Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Stasi-Unterlagen-Behörde in Berlin-Lichtenberg besucht. „Das ist ein guter Tag für uns“, sagte die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler. „Der 15. Januar liegt uns besonders am Herzen, weil an diesem Tag die Zentrale des MfS von Bürgerinnen und Bürgern besetzt wurde. Nach den vorausgegangenen Besetzungen von Stasi-Dienststellen in anderen Städten wurde jetzt für alle Welt sichtbar, dass der Unterdrückungsapparat der SED-Diktatur seine Macht endgültig verloren hatte. Die Bundeskanzlerin hat mit ihrem Besuch den entschlossenen Einsatz der damals beteiligten Menschen gewürdigt.“
Zudem sei der Besuch der Bundeskanzlerin für die Stasi-Unterlagen-Behörde auch von großer politischer Bedeutung, sagte Birthler. „Er unterstreicht den Beitrag der Behörde zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.“ So waren sich Angela Merkel und Marianne Birthler einig, dass es eine große Errungenschaft sei, dass die Archive gerettet und für alle geöffnet wurden. Damit erhielten die Opfer die Möglichkeit, ihr Schicksal aufzuklären und außerdem könne auf Fakten gestützt einer Geschichtsverklärung entgegen getreten werden.
Im Mittelpunkt des eineinhalbstündigen Besuches stand der Rundgang durch das Archiv der Behörde. Dabei sprach die Bundeskanzlerin mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, darunter auch Akteure und Zeitzeugen des 15. Januar 1990. Stationen des Rundgangs waren ein Magazinsaal, die zentrale Kartei und ein Videostudio, in dem audiovisuelle Datenträger des MfS – Fotos, Videos und Tonbänder – präsentiert wurden.
Dem Rundgang schloss sich ein Gespräch über die aktuellen Arbeitsschwerpunkte in der Behörde an. Themen waren unter anderem das Gedenkstättenkonzept und das Jubiläumsjahr 2009, für das die Behörde mehr als 200 Veranstaltungen plant – teils in Kooperation mit Stiftungen und Initiativen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Außerdem berichtete Marianne Birthler über die internationale Vernetzung der Stasi-Unterlagen-Behörde im jüngst gegründeten europäischen Netzwerk, wie auch über die laufende Arbeit.
Marianne Birthler informierte die Kanzlerin über das anhaltend hohe Niveau der Antragszahlen. Im Jahr 2008 wurden 87.366 Anträge im Rahmen der persönlichen Akteneinsicht gestellt. „Die Antragszahlen bewegen sich seit einigen Jahren auf einem Niveau um 90.000“, so Birthler. Insgesamt sind seit 1992 über 2,5 Millionen Anträge auf Akteneinsicht eingegangen.
Zum Stand der Erschließung der Aktenbestände berichtete die Bundesbeauftragte über sehr gute Fortschritte. Insgesamt seien mittlerweile 89,5 Prozent der Unterlagen personenbezogen und 45 Prozent themenbezogen zugänglich. Insgesamt lagern in der Behörde 158 Kilometer Schriftgut, davon 111 Kilometer Papier und umgerechnet auf Papier 47 Kilometer verfilmtes Schriftgut sowie rund 15.500 Säcke, Kartons oder Schachteln mit zerrissenen Unterlagen. Hinzu kommen 1,4 Millionen spezielle Informationsträger wie Filme, Fotos oder Tonbänder.
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Quelle: BStU, Pressemitteilung, 15.1.2009