Die Forschung zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte von als „esoterisch“ bezeichneten Modellen und Weltanschauungen in westlichen Ländern ist vor allem im Rahmen der Religionsgeschichte seit geraumer Zeit im Aufschwung begriffen. Von einiger Bedeutung dürften in diesem Zusammenhang noch vorhandene schriftliche Hinterlassenschaften und Nachlässe von Protagonisten dieser ausgesprochen heterogenen ‚Szene’ sein.
Mit dem Teilnachlass von Karl Weidner aus Elberfeld befindet sich umfangreiches Material eines bislang nur Insidern bekannten Esoterikers und ‚Geheimwissenschaftlers’ im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP). Weidner wurde am 13. März 1887 in Elberfeld bei Wuppertal geboren. Der in Bonn promovierte Mathematiker und Wissenschaftsphilosoph beschäftigte sich seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit einer ganzen Palette esoterischer Themen.
Wirft man einen Blick in seine Aufzeichnungen, stößt man auf Studien zur Alchemie und Magie, zur Hierologie, zu Pyramiden, zur Kabbala und Mythologie, zur „dogmatischen Metaphysik“ sowie auf seltsame spiritistische Protokolle. Vor allem jedoch kreisten Weidners Studien immer wieder um die Astrologie. Für seine zahlreichen Publikationen auf diesem Gebiet wählte er mit „Dr. Christian Wöllner“ teilweise ein Pseudonym. 1926/1927 veröffentlichte Weidner alias Wöllner zwei Bücher esoterischen Inhalts. Nicht verwirklicht werden konnte hingegen die Publikation einer großen „Geschichte der Astrologie“ (1937).
Abb.: "Schematische Figur eines Spielsteins zum Tao-Spiel, ½ nat. Größe", 1925 (IGPP-Archiv 10/32)
Weiterhin versuchte sich Karl Weidner als Erfinder und meldete beispielsweise 1925 das Patent für ein „Tao-Brettspiel“ an. Wann Karl Weidner gestorben ist, ist noch ungeklärt. Die spätesten überlieferten Aufzeichnungen stammen aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre.
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Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv Nr. 04-08, 1.4.2008