Auf ungefähr zehn Prozent schätzt die Kölner Archivverwaltung den Anteil an Archivalien des eingestürzten Historischen Archivs der Stadt Köln, der bisher noch nicht geborgen wurde und vermutlich im Grundwasser vor der unterirdischen Schlitzwand zu finden sein wird.
Am 7. Juni 2010 nahm ein über 100 Tonnen schweres Bohrgerät die Arbeit auf, um unterirdische Wände für das so genannte "Bergungsbauwerk" zu errichten. 63 Pfähle, über 30 Meter tief, sollen in den nächsten Wochen nebeneinander gesetzt werden, um eine stabile Wand zu errichten. Zwei Pfähle, so die Kalkulation, sollen pro Arbeitstag gesetzt werden können. Anschließend sollen innerhalb des Ovals die letzten Archivalien aus dem mit Schutt vermischten Grundwasser herausgeholt und die letzten Trümmer in dem Bereich weggeschafft werden. Noch auf dem Gelände der Schuttstelle soll direkt eine Erstversorgung der geborenen Archivalien stattfinden. Für das Bergungsbauwerk, Bergung und die Erstversorgung im 24-Stunden Schichtbetrieb hat jetzt der Hauptausschuss des Rates 10,2 Millionen Euro bewilligt. Der Drei-Schicht-Betrieb wird aus Kapazitätsgründen auch mit externem Personal durchgeführt.
Sowohl der Kosten- als auch der Zeitplan mussten in den vergangenen Wochen an die inzwischen vorliegenden dezidierten Kalkulationen und verbesserten Statikplanungen zur größtmöglichen Sicherheit auf der Schuttstelle angepasst werden. Ziel ist unter anderem, ein Bauverfahren umzusetzen, das keine Wirkung auf die von der Staatsanwaltschaft zu untersuchenden unterirdischen Schlitzwände hat, so dass die Ursachenforschung zur Unglücksursache von dem Bau des Bergungsbauwerks völlig unbeeinflusst vorgenommen werden kann. Für die Planungs- und Bauleistungen im Bereich des Bergungsbauwerks sind jetzt 7,14 Millionen Euro kalkuliert, für das externe Helferpersonal rund 2,5 Millionen Euro. Inklusive der intensiven messtechnischen Überwachung während der Bergung, Entschädigungszahlungen an die Anwohnerinnen und Anwohner, Kosten für das Baustellenmanagement und Transporte summieren sich die Kosten für das Bergungsbauwerk auf insgesamt 10,2 Millionen Euro.
Das Bergungsbauwerk schafft gleichzeitig einen Teil der Voraussetzungen für das anschließende so genannte "Besichtigungsbauwerk", das in der Regie des vom Landgericht Köln bestellten Gutachters errichtet wird. Dieses Bauwerk soll Aufschlüsse über die eigentlichen Schadensursachen und damit den oder die Verantwortlichen für den Einsturz des Historischen Archivs im März 2009 ermöglichen.
Aktuelle Eindrücke von der Baustelle
Übersichtsplan Bergungsbauwerk [PDF, 3941 KB]
Aktuelle Situation am 7. Juni 2010 [PDF, 2734 KB]
Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 7.6.2010