Vor zehn Jahren, am 7. Mai 1999, ist der aus München stammende Religionsphilosoph und Schriftsteller Schalom Ben-Chorin in Jerusalem gestorben. Als Brückenbauer zwischen den Religionen und als einer der wichtigsten Protagonisten des christlich-jüdischen Dialogs genießt der 1913 als Fritz Rosenthal geborene Münchner bis heute höchstes Ansehen.
Sein reichhaltiges publizistisches Erbe kehrt nun nach Deutschland zurück. Der schriftliche Nachlass Ben-Chorins, darunter Korrespondenz und Manuskripte, befindet sich seit Juli 2009 im Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo er wissenschaftlich erschlossen wird. Das Arbeitszimmer und die umfangreiche Bibliothek Ben-Chorins wurden der Landeshauptstadt München übereignet. Die Bibliothek, wie sie seit mehr als fünf Jahrzehnten in Ben-Chorins Wohnung im Jerusalemer Stadtteil Romema gewachsen ist, wurde im Stadtarchiv München in den letzten Monaten detailgetreu rekonstruiert. Sie ist nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Im Nebenraum der Bibliothek zeigt das Stadtarchiv München derzeit unter dem Titel „Stationen: Schalom Ben-Chorin (1913–1999)“ eine kleine Ausstellung mit Motiven aus dem privaten Fotoalbum Ben-Chorins.
Abb.: Die Bibliothek von Schalom Ben-Chorin im Stadtarchiv München, 2009. Oben links: Schalom Ben-Chorin, 1986 (Fotos: Stadt München, Collage: JM)
Es ist der Familie Ben-Chorin, insbesondere aber seiner Ehefrau Avital zu verdanken, dass das Stadtarchiv mit Bibliothek und Arbeitszimmer die schöpferische Lebensleistung und die versöhnende Kraft eines großen Sohnes der Stadt München dokumentieren kann. Die „Rückkehr“ Ben-Chorins in seine Heimatstadt, mit der er trotz schmerzlicher Erfahrungen während der NS-Zeit bis an sein Lebensende eng verbunden war, ist ein eindrucksvolles und nachhaltiges Zeichen für Dialog und Verständigung.
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach würdigt Schalom Ben-Chorin in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv München am 2. Dezember 2009 in seiner Veranstaltungsreihe „Zeitkapsel“.
Info:
Arbeitszimmer und Bibliothek von Schalom Ben-Chorin (München 1913 – Jerusalem 1999)
Eröffnung durch Oberbürgermeister Christian Ude und Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, im Beisein der Familie Ben-Chorin am 15. Oktober 2009.
Das detailgetreu aufgebaute Arbeitszimmer und die Bibliothek des 1999 in Jerusalem verstorbenen Religionsphilosophen und Schriftstellers Schalom Ben-Chorin haben im Stadtarchiv München eine neue Heimstatt bekommen.
Die Besichtigung von Arbeitszimmer und Bibliothek ist jeden Mittwoch (außer an Feiertagen) zwischen 9.00 und 12.00 Uhr oder nach Voranmeldung möglich.
Kontakt:
Dr. Andreas Heusler
Stadtarchiv München
Winzererstr. 68
80797 München
Telefon: 089-233 30815
andreas.heusler@muenchen.de
Quelle: Stadt München, Pressemitteilung, 16.10.2009