Nach langwierigem politischen Ringen erreichten die Bottroper Gemeindevertreter am 21. Juli 1919 ihr Ziel: Bottrop erhielt die Stadtrechte. Mit einer Ausstellung im Kulturzentrum August Everding erinnert das Stadtarchiv Bottrop an das 90-jährige Stadtjubiläum. Unter dem Titel \“Bottrop in den \’Goldenen Zwanzigern\’\“ werden Fotografien aus der Zeit gezeigt, als aus dem damals \“größten Dorf Preußens\“ eine eigenständige Stadt wurde. Das Besondere der gezeigten Fotografien ist, dass sie alle vom selben Fotografen stammen. Georg Lücker eröffnete 1904 das erste Fotoatelier in Bottrop und wurde zum \“Auge Bottrops\“. Er sah sich offensichtlich nicht nur selbst als Chronist einer boomenden Stadt, sondern wurde auch von der Stadtverwaltung beauftragt, die aufstrebende Entwicklung der Bergbau- und Industriestadt festzuhalten.
Die Fotografien zeigen vor allem Straßenzüge und Häuserfassaden. Einige Motive auf den großformatigen Abzügen wirken wie aktuelle Aufnahmen. So scheinen sich das Rathaus, die Fassaden am Altmarkt und das Torhaus mit dem Durchgang von der Gladbecker Straße in die Luise-Hensel-Straße während der vergangenen Jahrzehnte nicht verändert zu haben. Auf anderen Bildern fehlt dem Betrachter dagegen jede Orientierung. Zu stark haben die Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges und auch die bauliche Entwicklung danach das Stadtbild verändert. Erst die Erläuterungen neben den Fotografien geben ortskundigen Ausstellungsbesuchern eine notwendige Hilfestellung, die Bilder mit der heutigen Situation in Einklang zu bringen.
Georg Lücker hat seine Fotografien wohlüberlegt inszeniert. Immer wieder tauchen beispielsweise in seinen Bildern Kinder auf, die wohlgesetzt seinen Stadtansichten Lebendigkeit verleihen. Sich selbst hat der 1951 verstorbene Fotograf nur einmal portraitiert. Im Eingang des Kulturzentrums steht er mit Rücken und Schulter zur Kamera. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen. Die ausgestellten Bilder gehören seit 80 Jahren zum Bestand des Stadtarchivs. Für das Archiv hat Rainer Bolik die Fotografien digital aufbereitet. Dabei stieß er auf manche Überraschung. Auf einem mit 1910 datierten Foto des Schankraums der Gaststätte \“Schäfer\“ entdeckte Bolik einen Zugfahrplan an der Wand, allerdings aus dem Jahr 1912.
Das heutige Geschichtsbild der aufstrebenden Industriestadt Bottrop ist eng mit der Arbeit des produktiven Fotografen Lücker verbunden. Die Arbeit des in Bottrop weithin unbekannten Chronisten wird parallel zur Ausstellung in einem Bildband gewürdigt. Rainer Bolik hofft, auf diese Weise den Fotografen bekannter zu machen. Die Ausstellung \“Das alte Bottrop in den \’Goldenen Zwanzigern\’\“ wird am Dienstag, 21. Juli 2009, um 19 Uhr von Oberbürgermeister Peter Noetzel eröffnet. Eine Einführung in die Ausstellung gibt der frühere Stadtdirektor Norbert Wallmann. Die Bilder sind in der Städtischen Galerie im Kulturzentrum bis zum 2. Oktober 2009 zu sehen. Das Kulturzentrum ist montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.
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Quelle: Aktuelles Stadt Bottrop, 17.7.2009; Marie-Luise Schmand, DerWesten, 18.7.2009