Zufallsfund ergänzt Bestand des Stadtarchivs Immenstadt

Durch Zufall wurden beim Aufräumen im ehemaligen Gemeindehaus der bis 1972 selbständigen Gemeinde Rauhenzell wichtige historische Unterlagen zur Dorfgeschichte entdeckt. Der Leiter der städtischen Liegenschaftsabteilung sorgte dafür, dass die völlig verdreckten Papierbündel umgehend ins Stadtarchiv Immenstadt gebracht wurden. Nachdem sie dort sorgfältig gereinigt worden waren, entdeckte man. dass es sich um Akten aus dem 18. bis 20. Jahrhundert handelte. Die Belastungen der Gemeinde Rauhenzell durch die Reichsritterschaft aus den Jahren 1768 bis 1842 sind nun ebenso dokumentiert wie die Schuldtilgungen und Steuerumlagen aus den Franzosenkriegen der Jahre 1786 bis 1816. Es gehören aber auch die Gemeinderechnungen von 1835 bis 1925 und die Rechnungen eines Fonds von 1874 bis 1921 dazu, der die Armen des Ortes genauso wie eine Medikamentenstiftung unterstützte. Interessant sind auch ein altes Schulinventar aus dem Jahre 1858, ein Gemeindeinventar von 1885 und Schülerlisten aus den Jahren 1865 bis 1920. Zum Fund gehörten aber auch Verordnungen, Vorschriften, Sammel- und Durchhalteplakate aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. 

Durch diesen wichtigen Fund können nun so manche Lücken in den Unterlagen der Gemeinde Rauhenzell, die seit 1972 gemeinsam mit den Archivalien der ehemaligen Gemeinden Akams, Bühl a. Alpsee, Diepolz, Eckarts und Stein i. Allgäu im Stadtarchiv Immenstadt lagern, ergänzt werden. Leiter des Stadtarchivs Immenstadt ist zur Zeit Gerhard Klein, der auch als Historiker am Gymnasium in Immenstadt tätig ist. Unterstützt wird er bei seiner Arbeit unter anderem von Siegbert Eckel, der seit vielen Jahren ebenfalls ehrenamtlich im Stadtarchiv tätig ist. Das Besondere am Stadtarchiv Immenstadt ist darin zu sehen, das seine Finanzierung durch eine Stiftung gesichert ist. Die Dr.-Rudolf-Vogel-Stiftung geht auf den Anfang September 2005 verstorbenen früheren Konrektor des Staatlichen Gymnasiums und langjährigen ehrenamtlichen wissenschaftlichen Leiter des Stadtarchivs (von 1987 bis 2005), Studiendirektor a.D. Dr. Rudolf Vogel zurück, der mit Immenstadt, seinem Wohnsitz und einstigen beruflichen Wirkungsort, sehr verbunden war. 

Bereits zu seinen Lebzeiten hatte Dr. Vogel erwogen, die Stadt Immenstadt mit einem zweckgebundenen Vermächtnis zu bedenken, was jedoch zunächst durch seinen plötzlichen Tod vereitelt wurde. Die Stiftung wurde dann aber doch im Jahr 2006 mit einer Kapitalausstattung von 131.000 € als sogenannte fiduziarische, d.h. nichtrechtsfähige Stiftung gegründet. Träger der nach Dr. Vogel benannten Stiftung ist die Stadt Immenstadt. Das Grundstockvermögen der Stiftung ist, so wurde dies ausdrücklich in den einzelnen Schenkungsverträgen festgehalten, in seinem Bestand zu erhalten. Der Stiftungserlös ist nach dem Willen der Erben von der Stadt zweckgebunden für den Betrieb des Stadtarchivs zu verwenden. Dadurch werde nicht nur die Erinnerung an Dr. Vogel, der das Stadtarchiv in sehr engagierter Weise geleitet habe, stets wach gehalten, sondern auch ein Teil seines Erbes in seinem Sinne eingesetzt. Der Stiftungszweck wird insbesondere dadurch verwirklicht, dass die Stiftung jährlich die Stadt Immenstadt i. Allgäu mit finanziellen Zuwendungen beim Betrieb des Stadtarchivs unterstützt. Die Zuwendungen sind zweckgebunden einzusetzen zur ganzen oder teilweisen Finanzierung insbesondere
a) der Vergütungen bzw. Aufwandsentschädigungen der im Stadtarchiv eingesetzten städtischen Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter oder der ehrenamtlich im Stadtarchiv tätigen Personen; 
b) des Erwerbs von Archivalien; 
c) der Restaurierung von Archivgut; 
d) der Einrichtungsausstattung des Stadtarchivs;
e) der Beschaffung von Betriebsmitteln.

Kontakt
Stadtarchiv Immenstadt im Allgäu
87504 Immenstadt im Allgäu
Tel.: 08323 / 7577
Fax: 08323 / 914190

Quelle: Siegbert Eckel, Allgäuer Anzeigenblatt, 8.7.2009; Dr.-Rudolf-Vogel-Stiftung.

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