Das Bundesarchiv ist das Gedächtnis unserer Nation. An insgesamt neun Standorten sichert es alles, was in über zweihundert Jahren an Schrift-, Bild- und Tondokumenten von zentralen staatlichen Einrichtungen hinterlassen wurde. Auch Unterlagen von Parteien und Verbänden sowie Nachlässe bedeutender Personen werden dort gesammelt. Ein neues Magazin erhält das Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde. Dort sollen die Bestände künftig sachgerecht aufbewahrt und erschlossen werden. Zum Richtfest gratulierte Kulturstaatsminister Bernd Neumann.
Der Standort Berlin-Lichterfelde ist der mittlerweile personell und räumlich größte des Bundesarchivs. Etwa 90 Kilometer Archivgut vor allem der Abteilungen \“Deutsches Reich\“ und \“DDR\“ sind hier einsehbar. Außerdem stehen den Nutzerinnen und Nutzern 1,7 Millionen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und andere Druckschriften zur Verfügung.
Durch den Magazinneubau sollen die bisher provisorisch untergebrachten Akten und Bücher endlich sachgerecht gelagert werden. Geplant ist, auf Dauer dort 110 Kilometer Archivgut unterzubringen. Außerdem soll das neue Gebäude optimale Arbeitsbedingungen für die Archivare und die vielen Nutzerinnen und Nutzer bieten. Errichtet wird es an einem Standort mit Geschichte: Ursprünglich war auf dem Gelände die preußische Hauptkadettenanstalt untergebracht. Während der NS-Zeit war in dem Komplex die \“Leibstandarte SS Adolf Hitler\“ stationiert, bis 1994 wurde das Gelände schließlich von amerikanischen Streitkräften genutzt.
Mit dem Neubau wird der erste Bauabschnitt im Zuge der Umbaumaßnahmen des Gesamtareals realisiert. Schon im März 2009 soll das Magazin seine Arbeit aufnehmen. Sein Name wird an den ehemaligen Archivar im Geheimen Preußischen Staatsarchiv Erich Posner erinnern. Er wurde wegen seiner jüdischen Abstammung verfolgt und in ein Konzentrationslager verschleppt.
Der Architekt Stephan Braunfels hat für den Neubau einen geschlossenen Quader entworfen, der eine Schlüsselrolle im Gesamtkomplex einnehmen wird. Aufgebrochen wird er nur durch den verglasten Empfangsbereich, der dem Gebäude einen offenen und einladenden Charakter verleiht. Der Bau des neuen Magazins wird aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers finanziert. Er hat dafür über 23 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Das Bundesarchiv wurde 1952 gegründet. Es ist eine obere Bundesbehörde und gehört zum Geschäftsbereich des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Verteilt auf 12 Dienststellen an 9 Orten in Deutschland sichert es die Überlieferung zentraler Organe der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik, des Deutschen Reiches und des Deutschen Bundes. Gleichzeitig erschließt es dieses Material nicht nur für die wissenschaftliche Forschung und die Bundesverwaltung sondern auch für die Öffentlichkeit. In seinen Berliner Dienststellen hat das Bundesarchiv zahlreiche Archive und Bestände aus dem Berliner Raum in einer Einrichtung zusammengeführt. Dazu gehören das Zentrale Staatsarchiv der DDR mit dem damaligen Filmarchiv, das frühere Institut für Marxismus- Leninismus der SED, das Berlin Document Center sowie die Zentralbibliothek der Gewerkschaften der DDR.
Link: www.bundesarchiv.de