Im zweiten Teil der vom Verschönerungsverein und vom Schwäbischen Heimatbund initiierten Veranstaltungsreihe „Spurensuche in der Martinskirche“, zugunsten der Fritz Heinzelmann Martinskirchenstiftung, hielt Heinz Dangel einen Vortrag, der die Geschichte des Kirchheimer Stadtarchivs beleuchtete. Das Archiv war bis ins erste Viertel des 19. Jahrhunderts im Rondell bei der Martinskirche untergebracht. Im Zuge der Abtragung der Befestigungsanlagen fiel auch das Rondell. Aus dem Abbruchmaterial entstand an der südwestlichen Seite der Kirche ein Archivanbau. Abgesehen von einer Auslagerung des Archivs nach Schlattstall zwischen September 1944 und Oktober 1945 war dort bis 1954 das städtische Archiv untergebracht. Betreut wurde es von dem Schulrat und Heimatforscher Carl Meyer. Bedingt durch Kriegsschäden war der Zustand des Archivgebäudes bald so katastrophal, dass durch eindringenden Schmutz und Feuchtigkeit sowie durch dort nistende Vögel die wertvollen Aktenbestände allmählich anfingen zu vergammeln. Heinz Dangel, zu der Zeit als Verwaltungsamtmann zuständig für Finanzen, Ordnung und Kultur, versuchte nach einer persönlichen Besichtigung der maroden Zustände, gemeinsam mit Carl Meyer Gelder für die dringend erforderliche Sanierung des Gebäudes aufzutreiben. Da es in den Nachkriegsjahren jedoch angesichts von Wohnungsnot und untragbaren hygienischen Verhältnissen in der Gemeinde nach Ansicht der Verwaltung dringendere Aufgaben als die Erhaltung der Archivbestände gab, wurden auch keine finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt. Hinzu kam, dass ein Gutachten des Landesdenkmalamts den maroden Archivanbau als unhistorisch und nicht erhaltungswürdig einstufte und stattdessen den Abbruch befürwortete.
1949 kam ins Gespräch, das Archiv entweder im Kornhaus oder im Rathaus unterzubringen. Bis zum Abbruch des kapellenartigen Archivanbaus an der Martinskirche im Jahr 1954 hatten diese Überlegungen noch zu keinem Ergebnis geführt. Notgedrungen fand das Archiv vorübergehend eine Unterkunft im Schlössle im Freihof. Verstaut in gestifteten Pappschachteln wurde das Aktenmaterial auf Leiterwagen wochenlang dorthin transportiert. Dort wurden die Akten dann geordnet, registriert und in ein Bestandsbuch eingetragen. 1959 begann der Umbau des Verwaltungsgebäudes im Freihof für Archivzwecke. Bis 1963 waren alle Archivbestände in das \“neue Archivgebäude\“ verlagert worden. Wenngleich die räumlichen und klimatischen Verhältnisse im Archivgebäude (Baujahr 1606) nicht ideal sind, so wurde doch durch zahlreiche Umbauten eine zufrieden stellende Lösung erreicht. Zum Schluss seines Vortrags äußerte sich Heinz Dangel zufrieden darüber, dass es auch ohne finanzielle städtische Unterstützung gelungen war, die wertvollen Kirchheimer Archivbestände zu retten, die heute allen Interessierten für Forschungszwecke zur Verfügung stehen.
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Quelle: Der Teckbote, 25.6.2008; Geschichte des Stadtarchivs Kirchheim