Notfallverbund der Archive und Bibliotheken in Bielefeld

Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im März 2009 und der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar im September 2004 haben die Gefährdung und den Schutz von Kulturgut nachdrücklich in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Schadensereignisse hatte es vorher bereits beim Elbhochwasser 2002 und auf lokaler Ebene gegeben, ohne dass diese von den Medien und der Öffentlichkeit nachhaltig registriert wurden.

Mit der Bildung von Notfallverbünden reagiert die archivisch-bibliothekarische Fachwelt auf die jüngsten Ereignisse und auf die Herausforderung des Kulturgutschutzes überhaupt. Notfallverbünde existieren inzwischen u. a. in Berlin, Münster, Hannover, Dresden, Magdeburg, Weimar und Karlsruhe.

Mit der Unterzeichung einer Vereinbarung „Notfallverbund der Archive und Bibliotheken in Bielefeld“ gehen sieben Träger für insgesamt sechs Archive und vier Bibliotheken am 12. Oktober 2011 eine Verpflichtung ein, die die gegenseitige Unterstützung in Notfällen regelt. Primär optimiert und professionalisiert die Vereinbarung die Rahmenbedingungen für Hilfeleistungen, die hoffentlich niemals benötigt werden. Um jedoch im etwaigen Großschadensfall und auch bei kleineren Schadenereignissen umgehend und angemessen reagieren zu können, sind Versicherungs- und Haftungsfragen und weitere Verfahrensschritte abschließend geklärt worden.

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Abb.: Die Vertreter der teilnehmenden Einrichtungen bei der Unterzeichnung der Bielefelder Notfallvereinbarung (v.l.n.r.): Kanzler Hans-Jürgen Simm (Universität Bielefeld), Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann (Stadtwerke Bielefeld GmbH), Vizepräsident Prof. Dr. Friedrich Biegler-König (Fachhochschule Bielefeld), Oberbürgermeister Pit Clausen, Oberkirchenrat Dr. Arne Kupke (Evangelische Kirche von Westfalen), Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl (v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel), Vorstandsvorsitzender Pastor Dr. Ingo Habenicht (Evangelisches Johanneswerk e.V.) (Foto: Borgstedt, Stadt Bielefeld)

Teilnehmende Einrichtungen:

Archive
– Archiv der Stadtwerke Bielefeld
– Archiv des Evangelischen Johanneswerks e.V.
Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Universitätsarchiv Bielefeld.

Bibliotheken
Bibliothek der FH Bielefeld
Bibliothek des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche von Westfalen
Stadtbibliothek Bielefeld
Universitätsbibliothek Bielefeld.

Insgesamt bewahren die teilnehmenden Einrichtungen ca. 3 Millionen Printmedien, mehr als 90.000 Audiovisuelle Medien, etwa 20.000 laufende Meter Akten, ca. 1.500 Urkunden, mehr als 110.000 Fotos, knapp 10.000 Plakate und nahezu 15.000 Karten auf – dieses z. T. einzigartige Kulturgut wird mit der Vereinbarung sicherer.

Als präventive Schutzmaßnahmen sind der Abgleich von Notfallplänen und die Durchführung von regelmäßigen Berichten, Sitzungen und insbesondere Schulungen (am 15.11.2011 veranstaltet das LWL-Archivamt im Stadtarchiv Bielefeld bereits eine Fortbildung „Notfallvorsorge“) vereinbart worden.

Im festgestellten Schadensfall sollen folgende personelle und materielle gegenseitige Hilfeleistungen erfolgen:

  • Abstellung von qualifizierten Hilfskräften für die Bergung und Sicherung von Kulturgut, das in der Substanz bedroht ist,
  • Bereitstellung von Bergungs-/Aufbewahrungsmaterialien und
  • befristete Überlassung von Ausweichdepotflächen.

Kontakt:
Koordinator des Notfallverbundes Bielefeld
Dr. Jochen Rath
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Tel. 0 521/51-68 46
jochen.rath@bielefeld.de

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