Das Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig hat in seinen Beständen eine Sammlung von Kirchenkantaten aus der Zeit um 1800 entdeckt. Die sechs Kartons mit Notenblättern stammen aus der St. Bartholomäuskirche in Blankenburg am Harz und wurden erst jetzt umfassend untersucht, teilte das Archiv am 23. Juni 2011 mit. Bei den 95 Kantaten und Psalmvertonungen handelt es sich ausschließlich um Handschriften.
"Die schiere Menge des Materials zeigt, dass die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes vor rund 200 Jahren noch sehr viel üppiger war als heute", sagte der Musikwissenschaftler Helmut Lauterwasser, der in den vergangenen drei Wochen das Material für eine internationale Musikdatenbank untersucht hat. "Während archivierte Drucke insgesamt bereits nahezu vollständig untersucht sind, bergen gerade Handschriften noch viele Geheimnisse und manchen Schatz."
Unter anderem enthält der Archivfund mit allein 44 Kantaten von Christian Gotthilf Tag (1735-1811) die umfangreichste Werksammlung des Künstlers. Zudem wurden zwei bislang unbekannte Werke des Komponisten Johann Christoph Kellner (1736-1803) entdeckt. "Diese Kantoren-Komponisten gehören als kleine Mosaiksteine genauso zur Musikgeschichte wie große Künstler namens Brahms oder Bach", sagte Lauterbach.
Der Fund soll nun nicht wieder einfach im Archiv verschwinden. "Es wäre wünschenswert, wenn wir Auszüge daraus auch zur Aufführung brächten", sagte Landeskirchenmusikdirektor Claus-Eduard Hecker. Die Werke zeichneten sich durch einen empfindsamen Stil mit Einflüssen aus der Oper aus. Konkrete Planungen zu Aufführungen gebe es allerdings noch nicht.
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Quelle: Evangelischer Pressedienst, Pressemitteilung, 23.6.2011