So manches Gemeindearchiv im Augsburger Land hat Claudia Ried aus seinem Schlaf geweckt. Sie steht bereits seit 2006 als Kreisarchivpflegerin in den Diensten des Landkreises Augsburg. Nun wurde sie vom Landkreis Augsburg und der Staatlichen Archivverwaltung Bayerns für fünf weitere Jahre als Archivpflegerin bestellt. „Frau Ried hat sehr gute Arbeit geleistet und wir sind froh, sie noch einmal als Kreisarchivpflegerin gewonnen zu haben“, so der Leiter des Staatsarchivs Augsburg, Dr. Thomas Engelke, anlässlich eines Gesprächstermins bei Landrat Martin Sailer.
Auch der Landrat zeigte sich erfreut darüber, dass Claudia Ried ihre Arbeit fortsetzen wird. „Die Arbeit von Frau Ried ist unentbehrlich für die Gemeinden in unserem Landkreis“, sagte Landrat Sailer und fügte hinzu: „Angesichts der bisherigen Erfolge hoffen wir, dass in den nächsten fünf Jahren noch viele weitere Gemeinden die angebotenen Hilfestellungen in Anspruch nehmen.“ Aufgabe von Claudia Ried ist es, denjenigen Gemeinden, die über keinen hauptamtlichen Archivar verfügen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Dabei geht es zunächst einmal darum, die Situation in den Gemeindearchiven zu erfassen.
Viele Archive haben die letzten Jahrzehnte in einem regelrechten Dornröschenschlaf verbracht. Wenn es überhaupt jemanden gab, der sich um die Pflege des Archivs kümmerte, dann zumeist Gemeindebedienstete ohne fachliche Ausbildung, die diese Arbeit zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben erledigten. So konnte es vorkommen, dass unersetzliche Akten als Altpapier entsorgt wurden, weil ihre Bedeutung nicht erkannt wurde. „Das Besondere an einem Archiv“, erläutert Claudia Ried, „ist seine Einzigartigkeit. Es gibt keine Zweitüberlieferung.“ Das heißt anders als in einer Bibliothek existieren für die Akten in einem Archiv keine Kopien, bei einem Verlust oder einer Zerstörung sind diese unwiederbringlich verloren.
Wenn der Ist-Zustand eines Archivs erfasst wurde, dann gibt die Kreisarchivpflegerin Ratschläge zum weiteren Vorgehen. Dazu gehören Hinweise zur Unterbringung, dem richtigen Raumklima oder zu den fachlichen Grundlagen der Bestandserfassung. Wo es notwendig ist, kann sie dabei behilflich sein, zusätzliche Unterstützung von der staatlichen Archivverwaltung zu organisieren. Das Ergebnis der dann folgenden, zumeist sehr aufwändigen Arbeit, sind die „Findbücher“. Viele Bürger nutzen die neu erstellten Findbücher und stellen vermehrt Anfragen an die Gemeinde, die zuvor unbeantwortet bleiben mussten.
Die Gemeinden selbst profitieren gleich mehrfach von der gemachten Arbeit. Wenn sie anlässlich des Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr auf der Suche nach der Geschichte der örtlichen Feuerwehr sind, werden sie dank des Findbuchs im Archiv schnell fündig. Darüber hinaus gibt ein indiziertes Archiv über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Gemeinden Auskunft. Anhand von Sitzungsbänden lässt sich nachvollziehen, wann eine Gemeinde zum ersten Mal mit elektrischem Strom versorgt wurde, wann Telefonleitungen verlegt wurden oder zu welchem Zeitpunkt die Kanalisation entstand – und zukünftige Generationen werden feststellen können, wie sich das Internet über die Gemeinde ausgebreitet hat. Findbücher sind aber keineswegs eine für die ferne Forschung gedachte Spielerei der Kulturpolitik.
Die wichtigste Aufgabe eines Archivs ist die Rechtssicherung über Jahrhunderte hinweg. Und für die effektive Nutzung des Archivs zur Klärung rechtlicher Fragen sind Findbücher unerlässlich. So kann es auch vorkommen, dass eine Gemeinde nach einem Blick ins neu erstellte Findbuch auf Akten stößt, die offenbaren, dass das Wegerecht für manche Straßen nicht bei der Gemeinde liegt, so dass diese auch nicht für deren Unterhalt aufkommen muss. Gerade in Zeiten klammer Kassen eine willkommene Nachricht. Gemeinden die an einer Beratung durch Claudia Ried interessiert sind, um den Dornröschenschlaf ihres Gemeindearchivs zu beenden, können sich unter der Telefonnummer 0821/3102-2547 an das Landratsamt Augsburg wenden.
Kontakt:
Landratsamt Augsburg
Claudia Ried
Prinzregentenplatz 4
86150 Augsburg
Telefon: 0821/31022547
Telefax: 0821/31022591
www.landkreis-augsburg.de
Quelle: Landratsamt Augsburg, Pressemitteilung, 12.8.2011