Halb Italien befindet sich derzeit wegen des exhumierten und in einem gläsernen Sarg ausgestellten Leichnams von \’Padre Pio\‘ im Ausnahmezustand. Der 2002 von der katholischen Kirche heilig gesprochene Kapuzinermönch Francesco Forgione (1887-1969) ist zusätzlich zu seinen (umstrittenen) Stigmata auch wegen unzähliger \’Wunderheilungen\‘ berühmt geworden.
Fragen im Umfeld von \’Geistiger Heilung\‘ oder \’Wunderheilung\‘ standen im ersten Jahrzehnt der Institutsarbeit in größerem Maße auf der Forschungsagenda des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP). Auch die Berichterstattung zu Padre Pio wurde deshalb intensiv verfolgt. Im Auftrag von Hans Bender unternahm der Philosoph und Psychotherapeut Paul Watzlawick (1921-2007) im Oktober 1956 eine Reise nach Italien, um den Verwaltungsangestellten Mario D. in Viareggio aufzusuchen und dessen viel diskutierten Fall zu dokumentieren.
Abb.: Röntgenaufnahmen von Mario D. (1951), IGPP-Archiv, E/23
Mario D. war davon überzeugt, dass Padre Pio ihm im Jahr 1951 in persona erschienen sei und ihn dabei von schwerwiegenden Rückenverletzungen und massiven Lähmungen geheilt habe. Seine Ärzte hatten jedenfalls keinerlei Erklärungen für den plötzlichen Heilungsprozess parat. Watzlawick, der später als Wissenschaftler und Autor große Bekanntheit erlangte, lieferte aus Viareggio einen ausführlichen Bericht mit verschiedenen Materialien, so etwa Röntgenaufnahmen des Patienten. Bender wiederum verarbeitete Watzlawicks Ergebnisse nachfolgend in einigen Vorträgen und Publikationen zum Thema „Wunderheilungen“, interessierte sich jedoch vor allem für die Berichte über die paranormalen Erscheinungen des wundertätigen Mönchs.
Die Unterlagen zum „Wunder von Viareggio“ sind heute Teil der vielfältigen Archivbestände des IGPP zu unorthodoxen Heilmethoden, zur Geistigen Heilung oder zu Wunderheilungen im religiösen Kontext.
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Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv, Nr. 05-08, 1.5.2008