Am 15. Mai 2012 hat die in Australien lebende Enkelin von Fritz Kolbe dem Auswärtigen Amt einen Teil des Nachlasses ihres Großvaters zur Obhut im Politischen Archiv übergeben. Frau Karin Kolbe wurde von dem Leiter der Zentralabteilung des Auswärtigen Amts, Herrn Dr. Hans Carl von Werthern, empfangen. "Fritz Kolbe hat das Böse um ihn herum gesehen, und er hat gehandelt", sagte Karin Kolbe. Hans Carl von Werthern, dankte der Familie Kolbe für die großzügige Übergabe der Dokumente. "Wir sind sehr stolz, Fritz Kolbe im Auswärtigen Amt gehabt zu haben", sagte er.
Fritz Kolbe (1900–1971) gehörte von 1925 bis 1945 dem Auswärtigen Dienst an. Dem Unrecht des NS-Regimes sah Konsulatssekretär Kolbe nicht tatenlos zu. Er suchte Kontakt zu amerikanischen Geheimdiensten in der Schweiz und übergab diesen ab 1943 wichtige, zum Teil geheime Unterlagen. Für die westlichen Alliierten wurde Kolbe zu einer der wichtigsten nachrichtendienstlichen Quellen während des Krieges. Mit seinem Einsatz hat Fritz Kolbe vielfach sein eigenes Leben und das seiner Familie großen Gefahren ausgesetzt. Seine Taten erlangten erst vor wenigen Jahren die ihnen gebührende Bekanntheit, als seine Biographie durch den französischen Journalisten Lucas Delattre veröffentlicht wurde.
Abb.: Karin Kolbe und Hans Carl von Werthern (Foto: Auswärtiges Amt)
In den 1950er Jahren war Fritz Kolbes Tätigkeit nicht unumstritten, weshalb ihm der Wiedereintritt in den Auswärtigen Dienst nicht möglich war. An seinem aktiven Widerstand gegen das NS-Regime bestehen jedoch keinerlei Zweifel. Das Auswärtige Amt gedenkt Fritz Kolbes mit einem im Jahr 2004 nach ihm benannten Vortragssaal.
Die jetzt übergebenen Dokumente aus der Zeit von 1920 bis 1960 füllen zwei Archivkartons – darunter Ausweispapiere, Briefe und Notizbücher, teilweise dichtbeschrieben in Sütterlin oder sogar Kurzschrift. Das Politische Archiv hat alle Unterlagen in einem Findbuch erfasst. Darunter befindet sich zum Beispiel der Ministerialpass Kolbes, mit dem dieser seine zahlreichen Reisen in die Schweiz unternahm, um einen Verbindungsmann des amerikanischen Geheimdiensts zu treffen.
Abb.: Briefe aus dem Nachlass von Fritz Kolbe (Foto: Auswärtiges Amt)
Den Kontakt zwischen dem Auswärtigen Amt und den in Australien lebenden Nachfahren Fritz Kolbes stellte der französische Journalist Lucas Delattre her. Erst durch seine 2004 erschienene Biographie Fritz Kolbes wurde dessen Wirken einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Der aus Schrift- und Filmdokumenten bestehende private Nachlass kann nach Terminvereinbarung im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts eingesehen werden.
Kontakt:
Auswärtiges Amt
Politisches Archiv und Historischer Dienst
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Quelle: Auswärtiges Amt, Medienmitteilung, 15.5.2012