Gedächtnis des Kreises Warendorf bleibt erhalten

Vor dem schleichenden Zerfall gerettet wurden Dokumente des Kreisarchivs Warendorf, die entsäuert worden sind. Damit wertvolle alte Unterlagen nicht für immer verloren gehen, hat der Kreis Warendorf den Kampf gegen die schleichende Zersetzung aufgenommen. Im Kreisarchiv Warendorf sind nach fast einjähriger Bearbeitungszeit jetzt die ersten entsäuerten Akten wieder eingetroffen. Der Kreis Warendorf sowie die kreisangehörigen Städte und Gemeinden haben in ihren Haushalten für die Jahre ab 2007 große Summen für die Entsäuerung von Archivgut vorgesehen. Mit dem Programm wird dem Verfalls- und Zersetzungsprozess von säurehaltigem Papier entgegengewirkt. Dies ist der sicherste Weg, den langsam aber sicher fortschreitenden Zerfall von Archivalien aufzuhalten. 

Als „Gedächtnis des Kreises, seiner Städte und Gemeinden“ bezeichnet Landrat Dr. Olaf Gericke das Kreisarchiv. „Wenn es uns nicht gelingt, die Bestände unseres Archivs vor dem Zerfall zu bewahren, ist die geschichtliche Überlieferung im Kreis Warendorf unwiederbringlich verloren“, begründet Gericke bei der Anlieferung der ersten restaurierten Akten im Kreishaus den Einsatz. „Es freut mich, dass es uns gelungen ist, auch die Städte und Gemeinden für das Problem zu sensibilisieren. Die Kommunen beteiligen sich ohne Ausnahme an dem Projekt zur Massenentsäuerung.“ Gericke weist darauf hin, dass es weder Kreis noch Kommunen möglich gewesen wäre, die notwendigen Maßnahmen ohne die Unterstützung des Landes durchzuführen: „In einem auf vier Jahre angelegten Projekt unterstützt das Land NRW die Entsäuerung mit einem 70prozentigen Zuschuss zu den Gesamtkosten, so der Landrat. Das ist wichtig – denn schließlich kostet die Entsäuerung eines einzigen Blattes 20 Cent. Ein Blick auf die ersten von insgesamt 121 Kartons mit restaurierten Akten, die im Kreisarchiv eingetroffen sind, lässt erahnen: Damit zigtausende von Seiten aus Archivbeständen der Nachwelt erhalten bleiben, mussten das Land und der Kreis tief in die Tasche greifen. 

Dr. Mark Steinert, Leiter des Kreisarchivs Warendorf, erläutert das Problem des „sauren Papiers“: „Säurehaltiges Papier kam – und kommt – in der Verwaltung seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz und löste das traditionelle, teurere, aber säurefreie Hadernpapier ab. In dem Papier laufen chemische Prozesse ab, die mit der Zeit zur Zersetzung der Seiten führen.“ Aber auch bei „saurem“ Papier gebe es große Qualitätsunterschiede. Besonders schlecht sei das Papier aus den Zeiten wirtschaftlicher Not und politisch-gesellschaftlicher Umbrüche wie den Jahren des Ersten Weltkriegs, der letzten Jahre der Weimarer Republik, des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, erläutert der Kreisarchivar. Der Zerfall von Papier aus der Zeit zwischen 1915 und 1950 sei heute bereits weiter fortgeschritten als der von Papier aus dem 19. Jahrhundert. Das Projekt der Landesregierung sei genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, denn es habe dringender Handlungsbedarf bestanden, erläutert Dr. Steinert. Zumal gerade die Überlieferung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Forschung von besonderem Interesse sei. Am Beispiel einer Akte aus dem Jahr 1945 demonstriert der Archivar die Folgen des Zersetzungsprozesses: „Wenn sie diese Seite nur umblättern, reißt sie ein; wenn sie nicht aufpassen, haben sie gleich die halbe Seite in der Hand.“ 

Kontakt
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Tel.: 02581 / 53 – 2197
Fax: 02581 / 53 – 2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Pressemitteilung Kreis Warendorf, 21.7.2008

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