Dieser Tage hat das Bundesarchiv mit finanzieller Unterstützung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft\“ ein Informationsportal zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus im Internet gestartet. Das unter www.zwangsarbeit.eu auch direkt erreichbare Portal informiert über die Geschichte der Zwangsarbeit im nationalsozialistisch beherrschten Europa: Weitgehend rechtlos, diskriminiert, unter menschenunwürdigen Verhältnissen und bei schlechter Ernährung als „Menschenmaterial\“ für die Produktion in der Rüstungsindustrie, der Landwirtschaft und in Versorgungsbetrieben missbraucht, leisteten zwischen 1939 und 1945 mehr als 12 Millionen Frauen und Männer aus allen Teilen Europas Zwangsarbeit im Deutschen Reich.
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Portals, das ständig erweitert werden soll, ist die Geschichte der Entschädigung und der gesellschaftlichen Rehabilitation der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter seit 1945. Neben historischen Informationen und einer umfassenden Literaturübersicht enthält das neue Angebot eine Auswahl von Archivdokumenten und zeitgenössischen Fotografien sowie Berichte von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Im weiteren Ausbau des Portals wird eine Online-Recherche nach Archivgutbeständen zum Zwangsarbeitereinsatz realisiert. Zum Gelingen des Projekts werden zahlreiche deutsche und ausländische Staats- und Kommunalarchive sowie Kirchenarchive und Unternehmensarchive durch die Bereitstellung ihrer Bestandsinformationen maßgeblich beitragen.
Das \“Informationsportal zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus" richtet sich an folgende Zielgruppen:
Ehemalige Zwangsarbeiter(innen) und ihre Angehörigen:
Durch die Beschäftigung mit ihrem Schicksal trägt das Projekt zur Information der Betroffenen und zu einer moralischen Form der Entschädigung und zur Anerkennung ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) als Opfer des Nationalsozialismus bei.
Die historisch interessierte Öffentlichkeit:
Das Portal informiert umfassend über die Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus, ihre ideologischen Hintergründe, ihre Organisation und die Lebensumstände der Zwangsarbeiter(innen) sowie über den Umgang mit dieser Geschichte nach 1945 bis zur Gegenwart. Das Bundesarchiv trägt damit zur historisch-politischen Bildung und zur Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit der eigenen jüngeren Geschichte bei.
Die wissenschaftliche und heimatkundliche Forschung:
Durch die zentrale Bündelung der vorhandenen Kenntnisse über Archivbestände zum Thema NS-Zwangsarbeit im In- und Ausland und durch die Aufbereitung dieser Daten für eine regional- und ortsbezogene Recherche wird die rasche und zielsichere Ermittlung der jeweils einschlägigen Quellen ermöglicht. Interaktive Karten stellen die Recherchevorgänge in visualisierte geographische Kontexte. Das Bundesarchiv fördert durch die Erleichterung des Quellenzugangs weitere Forschungen zur Zwangsarbeit im Dritten Reich.
Außerdem enthält das Informationsportal eine Literaturübersicht, die regelmäßig aktualisiert wird, aussagekräftige digitale archivalische Dokumente und Biographien ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) sowie eine große Anzahl von Links zu Initiativen, Projekten und Einrichtungen, die sich mit der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus beschäftigen.
Die Aufbauphase des Projekts dauert vom 1.4.2007 bis zum 31.3.2009. Ein Basisangebot – noch ohne Recherchefunktion in Archivbeständen – wurde am 1.10.2007 ins Netz gestellt. Die einzelnen Tools werden während der Aufbauphase erweitert, ausgebaut und vervollständigt
Kontakt:
Karsten Kühnel
Telefon: 03018/7770-455
k.kuehnel@barch.bund.de