Entrümpler aus Norddeutschland entdeckt uralte Siegburger Pläne

Unverhofft kommt ziemlich oft. Über ein Märchen in diesem verregneten Sommer freut sich Harald Uecker vom städtischen Verwaltungsarchiv Siegburg. Ungläubig öffnete er vor kurzem sein elektronisches Postfach. Eine E-Mail aus dem Norden erreichte ihn. Absender waren die “Rümpelstilzchen“ aus Rastede. Das Unternehmen führt Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen durch. 

Auf einem Speicher im nahen Oldenburg, so erklärte Chefin Marita Hoppen, hätten die Stilzchen einen Fund gemacht, der für die Kreisstadt von großem Interesse sein dürfte. Einige Tage vergingen, dann hielt Uecker die \“heiße Ware\“ in Händen. Große und schon reichlich vergilbte Siegburger Pläne sowie ausführliche Schriftwechsel in altdeutscher Schrift. 

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Foto. Harald Uecker inspiziert das frisch eingetroffene Geschenk an die Stadt. Daneben ein Teil des Hansen-Plans (Foto: Stadt Siegburg). 

Ein Plan, durch den sich in zartem Blau der Mühlengraben schlängelt, ist mit folgendem Wortlaut überschrieben: \“Situation und Nivellement zum Concessions Gesuche der Gebrüder Hansen betreffend die Erweiterung des Mühlengrabens und eine unterschächtige Wasserwerksanlage zum Betriebe eines Eisenhammers. Philipp und Theodor Hansen, Siegburg 1866.\“ Worum geht es? Die Firma Hansen, so viel ist bekannt, betrieb von 1820 bis nach dem Ersten Weltkrieg ein Hammerwerk zur Metallverarbeitung am Mühlengraben. Die Vorreiter der Siegburger Industrialisierung waren interessanterweise auf dem Lüghausen-Areal am hohen Ufer ansässig, also dort, wo bald Lidl seine große Filiale baut. 1866, so ist nun zu erfahren, expandierten die Hansens. Zwei neue Mühlräder wollten sie in einem Arm des Mühlengrabens in Schwung bringen. Deshalb stellten sie das beschriebene “Concessions Gesuche“ bei der Königlich Preußischen Regierung, Abteilung des Innern, in Köln. Ein Jahr später kam das königliche Okay, es konnte losgehen. Ein fast 150 Jahre altes Papier mit wertvollen Informationen zur Wirtschaftsentwicklung in der Stadt – Harald Uecker war entzückt. Dabei war die \“Akte Hansen\“ noch nicht alles, was das Rümpelstilzchenpaket zu bieten hatte.

Noch ein Vierteljahrhundert älter ist der \“Situations-Plan über die Wasch-Fabrick-Anlage des Herrn Rolffs et Comp. am Mühlengraben oberhalb Siegburg\“. Rolffs? 1841? Das war der Gründervater des heutigen Siegwerks! Noch sind vor allem die Schriftstücke nicht vollständig ausgewertet, schon jetzt ist klar: Es handelt sich um Rohmaterial, wie es sich der Historiker wünscht. Wie und wo begann in Siegburg das industrielle Zeitalter? Welche technischen Möglichkeiten bestanden, wer saß wo am Mühlengraben? Alles nachvollziehbar, wenn man die alten Blätter studiert. Nur eine Frage wird für immer offen bleiben. Wie nämlich die Unterlagen der Firmen Hansen und Rolffs in Oldenburg landeten. Einen Gruß schickt die Stadt nach Rastede an die Entrümpler mit Sinn für Siegburger Geschichte. Harald Uecker: \“Die Pläne und Schriften wurden uns von Marita Hoppen geschenkt. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön.\“ 

Kontakt:
Kreisstadt Siegburg
Verwaltungsarchiv
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg
Tel.: 02241 / 102 0
Fax: 02241 / 102 284
Rathaus@Siegburg.de 

Quelle: Stadt Siegburg, Pressemitteilung, 10.8.2011

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