Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg zeigt Pegnitzhochwasser im Spiegel der Jahrhunderte

In Erinnerung an das Jahrhunderthochwasser von 1909 zeigt das Stadtarchiv Nürnberg vom 21. Juli bis 11. Oktober 2009 in der Norishalle die Ausstellung \“…Vom wasser zerissen…" Pegnitzhochwasser im Spiegel der Jahrhunderte. Geöffnet ist die Ausstellung montags und freitags von 8.30 Uhr – 21 Uhr, dienstags von 8.30 Uhr – 18 Uhr, mittwochs und donnerstags von 8.30 Uhr – 17 Uhr und sonntags von 10 Uhr – 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. " … Vom wasser zerissen … titelte eine kolorierte Federzeichnung, die quasi als bildhaftes Schadensprotokoll die infolge des Hochwassers 1595 zerstörten Pegnitzbrücken in Mögeldorf dokumentierte. Darstellungen wie diese, aber auch eine umfangreiche schriftliche Überlieferung der reichsstädtischen Verwaltung zu Schäden und deren Behebung, machten das Frühjahrshochwasser 1595 zu einer der bestdokumentierten Fluten bis 1784. Ursache des Hochwassers war, wie so oft in Nürnberg, ein außergewöhnlich kalter und schneereicher Winter, der die Pegnitz zufrieren ließ, sowie anschließendes Tauwetter. Schmelzwasser und mitunter heftige Niederschläge speisten die Pegnitz, die sich dann in einen reißenden Strom verwandelte.

Hochwasser gibt es in Nürnberg, seit sich die Stadt in die Pegnitzniederungen ausgebreitet hat. Über hundert Hochwasserereignisse, darunter 12 schwere Überschwemmungen, lassen sich seit Beginn halbwegs verlässlicher Aufzeichnungen nachweisen. Erstmals lässt sich 1307 ein konkretes Ereignis belegen, während das Hochwasser von 1342 als erste bildliche Darstellung ihren Niederschlag in der Neubauerschen Chronik von 1601/16 gefunden hat. Damals reichte das Wasser zum ersten und einzigen Mal bis ans Rathaus. Als eines der seltenen Sommerereignisse führte es in ganz Mitteleuropa zu Verheerungen und gilt daher als Jahrtausendflut.

Es war der Ausbruch des Vulkans Laki in Island, der mit einem außerordentlich kalten Winter die klimatischen Bedingungen verursachte, die 1784 zu einer weiteren Jahrhundertflut führten. Wie bei anderen Überschwemmungen dieser Kategorie waren neben den Gebäuden in Flussnähe vor allem die Mühlen entlang der Pegnitz sowie Brücken und Stege von der zerstörerischen Kraft des Wassers betroffen.  Der Rat der Stadt sorgte vor, so gut es eben ging. Für den vorbeugenden Hochwasserschutz zeichnete die „Deputation zum Pegnitz- und Rednitzfluß“ verantwortlich, während im konkreten Hochwasserfall die „Deputation zum großen Wasser“ etwa die Bevölkerung alarmierte oder Rettungsaktionen koordinierte. Das größte Hochwasser im 19. Jahrhundert ereignete sich 1849 und übertraf die Marken von 1595 und 1784. Bis zum Schönen Brunnen reichte das Wasser, unterspülte Keller und Gewölbe der Häuser rund um den Hauptmarkt und verdarb große Mengen der Warenbestände anliegender Geschäftsleute. Nur noch mit Booten konnte die Verbindung beider Stadthälften aufrecht erhalten werden.

Nur ein einziges Hochwasser sollte in Nürnberg diese Flut künftig noch übertreffen: die Hochwasserkatastrophe vom 5. Februar 1909. Nach Tauwetter, heftigen Niederschlägen und vorangegangenem starken Frost erreichte der Pegelstand die noch nie da gewesene Höhe von 4,67 Metern. Der Schaden an städtischen Gebäuden und Brücken war immens. Aber auch viele Kaufleute und Gewerbetreibende, die ihr Geschäft im Herzen der Stadt hatten, wurden empfindlich geschädigt. Von Obdachlosigkeit waren vor allem ärmere Leute und Familien betroffen, die in den meist billigen Altstadtquartieren wohnten. Zahlreiche Augenzeugenberichte sind überliefert, die ein farbiges Bild der Chronologie, der bangen Stunden der Ungewissheit sowie von dramatischen Rettungsaktionen zeichnen. Mit dem Projekt einer umfassenden Pegnitzregulierung und einem Hochwasserstollen wurde noch 1909 eine grundsätzliche Lösung des Hochwasserproblems in Angriff genommen. Kriegszeiten und Nachkriegsnot verschleppten jedoch die Ausführung, so dass im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg die Angst vor Hochwasser in der Altstadt noch immer viele Menschen umtrieb. Die Bewährungsprobe der 1962 abgeschlossenen Hochwasserfreilegung steht noch aus.

Info: Veranstaltungen und Veröffentlichungen im Rahmen der Ausstellung: 

Norica 5. Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg. Schwerpunktthema: „… Vom wasser zerissen …“. Pegnitzhochwasser im Spiegel der Jahrhunderte, Hg. Stadtarchiv Nürnberg, Nürnberg 2009 (Preis 4,50 Euro).

30. Juli 2009: Führung durch die Ausstellung.
Treffpunkt: Eingangshalle der Norishalle, Marientorgraben 8. Beginn: 18.00 Uhr. Teilnahmegebühr: 2,- €. Für Mitglieder des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg kostenlos. Telefonische Anmeldung unter Tel.: 0911/231-7332.

Gruppenführungen durch die Ausstellung innerhalb der Öffnungszeiten auf Anfrage Teilnahmegebühr pro Person 2,- €, bei Schulklassen pro Schüler 1,- € . elefonische Anmeldung unter Tel.: 0911/231-5486.

10. November 2009: „Zwischen gottgewollt und ratio“ – Die Nürnberger Jahrhundertflut 1784.
Vortrag mit Lichtbildern von Prof. Dr. Georg Seiderer, Erlangen. Veranstaltungsort: Nürnberger Akademie, Gewerbemuseumsplatz 2, Fabersaal (E.14).  Beginn 19.45 Uhr. Eintritt 5,50 €, für Mitglieder des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg gegen Vorlage des Mitgliedsausweises kostenlos. (Der Vortrag wird im diesjährigen Band der Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, der im Dezember 2009 erscheinen wird, abgedruckt).

Kontakt
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Tel.: 0911 / 231 – 2770 und – 2771
Fax: 0911 / 231 – 4091
stadtarchiv@stadt.nuernberg.de

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Nürnberg, 22.7.2009

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