Workshop »Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat« im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde

Die Abteilung Deutsches Reich und die Stabsstelle hatten für den 13. November 2008 zu einem Workshop im Rahmen des gemeinsam betreuten Projekts des Bundesarchivs \“Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat\“ in die Dienststelle Berlin-Lichterfelde eingeladen. Daraufhin fanden sich 29 Vertreter von Staats-, Kommunal- und Kirchenarchiven, vom Internationalen Suchdienst sowie von Gedenkstätten, Museen und bürgerlichen Initiativen zu einer äußerst lebendigen und ertragreichen Arbeitstagung ein. Besonders willkommen geheißen wurden die ausländischen Gäste vom Tschechischen Nationalarchiv in Prag und von der Ukrainischen Nationalen Stiftung \“Verständigung und Aussöhnung\“ in Kiew.

Nach der Begrüßung durch den Leiter der Abteilung Deutsches Reich, Herrn Dr. Hans-Dieter Kreikamp, in der er auf die gute Kooperation der Archive bei der Nachweisbeschaffung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter einging und auf die damit gekoppelte Bedeutung des laufenden Projekts hinwies, informierte Herr Karsten Kühnel die Anwesenden in seinem Einführungsvortrag über die Vorgeschichte, die Zielsetzung und den bisherigen Verlauf des Projekts "Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat". Er betonte, dass es ein großes Anliegen des Bundesarchivs sei, durch die hier angebotenen Informationen zur gesellschaftlichen Rehabilitation der Opfer und ihrer Nachkommen in ihren Heimatländern beizutragen. Aus archivfachlicher Sicht sei das Projekt geboten gewesen, um die Vielzahl neuer Kenntnisse, die von den Archivaren bei der Recherche nach Beschäftigungsnachweisen für ehemalige Zwangsarbeiter in der Phase des Leistungsprogramms der Stiftung \“Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ und ihrer Partnerorganisationen gewonnen worden waren, für künftige Forschungen zu sichern und für einen zentralen Informationszugang zu bündeln. Deshalb stehe im Mittelpunkt des Informationsportals ein Archive übergreifendes Spezialinventar zu Beständen, die Auskünfte zum Einsatz von Zwangsarbeitern, zu ihrer Anwerbung und Rekrutierung, ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen, ihren Familien, zur Organisation des Arbeitseinsatzes und zu vielen weiteren Fragestellungen Auskunft geben können. Darüber hinaus enthalte das Portal eine Literaturdatenbank, die vom Bundesarchiv als Spezialbibliographie betreut werde.

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Beschäftigung mit den datenbankgestützten Anwendungen des Portals. Ausführlich wurden Fragen zur Dateneingabe und -ausgabe unter Heranziehung archivfachlicher Kriterien diskutiert. Unter anderem entfachte sich die Diskussion über der Frage nach der Behandlung von Kopien, einer grundlegenden Frage z.B. für Gedenkstätten hinsichtlich einer Beteiligung am Portal. Herr Kühnel betonte, dass man bei allen fachlichen Bedenken, die ja angebracht seien, der Intention des Gesamtprojekts nicht gerecht würde, wenn nicht auch bei der Inventarerstellung das Nutzerinteresse im Vordergrund stünde. Demnach sei es erwünscht, alle Stellen nachzuweisen, die Zugang zu einschlägigem Material böten. Herr Jörg Winkler (Stabsstelle) führte den Teilnehmern die in Koblenz programmierten Recherchefunktionen vor und gab einen Einblick in den derzeitigen Entwicklungsstand einer kartographisch gesteuerten Suche nach Archivbeständen innerhalb des Portals.

Zum Abschluss der Veranstaltung befassten sich die Teilnehmer noch mit den Portalmodulen zur historisch-politischen Bildung. Besondere Beachtung fanden dabei die Präsentationen solcher archivalischer Dokumente in digitalisierter Form, die sonst nur schwer zugänglich oder von grundsätzlicher Bedeutung sind. Am Ende des Workshops hatten sich für alle Beteiligten und den Veranstalter eine Menge neuer Anregungen zur Zusammenarbeit ergeben. Es wurde auch deutlich, dass das durch die Stiftung \“Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ finanzierte und somit erst ermöglichte Projekt auf Grund seiner weit fortgeschrittenen Akzeptanz auf dem besten Weg ist, die daran geknüpften Erwartungen immer mehr zu erfüllen.

Kontakt:
Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde 
Abteilung Deutsches Reich (R)
Informationsportal Zwangsarbeit im NS-Staat
Karsten Kühnel, M.A.
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
Tel.: 03018 / 7770 – 455
k.kuehnel@barch.bund.de

Quelle: Aktuelles Bundesarchiv, 18.11.2008

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