27 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs richtete München die Olympischen Sommerspiele 1972 aus, ein wichtiges Zeichen der Normalisierung im Verhältnis zwischen den Deutschen und der Welt. Heitere Spiele versprach die Bundesrepublik ihren Gästen – und fand sich in einem Albtraum mit elf ermordeten Israelis, einem toten deutsche Polizisten und fünf erschossenen palästinensischen Terroristen wieder.
Am frühen Morgen des 5. September 1972 kletterten acht Kommando-Mitglieder der palästinensischen Gruppierung "Schwarzer September" über den Zaun ins Olympischen Dorf. In kurzer Zeit brachte die Gruppe die elf israelischen Sportler in ihre Gewalt, zwei töteten sie zu Beginn der Geiselnahme. Sie verlangten, 234 in Israel inhaftierte Palästinenser sowie die deutschen RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freizulassen.
Nach dem Anschlag auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 hat der damalige Mossad-Chef den deutschen Sicherheitskräften Inkompetenz und Gleichgültigkeit vorgeworfen. Das geht aus Dokumenten hervor, die das israelische Staatsarchiv am 29. August 2012 – fast 40 Jahre nach den tragischen Vorfällen – veröffentlicht hat. "Sie haben nicht die kleinste Anstrengung unternommen, die Lebenden zu retten, sie sind nicht das kleinste Risiko eingegangen, um zu versuchen, die Leute zu retten – weder ihre eigenen noch unsere", sagte Zvi Zamir nach seiner Rückkehr aus Deutschland. "Menschenleben haben bei ihnen keinen Wert." Dem Protokoll zufolge machte er die Äußerungen bei einem Treffen mit Ministerpräsidentin Golda Meir in Jerusalem.
Warum die Sicherheitsbehörden damals kläglich versagten, ist auch heute, 40 Jahre später, nicht restlos geklärt.
Link:
Israel State Archives: Special Publication: The Fortieth Anniversary of the Massacre of the Israeli Athletes in Munich. First Publication of Documents on the Israeli Government\’s Actions During and After the Disaster:
B. "German television has no alternative programme": the issue of stopping the Olympic Games
C. "I fear that the whole business will turn into an issue against Germany": dealing with the dimensions of the disaster and its effect on relations with West Germany
D. "They didn\’t make even a minimal effort to save human lives": Zvi Zamir\’s reports on the events in Munich
E. Genscher: "General Zamir\’s report includes a number of inaccuracies or incorrect statements": the German commission of enquiry report and the dispute with the Germans
F. The Koppel Committee report – "The GSS arrangements regarding security abroad did not keep up with the changing needs": the Israeli investigation
G. Golda Meir: "It is a sad and bitter business, that I am in the position that my resignation would drag the government into a crisis": discussions on the ramifications of the Koppel report – who will pay?
H. "We must change them from hunters to prey": discussions of the Knesset Foreign Affairs and Defence Committee on the Koppel report and the war against terrorist organizations
I. Eban: "To some degree, it is as if this passes a death sentence on other Israelis" – the hijacking of a Lufthansa plane and release of the Munich terrorists
Quelle: Die Welt, 30.8.2012; Handelsblatt, 31.8.2012; Israel State Archives, Special Publication: The Fortieth Anniversary of the Massacre of the Israeli Athletes in Munich, 29.8.2012