Über Jahrhunderte hinweg haben deutsche Bevölkerungsgruppen die Geschichte und Kultur Siebenbürgens mitgeprägt. Ihre Spuren finden sich nicht nur in zahlreichen Baudenkmälern, sondern auch in den Rumänischen Nationalarchiven. Besonders das Staatsarchiv Klausenburg (Kreisdirektion Klausenburg der Rumänischen Nationalarchive) besitzt umfangreiche Unterlagen, die bis in das Mittelalter zurückreichen und für die Erforschung der Geschichte der deutschen Minderheit in dieser Region herausragende Bedeutung besitzen.
Ein Kooperationsprojekt zwischen den Rumänischen Nationalarchiven sowie dem Landesarchiv Baden-Württemberg und dem Tübinger Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde hat sich zum Ziel gesetzt, diese historischen Dokumente dauerhaft zu sichern und der historischen Forschung zugänglich zu machen. Das ehrgeizige Projekt wird durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien aus Mitteln zur Sicherung und Erhaltung deutscher Bau- und Kulturdenkmäler im östlichen Europa finanziert.
Nachhaltigkeit ist das oberste Ziel des Unternehmens: Eine Archivarin aus Klausenburg (Cluj-Napoca) erhielt im Staatsarchiv Freiburg eine Einführung in die Erschließungspraxis im Landesarchiv. Rumänische Restauratoren haben im Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut praktische Erfahrungen für ihre Arbeit vor Ort gewinnen können. Dafür steht ihnen künftig eine nach modernen Grundsätzen ausgestattete Werkstatt zur Verfügung, die in enger Absprache zwischen Klausenburg und Ludwigsburg eingerichtet wurde. Die zum Teil stark gefährdeten Dokumente können so sachgerecht restauriert und damit dauerhaft gesichert werden. Es gilt aber auch, künftig neue Schäden zu verhindern: Deshalb ist die sachgerechte Verpackung der Unterlagen eine entscheidende Maßnahme. Drei Sattelschlepper haben aus Stuttgart nicht nur die technische Ausstattung nach Klausenburg geschafft, sondern auch die erforderlichen Verpackungsmaterialien; die handlichen Boxen haben im Landesarchiv Baden-Württemberg in den letzten Jahren bereits den Praxistest bestanden. Nun können die Rumänischen Nationalarchive von diesen Erfahrungen profitieren.
Die Partner sind sich sicher, dass das Projekt "Leuchtturmcharakter" für ähnliche Maßnahmen besitzen wird. Staatssekretär Dr. Dietrich Birk ließ sich Ende Juni 2010 durch Dr. Ioan Dragan, den Direktor des Klausenburger Staatsarchivs vor Ort über den Stand der Arbeiten informieren. Birk unterstrich die Bedeutung des Projekts im Rahmen der vielfältigen kulturellen Beziehungen zwischen Rumänien und Baden-Württemberg. Das Projekt ermögliche – so der Staatssekretär – die vertiefte Erforschung der Geschichte der deutschen Minderheiten in diesem Raum. Denn dies ist besonders hervorzuheben: Erstmals werden Findmittel, die in deutscher und rumänischer Sprache präzise beschreiben, was in den Archivbeständen zu erwarten ist, online publiziert – ein Meilenstein für die historische Forschung!
Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressebericht; Land Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 25.6.2010