaut. In dieser Zeit entsteht auch das große Lagerhaus: der heutige Kulturspeicher. Den Betrieb übernehmen die \“Hafen- und Lagerhausbetriebe der Stadt Würzburg\“ – ein Vorläufer der Würzburger-Hafen-Gesellschaft. Das Gleisnetz für die Straßenbahn wurde kontinuierlich ausgebaut und kam 1909 zu einem ersten Abschluss. Nach dem Ersten Weltkrieg verschwanden aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Würzburg einige Projekte in der Schublade: 1920 wurde der Straßenbahnbetrieb zunächst eingestellt. Im Jahre 1924 wurde jedoch die \“Neue Würzburger Straßenbahn GmbH\“ gegründet, die den regelmäßigen Betrieb wieder aufnahm und für den weiteren Ausbau des Streckennetzes sorgte. Auch der erste Busbetrieb wurde begonnen. Bis zu ihrer kriegsbedingten Einstellung fuhr die Würzburger Straßenbahn ohne Unterbrechung.
Ende April 1923 begann die Stromlieferung aus dem Wasserkraftwerk \“Untere Mainmühle\“, betrieben von der Rhein-Main-Donau-AG. Der ständig steigende Bedarf an Elektrizität führte im Jahre 1927 bzw. 1928 schließlich zum Bau eines neuen Umspannwerkes in der Prymstraße. 1934 bis 1940 wurde der „Neue Hafen Würzburg“ erbaut.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete für Würzburg in vielerlei Hinsicht einen großen Einschnitt. Die Gasproduktion ging zwar bis in den Krieg hinein annähernd ungestört weiter, doch 1944 wurde der Gasverbrauch rationiert. Der Tag des Bombenangriffs am 16. März 1945 war schließlich einer der dunkelsten Tage in der gesamten Geschichte Würzburgs. Da die Stadt zu 90 % zerstört wurde, litt auch die Versorgung erheblich. Das Gaswerk blieb zwar im Wesentlichen intakt, doch die Gasabgabe wurde eingestellt, da das Leitungssystem praktisch nicht mehr existierte. Der Bombenangriff traf auch die Wasserversorgung Würzburgs schwer. Die Rohrleitungen wurden zum größten Teil zerstört. Als nach zweijähriger Arbeit das alte Versorgungsnetz wieder aufgebaut worden war, wurde es im überaus heißen und langen Sommer von 1947 auch voll belastet. Einen Monat und drei Tage nach der deutschen Kapitulation 1945 verkehrte der erste Straßenbahnwagen wieder regelmäßig auf der Strecke nach Heidingsfeld. Doch erst 1949 wurde die Würzburger Straßenbahn neu eröffnet.
Bei der Stromversorgung musste ebenfalls von vorne begonnen werden, da das Werk in der Wallgasse total zerstört war und mit ihm etwa 70 % aller elektrischen Versorgungsanlagen im Stadtgebiet. Bis Anfang der 50er Jahre waren immer wieder Stromabschaltungen an der Tagesordnung. Der durch den Wiederaufbau und das beginnende Wirtschaftswunder bedingte, ständig steigende Strombedarf zwang zur zügigen Umstellung des alten Gleichstromnetzes auf den leistungsfähigeren Wechselstrom. 1950 wurde auch die Versorgungslage von Gas wieder besser und das Gaswerk konnte die von den Kunden geforderten Produkte produzieren. Doch auf lange Sicht war die Zeit der kommunalen Eigengasproduktion vorüber, sie wurde schlicht zu kostspielig. Schon früh reagierten die Stadtwerke auf diese sich abzeichnende Entwicklung und beteiligten sich an der Gründung der Ferngas Nordbayern GmbH, die ab 1965 die Gaslieferung aufnahm.
Die 1950er Jahre waren entscheidend für die Versorgung mit Fernwärme. Seit 1952 wird in Würzburg in einer Kesselanlage Heizdampf erzeugt und durch Rohrleitungen den Verbrauchern zugeführt. Die aus der Kohle durch Verbrennung gewonnene Energie wird in Dampf gespeichert und dieser Dampf wird zweimal zur Energiegewinnung eingesetzt: Zuerst als Frischdampf mit hohem Druck und hoher Temperatur zur Stromgewinnung mittels Turbinen, danach als Heizdampf für die Fernwärme, die durch Rohrleitungen zu den Endverbrauchern gelangt. Ende 1953 sind 20 Gebäude in der Würzburger Innenstadt (Spitäler, Universitätsinstitute, Klosteranlagen, Gebäude der öffentlichen Verwaltung, Geschäfts- und Bürohäuser) angeschlossen. 1954 wird am Alten Hafen das neuerbaute Heizkraftwerk in Betrieb genommen.
Auch der Hafen als Verkehrsanbindung wurde wichtiger. Weite Ausbaumaßnahmen waren nötig und so wurde 1955 der Flusshafen in Betrieb genommen. Auch heute wird sich die WVV als Versorgungs- und Verkehrsunternehmen ständig weiterentwickeln und Modernisierungen durchführen. Ab 1988 ist problemloses Parken ohne lästige Parkplatzsuche in Würzburg möglich – denn die Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG) stellt dem Autofahrer in 14 Parkgaragen und Parkplätzen fast 4000 Stellplätze zur Verfügung. Zukunftsweisend ist auch die Umstellung des Fernwärmenetzes von Dampf auf Heizwasser und der Anschluss an die Anlagen des \“Zweckverbandes Fernwasserversorgung Mittelmain\“ (FWM) wegen des stetig weiter ansteigenden Wasserbedarfs. Der Würzburger Hafen besteht mittlerweile aus drei Teilen: dem „Alten Hafen“, dem „Neuen Hafen“ und dem „Flusshafen“. Zu den bestehenden fünf Straßenbahnlinien soll 2018 eine weitere Straßenbahnlinie hinzukommen, die in Richtung Hubland führt.
Kontakt:
Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH
Haugerring 5
97070 Würzburg
info@wvv.de
www.wvv.de
Quelle: WVV, Pressemitteilung, 3.12.2012; WVV, Historie.