Das Stadtarchiv Bottrop ist um eine besondere Archivale reicher. Postkarten gehören zwar seit langem zum Bestand, diese jedoch besitzt echten Seltenheitswert. Sie ist 101 Jahre alt und wurde in der Drucklegung in polnischer Sprache verfasst.
\“Die Karte stellt wirklich einen kleinen Schatz für uns dar\“, sagt die Leiterin des Stadtarchivs Bottrop Heike Biskup. \“Sie dokumentiert ein Stück Bottroper Geschichte und auch des Ruhrgebiets insgesamt, die ja eng verknüpft ist mit der Zuwanderung der Menschen aus Oberschlesien und anderen Gebieten im heutigen Polen.\“ Das Besondere an der Karte ist, dass sie polnische Beschriftungen trägt. Möglicherweise sind solche Karten oft als Gruß in die alte Heimat gegangen. \“Pozdrowienie Bottrop i. W.\“ heißt es in großen Lettern, das heißt \“Grüße (aus) Bottrop in Westfalen\“.
Abb.: Polnische Postkarte von 1907, Vorder- und Rückseite (Stadtarchiv Bottrop)
Die Karte ist abgestempelt mit dem Datum vom 21. Juli 1907. Adressat ist allerdings kein Empfänger in Polen sondern eine junge Frau in Hünfeld bei Kassel (\“Cassel\“). Auf der Karte ist die Zeche Prosper II (poln. \“Kopalnia Prosper\“), die alte, damals neu erbaute Herz-Jesu-Kirche (\“Nowy Kosciol\“) und eine polnische Buchhandlung (Ksiegarnia polska) zu sehen. Das Stadtarchiv vermutet, dass es sich um die Buchhandlung von F. Trzoska (Essener Str. 11) handelt, das geht aus einem alten Adressbuch aus dem Jahr 1911 hervor.
Kurioserweise ist der handschriftliche Text der Karte in deutsch verfasst. Er ist aufgrund der Sütterlinschrift für heutige Augen nur schwer zu lesen. Unter anderem heißt es dort: \“Wir sind nun schon ganz im Industriegebiet eingewöhnt. Man gewöhnt sich allmählich an den Kohlenstaub. Es ist gar nicht so gefährlich. Heute sind wir kurz bei Friedrich vorgesprochen. Wie geht\’s bei Euch? Lasst bald was von Euch hören.\“
Den Weg der Karte in das Stadtarchiv hat die Stadt einem Anrufer aus Fulda zu verdanken, der aber gebeten hatte, seinen Namen nicht zu veröffentlichen. Bei der damaligen Empfängerin der Karte handelt es sich um eine Verwandte. Er selbst hatte auch lange Zeit im Ruhrgebiet gelebt und war im Bergbau tätig. Das Stadtarchiv bedankte sich bei dem Spender und schenkte ihm zum Dank einen Bildband von Bottrop.
Kontakt:
Stadtarchiv Bottrop
Blumenstr. 12-14
46236 Bottrop
Telefon: 02041/ 70 37 54
Telefax: 02041-70-3833
stadtarchiv@bottrop.de
Quelle: Pressedienst der Stadt Bottrop, 22.8.2008