Den Anfang machte Clemens Philipp Freiherr von Spiegel zum Desenberg und Canstein, geboren 1760 in Canstein bei Marsberg und gestorben 1833 in Köln. Der junge Adlige und spätere Domherr und Domkantor in Paderborn sowie Domherr in Münster hat sich am 2. Juni 1780 als erster Student an der im gleichen Jahr gegründeten Universität Münster eingeschrieben. Ihm folgten ein Joseph Hölscher, über den nichts weiter bekannt ist als sein Geburtsort Münster, sowie der Theologiestudent Bernhard Contzen aus in Friesoythe, der später von 1792 bis zu seinem Tod im Jahr 1811 Vikar an St. Mauritz in Münster war.
Die Liste der Studenten (Matrikel) der Universität Münster seit ihrer Gründung 1780 bis zur zeitweisen Auflösung und Herabstufung zur Akademie im Jahr 1818 umfasst exakt 1382 Namen und fungiert als erster Band einer neuen Schriftenreihe \“Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster", die im Aschendorff Verlag Münster erscheint. Die beiden Autoren, Prof. Dr. Wilhelm Kohl und Diplom-Archivar Robert Giesler, haben sich dabei nicht auf eine reine Textwiedergabe der Matrikel von 1780 bis 1818 beschränkt. Zu den meisten Studenten in den Gründungsjahren der Universität Münster bietet der 432 Seiten umfassende Band biographische Daten und Angaben zur späteren beruflichen Tätigkeit. Damit dient die Veröffentlichung nach Ansicht der Leiterin des Universitätsarchivs Münster, Dr. Sabine Happ, neben der Universitätsgeschichte auch der Landes- und Ortgeschichte und nicht zuletzt genealogischen Forschungen.
An den vier Fakultäten der ersten Universität Münster wurden vor allem die künftigen Staatsbediensteten – Lehrer und Juristen – sowie Ärzte und Geistliche ausgebildet. In der jetzt erstmals gedruckt vorliegenden Universitätsmatrikel Münster lassen sich zahlreiche Personen nachweisen, die nach dem Studium öffentliche Ämter und Funktionen ausübten. Darunter Caspar Maximilian Freiherr Droste zu Vischering, von 1825 bis 1846 Bischof von Münster, und sein Bruder Clemens August, der von 1835 bis 1845 Erzbischof von Köln war. Auch aus den benachbarten Niederlanden kamen schon damals Studierende nach Münster, wie etwas Johann Nepomuk von Hugenpoet, der 1808 an die münstersche Universität kam, hier Jura studierte und sich anschließend als Rechtsanwalt und Notar in Arnheim niederließ.
Erstellt wurde der Matrikel-Band von Prof. Dr. Wilhelm Kohl, Honorarprofessor der WWU für westfälische Landesgeschichte und ehemaliger Leiter des Staatsarchivs Münster und von 1978 bis 2004 Leiter des Universitätsarchivs Münster, sowie Diplom-Archivar Robert Giesler, seit 1998 stellvertretender Leiter des Universitätsarchivs Münster. Dem ersten Band der neuen Schriftenreihe \“Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster\“ im Aschendoff Verlag folgt schon ein zweiter Band auf dem Fuße, der sich mit dem Studium von Frauen in Münster befasst (Sabine Happ, Veronika Jüttemann (Hgg.): „Laßt sie doch denken!“ – 100 Jahre Studium für Frauen in Münster, 344 S., gebunden, 19,90 Euro, ISBN 978-3-402-15881-4.). Im Matrikelverzeichnis der Gründungsjahre der Uni Münster zwischen 1780 und 1818 wird man vergeblich nach weiblichen Vornamen suchen: Die erste Frau durfte sich vor genau 100 Jahren, im Wintersemester 1908/09, hier einschreiben.
Info:
Wilhelm Kohl, Robert Giesler: Die Matrikel der Universität Münster 1780 bis 1818. Edition und biographische Erläuterungen (Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Münster, 1), Münster: Aschendorff Verlag 2008, 431 S., gebunden, 49,80 Euro, ISBN 978-3-402-15880-7.
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Quelle: Pressestelle der Uni Münster, 13.10.2008; Klaus Baumeister, IVZ, 14.10.2008