Am 30. und 31. August 2008 erinnern die Technische Universität Darmstadt, die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die Stadt Griesheim gemeinsam mit dem Förderverein August-Euler-Luftfahrtmuseum und dem Museumsverein Griesheim mit einem Festwochenende an die Anfänge des August-Euler-Flugplatzes vor 100 Jahren. Im Mittelpunkt stehen eine Flugschau und eine Tafelausstellung zur Geschichte des Flugplatzes, die u.a. vom Universitätsarchiv der TU Darmstadt gestaltet wurde.
Unter den zahlreichen Flugplätzen, die derzeit mit Jubiläumsveranstaltungen auf sich aufmerksam machen, bietet der August-Euler-Flugplatz in Griesheim bei Darmstadt gleich in mehrfacher Hinsicht Besonderes. Die Anlage befindet sich im Besitz der Technischen Universität Darmstadt, die hier für Forschungszwecke noch heute Starts und Landungen ihrer Flugzeuge durchführt. Damit steht sie in einer langen Tradition luftfahrttechnischer Forschung und Lehre, mit der dieser kleine Flugplatz im Rhein-Main-Gebiet seit seiner Gründung hervorgetreten ist.
Am Anfang der nunmehr 100-jährigen Geschichte stand Jahresende 1908 der Antrag des Frankfurter Unternehmers und Luftfahrtenthusiasten August Euler, auf dem vor Darmstadt gelegenen Truppenübungsplatz Flugzeuge zu montieren und zu erproben. Die Genehmigung wurde erteilt und der Griesheimer Sand wurde zu einer der Pionierstätten der deutschen Luftfahrt. August Euler, der selbst den ersten deutschen Flugzeugführerschein der Fédération Aéronautique Internationale (FIA) erwarb, begründete hier neben seiner Flugzeugfertigung eine Flugschule, die u.a. durch so prominente Flugschüler wie den Prinzen Heinrich von Preußen große Beachtung fand. Dieses herausragende Engagement Eulers machte den Flugplatz zu einer wichtigen Etappe der frühen Streckenflüge im Südwesten Deutschlands.
Nach der Verlagerung der Firma Euler nach Niederrad 1912 wurde der Flugplatz zunächst von Fliegertruppen genutzt, denen während der Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg bis 1930 französische Soldaten folgen sollten. Eine erneute Blütezeit erlebte der Griesheimer Sand in den 1930er Jahren. Zuerst wurde er mit großem Aufwand als Darmstädter Verkehrsflughafen eingerichtet, bis er 1936 nach der Eröffnung des als regionalen Großflughafen konzipierten Rhein-Main-Flughafens nach nur zweijährigem Betrieb wieder geschlossen wurde.
Erfolgreicher war die wissenschaftliche Nutzung des Geländes. Die TH Darmstadt war hier mit dem Aerodynamischen Institut und dem 1936 übergebenen Windkanal vor Ort. Desweiteren war hier das Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug (DFS) als nationale Großforschungseinrichtung auf dem Gebiet der Segelflugs und des Flugzeugbaus beheimatet. Im Umfeld der Wissenschaftler entstanden spezialisierte Wirtschaftsbetriebe, die im Flugzeug- und Komponentenbau hervortraten. Während des Krieges wurde die DFS aus strategischen Gründen nach Süddeutschland verlagert, es blieben die Hochschulinstitute, die als Rüstungsbetriebe in die deutsche Wehrwirtschaft integriert wurden, sowie private Unternehmen der Luftfahrtindustrie. Häftlinge und Zwangsarbeiter kamen hier zum Einsatz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände bis 1992 zum Airfield der US Army, in den benachbarten Kasernen wurde noch bis 2008 die Truppenzeitung „Stars and Stripes“ herausgegeben.
Schon 1955 fasste die damalige TH Darmstadt wieder Fuß auf dem ehemaligen Forschungsareal. Der Windkanal wurde reaktiviert und bildete die Keimzelle für einen besonderen Standort der heutigen Technischen Universität, der seit dem Kauf des Geländes 2005 auch das von den Amerikanern erbaute Tower-Gebäude und das mittlerweile als Naturschutzgebiet von europäischer Bedeutung ausgewiesene Umland umfasst.
Ein vielfältiges Programm mit den Schwerpunkten Historie – Technik – Natur ermöglicht am 30. und 31. August 2008 das Kennenlernen dieses einmaligen Ortes. Neben einer Flugschau und der Darbietung von Flugzeugen erlaubt u.a. eine Tafelausstellung Einblicke in die Entwicklung der Luftfahrtgeschichte auf dem Griesheimer Sand.
Zum Jubiläum sind erschienen:
– \“Ein Jahrhundert Luftfahrtgeschichte zwischen Tradition, Forschung und Landschaftspflege. Der August-Euler-Flugplatz in Darmstadt-Griesheim\“, hrsg. von Andreas Göller und Annegret Holtmann, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008, 399 Seiten, 124 Abbildungen, 29,90 Euro.
– \“August-Euler-Flugplatz Darmstadt\“, Ursula Eckstein, Darmstädter Schriften 94, Justus von Liebig Verlag Darmstadt, 12,80 Euro
Weitere Informationen im Web: www.100-jahre-august-euler.de
Kontakt:
AUGUST-EULER-FLUGPLATZ
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