Konzipiert wurde die Ausstellung „Lebenswelten um 1550“, die am 24. Juni 2008 in der Bischöflichen Residenz in Klagenfurt eröffnet wurde, von Univ.-Doz. Dr. Peter G. Tropper, Leiter des Archivs der Diözese Gurk, in Zusammenarbeit mit Mag. Susanne Schlager, Projektmitarbeiterin des Diözesanarchivs, zu Ehren von Dompropst Olaf Colerus-Geldern, einer der profiliertesten Priesterpersönlichkeiten der Diözese Gurk, anlässlich seines 80. Geburtstages. Olaf Colerus-Geldern ist seit 2003 Dompropst des Gurker Domkapitels. Bis zum 11. Juli 2008 kann die Ausstellung noch in der Sala Terrena besichtigt werden.
Das Archiv des Gurker Domkapitels, das seit 880 Jahren besteht, befindet sich seit Dezember 2004 im Dachgeschoss des Archivs der Diözese Gurk auf einer Fläche von 350 Quadratmetern. Dort stehen ein Depot mit einer Ablagefläche für knapp 1100 Laufmeter Archivgut und zwei Arbeitsräume zur Verfügung. Kernstücke des Archivs des Gurker Domkapitels sind 1550 Urkunden ab dem Jahr 1182, sowie 850 gebundene Handschriften, ca. 600 Archivalienkartons vom 15. bis zum 20. Jahrhundert und 3500 Bücher, darunter mehr als 200 Inkunabeln und 254 Frühdrucke bis zum Jahr 1550. Erschlossen ist die Bibliothek durch Kataloge aus dem Jahr 1766. Die grafischen Illustrationen aus diesen Büchern werden seit einiger Zeit im Rahmen eines Projektes verzeichnet und erschlossen, das durch die Gemeinnützige Privatstiftung des St. Josef-Vereines gefördert wird.
Das Thema der Ausstellung, Lebenswelt um 1550, liegt darin begründet, dass die Bibliothek des Gurker Domkapitels zwei Exemplare eines Werkes besitzt, das mit je rund 1 000 Illustrationen ausgestattet ist. Dieses Werk, die Cosmographie, die Weltbeschreibung des Basler Professors Sebastian Münster (1488-1552), wurde zu einem der größten Erfolge in der Geschichte des gedruckten Buches überhaupt. Allein von der deutschen Fassung erschienen 27 Auflagen mit 70 000 verkauften Exemplaren. Die „Cosmographia“ ist nach der Bibel das meistverkaufte Buch dieser Zeit. Viele Illustrationen und Landkarten veranschaulichen die ausführlichen Texte, die aus antiken und zeitgenössischen Quellen stammen und von historischen Ereignissen bis zu fantastischen Geschichten, z. B. über Fabelwesen, reichen. Sebastian Münster versuchte in seinem Werk das gesamte Wissen von der Erde zu vereinen. Zeit seines Lebens arbeitete er unermüdlich an diesem Projekt und aktualisierte das Buch von Auflage zu Auflage. Neben vielen Porträts deutscher Städte enthält die Cosmographie auch B erichte über die benachbarten Länder in Europa, über Afrika, Indien und die Neue Welt.
Für ein gutes Dutzend an Sachbereichen wurden aus über 2 000 Holzschnitten 65 Illustrationen ausgesucht, um diese im Rahmen einer kleinen Schau zu präsentieren und die Sicht der Welt vor 450 Jahren deutlich zu machen: Es ist die Zeit der Renaissance, die Zeit der Kunstkammern und der Raritätenkabinette, es ist die Zeit der Hofnarren. Es ist aber auch die Zeit der Glaubensspaltung, des Konzils von Trient und des Augsburger Religionsfriedens von 1555. Noch siebzig Jahre wird es dauern, bis 1618 der Dreißigjährige Krieg beginnt. Durch die Ausstellung soll auch Münsters eigener Wunsch verwirklicht werden: „Dass die Menschen in 300 oder 400 Jahren sich ein Bild machen können von der Welt, wie wir sie heute sehen.“
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Quelle: Pressemitteilung Katholische Kirche Kärnten, 17.12.2004; Das Gurker Domkapitel und sein Archiv, 17.12.2004; Pressemitteilung Katholische Kirche Kärnten, 24.6.2008; Pressemitteilung Katholische Kirche Kärnten, 24.6.2008