Das 1955 gegründete und nach dem letzten Rabbiner im "Dritten Reich" benannte Leo-Baeck-Institut (LBI) in Manhattan (New York City) ist das weltweit größte Nachlassarchiv deutschsprachiger Juden. Das LBI pflegt ein jüdisches Kulturerbe, das fünf Jahrhunderte zurückreicht – darunter mehr als 10.000 Briefe und andere Dokumente, 2.000 Memoiren, 25.000 Fotos, 80.000 Bücher, 16.000 Zeitschriften und 2.500 Manuskripte.
SPIEGEL Online berichtet jetzt ausführlich darüber, dass das LBI seine Bestände in vierjähriger, fast abgeschlossener Arbeit komplett digitalisiert und online gestellt hat: DigiBaeck, das erste Online-Archiv seiner Art, biete seltene Einblicke in jüdisches Leben: Geburts- und Sterbeurkunden, Schulzeugnisse, Telegramme, Luftpostbriefe, Amtsbescheide, Tagebücher, Poesiealben, Kochrezepte. Hinzu kommen Tonbänder mit bisher rund 400 Interviews von Holocaust-Überlebenden.
Abb.: DigiBaeck – Digitalisierte Sammlung des Leo-Baeck-Instituts
Rund drei Viertel des LBI-Archivgutes sind mittlerweile digitalisiert worden; angestrebt wird die vollständige Digitalisierung des Archivs, auch von noch hinzukommenden Sammlungen. Pro Monat schaffte das LBI 15 gefüllte Kartons in ein Labor in New Jersey, wo das Internet Archive, ein privates Projekt zur digitalen Langzeitarchivierung, jedes Stück einzeln begutachtete, fotografierte und einscannte. Parallel dazu wurde das komplette Material auf Mikrofilm übertragen. Die Mikrofilme sind in einem stillgelegten Kalkbergwerk im Westen Pennsylvanias verbunkert. Die virtuellen Dateien landeten auf zwei Computerservern in New York City.
Zu den herausragenden Teilen seines Archivs zählt das LBI Unterlagen und Fotografien aus dem Besitz von Albert Einstein, Tagebücher und Korrespondenz von Franz Rosenzweig sowie Unterlagen von vier Generationen der Familie Mendelssohn.
Link: www.lbi.org/digibaeck/
Kontakt:
Leo Baeck Institute
Center for Jewish History
15 West 16th Street
(Between 5th & 6th Avenues)
New York, NY 10011
Tel: (212) 744-6400 or (212) 294-8340
http://www.lbi.org/
Quelle: Marc Pitzke, Jeder Klick ein Schicksal, SPIEGEL Online, 18.11.2012